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NachDenkSeiten – Die kritische Website
Titel: Hinweise des Tages
Datum: 5. März 2009 um 9:29 Uhr
Rubrik: Hinweise des Tages
Verantwortlich: Kai Ruhsert
(KR/WL)
Heute unter anderem zu diesen Themen:
Vorbemerkung: Dieser Service der NachDenkSeiten soll Ihnen einen schnellen Überblick über interessante Artikel und Sendungen verschiedener Medien verschaffen.
Wir kommentieren, wenn wir das für nötig halten. Selbstverständlich bedeutet die Aufnahme in unsere Übersicht nicht in jedem Fall, dass wir mit allen Aussagen der jeweiligen Texte einverstanden sind. Wenn Sie diese Übersicht für hilfreich halten, dann weisen Sie doch bitte Ihre Bekannten auf diese Möglichkeit der schnellen Information hin.
Es wird darauf hingewiesen, dass im Zuge der Finanzmarktkrise und früherer Krisen Staaten wie Großbritannien und Schweden die Erfahrung gemacht hätten, dass es in Einzelfällen erforderlich sein könne, ein Unternehmen des Finanzsektors vollständig, aber nur zeitweise zu verstaatlichen. “Würde die Option in einem Einzelfall als ultima ratio tatsächlich genutzt, so ist das betreffende Unternehmen, sobald es nachhaltig stabilisiert ist, wieder zu privatisieren”, schreiben die Koalitionsfraktionen in dem Entwurf. Die Möglichkeit, ein Enteignungsverfahren einzuleiten, ist zeitlich beschränkt und endet am 30. Juni 2009. Damit werde deutlich, dass die Option einer Verstaatlichung nicht auf Dauer zur Verfügung stehen solle, sondern nur zur Bewältigung der Finanzkrise zulässig sei. Die von einer Verstaatlichung betroffenen Anteilseigner sollen angemessen entschädigt werden, wobei der Verkehrswert des Unternehmens zu Grunde gelegt werden soll.
Anteilseigner können gegen eine Verstaatlichung eines Unternehmens aus dem Finanzbereich nur beim Bundesverwaltungsgericht klagen, das gleichzeitig erste und letzte Instanz ist. Im Hinblick auf die Rechtswegegarantie des Grundgesetzes gebe es keine Bedenken, denn es bestehe ein besonderes bundespolitisches Interesse an der Konzentration des Rechtsschutzes beim Bundesverwaltungsgericht. “Die Bewältigung der Finanzkrise, die den gesamten Finanzmarkt und damit weite Teile sowohl der Wirtschaft wie der Bevölkerung bedrohen kann, ist ein solches bundespolitisches Interesse, das nicht nur rechtssicheres, sondern vor allem auch zügiges Handeln erfordert”, heißt es in dem Entwurf. Die Beschränkung auf eine Instanz entspreche diesem Ziel.
Außerdem sieht der Gesetzentwurf vor, dass staatliche Garantien von 36 auf bis zu 60 Monate verlängert werden können. Damit erhalte der Finanzmarktstabilisierungsfonds mehr Flexibilität bei der Gestaltung der Garantien.
Quelle: Deutscher Bundestag
Die Regierung hatte im Ausschuss zuvor mitgeteilt, dass Opel in einem Gespräch im Wirtschaftsministerium einen Plan für die Zukunft des Unternehmens vorgestellt habe. Dieser Zukunftsplan sei nach Darstellung des Unternehmens nicht mit der Konzernmutter General Motors in den USA abgestimmt gewesen. Opel habe auch nicht einschätzen können, wie sich General Motors verhalten werde. Der Zukunftsplan beinhalte eine Finanzierungsanfrage nach Unterstützungen in Höhe von 3,3 Milliarden Euro. Außerdem sei von einer Senkung der Strukturkosten in Höhe von 1,2 Milliarden Euro die Rede gewesen. Die Regierung erklärte, der Bürgschaftsausschuss prüfe die Finanzierungsanfrage von Opel. Der Autobauer müsse aber noch Antworten auf die offenen Fragen geben. Es sei aber davon auszugehen, dass es drei Autowerke zu viel gebe. Der Arbeitsplatz-Überhang betrage ein Drittel. Einen Investor gebe es nicht, und es sei auch noch keine Bank bereit, die Finanzierung für Opel zu übernehmen.
Die CDU/CSU-Fraktion verwies auf Berichte, denen zufolge sich Produktionsanlagen, Patente und Software nicht im Eigentum von Opel, sondern im Eigentum von General Motors befinden würden. Wenn das zutreffend sei, sei kaum sicherzustellen, dass Hilfsgelder für Opel nicht in die USA abfließen würden. Die Unionsfraktion erklärte, sie werde keiner Lösung zustimmen, die nicht sicherstelle, dass Steuermittel nicht in die USA gingen. Zudem warnte sie, dass ein Beschluss über Hilfen für Opel andere Bittsteller auf den Plan rufen werde. So habe Mercedes-Benz Absatzprobleme bei Lastwagen und teuren Pkw. Von Seiten der SPD-Fraktion hieß es, vor Staatshilfen für Opel müsse klar sein, dass das Unternehmen nach kurzer Zeit wieder in die Gewinnzone komme.
Bündnis 90/Die Grünen verlangten mehr Informationen über die Patente von Opel und darüber, ob der Autobauer bei seiner Planung von Produktionszuwächsen ausgehe. Die Linksfraktion sprach sich angesichts der engen Verbindung von Opel und General Motors für ein gemeinsames Konzept auf Ebene der Regierungen von Deutschland und den USA aus. Die FDP-Fraktion bezeichnete Bürgschaften, Kredite und Beteiligungen als Staatsinterventionismus und äußerte die Befürchtung, dass bei einem Engagement der Politik bei Opel Arbeitsplätze an anderer Stelle wegfallen würden.
Quelle: Deutscher Bundestag
Angesichts der weltweiten Rezession und in der Folge einbrechender Exportnachfrage hängt für die konjunkturelle Entwicklung vieles davon ab, wie sich die Binnennachfrage entwickelt (…)
Wie auch immer man die zwei Konjunkturpakete der Bundesregierung im Einzelnen beurteilt, es wäre mehr als kontraproduktiv, wenn ausgerechnet in dieser Situation die Tariflohnpolitik prozyklisch, also Krisen verschärfend, mit falscher Bescheidenheit dem Pfad der Lohnmoderation folgen würde, der sich bereits in den vergangenen Jahren als Holzweg erwiesen hat.
Quelle: Wirtschaftsdienst 2009/2 [PDF – 34 KB]
Die Branche hatte im vergangenen Jahr 40.000 neue Stellen geschaffen und sieht sich mit inzwischen 975.000 Beschäftigten als größter Arbeitgeber der deutschen Industrie.
Quelle: Die Zeit
In der exklusiv für die FTD berechneten Vorhersage erwartet die KfW Bankengruppe, dass die Unternehmen ihre Investitionen 2009 um 13,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr kürzen.
Durch die schlechten Investitionsaussichten verändert sich nun auch der Ausblick auf die gesamte Wirtschaftsleistung in Deutschland. Die Volkswirte der früheren Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) setzten ihre Prognose für 2009 von minus 0,7 auf minus vier Prozent herunter. Sie sind damit pessimistischer als die meisten anderen Ökonomen
Gustav Horn, Chef des IMK: “Jetzt rächt sich, dass wir so stark exportabhängig sind und unsere Binnennachfrage so schwach ist.” Deutsche Wirtschaftspolitik müsse künftig darauf abzielen, die Inlandsnachfrage zu stärken.
Bislang gebe es zwar keine Belege für eine flächendeckende Kreditklemme. “Unsere aktuelle Unternehmensumfrage zeigt jedoch, dass sich die Finanzierungsbedingungen besonders für große Unternehmen deutlich verschlechtert haben”, so die KfW. Neben den klassischen Krediten seien zudem alternative Finanzierungen, wie beispielsweise Anleihen, erheblich teurer geworden. “Der in realwirtschaftlichen Rezessionen übliche absatzbedingte Einbruch der Investitionstätigkeit wird vor dem Hintergrund der aktuellen Finanzmarktkrise somit verschärft.”
Quelle: FTD
Die in den Anzeigen genannte Personenzahl belief sich dabei auf 700.000; gegenüber dem Vormonat war dies laut BA ein Anstieg um 409.300 und gegenüber dem Vorjahresmonat eine Zunahme um 684.800.
Seit Beginn der wirtschaftlichen Talfahrt im Oktober summiert sich die Zahl der betroffenen Arbeitnehmer nunmehr auf fast 1,5 Millionen. Im Vergleichszeitraum von Oktober 2007 bis Februar 2008 waren es lediglich 62.800 gewesen.
Quelle: FAZ
Kaum ein Wirtschaftszweig in Deutschland hat in den vergangenen Jahren eine so rasante Entwicklung geschafft wie die Zeitarbeitsbranche – entsprechend hart sind nun die Rückschläge. Dem Zeitarbeitindex des Instituts der deutschen Wirtschaft in Köln zufolge sank die Zahl der Leiharbeiter seit Sommer 2008 um mehr als 150.000 auf nun rund 650.000 – damit wäre jeder fünfte Job in dieser Branche verloren gegangen.
Den gesamtwirtschaftliche Abschwung bekam Adecco im vierten Quartal zu spüren. Der Konzern fuhr einen Nettoverlust von 22 Mio. Euro ein – nachdem im Vorjahreszeitraum noch ein Gewinn von 150 Mio.
Quelle: FTD
Anmerkung WL: Der Vorsitzende des ‚‚Adecco Institute’’ zur Erforschung der Arbeit, Wolfgang Clement, wird über die roten Zahlen von Adecco nicht begeistert sein. Schließlich ist er ja einer der Lobbyisten für Zeitarbeit.
Siehe dazu:
Es bleibt ein ‚Weiter so – Wir, die Arbeitnehmer bezahlen doch für Eure Krise’. Ein gesetzlicher Mindestlohn von 7,50 Euro erreicht netto noch nicht mal die Pfändungsfreigrenze bei Alleinstehenden.
Die Forderung muss 10 € Stundenlohn lauten. Zehn Euro Mindestlohn ergeben (bei 38,5 Wochenstunden) einen Jahresverdienst von 20.040 €. Das entspricht nur etwa 68% des gegenwärtigen durchschnittlichen Bruttojahresentgelts. Pro Versicherungsjahr würden damit in alten Bundesländern 68% des gegenwärtigen Rentenwerts von 26,27 € oder rund 18 € erzielt. Bei 40 Versicherungsjahren erreichen Männer eine Rente von 720 €, Frauen bei 30 Jahren eine Rente von 540 €. Es zeigt: die Forderung nach einem gesetzlichen Mindestlohn von 10 € ist äußerst bescheiden!
Quelle: PR-Sozial
Anmerkung KR: Dieses „Feature“ ist die Zeit zum Anhören wert.
Anmerkung Orlando Pascheit: Wir hatten bereits zum Hinweis Nr 1 vom 24. Februar darauf hingewiesen, dass im Vorzeigeobjekt Hünfeld (Hessen) ein Haftplatz in der teilprivatisierten JVA mehr als in der vergleichbaren staatlichen Einrichtung in Darmstadt kostet. Viel wichtiger aber ist, dass Kostenreduzierung bei Dumpinglöhnen für das Personal und Profitstreben der Konzerne letztlich zu Lasten von qualifizierten Resozialisierungsmaßnahmen gehen. Ein ganz anderes Thema sind die Profite der Beratungsfirmen dieses Verfahrens. Ein erbärmliches Zeugnis stellt die Justizsenatorin ihrer Verwaltung aus, die nicht in der Lage sein soll, die zukünftige Arbeitsteilung zwischen Staat und privaten Unternehmen zu planen, ganz abgesehen davon, dass man auf hessische Amtshilfe hätte zurückgreifen können.- Das versammelte preußische Beamtentum dürfte im Grabe rotieren.
Nach Informationen der WELT wurden im vergangenen November 49 137 Kinder geboren, gegenüber 55 626 im November 2007. Dies entspricht einem Rückgang um 11,7 Prozent. Auch im Oktober betrug der Rückgang gegenüber dem Vorjahresmonat knapp zwölf Prozent.
Quelle: WELT
Typischerweise dagegen völlig anders die FAZ:
Wolfgang Franz: Der oberste Wirtschaftsweise
Die Arbeit geht nicht aus – zumindest den Arbeitsmarktforschern, solange die Arbeitslosigkeit hoch bleibt. „Das ist leider so“, sagt Wolfgang Franz. In diesem Jahr wird die Erwerbslosenzahl wegen der schweren Rezession stark steigen. „Mit etwas Glück bleiben wir unter 4 Millionen“, prognostiziert Franz. Das wäre in nur einem Jahr ein Anstieg von fast einer Million. Der Ökonom, der das Mannheimer Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) leitet, zählt zu den profiliertesten Arbeitsmarktforschern in Deutschland. Er ist seit 1994 – mit einer Unterbrechung von vier Jahren – Mitglied des Sachverständigenrats zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung. Im Volksmund heißen die fünf Ökonomen kurz „Wirtschaftsweise“. An diesem Mittwoch händigt Bundespräsident Horst Köhler dem neuen Ratsmitglied Christoph Schmidt die Ernennungsurkunde aus. Schmidt, Präsident des Rheinisch-Westfälischen Instituts für Wirtschaftsforschung, ist Nachfolger von Bert Rürup, der in die Privatwirtschaft wechselt. Nach der Zeremonie wählen die Sachverständigen – neben Franz und Schmidt noch Beatrice Weder di Mauro (Universität Mainz), Peter Bofinger (Würzburg) und Wolfgang Wiegard (Regensburg) – einen neuen Vorsitzenden: Es wird Franz sein, darauf haben sie sich geeinigt.
Quelle: FAZ
Anmerkung WL: Wolfgang Franz ist Präsident des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW). Das Institut wurde im Jahr 1990 auf Initiative der badenwürttembergischen Landesregierung, der Wirtschaft des Landes und der Universität Mannheim gegründet. Man kann sicher nicht bestreiten, dass das ZEW als ein renommiertes Forschungsinstitut gilt, bestreiten darf man allerdings mit Fug und Recht, dass es ein „unabhängiges“ Institut ist. Im Förderkreis Wissenschaft und Praxis am ZEW haben sich Vertreter der Wirtschaft im Rhein-Neckar-Dreieck zusammengeschlossen, um die Arbeit des ZEW zu unterstützen. Dort trifft sich alles, was in der Wirtschaft Baden Württembergs Rang und Namen hat [PDF – 5,7 MB]. Ein Drittel der Drittmittel kommt aus der Wirtschaft und von Stiftungen, mehr als die Hälfte vom Bund und der EU. Jedenfalls darf man einer Vielzahl der Auftraggeber aus der Wirtschaft einen eindeutigen Interessensbezug unterstellen, wenn sie Forschungsmittel vergeben. Und wie dieser Interessenbezug der Wirtschaft etwa in der Steuer- oder Arbeitsmarktpolitik aussieht, das kann man aus dem Institut nahezu täglich hören.
Auch vom Chef dieses Instituts, Professor Wolfgang Franz, hört man ständig nur die gleiche Litanei: Die Unternehmenssteuern sind zu hoch, wir brauchen eine Unternehmenssteuerreform mit radikalen Steuersenkungen. Wolfgang Franz publiziert beim wirtschaftsliberalen „Kronberger Kreis“. Dieser Kreis wird wiederum von der marktradikalen „Stiftung Marktwirtschaft“ gefördert, und deren Publikationen werden gerne von der „Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft“ empfohlen. Ganz interessant ist, dass Franz auch wiederum dem Mannheimer Forschungsinstitut Ökonomie und demographischer Wandel (MEA) und dessen Leiter Börsch-Supan verbunden ist, ein Institut, das vom Gesamtverband der Versicherungswirtschaft mitfinanziert wird und als einer der aktivsten Think Tanks für die Einführung der privaten Altersvorsorge giert. So schließt sich der Kreis. Franz gilt als ein Exponent der herrschenden angebotsorientierten Wirtschaftslehre und hat sich einen ziemlichen unschönen öffentlichen Streit mit seinem Kontrahenten im Sachverständigenrat Peter Bofinger geliefert. Er ist Verfasser eines der ganz wenigen deutschen Lehrbücher zur „Arbeitsmarktökonomie“ und kommt auch dort immer wieder zu dem Ergebnis, dass ausschließlich die Verbesserung der Investitionsbedingungen und die Senkung der Löhne die Heilswege zur Senkung der Arbeitslosigkeit sind.
Er ist ein Anhänger der neoliberalen Grenzproduktivtätstheorie, d.h. dass der Arbeitslohn dem „Grenzprodukt der Arbeit“ zu entsprechen hat. Danach steigt das Angebot von Arbeit (durch die Haushalte) mit dem Lohnsatz, während die Nachfrage nach Arbeit (durch die Unternehmen) mit steigendem Lohnsatz abnimmt. Mit sinkendem Lohsatz wählen die Arbeiter statt Arbeit lieber Freizeit. Und wenn die soziale Absicherung höher als die angebotenen Niedriglöhne, „wählen“ die Menschen „Freizeit“ durch Arbeitslosigkeit.
Franz:
Wir brauchen im unteren Einkommensbereich noch mehr Flexibilisierung bei den Löhnen. Das darf nicht mit dem Begriff der Hungerlöhne diskreditiert werden. Es gibt in Deutschland schließlich eine Mindesteinkommenssicherung.
Franz verlangt “höhere Anreize” zur Arbeitsaufnahme für ALG-II-Bezieher, er sagt, dass es de facto einen Mindestlohn, nämlich Hartz IV gibt. Ein Mindestlohn würde das “System” außer Kraft setzen und koste – von wenigen Ausnahmen abgesehen – Beschäftigung.
Beim Thema Kündigungsschutz vertritt er die Position, dass ein “rigider” Kündigungsschutz in Deutschland die Beschäftigung von Problemgruppen behindere.
Bei der Rente mit 67 verlangt er das höhere Renteneintrittsalter sogar noch ein paar Jahre vorzuziehen.
Lesen Sie einfach einmal nach, was Franz über die „Gutmenschen“ schrieb zew.de , danach können Sie abschätzen, was uns in seiner Amtszeit vom Sachverständigenrat blüht.
Der 46-jährige Christoph Schmidt vom RWI ist ein neoliberaler Ökonom, der selbst angesichts der gegenwärtigen Krise seiner Wirtschaftsideologie treu bleibt. Dabei lässt sich der Princeton-Absolvent auch von offensichtlichen Fakten nicht beirren. So verstieg er sich jüngst zu der Behauptung: »Für einen Zusammenbruch des Systems gibt es keinerlei Anzeichen«. In einer Fernsehdiskussion warnte er auch vor der zunehmenden Einmischung des Staates in die Angelegenheiten der freien Wirtschaft. Deregulierung dürfe nicht verteufelt werden, meinte der Wirtschaftsweise in spe. Auch die Agenda 2010 sei eine gute Sache gewesen. Schließlich sei doch die Arbeitslosigkeit in den letzten Jahren zurückgegangen.
Lesen Sie zur neuen Zusammensetzung der „Wirtschaftsweisen“ nochmals: Ohne eine Art Kulturrevolution werden wir die Plage der herrschenden Ökonomen nicht los.
Anmerkung Orlando Pascheit: Auch wenn der der Verfassungsschutz von NRW meint, dass “indymedia” sich “vor allem an linksalternative und linksextremistische Nutzer und Konsumenten” richtet – womit wieder einmal alle Linken in einen Topf geworfen werden – , stellt dieses Netzwerk von unabhängigen Medienaktivisten und Journalisten des Öfteren eine prächtige Fundgrube für Meldungen dar, die vom journalistischen Mainstream ignoriert werden.
Bemerkenswert am Generalstreik in der spanischen Kleinstadt ist, dass sie traditionell links regiert wird. Die dominierende Gewerkschaft UGT ist ebenfalls links ausgerichtet. Zwar dürfte die in Lebrija angeprangerte Vetternwirtschaft etwas handfester ausfallen, aber die Situation erinnert doch irgendwie auch an die Verquickung von Politik und Wirtschaft in bei uns. Da dürfen sich wichtige Aktivisten der Finanzmarktglobalisierung in der Krise als Problemlöser betätigen, Politiker betätigen als Türöffner für Privatisierung und PPP- Projekte, die jetzt in der Finanzkrise fast tagtäglich Schreckensmeldungen generieren. Es bedarf nur wenig Phantasie um sich vorzustellen, was z.B. ein Expolitiker wie Wolfgang Clement bei der jüngst gegründeten Finanzinvestor BLM Partners treibt, der übrigens auch im Beirat der Rudolf Scharping Strategie Beratung Kommunikation (RSBK) sitzt. Das mag ja in einem juristisch geklärten Sinn keine Vetternwirtschaft sein, kommt dem aber sehr nahe – nur eben auf ein ganzes Land bezogen. Die Frage ist, wie kann man sich in diesem Land gegen solche Zustände wehren, wenn die einstige Arbeitnehmerpartei SPD die Meinungsführerschaft in Sachen Neoliberalismus übernommen hat. Die Linke wählen? Z. B. in der Frage öffentlichen Wohnraums hat sie sich in Dresden oder Berlin auch nicht gerade mit Ruhm bekleckert. Da macht es irgendwie Hoffnung, dass im fernen und doch so nahen Spanien ein Einwohner-Komitee zusammen mit einer anarcho-syndikalistischen Gewerkschaft, die zwar im Kampf gegen Franco eine wichtige Rolle spielte, aber heute nahezu bedeutungslos ist, 90 Prozent der Beschäftigten zu einem Protest gegen die etablierte Verteilungspolitik in Zeiten der Krise bewegen konnten.
“Schavans Eckpunkte sind das Papier nicht wert, auf das sie gedruckt wurden: Das von ihr vorgeschlagene Verfahren zur Hochschulzulassung kommt erstens viel zu spät und ist zweitens völlig unverbindlich”, sagte Keller. Er kritisierte, dass erst im Wintersemester 2011/12 ein neues Zulassungsverfahren angewandt werden solle. “Nicht erst 2011, sondern heute weisen die Hochschulen Studienberechtigte ab, obwohl tausende Studienplätze unbesetzt bleiben. Daher brauchen wir unverzüglich eine Lösung dieses Problems“, forderte der GEW-Hochschulexperte. Im Kern sähen die Eckpunkte lediglich eine Harmonisierung der Zulassungstermine sowie die Einrichtung eines Internetportals vor. “Weder ist garantiert, dass sich bundesweit alle Hochschulen an dem neuen Verfahren beteiligen, noch dass sie ihre Kapazitäten tatsächlich ausschöpfen”, sagte Keller.
Quelle: Bildungsklick
Nun stellt sich heraus, dass die Kampagne möglicherweise zu erfolgreich war: Kreymeier arbeitete freiberuflich für den NDR, wo er unter anderem Untertitel für Hörbehinderte anfertigte. Am Dienstag rief ihn nach eigener Darstellung seine dortige Chefin an und teilte ihm mit, dass das Justiziariat des Senders eine weitere Beschäftigung untersagt habe. Bereits verabredete Arbeitstermine würden deshalb gestrichen.
Quelle: Telepolis
Dazu auch:
Beck sieht kaum noch Chancen für Brender
“Da bewegt sich nichts”: SPD-Politiker Kurt Beck hat wenig Hoffnung, noch eine Vertragsverlängerung von ZDF-Chefredakteur Nikolaus Brender zu erreichen – die Abwehrfront der CDU sei zu stark, sagt er SPIEGEL ONLINE und warnt: Die politischen Ränkespiele beschädigen auch den Intendanten.
Quelle: Spiegel Online
Anmerkung WL: Die Berlusconisierung und Sarkozysierung schreitet auch in Deutschland voran.
Zerstört Jakob Augstein den „Freitag“?
„Auch schöpferische Zerstörung ist Zerstörung“ schreibt Augstein in Anleihe auf den Wettbewerbsideologen Joseph Schumpeter und schreibt dann weiter.
Ja, es ist nicht einmal der Neoliberalismus, der gescheitert ist. Sondern nur die Karikatur, zu der er geworden ist. Neoliberalismus bedeutete ursprünglich nichts anderes, als dass sich die Politiker seit den späten siebziger Jahren Stück für Stück an den Gedanken gewöhnt haben, dass der Staat den Katalog seiner Zuständigkeiten überprüfen und einschränken soll. Das war eine vernünftige Idee. Auch wenn kaum ein Begriff der politischen Debatte so viel Missbehagen auslöst wie dieser. Der Neoliberalismus ist zur Ideologie geworden. Und Ideologien sind immer unvernünftig. Es war der neoliberale Fundamentalismus, der die Finanzkontrolleure blind gemacht hat. Wir zahlen mit der Krise den Preis für diese Verblendung.
Quelle: Freitag
Anmerkung WL: Ein nichtideologischer (?) Neoliberalismus ist also für Augstein eine „vernünftige Idee“. Versteht er, was er da schreibt? Hat er sich mit dem Neoliberalismus jemals beschäftigt?
Wenn das die künftige Linie des Freitag sein soll, dann ist man über Wirtschaftspolitik durch die Financial Times Deutschland besser und breiter informiert. Dann hat der Freitag kaum noch einen Platz in der Mainstream-Zeitungslandschaft.
Ich kann mich dem Kommentator dieses Beitrags von Jakob Augstein nur anschließen:
Ich würde mich sehr freuen, wenn im Freitag linke Positionen kritisiert würden. Das würde interessante Debatten auslösen. Jedoch kann man nur dann lesenswerte Kritik formulieren, wenn man sich mit diesen linken Positionen zuvor auch auseinandergesetzt hat. Herr Augstein kritisiert das, was er sich unter linkem Denken vorstellt. Und das ist so klischeehaft und einfältig, dass einem das Grausen kommt. Mich stört es nicht, dass Herr Augstein eine andere Meinung hat als ich, sondern dass er einfach nicht über das Mainstream-Niveau hinauskommt, weil er offenbar keine Ahnung davon hat, wie linke Kapitalismuskritik (und ich meine hier nicht Müntefering!) eigentlich aussieht.
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