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NachDenkSeiten – Die kritische Website
Titel: Hinweise des Tages (2)
Datum: 19. Juni 2009 um 17:20 Uhr
Rubrik: Hinweise des Tages
Verantwortlich: Wolfgang Lieb
(WL)
Unter anderem zu folgenden Themen:
Vorbemerkung: Dieser Service der NachDenkSeiten soll Ihnen einen schnellen Überblick über interessante Artikel und Sendungen verschiedener Medien verschaffen.
Wir kommentieren, wenn wir das für nötig halten. Selbstverständlich bedeutet die Aufnahme in unsere Übersicht nicht in jedem Fall, dass wir mit allen Aussagen der jeweiligen Texte einverstanden sind. Wenn Sie diese Übersicht für hilfreich halten, dann weisen Sie doch bitte Ihre Bekannten auf diese Möglichkeit der schnellen Information hin.
Gäbe es nicht das Europaparlament, dessen Zustimmung der Portugiese benötigt, seine Mandatsverlängerung wäre wahrscheinlich im Umlaufverfahren per Unterschrift längst erledigt.
Quelle: Salzburger Nachrichten
Viele Unternehmen in Deutschland haben in den vergangenen Jahren – auch unterstützt durch die Hartz-Reformen – neben der Kernbelegschaft eine flexible Randbelegschaft aus Zeitarbeitern und befristet Beschäftigten aufgebaut. (…) In Phasen des wirtschaftlichen Abschwungs kann sich das Unternehmen relativ schnell von diesen Beschäftigten trennen. Die Randbelegschaft funktioniert damit als Puffer gegen konjunkturelle Schwankungen und trägt dazu bei, den Bestandsschutz der Beschäftigten der Kernbelegschaft zu gewährleisten.
“Arbeitsmarktflexibilisierung ist per se kein Allheilmittel”. In der Krise führen die geläufigsten Bewältigungsstrategien vielmehr zu einer ungleichen Verteilung von Kosten und Risiken, mit der sich einerseits junge und gering qualifizierte Menschen – je nach Branche, Position, Qualifikation, Einkommen oder Geschlecht aber auch die Kernbelegschaften auseinandersetzen müssen.
Quelle: Telepolis
Niederland betonte: “Reale Einkommensverluste sind vorprogrammiert, ohne dass der Zug in Richtung Altersarmut gestoppt wird.” Es hätte ausgereicht, die statistischen Sondereffekte der Kurzarbeit für einen begrenzten Zeitraum herauszurechnen, ohne in die Rentenformel selbst einzugreifen. Damit wären die längerfristig negativen Folgen vermieden worden. Es sei bedauerlich, dass entsprechende Vorschläge, z. B. vom Institut für Makroökonomie (IMK) der Hans-Böckler-Stiftung, nicht aufgegriffen wurden.
Statt in immer kürzeren Abständen in die Rentenformel einzugreifen, sei ihre grundlegende Reform notwendig, stellte der Bundesgeschäftsführer klar. “Dazu gehören die Streichung der Kürzungsfaktoren und die Rückkehr zur Lohnbezogenheit der dynamischen Rente. Das Rentenniveau darf nicht immer weiter absinken. Wer heute ein durchschnittliches Arbeitseinkommen hat, muss sicher sein, dass seine spätere Rente deutlich oberhalb einer Grundsicherung liegt. Und wer ein niedrigeres Arbeitseinkommen hat oder längere Zeit arbeitslos war, darf nicht in Altersarmut fallen.”
Es gehe um eine langfristig angelegte Politik der Alterssicherung, die auch den Jüngeren das Vertrauen gebe, dass sie im Alter nicht in Armut geraten werden. “Für die Talfahrt im Leistungsniveau der gesetzlichen Rente sollten endlich Stoppzeichen gesetzt werden. Ansonsten werden die Vorboten der Altersarmut, die bereits heute bei Langzeitarbeitslosen, Niedrigverdienern und unterbrochenen Erwerbsverläufen sichtbar werden, sich bald massenhaft in der älteren Generation niederschlagen. Dass dies nicht geschieht, liegt im Interesse aller Generationen, auch und gerade der Jüngeren.”
Quelle: Volkssolidarität
Der Umfang der Allgemeininteressen, die herangezogen werden können, ist bei der von der Dienstleistungsrichtlinie auch erfassten Niederlassungsfreiheit zwar erheblich größer als bei der Dienstleistungsfreiheit. Wegen der unklaren Abgrenzung zwischen beiden Grundfreiheiten werden sich jedoch tatsächlich niedergelassene Anbieter die Dienstleistungsfreiheit zunutze machen können. Vermag sich das Zielland nicht auf ein schützenswertes Allgemeininteresse berufen, kann der Dienstleistungserbringer allein nach den Vorgaben seines Herkunftslandes handeln.
Quelle: Welt der Arbeit
“Ich habe einen Vertrag mit B+K, der Rest interessiert mich nicht”, sagt Maria Daniela Schulze, die QF-Direktorin. “Ich zahle zwischen sieben und neun Euro für die Reinigung eines Zimmers an meinen Dienstleister. Das ist oberstes Niveau. Dem Hotel die niedrigen Löhne anzulasten, ist deshalb unfair.”
Man könne die Debatte ja auch einmal anders führen, sagt die Managerin. “Es gibt viel zu wenige geeignete Arbeitskräfte, die qualifiziert, mit hoher Arbeitsmoral und Enthusiasmus ihren Job verrichten.” Enthusiasmus für 3,56 Euro pro Stunde?
Quelle: Spiegel Online
Doch nun kommen andere Signale aus Berlin. Die Hilfe des Bundes ist noch in der Schwebe. Der Bürgschaftsausschuss prüfe die von Quelle beantragte Absicherung eines Kredits derzeit “sehr intensiv”, sagte ein Sprecher von Bundeswirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg. Insbesondere müsse das Risiko der Verbürgung sorgsam abgewogen werden.
Dass die bayerische Staatsregierung bereits Zusagen gemacht habe, binde den Bund nicht.
Quelle: FR
Egal, wie hoch der Steuersatz ist, den Millionäre zahlen, egal, wie hoch die Transferzahlungen sind, die arme Familien erhalten: einem solchen Widerspruch wird, weil er sichtbar, emotional greifbar und deshalb politisch verwertbar ist, immer ein unbändiges Argument zu Veränderung innewohnen. Wie die potenzielle Energie des Steines, der irgendwo am Berghang liegt, egal auf welcher Höhe. Sie wirkt, bis der Stein ins Tal gerollt und liegen geblieben ist. Im Tal des Einheitslohnes und der Einheitswohnung.
Quelle: Welt Online
Anmerkung WL: Es ist im Prinzip immer die gleiche Polemik: Wer mehr Gerechtigkeit verlangt, ziele letztlich auf die Gleichmacherei von Einheitslohn und Einheitswohnung. Mit diesem argumentativen Trick, wird verkleistert, dass es in den letzten Jahren eine massive Umverteilung von unten noch oben gegeben hat. So sanken etwa seit 2003 die Bruttolöhne aller Be-schäftigten im Durchschnitt real um fast drei Prozent während die Profite um über 30 Prozent zulegen konnten. Oder: Im Vergleich zum Durchschnittsgehalt der Beschäftigten im Jahr 1987 betrugen die Managereinkommen noch das 14-fache, im Jahre 2006 aber das 44-fache. Einschließlich Aktienoptionen beträgt das Verhältnis bei der Telekom 47, bei Siemens 59, bei Volkswagen 61, bei Lufthansa 94.
Man polemisiert gegen Umverteilung von oben nach unten und legitimiert die Umverteilung von unten nach oben.
Das Belohnungssystem des Gehirns reagiere auf kurzfristige Gewinne und den Anblick von Geld “wie Kokain”. Seine Aktivierung könne “süchtig machen”.
Die Mechanismen des Nervensystems müssten beim Aufbau eines staatlichen Regelsystems zur Behebung der Finanzkrise mehr berücksichtigt werden.
Quelle: FR
Anmerkung WL: Jetzt haben unsere großen Neurobiologen Clement und Merz endlich den Schuldigen ausgemacht, nein, es ist nicht der Raubtierkapitalismus, sondern es sind die menschlichen Gene, die die Finanzkrise verursacht haben. Vielleicht müsste man also den Zockern nur eine Art Methadon-Kur verschreiben, um sie von ihrer Sucht zu entziehen.
»Pfizer hält Studien unter Verschluss«, beschwerte sich in der vergangenen Woche das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (Iqwig). Das Iqwig bewertet seit 2004 den Nutzen von Arzneimitteln. Als das seit 1997 zugelassene Antidepressivum Edronax an die Reihe kam, nannte Hersteller Pfizer sieben Studien mit insgesamt 1500 Patienten.
Doch die Blockade hat Methode. »Wir haben bisher nur zu 60 Prozent unserer Anfragen vollständige Informationen von den Herstellern erhalten«, sagt Beate Wieseler vom Iqwig. Die Produzenten hatten unverbindlich Transparenz zugesichert. So hat auch Pfizer vereinbart, eine Liste aller Studien vorzulegen, »aber Pfizer und andere Pharmaunternehmen erfüllen diese Selbstverpflichtung nicht«, sagt Wieseler. »Häufig unterschreiben sie zwar die Vereinbarung, aber legen trotzdem nicht alle Studien offen. Wir haben dann keine Sanktionsmöglichkeiten.«
Quelle: Die Zeit
Seit Wochen verbreiten Medien und Gesundheitsbehörden Alarmstimmung wegen der Schweinegrippe, auch Neue Grippe genannt. Die Weltgesundheitsorganisation hat gerade die höchste Pandemiestufe ausgerufen.
Als Wundermittel gegen diesen neuen Virus wird das Grippemedikament Tamiflu gepriesen. Dabei ist zweifelhaft, ob das Mittel wirklich so wirkt, wie propagiert wird. Entwickelt wurde das Medikament für die ganz normale Grippe. Seit der Hysterie um die Vogelgrippe macht der Pharmakonzern Roche ein Riesengeschäft mit Tamiflu.
Prof. Bernd Mühlbauer ist Pharmakologe. Er warnt vor den überzogenen Erwartungen an Tamiflu.
Das ist überhaupt nicht belegt, ob Tamiflu überhaupt in irgendeiner Form der Grippe jemals einen Todesfall verhindert hat. Wir wissen nicht mal aus der Vogelgrippe, wo es relativ breitflächig eingesetzt wurde, ob es überhaupt eine Wirksamkeit hatte.
Auch das Versprechen, Tamiflu reduziere in großer Zahl schwere Komplikationen wie Lungenentzündung, sei übertrieben. Zu wenige Patienten profitierten wirklich davon.
Vergessen werden oft die Nebenwirkungen, die Tamiflu auch hat.
Quelle: rbb Kontraste
Sehrbrock verwies darauf, dass sich Bund und Länder beim Bildungsgipfel auf konkrete Ziele geeinigt haben: Es soll weniger Jugendliche ohne Schul- und Berufsabschluss geben, deutlich mehr Menschen studieren und die frühkindliche Bildung ausgebaut werden. Dafür wollen Bund und Länder mehr ins Bildungswesen investieren. „Die Umsetzung der Dresdner Beschlüsse darf nicht weiter im Hinterzimmer der Kultusminister verhandelt werden. Wir brauchen eine große gesellschaftliche Debatte über eine nationale Bildungsstrategie“, sagte die stellvertretende DGB-Vorsitzende.
Sehrbrock befürchtet, dass durch die aktuelle Wirtschafts- und Finanzkrise notwendige Bildungsinvestitionen ins Hintertreffen geraten. „Während für Bad Banks schnell Milliarden bereitgestellt werden, steht der Hochschulpakt unter Finanzierungsvorbehalt. Das ist das falsche Signal. Wir brauchen mehr Geld für Sozialarbeiter an Ganztagsschulen, für gute Erzieherinnen und Erzieher und für eine Verbesserung der Lehre an den Hochschulen“, erklärte Sehrbrock.
Quelle: DGB
Sachsen-Anhalts Kultusminister Jan-Hendrik Olbertz (parteilos) widersprach den Studierenden, dass die neue Studienstruktur gescheitert sei. Olbertz und andere Kultusminister räumten aber “erhebliche Umsetzungsprobleme” ein. Sachsens Wissenschaftsministerin Eva-Maria Stange (SPD) kündigte an, man werde in der KMK “die sehr starren Rahmenempfehlungen” für die neue Studienstruktur überdenken.
Quelle: FR
Heidi Klein von der Organisation LobbyControl, die am Montag als Sachverständige im Innenausschuss gehört werden soll, will erreichen, dass Politiker nicht mehr unmittelbar nach dem Ausscheiden aus der Politik als Berater zu Unternehmen wechseln dürfen. «Wir sehen das Problem, dass es durch ein zunehmendes Machtungleichgewicht zwischen Lobbygruppen und Politik zu einem Demokratiedefizit kommen kann.» LobbyControl hatte jüngst den Skandal bei der Bahn um verdeckte PR- Aktionen aufgedeckt. Die Bahn hatte Ende Mai eingeräumt, dass in ihrem Auftrag Meinungsumfragen veröffentlicht sowie Meinungsbeiträge und Leserbriefe in Zeitungen und Internetforen untergebracht wurden.
Quelle: Zeit
Passend dazu:
Christoph Metzelder und die globalisierte Welt
Während draußen die lautstarken Proteste des Bildungsstreiks toben und die Massen sich in Richtung Rotes Rathaus in Bewegung setzen, um dort ihrem Unmut über die Bildungsreformen kräftigen Ausdruck zu verleihen, sitzen drinnen, wie im Auge des Sturms, im altehrwürdigen Gebäude der Berliner Humboldt-Universität, rund 200 Studenten und Studentinnen, um Christoph Metzelder zu lauschen bei seinen Ausführungen über die soziale Marktwirtschaft. Ja, dem Fußballer Metzelder, seines Zeichens Nationalspieler, ehemals bei Borussia Dortmund und derzeit in Diensten von Real Madrid, einem der reichsten Fußballclubs der Welt. Dieser Christoph Metzelder hält eine Vorlesung in der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät im Auftrag der Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft (INSM) über „Eigeninitiative, Leistungsbereitschaft und Wettbewerb als Voraussetzung für die Entfaltung individueller Freiheit“, wie dem Ankündigungstext zu entnehmen ist. Die meisten, die hergekommen sind, wollen ihn mal von Nahem sehen, deshalb sehen sie auch gerne darüber hinweg, was er sagt und vor allem: für wen er es sagt. Vielleicht wissen sie es auch nicht oder wollen es nicht wissen. Es klingt ja auch irgendwie gut und richtig, was da auf den Plakaten steht: Metzelder hält einen Vortrag über „Bildung für alle“.
Quelle: Der Freitag
Siehe auch:
Arbeitgeber finanzieren journalistische Inhalte
Quelle: NDR Zapp
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