Startseite - Zurück - Drucken
NachDenkSeiten – Die kritische Website
Titel: Hinweise des Tages
Datum: 12. Juni 2009 um 9:24 Uhr
Rubrik: Hinweise des Tages
Verantwortlich: Albrecht Müller
(MB/AM)
Heute unter anderem zu folgenden Themen:
Vorbemerkung: Dieser Service der NachDenkSeiten soll Ihnen einen schnellen Überblick über interessante Artikel und Sendungen verschiedener Medien verschaffen.
Wir kommentieren, wenn wir das für nötig halten. Selbstverständlich bedeutet die Aufnahme in unsere Übersicht nicht in jedem Fall, dass wir mit allen Aussagen der jeweiligen Texte einverstanden sind. Wenn Sie diese Übersicht für hilfreich halten, dann weisen Sie doch bitte Ihre Bekannten auf diese Möglichkeit der schnellen Information hin.
Kommentar AM: Die Abgrenzung gegen die Linke ist offenbar das gravierendste Problem des SPD-Bundesgeschäftsführer. Da ist Hopfen und Malz verloren. Auch die Logik dieses leitenden Herrn ist beachtlich. Aus den Abläufen in Hessen lernt er, dass die SPD mit der Linkspartei nicht zusammengehen darf. Genau diese Linie hatte der SPD bei der erneuten Wahl im Januar einen Riesenverlust gebracht.
Bei der SPD ist die Stimmung im Keller.
Wer von den Parteigranden in diesen Tagen auf das Parteivolk trifft, muss sich warm anziehen – so wie Andrea Nahles am Mittwochabend in Stuttgart. Sie redete das EU-Wahlergebnis schön. Die Basis sagte: “Wir können es nicht mehr hören.” Ortstermin in der ideologischen Kampfzone der SPD.
[…]
“Werde konkret, Andrea!”
Eine halbe Stunde lang referierte die stellvertretende Parteivorsitzende über verantwortlichen Kapitalismus, amerikanische Rating-Agenturen und fairen Lastenausgleich. Die Leute im Waldheim wollten anderes hören. “Das haben wir alles schon tausendmal gehört. Wir können’s nicht mehr hören. Jetzt werd’ doch mal konkret, Andrea” – doch von den Zwischenrufen ließ sich Kampflächlerin Nahles, die Positive, nicht beirren.
Nach einem weiteren Vortrag des ehemaligen Bundesministers für wirtschaftliche Zusammenarbeit und schwäbischen SPD-Lokalhelden Erhard Eppler durften dann endlich die Basis-Mitglieder ans Mikro. Und die wurden so konkret, dass es Andrea Nahles sichtlich die Laune verhagelte.
Nahles’ Lächeln verschwindet
“Das Wort Niederlage kam bei dir gar nicht vor, Andrea, und das bei nur zwölf Prozent, die wir in Bayern erreicht haben”, brüllte Thomas Volkmann, erster Vorsitzender vom Ortsverein Tübingen, ins Mikrofon. “Will der Parteivorstand da einfach durch oder wie stellt der sich das vor?” Und Rainer Nase, Vorstand vom Ortsverein Weikersheim, legte nach. “Wir brauchen klare eindeutige Worte. Die Parteispitze in Berlin, die macht konsequent das Gegenteil davon. Andrea, wo hast du denn mal einen Standpunkt und stehst dann auch dazu?” Das Lächeln auf dem Gesicht von Andrea Nahles war jetzt verschwunden.
Mit verschränkten Armen, grimmig Kaugummi kauend, verfolgte die Vize-Parteivorsitzende die Anschuldigungen, die auch aus Schorndorf, Stuttgart und Göppingen auf sie einprasselten. “Die Leute auf der Straße glauben uns nicht mehr”, erklärte Rita Haller-Heid, Landtagsabgeordnete aus Tübingen. “Wir müssen unsere Fehler endlich eingestehen, damit wir unsere Glaubwürdigkeit wieder bekommen. Der erste wäre zum Beispiel, die Rente mit 67 rückgängig zu machen.” Schlimmer hätte es für Andrea Nahles auf einer Versammlung der CDU, wo sie Stimmen für das Wahlprogramm der SPD werben sollte, auch nicht kommen können.
Debatte? Nicht erwünscht
“Ich verstehe ja Eure Emotionen”, versuchte die die Parteivorsitzende die Stimmung zu besänftigen. “Aber jetzt ist einfach der falsche Zeitpunkt dafür.” Und damit war klar, worum es eigentlich geht: nämlich um den Bundesparteitag am kommenden Sonntag und damit um die Bundestagswahl im Herbst. Sollte es jetzt zu größeren Diskussionen innerhalb der Partei kommen, fürchten die Sozialdemokraten noch mehr Stimmen zu verlieren. “Kapiert Ihr denn nicht, dass wir am Sonntag ein gutes Wahlprogramm verabschieden müssen?”, flehte Andrea Nahles fast schon die etwa einhundert anwesenden Genossen an. “Ihr glaubt doch nicht ernsthaft, dass wir sagen können, was wir in den letzten Jahren alles falsch gemacht haben und uns dann die Leute wählen! Das interessiert die Leute doch auch nicht, wenn wir in den Eingeweiden der SPD rumwühlen.”
[…]
Quelle: Stern
Der Einsatz von Andrea Nahles zeigt erste „Erfolge“:
Die blanke Not eint die SPD
Die völlig unerwartete Niederlage (???, KR) hat die SPD geeint – in der Angst, noch tiefer zu fallen. Jetzt bloß keine Kritik an Kanzlerkandidat Frank-Walter Steinmeier, bloß kein öffentliches Zerwürfnis – das ist die Botschaft aller Parteiflügel vor dem Wahlparteitag am Sonntag in Berlin. Johannes Kahrs, der Sprecher des rechten Seeheimer Kreises, warnt, “den Kurs zu ändern”. Björn Böhning, der Sprecher der SPD-Linken, klingt, was selten passiert, ähnlich wie Kahrs. Auf dem Parteitag, meint Böhning, werde es “kaum kontroverse Debatten oder Nachhutgefechte geben”. Die zahlreichen Änderungsanträge für den Wahlparteitag hat die SPD-Linke eigenhändig abgeräumt. Alle Antragsteller, so Karl Lauterbach, seien “sehr kooperativ” gewesen.
Quelle: TAZ
Anmerkung unseres Lesers G.K.: Die in der öffentlichen Diskussion aufgeworfene Frage, ob das Kaufhaus-Konzept “Alles unter einem Dach” noch zeitgemäß ist, hat durchaus ihre Berechtigung. Bei einer Verdichtung der zukünftig noch verbleibenden Kaufhäuser in einer “Deutschen Warenhaus AG” ist jedoch ebenso der kartellrechtliche Aspekt zu bedenken: Es würde zukünftig wahrscheinlich ein Weniger an Wettbewerb im Warenhaussektor und generell im Einzelhandel herrschen. Dies auch unter dem Blickwinkel, dass beispielsweise die Elektronikmärkte Saturn und Media-Markt zum Konzerngebilde der Kaufhof-Muttergesellschaft (Metro) gehören. Die (unabhängig von Arcandor) auch im europäischen Vergleich sehr schlechte Entwicklung der deutschen Einzelhandelsumsätze ist vor allem eine Folge des seit vielen Jahren in Deutschland betriebenen Lohndumping. Auch im Zeitraum Januar bis April 2009 ist der reale Einzelhandelsumsatz lt. Mitteilung des Statistischen Bundesamtes gegenüber dem Vorjahreszeitraum erneut um 2,4 Prozent gesunken.
Anmerkung Martin Betzwieser: Irgendwie klingt das verdächtig nach PPP in spe.
Kommentar AM: Bitte immer bedenken, dass die frühere und die jetzige Bundesregierung diese sogenannten Investoren eingeladen und steuerlich gefördert hat.
Anmerkung Martin Betzwieser: Die Werbung für die angeblich beste private Krankenkasse oben wirkt etwas deplatziert. Aber ein solcher Artikel ist sehr, sehr ungewohnt, nachdem wir den Stern wegen seiner Haltung zur gesetzlichen Sozialversicherung seit Jahren kaum noch mit der Pinzette anfassen wollen.
Anmerkung eines NDS-Lesers: In Deutschland haften Wirtschaftsprüfer auch. Wenn sie denn mal verurteilt werden … und dann mit sage und schreibe 4 Millionen Euro bei börsennotierten Mandaten.
Hauptadresse: http://www.nachdenkseiten.de/
Artikel-Adresse: http://www.nachdenkseiten.de/?p=3997