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NachDenkSeiten – Die kritische Website
Titel: Hinweise des Tages
Datum: 30. September 2009 um 9:15 Uhr
Rubrik: Hinweise des Tages
Verantwortlich: Wolfgang Lieb
(MB/WL)
Heute unter anderem zu folgenden Themen:
Vorbemerkung: Dieser Service der NachDenkSeiten soll Ihnen einen schnellen Überblick über interessante Artikel und Sendungen verschiedener Medien verschaffen.
Wir kommentieren, wenn wir das für nötig halten. Selbstverständlich bedeutet die Aufnahme in unsere Übersicht nicht in jedem Fall, dass wir mit allen Aussagen der jeweiligen Texte einverstanden sind. Wenn Sie diese Übersicht für hilfreich halten, dann weisen Sie doch bitte Ihre Bekannten auf diese Möglichkeit der schnellen Information hin.
Anmerkung WL: Fair wäre es allerdings gewesen, wenn der stern schon vor der Wahl auch schon solche Töne angeschlagen hätte.
Anmerkung WL: Übrigens: Gabriel wäre der zehnte SPD-Vorsitzende in 18 Jahren.
Anmerkung: Die Hoffnung, die Stephan Hebel auf Gabriel setzt, vermag ich nicht zu teilen. Gabriel hat sich bisher immer als Opportunist erwiesen. Als Nachfolger Schröders im Amt des niedersächsischen Ministerpräsidenten, hat er voll auf den Agenda-Kurs gesetzt und ist abgewählt worden. Er hat sich nie gegen den Strom gestellt und bestenfalls ganz am Schluss die Atomkraft-Karte gespielt.
Anmerkung WL: Eine Sammlung von Forderungen, die man in Erinnerung behalten sollte.
Anmerkung WL: Lesen Sie auch noch die Interessensverknüpfungen des gesundheitspolitischen Sprechers der FDP, Daniel Bahr, von Rainer Brüderle, Wolfgang Gerhard und anderen.
Nebenbei: Westerwelle ist bis zum 1. Oktober 2009 (!) noch im Beirat der TellSell Consulting die besonders bei PPP-Projekten berät. Mal sehen wer beim nächsten Privatisierungsvorstoß den Zuschlag als Berater erhält.
Denken wir an das jährliche Schauspiel der Tarifauseinandersetzungen. Die Gewerkschaften errechnen die erzielten Lohnzuwächse für ihre Mitglieder immer nur in Bezug auf das Arbeitnehmer-Bruttoeinkommen. Doch dabei lassen sie außer Acht, dass die Arbeitgeber diese prozentuale Erhöhung zusätzlich auch für den Arbeitgeberbeitrag zur Sozialversicherung zu bezahlen haben.
Das hat zur Folge, dass die Auswirkungen des ausgehandelten Lohnzuwachses auf die gesamten Arbeitskosten in der Öffentlichkeit im Allgemeinen unterschätzt werden.
Ich will es an einem Beispiel verdeutlichen: Angenommen, ein Arbeitnehmer in der Metallindustrie verdiente vor der aktuellen Tariferhöhung genau 3000 Euro brutto im Monat. Die IG Metall setzt eine Tariferhöhung von 4 Prozent durch. Damit steigt das monatliche Bruttoeinkommen des Arbeitnehmers um 120 Euro. Weil der Arbeitgeber bei einem monatlichen Arbeitnehmer-Bruttoeinkommen von 3000 Euro noch 585 Euro Sozialabgaben entrichtet, schlägt die vereinbarte Erhöhung auch auf diesen Betrag durch.
Damit erhöht sich die kostenmäßige Belastung durch diesen vermeintlichen vierprozentigen Lohnanstieg für den Arbeitgeber um weitere 23 Euro, insgesamt auf 143 Euro. Der tatsächliche Lohnsteigerungsfaktor beträgt also für den Arbeitgeber 4,8 Prozent. Entsprechend müsste also auch die Arbeitsproduktivität des Arbeitnehmers um 4,8 Prozent steigen. Da diese Zusammenhänge viel zu wenigen Bürgern bekannt sind, glauben die meisten eher den euphemistischen Angaben der Gewerkschaften, als dass sie das Lamento der Arbeitgeber ernst nähmen.
Anmerkung unseres Leser Professor Johannes Schmidt: Die absoluten Zahlen sind korrekt, völlig abenteuerlich ist aber Metzgers Rechnung, mit der er aus der Lohnsteigerung von 4% eine Kostensteigerung für den Arbeitgeber von 4,8% ermittelt, die dann zu ihrer Neutralisierung eine Erhöhung der Arbeitsproduktivität von ebenfalls 4,8% erforderlich mache.
Die Bruttolohnsteigerung von 120 EUR bedeutet für den Arbeitgeber aufgrund der zusätzlichen Arbeitgeberbeiträge in der Tat eine Arbeitskostenerhöhung von 143 EUR. Die angebliche Kostensteigerung von 4,8% kommt aber nur dadurch zustande, dass Metzger als Bezugsbasis für die Berechnung der Steigerungsrate den ursprünglichen Bruttolohn von 3.000 EUR verwendet (143/3000 = 4,8%). Richtig wäre es stattdessen, als Bezugsbasis die gesamten Arbeitskosten vor der Lohnerhöhung zu verwenden, die 3.585 EUR betragen. Dann beträgt die prozentuale Arbeitskostensteigerung für den Arbeitgeber selbstverständlich auch 4% (143/3.585) und nicht etwa 4,8%.
Damit aber nicht genug: Denn bei dieser Rate handelt es sich ja nur um die nominale Arbeitskostensteigerung. Um die erforderliche Steigerung der Arbeitsproduktivität zu ermitteln, muss man die Zielinflationsrate der EZB in Abzug bringen, die bekanntlich bei 1,9% (unter, aber nahe 2%) liegt.
Daraus ergibt sich eine erforderliche Produktivitätssteigerung von 2,1% (und nicht etwa von 4 oder gar 4,8%). Wird diese erreicht, so kommt es zu einer Lohnstückkostensteigerung von 1,9% (Arbeitskostensteigerung minus Produktivitätssteigerung). Da die Lohnstückkosten der wesentliche Bestimmungsfaktor der Inflationsrate sind, wird auf diese Weise dem Ziel der Preisstabilität Rechnung getragen – sowohl nach oben als auch nach unten.
Dass die (seriöse) Statistik bei den Vergleichen von Produktivitäts- und Arbeitskostenentwicklung natürlich auch immer von den gesamten Arbeitskosten ausgeht (incl. aller Sozialversicherungsbeiträge), davon hätte sich Metzger etwa durch einen Blick in die AMECO-Datenbank der EU und ihre entsprechende Variablendefinition leicht überzeugen können.
Das Beste kommt aber noch: Die oben zitierten Sätze aus Metzgers Buch entstammen einem Kapitel, das die Überschrift trägt „Wir Deutschen – ein Volk von ökonomischen Analphabeten“; darin erregt sich Metzger über die mangelnde ökonomische Bildung in Deutschland und fordert die Aufklärung über entsprechende Zusammenhänge (auch bereits in der Schule). Das muss man sich mal vorstellen: Da schießt jemand bei der Beurteilung eines vergleichsweise elementaren wirtschaftlichen Zusammenhangs auf einer halben Seite gleich zwei Böcke auf einmal – die er der Leserschaft nichtsdestotrotz stolz als Trophäen präsentiert – und hat dann noch die Stirn, dem Rest der Welt ökonomisches Analphabetentum vorzuwerfen. Eine Entzauberung derartiger Publizisten tut wirklich not.
Anmerkung WL: Jetzt werden eben die Schecks für die Wahlkampfhilfen präsentiert.
Dazu:
Anmerkung WL: Die Steuerhinterzieher sind unschuldig, schuld ist die Liechtensteiner Bank.
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