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NachDenkSeiten – Die kritische Website
Titel: Hinweise des Tages
Datum: 17. Juni 2009 um 9:13 Uhr
Rubrik: Hinweise des Tages
Verantwortlich: Wolfgang Lieb
(MB/WL)
Heute unter anderem zu folgenden Themen:
Vorbemerkung: Dieser Service der NachDenkSeiten soll Ihnen einen schnellen Überblick über interessante Artikel und Sendungen verschiedener Medien verschaffen.
Wir kommentieren, wenn wir das für nötig halten. Selbstverständlich bedeutet die Aufnahme in unsere Übersicht nicht in jedem Fall, dass wir mit allen Aussagen der jeweiligen Texte einverstanden sind. Wenn Sie diese Übersicht für hilfreich halten, dann weisen Sie doch bitte Ihre Bekannten auf diese Möglichkeit der schnellen Information hin.
“Es brennt lichterloh.” So kommentierte Ende Mai ein Kenner der Materie die Lage Porsches. Denn der Stuttgarter Autohersteller hat offenbar mit Banken komplexe Finanzkonstruktionen über rund 20 Prozent der Anteile am Volkswagen-Konzern abgeschlossen, die zum großen Teil im Juni aufgelöst werden könnten und dann einen enormen Finanzierungsbedarf bei Porsche auslösen würden (…)
Um wie viel Geld es letztendlich geht, ist nur dem Porsche-Management bekannt. Mal war von rund 2,5 Mrd. Euro die Rede – mal sogar von einem niedrigen zweistelligen Milliardenbetrag. Porsche war die Optionsgeschäfte ursprünglich eingegangen, um seinen Anteil an VW auf mehr als 75 Prozent auszubauen (…)
Der Freitag dieser Woche ist der Tag der Wahrheit für Porsche: Am 19. Juni werden 670.000 Verkaufsoptionen auf VW-Aktien fällig, wobei jede Option 100 Aktien umfasst. Sie decken 23 Prozent des Stammkapitals von Europas größtem Autobauer ab, und damit höchstwahrscheinlich mehr Aktien, als sich überhaupt noch im Streubesitz befinden. Dieses hohe Verhältnis dürfte in der Geschichte des deutschen Leitindex Dax einmalig sein.
Quelle: FTD
Die Willkür dieses Vorgehens liegt auf der Hand. Für die Betroffenen ist es ein Geschenk, das einer Lizenz zum Gelddrucken gleichkommt.
In Europa wurden diese Gestaltungsmöglichkeiten in modifizierter Form weitgehend übernommen. Manche Institute machen davon Gebrauch, andere nicht…Ein direkter Vergleich der (beiden) Banken wird dadurch unmöglich, eine belastbare Aussage über die Qualität der Ergebnisse erst recht.
Ein Wertverlust ist aber nun mal ein Wertverlust und muss in der Bilanz abgebildet werden. Deshalb ist es richtig, Wertminderungen bei zum Verkauf verfügbaren Finanzinstrumenten vom Eigenkapital abzuziehen, wenn sie nicht tatsächlich verkauft werden. Wohin es führen kann, wenn man dies nicht tut, lässt sich bei der Hypo Real Estate besichtigen.
Der Immobilienfinanzierer war Ende 2008 de facto pleite, durfte aber wegen seiner amtlich festgestellten Systemrelevanz nicht bankrottgehen. Um die Schließung zu vermeiden, rechnete man den Verlust des vergangenen Jahres von 5,4 Mrd. Euro bei der Ermittlung der aufsichtsrechtlichen Kapitalquoten einfach nicht an. Begründung: Es lag noch kein testierter Jahresabschluss vor.
Wenn so etwas zur Regel werden sollte, dann sind das trübe Aussichten – auch für die Steuerzahler. Denn wenn die Bürger schon mit ihrem Geld die Banken retten, sollten sie wenigstens wissen, wie es um die Institute bestellt ist.
Quelle: FTD
Anmerkung M.M.: Das ist nicht in allen Punkten hundertprozentig korrekt beschrieben, die Auswirkungen sind aber richtig dargestellt. Auf eine Besonderheit wurde nicht eingegangen, die aber noch viel schlimmere Auswirkungen in den Bankbilanzen hat. Es wurde die Möglichkeit geschaffen, den Fair Value toxischer Papiere, für die kein aktiver Markt mehr besteht, nach zwei Methoden zu ermitteln:
Die in den Bankbilanzen ausgewiesenen Vermögenswerte sind weit von objektivierbaren Werten entfernt. Stattdessen sind die Bilanzen zu einem Produkt von finanzmathematischer Willkür verkommen. Um den Anschein von Willkür zu verschleiern, wurden viele Seiten Papier bedruckt, die den finanzmathematischen Modellen einen Rahmen vorgeben. Letztendlich bleibt es aber bei einer Willkür, auf der auch die Ermittlung von bankaufsichtsrechtlichen Kennziffern basiert.
Die Vorgängerbanken der Hypo Real Estate, wie die Bayerische Hypotheken- und Wechselbank, haben nach Angaben eines ehemaligen Mitarbeiters systematisch Immobilien zu hoch bewertet. Durch die falschen Bewertungen sei der deutsche Pfandbriefmarkt heute teilweise nicht ausreichend besichert, sagt Marian Vesely im Interview mit Frontal21. Für die Verpflichtungen aus den Pfandbriefen soll nun der Steuerzahler haften.
Quelle: ZDF Frontal21
Anmerkung Professor Karl-Joachim Schmelz: Zutreffend werden die größeren Zusammenhänge hergestellt und dargelegt.
Ergänzend darf ich darauf hinweisen und insoweit frühere Nachrichten über die große Bedeutung von „Rechtsprechung als systemische Kontrollinstanz“ weiterführen:
Hätte der XI. BGH-Zivilsenat (unter dem damaligen Vorsitzenden Nobbe) seine verfassungsrechtliche Aufgabe erfüllt und nicht seit Ende der 1990’er Jahre mit seiner ‚Schrottimmobilien’-Rechtsprechung das Recht über die Grenze des Unerträglichen hinaus zugunsten der Banken verbogen, wäre die Bombe schon damals hochgegangen. Hätte der XI. BGH-Zivilsenat nämlich die HYPO-Bank dem bis dahin geltenden Recht gemäß zu Schadenersatz verurteilt, wären dem deutschen Steuerzahler nicht nur 100 Milliarden Euro Belastungen erspart geblieben (es werden mit Sicherheit noch viel mehr), sondern der Skandal hätte schon damals zu einer verschärften Überprüfung der ‚Banken-Praxis’ geführt. Das hätte auch Auswirkungen darauf gehabt, wie und in welchem Ausmaß Deutschland von der ‚Finanzkrise’ ge- und betroffen wurde (…)
Die große Frage, die sich mir stellt:
Die späte ‚Tochter’ der HYPO-Bank, die HRE wird vom Staat ‚gerettet’. Wer rettet die Opfer der HYPO-Bank, die jetzt von der HRE wegen ihrer unsäglichen ‚Schrottimmobilien’-Kredite kujoniert und mit Zwangsversteigerungen (nicht der Schrottimmobilien, sondern ihrer Familienheime) bedroht werden ?
Noch lebt die Mehrzahl der HYPO-Geschädigten. Sind diese Mitbürger nur ‚Kollateralschäden’ der Exzesse wildgewordener Banker, auf deren Party Politiker, Aufseher und manche Richter munter mitgetanzt haben?
Wer als Kunde einen eingeräumten Dispositionskredit überzieht, bekommt nach den Beobachtungen der Verbraucherzentrale meist nicht sofort eine Kreditkündigung. Vielmehr werde eine weitere Überziehung geduldet und mit einem erhöhten Zinssatz belegt; bei der Commerzbank zur Zeit 18,74 Prozent. Damit liege das Institut „im Spitzenfeld“ der deutschen Banken, so die Verbraucherzentrale. Darüber hinaus verlangt die Bank in ihren allgemeinen Geschäftsbedingungen noch ein Entgelt von fünf Euro für vom Kunden veranlasste Transaktionen.
Quelle: Die Welt
Anmerkung WL: Das Casino ist wieder geöffnet, so als wäre nichts gewesen.
Wird Europa am Ende stärker getroffen als die USA?
Das ist schon jetzt der Fall. Im ersten Quartal 2009 lagen die USA annualisiert knapp 6,0 Prozent im Minus, in Deutschland waren es minus 10,0 Prozent. Das liegt an der verzögerten Reaktion auf die Krise, aber auch an Deutschlands Abhängigkeit vom Welthandel.
Wie steht es um die europäischen Banken?
Viele schreiben nicht genug ab oder tun es nicht ausreichend schnell. Das Vorgehen beim Aufräumen der Bankbilanzen ist in Europa zurückhaltender. Das liegt auch daran, dass bei vielen die Probleme noch gar nicht vollständig offen liegen. Das könnte ausgerechnet dann passieren, wenn die Arbeitslosenquote in den meisten europäischen Ländern die Marke von zehn Prozent erreicht. Das würde die Schwächeren in große Probleme bringen.
Quelle: Handelsblatt
Das Grundübel der Krise aus deutscher Sicht sind die strukturell hohen Exportüberschüsse. Dadurch ist das Land anfälliger für Schwankungen in der Weltkonjunktur. Und schlimmer noch: Die Exportüberschüsse haben auf Umwegen die Banken geschwächt. Da Leistungsbilanzüberschüsse nichts anderes sind als ein Überschuss an nationalen Ersparnissen (das Leistungsbilanzdefizit ist die Differenz zwischen national Erspartem und Investiertem), ist es kein Wunder, dass gerade deutsche Banken so tief im Schlamassel hängen. Sie haben die überschüssigen Ersparnisse in ausländische Wertpapiere investiert. China tat das ebenso. Nur haben die Chinesen etwas konservativer gezockt, indem sie US-Staatsanleihen kauften. Die erste strukturelle Maßnahme, die wir in Deutschland daher treffen müssen (und in China auch), ist eine Reduzierung der Exportabhängigkeit und eine Politik zur Stärkung des inländischen Konsums. Sonst geht es uns wie Japan seit den 90er-Jahren.
Quelle: Financial Times Deutschland
Anmerkung WL: Wie sollte aber eine Stärkung des inländischen Konsums ohne weitere Konjunkturprogramme möglich sein?
Anmerkung eines Nachdenkseiten-Lesers: Nach diesem Beitrag mache ich mir endgültig ernsthafte Sorgen um dieses Land. Sowohl G8 als auch IWF haben es bis jetzt noch nicht für nötig gehalten, die Ursachen dieser Krise zu analysieren bzw. in Zukunft zu unterbinden. Stattdessen unverblümte Rufe nach der Mehrwertsteuererhöhung, Angst machen vor der Hyperinflation und nicht zuletzt immer und immer wieder betonen, dass man große Konjunkturpakete auf den Weg gebracht und damit Schlimmeres verhindert hat.
Bis auf die Telekom und die Deutsche Bank erzielten im vergangenen Jahr alle Unternehmen bei ihren Rentenanlagen Verluste. Am schlimmsten erwischte es jedoch die vermeintlichen Finanzexperten der Deutschen Börse, die ein krachendes Minus von fast 37 Prozent verkraften mussten.
Quelle: Manager Magazin
Anmerkung MB: Axel Börsch-Supan, Versicherungsvertreter mit Professorentitel, ist dem aufmerksamen Nachdenkseiten-Publikum sicher ein Begriff. Sein Mannheimer Forschungsinstituts Ökonomie und Demographischer Wandel (MEA) wird u.A. von der Versicherungswirtschaft finanziert. Ansonsten lesen wir in diesem Artikel nur oberflächliches BlaBla über die Ansichten nicht näher definierter Experten und Fachleute aus nicht näher bekannten Kreisen.
Quelle 2: Nachdenkseiten vom 24.08.2006
Doch nicht nur die EU-Hilfen für die Fischereiwirtschaft fehlen, auch die Agrar-Datenbank ist unvollständig. Bayern weigert sich, die Zahlungsempfänger im Freistaat preiszugeben. Die EU erwägt deswegen ein Strafverfahren gegen Deutschland vor dem Europäischen Gerichtshof (EuGH). “Wenn ein Bundesland nicht veröffentlicht, werden wir uns nicht scheuen, ein Vertragsverletzungsverfahren einzuleiten”, sagte der Sprecher von Agrarkommissarin Mariann Fischer Boel, Michael Mann.
Insgesamt umfasst der EU-Agraretat jährlich mehr als 50 Milliarden Euro – Deutschland zahlt rund neun Milliarden Euro ein und erhält 5,4 Milliarden Euro zurück.
Quelle: Tagesschau
Hier die bislang bekannten Top 10 der Empfänger (ohne Bayern):
Quelle: Die Zeit Online
Anmerkung WL: Versuchen Sie mal die Liste der Empfänger auf den Portalen der Bundesregierung zu erreichen. Man müsste da genauer von Verschleierung statt von „Transparenz“ sprechen.
Siehe auch:
Agrarsubventionen: Die feinen Bauern
Auf der Liste werden, so viel ist jetzt schon sicher, nicht nur die normalen Bauern und Agrargesellschaften stehen, sondern eine Reihe von Unternehmerpersönlichkeiten, die sich aus Idealismus, Nostalgie oder aus vermögensstrategischen Gründen ein bisschen Landwirtschaft zugelegt haben.
Zu den Großlandwirten mit mehreren Hektar gehört auch der Mitbegründer des Finanzdienstleisters MLP, Bernd Termühlen, der Betriebe entlang der Ostsee erworben hat. Als besonders lukrativ, was öffentliche Zuwendungen angeht, könnten sich seine Äcker in Polen erweisen. Von 2013 an werden dort die Subventionen auf westeuropäisches Niveau anghoben. Zu den Subventionsempfängern gehören auch Konzerne wie RWE, die das Geld automatisch für die Renaturierungsgebiete früherer Braunkohlereviere erhalten. Selbst Golfclubs dürfen auf Geld aus Brüssel hoffen. Einer der größten Nutznießer dürfte der einzige Bauer an der Börse sein: Die KTG AG bewirtschaftet rund 20.000 Hektar in Deutschland und 5000 in Litauen. Die deutsche Landwirtschaft erhält insgesamt 5,4 Milliarden Euro EU-Subventionen pro Jahr.
In Großbritannien findet sich auf der Empfängerliste „Her Majesty the Queen of England“ wieder. Elisabeth II, eine der reichsten Frauen Europas, bekam für 2008 mehr als eine halbe Million Euro für ihre Farm in Sandringham, teilt die zuständige Behörde mit. Ihr Sohn Charles bezog für seine zwei Farmen 210.000 Euro
Quelle: Frankfurter Allgemeine
Siehe dazu:
WSI: Einheitliche Wettbewerbsordnung für Krankenversicherungen steigert Effizienz und Gerechtigkeit
Die Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts, wonach die Bestimmungen zum Basistarif in der Privaten Krankenversicherung (PKV) verfassungsgemäß sind, unterstützt Ansätze, sowohl die Effizienz als auch die Gerechtigkeit im deutschen Gesundheitswesen zu steigern. Die international fast einmaligen Wettbewerbsverzerrungen auf dem deutschen Krankenversicherungsmarkt lassen sich aber nur abstellen, wenn Gesetzliche (GKV) und Private Krankenversicherung einer einheitlichen Wettbewerbsordnung unterliegen. Darauf weist Dr. Simone Leiber hin, Sozialversicherungsexpertin des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) in der Hans-Böckler-Stiftung.
Quelle: Hans-Böckler-Stiftung
Anmerkung WL: Ob die Medien so nachgebohrt hätten, wenn sie nicht selbst betroffen gewesen wären?
Mit dem ausgehandelten Kompromiss sind auch weiterhin untergeschobene Einwilligungen zur Nutzung und Weitergabe persönlicher Daten in den Allgemeinen Geschäftsbedingungen möglich. Die in früheren Entwürfen noch enthaltene separate Einwilligung wurde aus dem Gesetz gestrichen. Auch bei der angekündigten Abschaffung des Listenprivilegs sind die Koalitionäre vor der Lobby der Direktmarketing- und Versandhandelsverbände eingeknickt. Ursprünglich hatte die Regierung die Losung ausgeben, den nach dem Listenprivileg möglichen Datenhandel ohne Zustimmung der Verbraucher gänzlich zu verbieten. Nun wird die Nutzung listenförmiger Daten in einer Vielzahl von Fällen möglich sein. Zudem wird es weder ein generelles Koppelungsverbot noch das Verbandsklagerecht bei Datenschutzverstößen geben. Durch die vorgesehenen Übergangs- und Evaluationsfristen wird es außerdem mindestens drei Jahre dauern, bis dieses „vermurkste Gesetz“ wieder neu angefasst wird.
Quelle: Verbraucherzentrale Bundesverband
Ein unschönes Beispiel dafür hat jetzt Stefan Niggemeier aufgetan, ehemals Medienjournalist bei der FAZ, nun als freier Autor einer der ernst zu nehmenden Blogger. Unter dem Motto “Geht sterben” hat er jüngst einen grotesken Auswuchs der Überforderung von Journalisten und / oder Sparsamkeit bei Verlagen demonstriert. Die können sich bei der Deutschen Presse-Agentur unter anderem ein Komplett-Paket bestellen, den dpa-feed: Für die Online-Ausgaben der Zeitungen werden aktuelle Nachrichtenblöcke eingekauft und automatisch auf die Web-Site gehoben. Und so geschah es auch vor gut einer Woche, am 7. Juni. Da meldete dpa: “Frank Schirrmacher erhält Ludwig-Börne-Preis”. Und unter dieser Überschrift stand dann: “Beyoncé hat sich im April mit ihrem neuen Film ,Obsessed’ an die Spitze der US-Kinocharts gespielt. Der Thriller erinnert stark an ,Eine verhängnisvolle Affäre’ von 1987.” Dazu ein Bild Schirrmachers, der seine Laudatorin Necla Kelek umarmt. Diese abstruse Kombination fand sich in gleich 13 (!) Online-Auftritten deutscher Zeitungen und Zeitschriften: Von der Süddeutschen Zeitung über die Lausitzer Rundschau bis zu stern.de und Zeit-online. Bei einigen war das Kürzel “dpa” vor dem Text stehen geblieben, bei anderen war es entfernt worden, , die Augsburger Allgemeine aber setzte “az” als Kürzel vor die Meldung: Da muss also jemand hingesehen haben und doch blind gewesen sein für das eklatante Auseinanderklaffen von Bild und Text.
Quelle 1: Frankfurter Rundschau
Quelle 2: Stefan Niggemeier
Anmerkung WL: Vielleicht sind die NachDenkSeiten der FR in letzter Zeit zu sehr auf die Hühneraugen getreten, dass wir dort nicht mehr erwähnt werden.
Anmerkung WL: Ein typischer Spiegel-Artikel. Die Forderungen der 230 beteiligten Organisationen werden als diffus und links abgetan.
Jens Wernicke antwortet Mit Marcuse:
Die Linke ist gespalten! Die Linke war immer gespalten! Nur die Rechte, die nicht für irgendwelche Ideen kämpfen kann, ist geschlossen!
Am 19. Juni 1999 unterzeichneten 29 europäische Länder die Bologna-Erklärung und gelobten damit, innerhalb eines Jahrzehnts einen gemeinsamen Hochschulraum zu schaffen. Inzwischen sind schon 46 europäische Staaten am “Bologna-Prozess” beteiligt. Ein Erfolgsmodell?
Wohl kaum. Deutschland ist immer noch Schlusslicht der Industriestaaten bei der Bildungsfinanzierung. Seit gut drei Jahrzehnten fahren die Unis mit ca. 100 Prozent Überlast, gerade die Geisteswissenschaften werden finanziell ausgehungert: Seit 1995 gingen dort 660 der ca. 7.000 Professuren verloren. An deutschen Hochschulen plagen sich mittlerweile 600.000 der insgesamt ca. zwei Millionen Studierenden in den verdichteten und berufsbezogen auf Employability getrimmten Kurzstudiengängen zu Bachelor und Master. Viele haben dabei den Eindruck, das Recht auf Bildung werde zunehmend durch bloße Berufsausbildung ersetzt, listig getarnt durch den Euphemismus “Bologna” – als älteste Universität Europas eigentlich ein Symbol für Wissenschaft, Kultur und Bildung. Widerstand gegen Bologna kam bislang vor allem von Professoren und Hochschullehrern, oft jedoch wenig wirksam mangels einer gemeinsamen Linie.
Quelle: Telepolis
Quelle: DSW [PDF – 84 KB]
Im Rahmen des Projektes soll ein Konzept für die Entwicklung eines globalen Hochschulrankings entwickelt werden, das die Schwächen der existierenden weltweiten Rankings vermeidet und mit Blick auf unterschiedliche nationale Strukturen und Kulturen im Hochschulsektor einen fairen und validen internationalen Vergleich ermöglicht.
Fachlich unterstützt wird das Vorhaben für den Bereich des Wirtschafts-Rankings von der European Foundation for Management Development (EFMD) und für das Ranking ingenieurwissenschaftlicher Studiengänge von der European Federation of National Engineering Associations (FEANI).
Anmerkung WL: Nun wird das CHE seine Ranking-Ideologie auch noch auf die europäische Ebene, ja sogar weltweit ausdehnen. Das vor allem mit dem Ziel, Wettbewerb als Steuerungsinstrument für die Hochschulen zu propagieren. Und das alles gefördert durch die EU und damit aus Steuergeldern.
Typisch ist die fachliche Unterstützung durch die European Foundation for Management Development. Die EFMD ist eine Stiftung in der sich zahlreiche Unternehmen u.a. Banken, aber auch weltweit operierende Unternehmen von Coca Cola oder Daimler oder Unternehmensberater wie Ernst & Young als Netzwerk auf dem Feld der Managemententwicklung zusammengeschlossen haben und als Lobby auf europäischer Ebene tätig ist. Die Kriterien an Hand deren die „Qualität“ der wirtschaftswissenschaftlichen Fachbereichen gemessen wird,
kann man sich also schon vorstellen.
Siehe zum CHE-Ranking auch das CHE-Hochschulranking 2009/10 ist alles andere als ein Studienführer
Anmerkung Georg Lind: Belohnung kann vieles sein und Anerkennung ist eindeutig nicht finanziell. Aber die Internetzeitung “bildungsklick” hat in dem Bericht angeblich gelesen, den Lehrern fehle es an finanziellen Anreizen, sonst würden sie besser unterrichten. Das steht so nirgends im Bericht! Und es würde auch nicht stimmen. Natürlich muss hochwertige Arbeit in allen Bereichen der Gesellschaft angemessen bezahlt werden. Aber darüber hinaus, führen finanzielle Anreize kaum zur Steigerung der Arbeits- (Unterrichts-) Qualität. Mehr Geld kann keine schlechte Aus- und Fortbildung kompensieren, wie das von vielen Lehrern in der TALIS-Studie beklagt wird. Aber so weit ist der Redakteur wohl nicht mit dem Lesen gekommen.
Die GEW schreibt:
Bekanntermaßen hatte die KMK seinerzeit eine Beteiligung nicht für nötig gehalten und abgelehnt. Daraufhin hat die GEW im vergangenen Jahr ihre Mitglieder auf der Grundlage der offiziellen TALIS-Fragebögen selbst befragt. An der GEW-Online-Befragung nahmen über 3000 Lehrkräfte und über 300 Schulleiterinnen und Schulleiter teil. Die Ergebnisse für Deutschland werden am Donnerstag in Berlin im Rahmen eines Presseworkshops unter Beteiligung von Prof. Dr. Matthias von Saldern sowie Vertretern der OECD und der TUAC (Trade Union Advisory Commitee der OECD) vorgestellt.
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