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NachDenkSeiten – Die kritische Website
Titel: Hinweise des Tages
Datum: 21. April 2009 um 9:08 Uhr
Rubrik: Hinweise des Tages
Verantwortlich: Wolfgang Lieb
(KR/WL/AM)
Heute unter anderem zu diesen Themen:
Vorbemerkung: Dieser Service der NachDenkSeiten soll Ihnen einen schnellen Überblick über interessante Artikel und Sendungen verschiedener Medien verschaffen.
Wir kommentieren, wenn wir das für nötig halten. Selbstverständlich bedeutet die Aufnahme in unsere Übersicht nicht in jedem Fall, dass wir mit allen Aussagen der jeweiligen Texte einverstanden sind. Wenn Sie diese Übersicht für hilfreich halten, dann weisen Sie doch bitte Ihre Bekannten auf diese Möglichkeit der schnellen Information hin.
Anmerkung AM: Diese Einlassungen kann ich auf weite Strecken nicht nachvollziehen. Es fängt schon bei Zimmermann an, der die alte Litanei nachbetet, wonach vor allem die Landesbanken einen erheblichen Anteil an der Bankenkrise hätten und fordert, dass diese jetzt privatisiert werden müssten. Absurd. Haben die privaten Institute HRE, Commerzbank, Dresdner Bank und IKB besser gewirtschaftet?
Der Artikel zielt eindeutig auf Stimmungsmache für die Übernahme der Risiken der Banken insgesamt durch den Bund ab. Steinbrück und die Bundeskanzlerin versuchen offenbar Stimmung zu machen für ihre Entscheidung, die Wettschulden des Casinobetriebs auf die Allgemeinheit zu verlagern.
Wichtig ist es schon, dass wir ein funktionierendes Bankensystem brauchen, wie Gustav Horn meint. Aber müssen dafür jeder Bank die selbstverschuldeten Risiken abgenommen werden? Es wäre doch auch denkbar, dass der Bund zum Beispiel mithilfe der Sparkassen, der Volksbanken, vielleicht bei Rückkauf der Postbank auch mithilfe dieser, und der KfW und vor allem mithilfe der Zentralbanken die Kreditversorgung sicherstellt?
Warum gehen wir nicht den Weg, den Galbraith vorgeschlagen hat, und spalten die Banken auf, übernehmen die normalen Kreditgeschäfte und lassen den schlechten Teil in Insolvenz gehen?
Es sollte bedacht werden, was der Aufsichtsrat der HRE Endres laut Frankfurter Rundschau vom 21. März in Berlin gesagt hat: Nur 10-20 % des Inhalts der Bankbilanzen gehen auf das normale Kreditgeschäft zurück, der Rest sei „artifiziell“. Sollen wir als Staat und Steuerzahler die finanzielle Verantwortung für artifizielle Produkte übernehmen?
Wenn so verfahren wird, wie Strauß-Kahn und die anderen Zitierten vorschlagen, dann wird es nicht zu einer Konsolidierung, und das heißt aus meiner Sicht auch zu einer Schließung des Casinos und damit zu einem Rückbau des Bankenwesens, kommen. Dann wird weitergemacht wie bisher. Die Schulden werden dann von der Allgemeinheit übernommen. Die Investmentbanker und verwandte Kollegen können weiter zocken. Dass dies so angelegt ist, wird auch an einem kleinen Detail sichtbar: Die Praxis der Banken hat sich kaum geändert, Druck auf ihre Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen auszuüben, damit diese weiterhin riskante Anlageprodukte anbieten.
Bundesbankpräsident Axel Weber schlägt deshalb vor, die giftigen Papiere “zum aktuellen Buchwert” beim Soffin in einen Mobilisierungsfonds mit separat geführten Konten auszulagern. Dafür erhalten die Banken staatlich garantierte, verzinste Anleihen des Fonds. “Bei Verlusten soll die faire Lastenverteilung zwischen Banken und Steuerzahlern erst am Ende der Laufzeit erfolgen”, sagt Weber.
Auch wie Steinbrücks Bad-Bank-Modell für die Privatbanken genau aussehen wird, ist unklar. Auf jeden Fall will er eine hohe Gebühr für die Absicherung der faulen Papiere verlangen. Und in die abgesicherten, institutseigenen Zweckgesellschaften dürfen nur illiquide – also nicht handelbare – Papiere verschoben werden, schlug er noch vor wenigen Tagen vor. Toxische Altlasten wie verpackte Hypotheken klammer US-Hausbesitzer sollen die Banker dagegen selbst entschärfen.
Quelle: Spiegel Online
Es gebe eine noch tiefer gehende und beunruhigendere Übereinstimmung, so Johnson: “Elitäre Interessengruppen wirkten entscheidend an der Entstehung der Krise mit. Mit der impliziten Unterstützung der Regierung gingen sie immer mehr Risiken ein, bis zum unvermeidlichen Zusammenbruch.” Der Reichtum im Finanzsektor habe den Bankern zudem gewaltiges politisches Gewicht verliehen. Jetzt verhindere dieser Einfluss eine Lösung der Krise. Die Banken “wollen nicht das volle Ausmaß ihrer Verluste eingestehen, weil sie dann vermutlich als zahlungsunfähig dastehen würden”. Ungesunde Banken würden also entweder keine Kredite vergeben und das Geld horten oder waghalsige Risiken eingehen, die sich auszahlen oder auch nicht. In jedem Fall leide die Wirtschaft darunter, wodurch sich die Finanzlage der Banken weiter eintrübe – ein “äußerst zerstörerischer Kreislauf”. Dass sich die mächtigen Finanzinstitute dagegen sperren, ihre Verluste einzugestehen, könnte Johnson zufolge unmöglich machen, der Krise zu entrinnen. Die USA genießen das Privileg, in ihrer eigenen Währung Geld aufnehmen zu können. Dadurch lassen sich Risse im Gemäuer leichter übertünchen – und eine Krise in einen langen wirtschaftlichen Missstand verwandeln. Wir haben eine Serie von Ad-hoc-Maßnahmen gesehen, hinter denen die Absicht steht, so viel vom Finanzsystem zu retten wie möglich, und zwar so großzügig, wie es sich die politischen Entscheider gerade noch ungestraft erlauben können.
Quelle: FTD
Anmerkung Orlando Pascheit: Der Einwand von Martin Wolf, dass in den USA keine offene Korruption herrsche, ist schwach. Es ist nur die im fortgeschrittenen Kapitalismus übliche, etwas intelligentere Form von Beziehungsgeflechten. Der zweite Einwand, dass die Politik heute gefangen sei zwischen der Angst der Elite vor Insolvenzen und der Abneigung der Öffentlichkeit gegen Rettungspakete, ist kein Argument gegen die These vom “stillen Coup”, den Johnson beschreibt, denn dieser erfolgte vorher. Erschreckend ist die Zahl, welche die reale Macht des Finanzsektors abbildet. Dieser war im Jahre 2002 (!) für 41 Prozent der US-Firmengewinne verantwortlich.
Wie aber soll der Staat mit den sich abzeichnenden sozialen Verwerfungen von Arbeitslosigkeit und steigendem Armutsrisiko umgehen? Statt hier einem tagespolitischen Aktivismus à la Kindergeldbonus das Wort zu reden, gilt es, sich darauf zu besinnen, dass wir einen funktionierenden Sozialstaat haben. Wenn wir jetzt zu viel Geld für Einzelmaßnahmen ausgeben, wird womöglich später angesichts der Verschuldung der Ruf nach Sozialkürzungen laut. Es geht also darum, den Sozialstaat in seiner Substanz zu erhalten: als Rettungsanker für den Einzelnen und Garant für sozialen Frieden. Und wir müssen seine strukturell wirksamen Maßnahmen stärken. Fazit: Die Entrüstungskultur über gierige Manager sollte einer fundierten ordnungspolitischen Debatte über bessere Wirtschafts- und Sozialstrukturen Platz machen.
Quelle: FR
Anmerkung Orlando Pascheit zu beiden vorstehenden Artikeln (Ziffer 4 und 5): Je länger die Diskussion über die Ursachen der gegenwärtigen Krise anhält, desto mehr wird anscheinend die Verantwortung des Einzelnen zurückgedrängt. Besonders beliebt ist neuerdings das System als Letztursache der Krise. Allerdings wärmen nicht irgendwelche Alt-Linke wieder die Systemfrage auf, sondern genau die Marktapologeten, die sich bisher damit hervortaten, an die Initiative und Eigenverantwortung von Hart IV- Empfängern zu appellieren. Angesichts der gewaltigen Schieflage bei der Verteilung von Vermögen und Einkommen, einer noch nie gekannten Expansion des Niedriglohnsektors und einer wachsenden Armut fragt man sich, wo der Volkswirt und Theologe Nils Goldschmidt einen funktionierenden Sozialstaat ausmacht.
Ärgerlich macht, dass der Ökonom Goldschmidt die Wurzeln seiner Profession nicht kennen will und Gier als individuelle Krankheit abtun möchte. “Own advantage”, “self interest” oder “own interest” bei Adam Smith ist nichts anderes die durch einen Rationalisierungsprozess gelaufene natürliche Leidenschaft, Habgier, von der David Hume meinte, sie sei eine “universelle Leidenschaft, die zu allen Zeiten, an allen Orten und auf alle Menschen wirkt.” Seit Smith gilt allen liberalen Ökonomen als Leitsatz: “By pursuing his own interest, he frequently promotes that of the society more effectually than when he really intends to promote it”.
Zu einer fundierten ordnungspolitischen Debatte gehört zunächst einmal die Frage, warum im Finanzmarkt jede “ordo” abgeschafft wurde und dieser deshalb im Laissez-faire-Chaos enden konnte. Und hier soll der Eigennutz der handelnden Personen in Politik und Wirtschaft keine Rolle gespielt haben? Warum wohl geht die Zahl der Lobbyisten in Berlin und Brüssel in die Tausende? Warum wohl landen Spitzenleute der Politik reihenweise nach dem Ausscheiden aus ihren Ämtern als hochdotierte Berater in der Wirtschaft? Dieses System ist nicht über Nacht über uns gekommen, es ist von Menschen gemacht, die darin ihren Vorteil gewahrt wissen. Sie sind zur Verantwortung zu ziehen – ob das böse oder verführte oder was für Menschen auch immer das für Gesine Schwan sind. Weder die Politik, noch die Wirtschaft, weder der Hinterbänkler im Parlament noch der kleine Anlageberater in der Bank ist aus der Verantwortung zu entlassen. Es ist schon beachtlich, zunächst sollten wir die Mär glauben, dass nur eine kleine Minderheit von Mathematikern in den Banken um das Risiko der von ihnen kreierten, giftigen Produkte wussten, ihre Chefs das nicht ganz erfassten und die Berater an den Schaltern gar keine Ahnung hatten. Jetzt sind sie alle Opfer des Systems. – Wenn wir in der Logik dieser Anschauung blieben, wäre die Aufarbeitung der NS-Zeit sinnlos.
Zum Zusammenspiel von Politik und Banken siehe auch:
Seit Mittwoch ist bekannt: Die UBS will 8700 Stellen abbauen. Als die Bank im Februar die Bonuszahlungen für das Jahr 2008 festlegte, rechnete sie anscheinend aber noch nicht mit einer Massenentlassung. Im Gegenteil: Die Bank war damals ausdrücklich bestrebt, Anreize zu schaffen, damit ihr die Angestellten langfristig treu bleiben – speziell das hohe Kader.
So wurde das Instrument des so genannten Conditional Variable Compensation Plans geschaffen: Ein Topf mit 900 Millionen Franken, die den obersten 12 Prozent der UBS-Angestellten – das sind gegen 10 000 Mitarbeiter – vorbehalten sind. Es geht im Durchschnitt um über 90 000 Franken pro Person. Das Geld soll gestaffelt in den Jahren 2010, 2011 und 2012 ausbezahlt werden.
Quelle: NZZ
Anmerkung WL: So ist es eben: Wer brav seinen Job erledigt hat, wird entlassen, und die für die Misswirtschaft Verantwortlichen bekommen ihre Boni. Warum sollten wohl die „hohen Kader“ der UBS „treu bleiben“, doch wohl auch deshalb, weil man nach der Krise mit diesen Kadern wie zuvor weitermachen will. Auch will man verhindern, dass sie zwischenzeitlich bei der Konkurrenz anheuern, die beim Weiter-so natürlich einen Wettbewerbsvorteil im Hinblick auf die Zocker-Kader hätte.
Mit der Initiative Sloweniens gewinnt die Debatte über Managergehälter in Europa an Dynamik. Die Regierung in Ljubljana orientiert sich an den drastischen Plänen in den USA. Dort hat der Kongress ein Gesetz vorgeschlagen, wonach Boni mit 90 Prozent besteuert werden könnten. Im Gegensatz dazu strebt die EU-Kommission nicht nach verbindlichen, europaweiten Regeln. Laut einem noch vertraulichen Entwurf von Binnenmarktkommissar Charlie McCreevy sollen Finanzfirmen Boni über mehrere Jahre strecken, an das eingegangene Risiko koppeln und bei finanziellen Problemen die Auszahlung verweigern können. Details müssen nach dem Entwurf die jeweiligen Aufsichtsräte regeln. EU-weite Obergrenzen für Boni sieht der Entwurf nicht vor.
Quelle: FTD
Im ersten Quartal sanken die Einnahmen um 1,8 Prozent oder gut zwei Mrd. Euro. In den kommenden Quartalen dürften die Ausfälle weiter steigen, fürchten Experten. „Die schlechte gesamtwirtschaftliche Lage macht sich inzwischen nicht nur bei der Lohn- und bei der Umsatzsteuer, sondern auch bei der Körperschaftsteuer bemerkbar“, hieß es aus dem Finanzministerium
Quelle: Handelsblatt
Um den Anstieg der Arbeitslosigkeit zumindest zu begrenzen, ist die Bundesregierung bereit, der Wirtschaft gleich auf mehreren Gebieten entgegenzukommen. So soll unter anderem die Anfang 2008 in Kraft getretene Unternehmensteuerreform entschärft werden. Zudem ist im Gespräch, die Kurzarbeiterregelung um weitere sechs Monate auf bis zu 24 Monate auszudehnen.
Quelle: SZ
Anmerkung WL: Unter anderem soll also der Steuersenkungswettlauf weitergehen. Da wurden die Unternehmen 2008 um brutto 30 Milliarden entlastet, netto sollen es angeblich nur 5 Milliarden sein. In der gegenwärtigen Krise könnte man die Steuern auch komplett erlassen, selbst das würde mangels Nachfrage im Binnenmarkt und in der gesamten Weltwirtschaft den Unternehmen kaum weiterhelfen.
Dies spüren auch die Politiker und diskutieren neue Stützmaßnahmen für den Arbeitsmarkt. Diese Diskussion ist allerdings erstaunlich phantasielos. Wichtige Vorschläge etwa der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) zum Ausbau von Weiterbildung oder zur Verlängerung des Arbeitslosengeldanspruchs spielen keine Rolle. Das Ausmaß der Krise erfordert es, viel tiefer in den Instrumentenkasten zu greifen. Sinnvoll wäre eine Kombination verschiedener Maßnahmen. Von Prof. Gerhard Bosch, Leiter des Instituts Arbeit und Qualifikation der Universität Duisburg-Essen.
Quelle: FR
Dazu passt:
Anmerkung des NDS-Lesers J.A.: Die logische Folgerung bei beiden Artikel wäre doch: Weg mit der “kapitalgedeckten” Altersvorsorge, Stärkung des preiswerten Umlageverfahrens. Diese Schlussfolgerung unterbleibt. Warum? Nur weil hier nebenbei Werbung für die Honorarberater gemacht wird, die ja auch wieder an der “kapitalgedeckten” Altersvorsorge mitverdienen wollen?
Doch der Aufstieg ins eidgenössische Establishment könnte teuer werden. Die ehemalige Schweizerische Rentenanstalt hat zwar eine große Tradition; sie hat in der Schweiz einen Marktanteil von 30 Prozent und erzielt auch in Deutschland Prämieneinnahmen in Milliardenhöhe. Aber in ihrer Bilanz schlummern gewaltige und bislang unterschätzte Milliardenrisiken.
Quelle: Spiegel Online
Anmerkung WL: Vielleicht hat das selbsternannte Trüffelschwein diesmal doch nur Mist gefunden.
Dazu auch:
Einnahmen und Ausgaben der Bundesagentur für Arbeit 1994 bis 2009
Das laufende Haushaltsjahr könnte mit einem Defizitrekord enden. Bisher knapp 12,5
Milliarden Euro im Jahr 1993. Spätestens im November wird die BA auf Liquiditätshilfen des Bundes angewiesen sein – zunächst kurzfristig. Doch bereits nach dem ersten Quartal 2010 wird die BA voraussichtlich für lange Zeit dauerhaft auf wachsende Liquiditätshilfen des Bundes angewiesen sein.
Ohne Erhöhung der Einnahmen (z.B. Anhebung des Beteiligung des Bundes an den Kosten der Arbeitsförderung) oder Senkung der Ausgaben (z.B. Abschaffung des von der BA an den Bund zu zahlenden Eingliederungsbeitrages) steuert die BA bei einem Beitragssatz von 2,8 bzw. 3,0 Prozent in ein strukturelles (z.Zt. noch durch Rücklagen kaschiertes) Haushaltsdefizit, das die Wahrscheinlichkeit von Leistungskürzungen nach der Bundestagswahl am 27. September 2009 erhöhen wird.
Quelle: Bremer Institut für Arbeitsmarktforschung und Jugendberufshilfe (BIAJ) [PDF – 480 KB]
Anmerkung Martin Betzwieser: Wie wir weiter im Artikel lesen, geht es den Arbeitgeber nichts an, welche Krankheiten ein/e Arbeitnehmer/in hat. Ob und wie lange sie / er wegen der gleichen Ursache bereit krank war, geht den Arbeitgeber zwar etwas an, um feststellen zu können, wann im Einzelfall die Entgeltfortzahlung endet. Die entsprechende Mitteilung darüber gibt aber die Krankenkasse, ggf. nach Rücksprache mit den behandelnden Ärzten. Um welche Krankheit es sich handelt geht den Arbeitgeber dann immer noch nichts an, außer die/der Mitarbeiter/in entbindet die Ärzte/innen von der ärztlichen Schweigepflicht. Wer vom Arzt schon mal eine Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung (einen „Gelben“) bekam, weiß, dass es ein Exemplar für die Krankenkasse mit einem Code und ein Exemplar für den Arbeitgeber ohne diesen Code gibt. Anhand des Codes gibt die Krankenkasse bei häufigeren Krankheiten Auskunft an den Arbeitgeber, ob innerhalb von sechs Monaten bereits eine so genannte anrechenbare Krankheit festgestellt wird.
Quelle 2: Juris (Entgeltfortzahlungsgesetz § 3)
OK, machen wir gleich; aber vorher müssen wir noch mal kurz rekapitulieren, was die SPD da eigentlich verlautbart hat: Ihr Programmentwurf sieht vor, dass der Eingangssteuersatz von aktuell 14 auf 10 Prozent gesenkt wird. Im Gegenzug soll der Spitzensteuersatz von 45 auf 47 Prozent angehoben werden, und dann bereits ab einem Einkommen von 125.000 Euro für Alleinstehende und 250.000 Euro für Verheiratete greifen. Konkret bedeutet das, dass alle Steuerpflichtigen unter 125.000 Jahreseinkommen durch die Senkung des Eingangssteuersatzes mehr oder weniger profitieren werden, während auf Einkommensbezieher ab 125.000 (zu denen der Autor dieser Zeilen übrigens auch zählt, falls einer der Meinung ist, ich schriebe hier pro domo) höhere Belastungen zukommen, aber eben auch nur für die Teile ihres Einkommens, die oberhalb der besagten 125.000 Euro liegen.
So, nachdem wir das geklärt haben, müssen wir jetzt noch mal auf einen Sprung zu Destatis, um dort einen Blick auf die Einkommenssteuerstatistik zu werfen. Die aktuelle Ausgabe datiert zwar bereits aus 2004, aber das muss uns für unsere Betrachtungen nicht weiter stören. Und was sehen wir da? Welchen Prozentsatz aller Steuerpflichtigen macht die Kategorie 125.000+ aus?
Die obersten 1,6%.
Quelle: FAZ-Blogs
Hinweis von AM: Das ist der Link auf die Webseite von DL 21 – Forum Demokratische Linke – Die Linke in der SPD. Diesen Text von DL 21 zum beschlossenen Programmentwurf der SPD sollten Sie einfach mal auf dem Hintergrund der gestrigen Analyse von Wolfgang Lieb lesen. Mehr weiß die DL 21 zu diesem „Regierungsprogramm“ und seiner Verabschiedung nicht zu sagen. Eine armselige Einlassung zu einem armseligen Programm.
Wenn hingegen nun mit Bologna der „employability“ gehuldigt wird, ist klar: Hier verschaffen sich gesellschaftliche Akteure mit „niedrigen Beweggründen“ an den Hochschulen Einfluss, die nicht an Bildung durch Wissenschaft, sondern an Ausbildung für Berufe in Unternehmen aller Branchen, in der Verwaltung, in den Krankenhäusern, Schulen, Gerichten, Fernsehsendern und Zeitungen oder gar Fitness-Studios und Werbeagenturen interessiert sind (…)
Humboldt lieferte die Ideologie derer, die ihren gesellschaftlichen Statuserhalt als relativ privilegierte Gruppe sichern wollten; Bologna hingegen ist die Ideologie derer, die sozialen Aufstieg durch akademische Bildung bewerkstelligen wollen. Doch dieser Konflikt ist bis heute von den ihn austragenden gesellschaftlichen Gruppen ebenso wie von den sie repräsentierenden politischen Kräften weitgehend unthematisiert geblieben.
Quelle: FAZ
Anmerkung WL: Man muss nicht alle Einschätzungen des Soziologen Uwe Schimank teilen, aber der Beitrag beschreibt in erfrischender Klarheit die Konfliktlinien der gegenwärtigen Auseinandersetzungen zwischen „Bolognesern“ und „Humboldtianern“.
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