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NachDenkSeiten – Die kritische Website
Titel: Hinweise des Tages
Datum: 22. Juni 2010 um 7:59 Uhr
Rubrik: Hinweise des Tages
Verantwortlich: Wolfgang Lieb
Heute u. a. zu folgenden Themen: EU sorgt sich um Demokratie; Axel Weber wäre ein Risiko für den Euro; Rede Ottmar Schreiners zum“Sparpaket“; Ringen um das Existenzminimum; schrumpft, Millionäre wachsen; Die Linke und der Verfassungsschutz; massive Kritik an Betreibern des Uni-Klinikums Marburg; Partei-Sponsoring; wo die Nichtwähler wohnen; Erstklässler müssen zum Psychiater; in den Ferien; Komorowski – Hoffnung für die Deutschen; Santos wird Präsident in Kolumbien; Mail aus Kirgisistan; Festrede von Georg Schramm beim Prix Pantheon 2010. (KR/WL)
Vorbemerkung: Wir kommentieren, wenn wir das für nötig halten. Selbstverständlich bedeutet die Aufnahme in unsere Übersicht nicht in jedem Fall, dass wir mit allen Aussagen der jeweiligen Texte einverstanden sind. Wenn Sie diese Übersicht für hilfreich halten, dann weisen Sie doch bitte Ihre Bekannten auf diese Möglichkeit der schnellen Information hin.
(blau: Deutschland, rot: Spanien, RS)
And they say, “Thank you for your contribution. Clearly, this was about fiscal irresponsibility, and we need to enforce much stricter rules.”
Oh, and on monetary policy ― I find myself recalling how Rudi Dornbusch came down to breakfast one day and greeted a German central banker ― I don’t remember who ― with a cheery “And stable prices to you, sir!”
Quelle: NYT
Anmerkung Roger Strassburg (auf Krugmans Blog bis 22. Juni, 07:15 Uhr noch nicht freigeschaltet):
„It’s a good thing you’ve had a chance to spend some time here and see for yourself just how ideologically blinded the economists and policy makers here really are.
It’s interesting that Liz Mohn was also given a prize. She’s the widow of the late Reinhard Mohn, who used his media imperium, Bertelsmann, and the foundation that owns it, the Bertelsmann Stiftung, to promote neoliberal ideology and to influence policy accordingly. Mrs. Mohn, currently the head of the Bertelsmann Stiftung and as such effectively the head of the entire Bertelsmann conglomerate, is among those with the greatest influence on German economic policy. Mohn has also served as a member of the scientific advisory council of the IfW, the institution that gave you (and her) the award.
The IfW is one of several neoliberal think-tanks in Germany, so you were clearly visiting the right place to meet some of the folks behind current German policy. Hopefully you were able to get some of them to stop and think, but I doubt it. They know they’re right, and no amount of confrontation with evidence will change their minds – the earth is flat and that’s all there is too it!
It’s interesting that they gave you a prize at all. A German economist with your viewpoints would be branded as a heretic and burned at the stake professionally, as were numerous progressive economists at the think tank DIW after Klaus Zimmermann took the helm a number of years ago. Maybe they’ve made an exception for you because you come from the Land of Infinite Deregulation (at least in their minds). Maybe they think that economic thinking in the U.S. is a monoculture like it is in Germany, and that you, as an economist from the U.S., would think like they do. Hopefully, they noticed that \”even\” in the U.S., the supposed \”paradise\” of free markets, deregulation, low taxes, low wages (\”hey, America has a working poor, so we need one, too\”) and weak social welfare, not all leading economists are True Believers, as are almost all leading German economists.
The situation here is really pathetic. You need to come to Germany more often, so you can keep giving these folks hell!“
Anmerkung WL: Die DIW-Studie “Polarisierung der Einkommen” [PDF – 458 KB] wird nun auch aus Bankenkreisen bestätigt.
Anmerkung Orlando Pascheit: Etwas kritischer könnte dieser Beitrag schon ausfallen. Santos mag sich in der Tonart von Uribe unterscheiden, aber dies ändert nichts daran, dass er als Verteidigungsminister schwerste Menschenrechts-Verstöße mitverantwortete. Auch in seiner Amtszeit galt die geheime Armee Direktive 29, demnach jeder Soldat umgerechnet 1300 Euro für die Tötung eines Aufständischen kassierte. Diese beachtliche Summe führte dazu, dass Tausende von Unschuldigen verschleppte und ermordete wurden, nur um die Prämie zu kassieren.
“Wir befinden uns inmitten eines Krieges (Kirgisien, Stadt Osh). Hier passiert gerade etwas Furchtbares, Unvorstellbares!!! Das Erschreckende ist, daß in den Massenmedien nicht einmal ein Zehntel dessen wiedergegeben wird, was hier vor sich geht. Eine “Ethnische Säuberung”, wenn man so will. Ganze Stadtteile mit von Usbeken bewohnten Häusern sind bis aufs Letzte abgebrannt, Menschen werden in ganzen Familien inklusive Frauen und Kinder niedergemetzelt. Draußen sind ganze Berge von Leichen und Verletzten, denen niemand Hilfe leistet. Ganze “Armeen” junger Menschen kirgisischer Herkunft wüten in aufgebrachtem und oft nicht nüchternem Zustand bewaffnet durch die Stadt; sie töten und verbrennen alles, was ihnen in den Weg kommt.
Das ganze wird von der Politik unterstützt. Der innenpolitische Konflikt ist lange gereift, sodaß jemand jetzt auf sehr listige Weise davon Gebrauch machen konnte. Es scheint, als ob gerade deswegen die Staatsoberhäupter stillsitzen und darüber schweigen, was hier passiert. Mein Eindruck ist, daß das Weggucken unserer Regierung irgendwie durchdacht, geplant ist.
Sergey (mein Schwiegervater) ging heute morgen auf hohes Risiko und zu unser aller Schrecken aus dem Haus, um Lebensmittel zu holen. Auf der Straße lag ein verletzter, sterbender alter Mann. Sergey wollte ihm helfen und drehte ihn auf den Rücken um. In dem Augenblick kam eine Gruppe von Jugendlichen angerannt und begann, den Alten mit Füßen zu treten. Einer von ihnen schrie: “Das ist doch ein Kirgise!”; ein anderer entgegnete: “Nein, er ist Usbeke! Komm, wir zünden ihn an!” Als Sergey in Hilflosigkeit wegging, lag der Alte bereits tot und in Flammen auf der Straße.
Von offizieller Seite her wurde gesagt, man solle alle Gewalttaten und Chaos verhindern, aber daran hält sich hier niemand. Das Zugucken geht weiter! Helikopter fliegen herum und Autos fahren mit Blaulicht durch die Gegend, aber das alles passiert nur zum Schein – es gibt keinerlei aktive Hilfe von Seiten der Polizei oder offizieller Organisationen.
Letzte Nacht hat eine Kämpfergruppierung ein Militärgelände, nicht weit von unserem Haus, eingenommen. Dort gibt es Waffen, Helikopter und vieles mehr. Sie haben schon davor eine riesige Menge an Waffen gehabt (wir fragen uns, woher die ganzen “einfachen Leute”, die gegeneinander kämpfen solche Schusswaffen bekommen konnten?), und jetzt werden es immer mehr, und dazu noch schweres Kriegsgerät.
Für uns hier bedeutet das Ganze, daß wir nicht mehr an Lebensmittel kommen, vielen droht schon jetzt reale Hungersnot, denn die Reserven gehen zuende. Es wird uns verkündet, daß es Hilfslieferungen gibt mit Essen, Wasser und Medikamenten, aber das ist nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Brot ist gerade geliefert worden, aber seltsamerweise bekommen die Russen davon nichts ab. Wir wollen kein Brot! Wir wollen Leben!!! Warum wird in den russischen Nachrichten gesagt, daß sich der Zustand hier stabilisiert hat, obwohl hier alles immer schlimmer wird? Es gibt nur eine Antwort – jemand möchte nicht, daß die Welt davon erfährt. Oder sie tun einfach nur so, als würden sie es nicht bemerken.
Mein Ziel ist es, diese Nachricht so weit wie möglich zu verbreiten – daß so viele wie möglich weltweit von der Situation hier erfahren. Wir fürchten, alleine gelassen zu werden mit unserem Leid!!! Die Tatsache, daß der kleine Anteil an hier lebenden Russen bisher verschont wurde, ist wohl nur eine Frage der Zeit. Die wütende Bevölkerung hat Blut gerochen, den Kampf angesagt und gesehen, daß sie ungestraft davon kommen würden. Wir haben hier Todesangst! Jeden Tag wissen wir nicht, ob wir ihn noch überleben werden. Bitte, gebt diese Nachricht an alle Möglichen Seiten weiter, stellt sie in die Nachrichten und Foren!!! Bitte lasst uns nicht alleine!!! Dies ist ein ernsthafter Hilfeschrei!!!”
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