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NachDenkSeiten – Die kritische Website
Titel: Hinweise des Tages
Datum: 10. Juni 2009 um 10:04 Uhr
Rubrik: Hinweise des Tages
Verantwortlich: Wolfgang Lieb
(WL)
Heute unter anderem zu folgenden Themen:
Vorbemerkung: Dieser Service der NachDenkSeiten soll Ihnen einen schnellen Überblick über interessante Artikel und Sendungen verschiedener Medien verschaffen.
Wir kommentieren, wenn wir das für nötig halten. Selbstverständlich bedeutet die Aufnahme in unsere Übersicht nicht in jedem Fall, dass wir mit allen Aussagen der jeweiligen Texte einverstanden sind. Wenn Sie diese Übersicht für hilfreich halten, dann weisen Sie doch bitte Ihre Bekannten auf diese Möglichkeit der schnellen Information hin.
“Das ist der stärkste Einbruch der Nachkriegszeit”, sagte ein Statistiker.
Auch im Vergleich zum Vormonat sanken die Ausfuhren mit 4,8 Prozent unerwartet deutlich. Von der Nachrichtenagentur Reuters befragte Experten hatten lediglich mit einem kalender- und saisonbereinigten Minus von 0,1 Prozent gerechnet.
Die Einfuhren sanken im April um 5,8 Prozent im Vergleich zum Vormonat. Experten hatten ein Plus von 0,2 Prozent vorhergesagt. Insgesamt wurden Waren im Wert von 54,4 Milliarden Euro importiert. Das waren 22,9 Prozent weniger als im April 2008.
Quelle: SZ
Das Inlandsgeschäft sank um 52 Prozent. Bei der Auslandsnachfrage musste die Schlüsselbranche ein Minus von 60 Prozent im Vergleich zum Vorjahresniveau hinnehmen. Im Vergleich der drei Monate Februar bis April, der weniger von kurzfristigen Schwankungen beeinflusst wird, lag das Minus gegenüber dem Vorjahreszeitraum bei 47 Prozent.
Quelle: FAZ.Net
Wirkungsvoller wären deshalb höhere Lohnabschlüsse. Sie müssen allerdings so hoch sein, dass sie nicht wie im vergangenen Jahr direkt von der Inflation wieder aufgefressen werden. Höhere Löhne würden auch nicht gleich, wie vielfach befürchtet, die deutsche Exportwirtschaft abwürgen – dafür sind die deutschen Produkte viel zu gut und viel zu gefragt auf dem Weltmarkt.
Quelle: Welt Online
Anmerkung WL: Ein lucidum intervallum in der erzkonservativen Welt.
Die Regierung hat schnell erkannt, dass die politische Rendite einer Arcandor-Rettung gering ist. Die öffentliche Meinung hat sich gedreht. Wer soll das alles bezahlen?
Quelle: taz
Anmerkung WL: Unser Leser G.K. schreibt: „Nebenbei bemerkt:
Die Bundesagentur für Arbeit übernimmt nun für 3 Monate die Zahlung der Löhne und Gehälter an die in Insolvenz gegangenen Unternehmensteile von Arcandor.“
Der Betrag der dafür bezahlt werden muss dürfte sicherlich ähnlich hoch liegen, wie die Bürgschaft, die nun verweigert wurde. Aber diese Kosten dürfen ja die Arbeitnehmer und die Arbeitgeber mit ihren Beiträgen zur Arbeitslosenversicherung aufbringen.
Heute klingt der seltene Anflug von Selbstkritik des Topmanagers wie ein schlechter Witz: Arcandor steht unmittelbar vor der Pleite – und die Staatsanwaltschaft Essen prüft die Einleitung eines Ermittlungsverfahrens gegen den 56-Jährigen.
Quelle: taz
Mit Opel sei ein “gefährlicher Präzedenzfall” geschaffen worden, warnt der Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung in einer von der “Frankfurter Allgemeinen Zeitung” zitierten Erklärung. Verfahre der Staat weiter so, drohten verheerende Folgen zulasten der Steuerzahler, so die fünf Wirtschaftsweisen. Den Steuerzahlern würden hohe Risiken aufgebürdet, ohne an möglichen künftigen Gewinnen restrukturierter Firmen beteiligt zu sein. “Die Gefahr ist groß, dass sich der Staat mit der Drohung hoher Arbeitsplatzverluste nötigen lässt”, heißt es in der Erklärung.
Quelle: Handelsblatt
Anmerkung WL: Wo blieb eigentlich dieser Appell als es darum ging, mit Bankenrettungsschirme jedenfalls auch die Casino-Spieler zu schützen oder wenn es darum geht über die Badbanks Garantien für die toxischen Papiere zu übernehmen. Man mag die Rettung von Opel für falsch halten, aber Sprache ist verräterisch: „Die Gefahr ist groß, dass sich der Staat mir der Drohung hoher Arbeitsplatzverluste nötigen lässt“. Die Spekulanten dürfen den Staat wohl nötigen. Es gibt eben zweierlei Klassen, diejenigen die Geld und Vermögen haben, für deren Verlust darf der Staat sich verschulden, für diejenigen, die nur ihren Arbeitsplatz haben aber nicht.
Insgesamt wurden allein über die deutschen Behörden im Haushaltsjahr 2004/2005 rund 435,3 Millionen Euro aus Brüssel gezahlt. Seitdem ist der Betrag kräftig gesunken, auf zuletzt 97,7 Millionen Euro. Doch für dieses Jahr erwarten Experten einen drastischen Anstieg. Der Grund ist, dass die EU auf Betreiben vor allem der deutschen Agrarministerin Ilse Aigner (CSU) die zwischenzeitlich gestoppten Exportsubventionen für Milchprodukte wieder eingeführt hat.
Quelle: taz
Auch ein Gespräch zwischen Deutsche Bahn AG, KPMG und LobbyControl am vergangenen Freitag brachte nicht die gewünschte Offenlegung. Eine lückenlose Aufklärung, wie sie Bahnchef Grube angekündigt hatte, sähe anders aus. Deshalb ist nun die Politik gefragt, die notwendige Aufklärung durchzusetzen und für die Zukunft verpflichtende Transparenzregeln zu schaffen. Wir möchten Sie daher bitten, sich für die nötigen politischen Konsequenzen aus der PR-Affäre der Bahn einzusetzen.
Quelle: LobbyControl [PDF – 107 KB]
Anmerkung WL: Das Franz Walter dieses Interview gerade mit der „Welt“ macht, empfinde ich als ziemlich schofel. Zugegeben er hat schon früher den Kurs der SPD als verheerend kritisiert, aber dass in einem Blatt, das die SPD nun ständig in die linke Ecke zu stellen versucht, nun auch noch einen SPD-Kritiker von Links den Abgesang singen lässt, ist nur noch boshaft.
Doch die Frage eines schwedischen Reporters traf den Präsidenten des EU-Parlaments an einer sehr empfindlichen Stelle: Wie weit die Wahlbeteiligung noch sinken müsse, bevor das EU-Parlament wieder dazu übergehe, nationale Delegationen nach Brüssel zu entsenden, wollte der Journalist wissen. 57 Prozent der Wahlberechtigten waren nämlich zu Hause geblieben, noch einmal zwei Prozent mehr als vor fünf Jahren.
Verdreifacht hat sich die Gruppe der “Sonstigen”, die im scheidenden Parlament zu wenig Gemeinsamkeiten aufbrachten, um eine eigene Fraktion zu bilden…In Dänemark, Finnland, Italien und den Niederlanden verzeichneten ausländerfeindliche Parteien starken Zuwachs. In Ungarn, Rumänien und Bulgarien siegten Rechtsextremisten und EU-Gegner. Auch zwei britische Rechtsextreme sitzen erstmals im EP. Rein rechnerisch könnte dieses Gemisch für eine rechtsextreme Fraktion ausreichen.
Auch die Umsetzung des Lissabon-Vertrags könnte sich durch das Wahlergebnis in Großbritannien weiter verzögern. Falls es dort vorgezogene nationale Neuwahlen gibt und die Konservativen erwartungsgemäß gewinnen, will Parteichef David Cameron ein Referendum über den Lissabon-Vertrag abhalten.
Quelle: taz
Ziel der ÖPP-Vorhaben sei die effiziente Bereitstellung öffentlicher Infrastruktur, heißt es in der Antwort weiter. 2007 seien 13 Projekte mit 327 Millionen Euro gefördert worden, 2008 zehn Projekte mit 254 Millionen und 2009 bisher drei Projekte mit 133 Millionen Euro.
ÖPP-Projekte umfassten insbesondere Planungs-, Finanzierungs- und Betriebsleistungen sowie technisches und logistisches Gebäudemanagement, schreibt die Regierung. Sponsoringpartnerschaften sind nach Angaben der Regierung keine ÖPP-Vorhaben.
Quelle: Deutscher Bundestag
Anmerkung WL: Für die Bundesregierung eine Erfolgsbilanz, das dicke Ende für den Steuerzahler wird nach aller Erfahrung folgen. Warum sollte eigentlich das sale and lease back beim Staat besser funktionieren, als bei Arcandor?
„Die gegenwärtige Krise ist nicht nur von außen über Deutschland hereingebrochen, sie kommt auch von innen“. Zu diesem Schluss kommt eine aktuelle Publikation aus dem Institut Arbeit und Qualifikation (IAQ) der Universität Duisburg-Essen, die den Umbruch im deutschen Kapitalismusmodell im Vorfeld der gegenwärtigen Weltwirtschaftskrise thematisiert.
Ausgehend vom Bonmot der Bundeskanzlerin, Deutschland solle „gestärkt aus dieser Krise hervorgehen“, wird der Frage nachgegangen, mit welchen Stärken und Schwächen der deutsche Kapitalismus in die Krise hineingegangen ist. Im Anschluss an die Analyse der wichtigsten Veränderungen im „Modell Deutschland“ in den zurückliegenden zwei Jahrzehnten werden fünf Branchen unter die Lupe genommen, an denen besonders interessante Aspekte des Aufbrechens der traditionellen Verknüpfung von wirtschaftlichem und sozialem Erfolg studiert werden können: die Automobilindustrie, der Einzelhandel, der Bauarbeitsmarkt, die Altenpflege und der Öffentliche Personennahverkehr.
Abschließend wird die deutsche Entwicklung in den europäischen Zusammenhang gestellt und die viel diskutierte Frage behandelt, ob wir gegenwärtig eine „Rückkehr des Staates“ erleben. Mit Verweis auf die Erfahrungen nordeuropäischer Länder plädiert der Herausgeber für eine „Stärkung des Staates als regulierender und umverteilender Institution sowie als Investor und Dienstleister im gesamtgesellschaftlichen Interesse.“ Eine solche Neuorientierung habe nichts mit „Staatsgläubigkeit“ zu tun, hebt Lehndorff hervor, sondern sei die überfällige „Abkehr vom marktgläubigen Staat“.
244 Seiten | (2009) EUR 19.80 | ISBN 978-3-89965-325-0
Hauptadresse: http://www.nachdenkseiten.de/
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