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NachDenkSeiten – Die kritische Website
Titel: Hinweise des Tages
Datum: 30. März 2009 um 8:37 Uhr
Rubrik: Hinweise des Tages
Verantwortlich: Wolfgang Lieb
(WL/AM)
Heute unter anderem zu folgenden Themen:
Vorbemerkung: Dieser Service der NachDenkSeiten soll Ihnen einen schnellen Überblick über interessante Artikel und Sendungen verschiedener Medien verschaffen.
Wir kommentieren, wenn wir das für nötig halten. Selbstverständlich bedeutet die Aufnahme in unsere Übersicht nicht in jedem Fall, dass wir mit allen Aussagen der jeweiligen Texte einverstanden sind. Wenn Sie diese Übersicht für hilfreich halten, dann weisen Sie doch bitte Ihre Bekannten auf diese Möglichkeit der schnellen Information hin.
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Bislang erhielt die im MDAX geführte Bank aus Mitteln des Bundes und eines Bankenkonsortiums 102 Mrd EUR, davon 50 Mrd als Liquiditätsgarantie. Angesichts der unklaren Finanzmarktentwicklung sei nicht absehbar, ob eine weitere Ausweitung des staatlichen Garantierahmens notwendig werden könnte, sagte der Vorstandsvorsitzende Wieandt.
Quelle: FAZ.Net
Anmerkung A.Z.: Seltsam: Laut Finanzen.net betrugt der Kurs je Aktien am 27.03.2009 um 20.01 Uhr aber nur EURO 1,08. Will man über diese Schiene die Heuschrecke Flowers “auszahlen”, um dessen Enteignung zu vermeiden?
Die Commerzbank hat die so genannten toxischen Vermögenswerte von der alten Commerzbank und der übernommenen Dresdner Bank in einer neuen Geschäftseinheit zusammengefasst.
Bei der neuen Commerzbank liegen nach der Vereinigung mit der Dresdner Bank noch Schrottpapiere im Nominalwert von 65,3 Milliarden Euro.
Quelle: MMnews
Anmerkung: Nur zu gerne wüsste man, wie viele der toxischen Portfolios von der Allianz stammen und man darf gespannt sein, wie viel Steuergeld noch in die Commerzbank gesteckt werden muss.
Dass derlei Vorgänge für eine Angstkampagne genutzt werden, zeigt den verstellten Blick, der die Misere nicht sehen will, in die weltweit zahllose Menschen durch die Krise gestürzt werden. Im Vergleich zur strukturellen Gewalt, die Millionen durch Arbeitslosigkeit und Obdachlosigkeit erleiden, weil sie nach dem Job nicht selten auch das Haus verlieren, dass weltweit die Zahl der Hungernden ständig steigt, wie sogar die Weltbank warnt (10), sind ein paar zerbrochen Scheiben ein schlechter Witz. Doch die Verlierer der Krise, die keine Verantwortung tragen und nicht in das weiche Netz der goldenen Handschläge, satten Pensionen und hohen Bonuszahlungen fallen, werden offenbar nur noch als Bedrohung der Sicherheit gesehen.
Dieser verstellte Blick soll mit den zahllosen Aktivitäten gerade gerückt werden, wenn sich diese Woche die Verantwortlichen für die Finanz- und Wirtschaftskrise in London zum Stelldichein einfinden, um wieder einmal über Maßnahmen zur Krisenbekämpfung zu debattieren. Dass dabei viel herauskommt, davon geht ohnehin niemand wirklich aus (…)
Die Polizei schürt die Angst vor Gewaltausbrüchen, um die Teilnahme an den Protesten gering, die Lage überschaubar und den Schaden für die Regierung gering zu halten. Denn allen ist klar, dass die Gipfelstürmer noch niemals so große Sympathien in breiten Gesellschaftlichen Kreisen gestoßen sind wie bisher. So haben sich viele Kritikpunkte der Bewegung in den letzten Monaten nur als allzu richtig herausgestellt. Und so dient die Panikmache vor Gewaltausbrüchen schon im Vorfeld dazu, mögliche massive Übergriffe von Seiten der Polizei gegen die Demonstranten zu rechtfertigen. Sie waren eigentlich bisher fast immer bei solchen Zusammenkünften zu beobachten, ob in Genua oder Heiligendamm.
Quelle: Telepolis
IG Metall Aktionsplan [PDF – 92 KB]
Verdi Broschüre zum gewerkschaftlichen Aktionstag am 16.5.2009 [PDF – 1,1 MB]
Londoner Erklärung von Global Unions zum Londoner G20-Gipfel [PDF – 380 KB]
Anmerkung WL: Allmählich dämmert es auch den Leitmedien. Siehe dazu schon: Weitere harte Belege für die Mitwirkung des Bundesfinanzministeriums am Casinobetrieb zu unseren Lasten oder Asmussen im Original [PDF – 226 KB]
Würden neue Schulden nicht mehr möglich sein ist klar, was droht: ein erneutes massives Zusammenstreichen staatlicher Ausgaben und Leistungen. Eine weitere Demontage des Sozialstaats.
Quelle: ver.di Wirtschafspolitik aktuell [PDF – 221 KB]
Siehe dagegen:
Jenseits der Normallage.
Ein Kommentar von Christian Rath
Quelle: taz
Anmerkung WL: Angesichts solcher theorie- und empirieresistenter Kommentare ist es gut, sich zu erinnern, wie sich die staatliche Gesamtverschuldung in den letzten Jahren entwickelt hat. Die folgende Grafik zeigt zum Beispiel, dass in den neunziger Jahren der Schuldenzuwachs extrem hoch war. Sicher eine Folge der deutschen Vereinigung und der Art, wie sie gemacht und finanziert worden ist. Jedenfalls kann man da schon sagen, dass die pro-zyklischen Sparversuche von 1992 ff. Nichts gebracht haben. Die Neuverschuldung ging zurück, als die Konjunktur 1998 bis 2000 besser wurde. Und sie stieg erneut massiv an, als die Sparpolitik des Sparkommissars Hans Eichel zur Wirkung kam: 2002, 2003, 2004. Wiederum prozyklisch.
Abbildung: Jährlicher Anstieg der Gesamtverschuldung der öffentlichen Haushalte (in Milliarden Euro) zwischen 1988 und 2005 (Juni)
Quelle: Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung (Hrsg.): Die Chance nutzen – Reformen mutig voranbringen, Jahresgutachten 2005/06, Wiesbaden 2005, S. 79*.
Siehe auch nochmals eine Powerpoint-Präsentation zur Staatsverschuldung als PDF
Präsentation: Saatsverschuldung [PDF – 156 KB]
Und auch noch einmal:
Albrecht Müller Elf Mythen, den Komplex Schulden, Staatsquote und Sozialstaat betreffend
Die Starken sollen nicht mehr die Schwachen stützen, sondern niederkonkurrieren. Das kann ich an einem Beispiel erläutern: der Bezahlung der verbeamteten Lehrerinnen und Lehrer. Früher gab es bundesweit eine weitgehend einheitliche Besoldung. Dann haben Sie beschlossen, dass die Länder das jeweils selber festlegen sollen. Reiche Bundesländer können aber mehr zahlen als arme Länder. Deshalb werden die Lehrerinnen und Lehrer jetzt mit Geld aus den armen Ländern weggelockt. Jetzt gibt es in den armen Ländern zu wenig Lehrerinnen und Lehrer. 16 verschiedene Bildungssysteme, das ist 19. Jahrhundert. Das hat mit dem 21. Jahrhundert überhaupt nichts zu tun.
Quelle: Fraktion Die Linke im Bundestag
Dazu auch:
Bahn-Spitze ließ gezielt Mails an Kritiker ausspähen
Ausschließlich der Korruptionsbekämpfung sollen die Spähaktionen bei der Bahn gedient haben. Doch nach SPIEGEL-Informationen hatte die Konzernspitze um Hartmut Mehdorn noch ganz andere Motive: Ziel war es, Mails an Konzernkritiker zu identifizieren – und deren Absender kaltzustellen.
Überraschende Wende in der Spitzelaffäre bei der Deutschen Bahn AG: Der Konzern hat die Kontaktdaten aller Mitarbeiter nicht nur im Zuge der Korruptionsbekämpfung überprüft und gescannt, wie Konzernchef Hartmut Mehdorn bislang beteuert. Das Unternehmen hatte bei der illegalen Überprüfung seiner Belegschaft auch ganz andere Motive.
Quelle: SpiegelOnline
Dazu noch:
Der Fahrplan in den Abgrund – Deutsche Bahn: Datenaffäre
Spitzelei im großen Stil: Die Deutsche Bahn, ein hunderprozentiger Staatsbetrieb, hat den Staat zu hundert Prozent desavouiert. Mehdorn trägt dafür die politische, betriebliche und wohl auch die strafrechtliche Verantwortung.
Quelle: SZ
Anmerkung WL: Die Ärzte müssen allerdings aufpassen, dass dieser Schuss nicht nach hinten losgeht. Bei aller Solidarität mit mancher berechtigten Forderung sollten sie zur Kenntnis nehmen, dass sie nach wie vor zu den Besserverdienenden in dieser Gesellschaft gehören. Und es wäre ein Leichtes daraus eine Gegenkampagne zu machen.
Anmerkung AM: Auch eine Privatisierungsfolge.
Wenn es bei den deutschen Grünen nur noch um das Erringen von Macht geht, und dafür den Westerwelles und Kubickis die Wähler in die Arme getrieben werden, habe ich dafür Null Verständnis.
Wenn der Frieden programmatisch kaum noch eine Rolle spielt, wenn in der Friedens- und Sicherheitskommission eine wirklich selbstkritische Analyse unseres Regierungshandelns in den Fragen Kosovo, Afghanistan und Irak nicht möglich war, dann werden die Grünen der politischen Verantwortung für die Suche nach einer wirklichen Friedenspolitik in der Zukunft nicht gerecht.
Quelle: Angelika Beer MdEP
Anmerkung WL: Eine merkwürdige Begründung. Beer hat doch die die Kriegseinsätze der Bundeswehr im Kosovo und in Afghanistan stets verteidigt und hat Joschka Fischer immer unterstützt.
Anmerkung: Zunächst ist es schon erstaunlich, dass etwa Olaf Scholz zur SPD-Linken gerechnet wird. Zum anderen ist es ein Trauerspiel, dass der SPD-Linken nichts anderes einfällt, als die plumpen Sprüche der SPD-Rechten nachzubeten.
Der weisse Elefant im britischen Steuer-Raum ist freilich die sogenannte Non-Dom-Besteuerung in Grossbritannien selbst. Bei dieser geht es im Prinzip darum, dass Ausländer nur auf der Basis ihres britischen, nicht jedoch ihres weltweiten Einkommens und Vermögens besteuert werden. Vor einem Jahr wurde dieses Privileg zwar durch eine Pauschalsteuer von 30 000 £ pro Jahr beschnitten. Die wirklich Reichen können diesen Preis der Privatheit jedoch problemlos zahlen. Die Steuerersparnis für die betroffene Klientel verschafft Grossbritannien einen Standortvorteil und entzieht dem vergleichsweise weniger attraktiven Ursprungsland Steuersubstrat.
Quelle: NZZ
Anmerkung Orlando Pascheit: Beim Lesen des Artikels gewinnt man den Eindruck, dass der Autor und die zitierten Finanzleute, von keinem Unrechtsbewusstsein getrübt sind. Durchgehend ist von Einschränkungen und Risiken die Rede, denen die Banker und ihre Kunden ausgesetzt sind, kein Wort zur Ursache dieser Maßnahmen, der Beihilfe zur Steuerhinterziehung. Bezeichnend der Hinweis des Experten der KPMG, wie aus diesem Desaster noch Profit gezogen werden kann. Das große Thema der nächsten Jahre sei, wie man nichtdeklariertes Geld wieder legal machen könne. “Wir unterstützen Schweizer Banken, die ihren deutschen Kunden bei der Selbstanzeige beim Steueramt helfen”. Natürlich bestehe weiterhin ein großer Wachstumsmarkt für Produkte, mit denen die Bankkunden auf legale Weise ihre Steuern optimieren können. Diese Unschuldslämmer! – Eine beachtenswerte Belehrung liefert u.a. der Artikel für all diejenigen, die da glauben und verkünden, dass nationalstaatliche Alleingänge in einer globalisierten Welt nicht möglich sei: Im japanischen Markt gibt es wegen behördlichen Auflagen praktisch kein grenzüberschreitendes Banking, z.B von Singapur aus.
Anmerkung Orlando Pascheit: Barak Obama knüpft, indem er die Steuersätze für Arme senkt und die Sätze für Reiche erhöht, an den New Deal von Roosevelt an. Aus dieser Zeit stammt u.a. die Einführung eines Mindestlohns. Beide Maßnahmen würden auch unserer Regierung gut anstehen.
Vor dem Nato-Gipfel, auf dem das 60-jährige Bestehen des Militärbündnisses gefeiert wird, geht es neben der Erweiterung und der Entscheidung für den neuen Generalsekretär vor allem um Afghanistan. US-Präsident Barack Obama hat bereits seine Strategie bekannt gegeben, um das Feld für die anderen Nato-Partner zu markieren und klar zu stellen, dass die USA militärisch, zivil und diplomatisch weiterhin die Führungsrolle beanspruchen.
Quelle: Telepolis
Skandinavien hält uns in vielfacher Hinsicht den Spiegel vor.
So hat der Verdi-Bundesvorstand per Beschluss, der von der Basis durchgesetzt wurde, die Zusammenarbeit auf Eis gelegt. Und bei der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) waren es die Landesverbände Hessen, Bremen und Bayern, die nicht mehr mit den Güterslohern kooperieren möchten.
In gleich fünf Anträgen, die ganz oben auf der Tagesordnung stehen, fordern die Landesverbände Niedersachsen, Bremen, Hessen, Bayern sowie der Bundesfachgruppenausschuss Gymnasien in unterschiedlicher Schärfe und Nuancierung das Ende der Zusammenarbeit mit der Stiftung.
Begründet wird der mögliche Beschluss über das Ende der Zusammenarbeit damit, dass die bildungspolitischen Ziele von GEW und Stiftung “gegensätzlich sind”. Dazu formulieren die Gewerkschafter: “Leitlinie der GEW-Bildungspolitik sind Öffentlichkeit, Staatlichkeit, Steuerfinanzierung und Demokratisierung; dem stehen die Leitlinien der Bertelsmann-Stiftung – Wettbewerb, Markt, Führung, Effizienz und Effektivität – diametral entgegen.” Kritisiert wird zudem, dass Stiftung und Konzern “eine Einheit strategischen Handelns” bilden.
Quelle: Neue Westfälische
In Großbritannien bahnt sich ein Skandal um nicht zurückgezahlte Studienkredite an. Die staatliche Kreditgesellschaft Student Loans Company meldete, dass bis Ende Februar etwa 70 Prozent der EU-Studenten, die in Großbritannien studiert haben, ihre Schulden nicht beglichen hätten. Dadurch seien Außenstände von bislang 7,6 Mio. Pfund (rund 8,5 Mio. Euro) aufgelaufen. Die britische Regierung wies den Bericht zurück.
Quelle: FTD
Anmerkung WL: Schon wieder eine suggestive – um nicht zu sagen manipulative – Meldung des Statistischen Bundesamtes. Um daraus wirklich eine Erfolgsmeldung zu machen, müsste man auch die demografische Stärke der alterstypischen Jahrgänge und die Beteiligung der nachrückenden Jahrgänge an zur Studienberechtigten Schulbildung angeben.
Jedenfalls relativieren diese Daten die Jubelmeldung vom März „Noch nie gab es so viele Studienanfänger“. Dort wird das Studienjahr 2008 mit dem Studienjahr 2003 verglichen und ein Anstieg um + 2,4 (also in fünf Jahren) gefeiert. Nun ergibt sich aus der Statistik über die Zahl der Studienberechtigten, dass allein im Jahr 2008 ein Anstieg der Studienberechtigten um 1,7% zu verzeichnen war.
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