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NachDenkSeiten – Die kritische Website
Titel: Hinweise des Tages
Datum: 18. Februar 2009 um 9:10 Uhr
Rubrik: Hinweise des Tages
Verantwortlich: Wolfgang Lieb
(KR/WL)
Heute unter anderem zu diesen Themen:
Vorbemerkung: Dieser Service der NachDenkSeiten soll Ihnen einen schnellen Überblick über interessante Artikel und Sendungen verschiedener Medien verschaffen.
Wir kommentieren, wenn wir das für nötig halten. Selbstverständlich bedeutet die Aufnahme in unsere Übersicht nicht in jedem Fall, dass wir mit allen Aussagen der jeweiligen Texte einverstanden sind. Wenn Sie diese Übersicht für hilfreich halten, dann weisen Sie doch bitte Ihre Bekannten auf diese Möglichkeit der schnellen Information hin.
Mit Peer Steinbrück haben wir schon einen Bundesfinanzminister, der sich selbst stets über- und die Krise unterschätzt. Mit Freiherr zu Guttenberg scheint für den Wirtschaftsminister nun genau das Gleiche zu gelten.
Quelle: FTD
“Schätzungen über die gesamten zu erwartenden Abschreibungen lassen erwarten, dass die budgetären Kosten für die Finanzhilfen – derzeit und geplant – sehr groß sein könnten – sowohl in absoluten Zahlen als auch im Verhältnis zum BIP der Mitgliedsstaaten”, heißt es im EU-Dokument laut Zeitung. “Es ist essenziell, dass die Staatshilfen nicht in einer Größenordnung stattfinden, die Sorgen über eine Überschuldung oder Finanzierungsprobleme hervorrufen”, heißt es weiter.
Das Papier sieht außerdem die Gefahr eines Subventionswettbewerbs unter den EU-Staaten, sollten die Mitgliedstaaten einander untergraben, indem sie die besonders gefährdeten Forderungen in sogenannten “Bad Banks” auslagern. Dies könnte den EU-Binnenmarkt unterminieren, schreibt die Zeitung. Als weitere Folge wird auch eine Explosion der Budgetdefizite befürchtet. So rechnet man etwa in Irland für 2010 mit einem Budgetdefizit von 12 Prozent, während die Haushaltsdefizite fast 10 Prozent betragen dürften. Bisher haben die EU-Staaten mit Garantien und Konjunkturpaketen im Ausmaß von 2,7 Billionen Euro ihren Volkswirtschaften unter die Arme geholfen.
Quelle 1: Der Standard
Quelle 2: Daily Telegraph
Hinweis unseres Lesers P.R.-S.: Der Daily Telgraph berichtete am 11.2.2009 von einem EU-internen Dokument, aus dem hervorgeht, dass europaweit mit etwa 16,2-trillion-bail-outs zu rechnen ist. Es fehlen in dem Artikel (mittlerweile) die Zahlen, offensichtlich durften diese nicht veröffentlicht werden.
In den ersten Ausgaben stand am 11. Februar 2009 noch:
The figures, contained in a secret European Commission paper, are startling. The dodgy financial packages are estimated to total £16.3 trillion in banks across the EU. The impaired assets may amount to an astonishing 44 per cent of EU bank balance sheets. It is a deep ditch the bankers, regulators and their friends in government have dug us into.
In der “redigierten” Ausgabe ist jetzt nur noch folgendes zu lesen:
Estimates of total expected asset write-downs suggest that the budgetary costs – actual and contingent – of asset relief could be very large both in absolute terms and relative to GDP in member states.
Wenn man über die seitliche Leiste rechts weitersurft oder googelt “‘Toxic’ EU bank assets total £16.3 trillion” gibt es weitere Infos und Diskussionsbeiträge über die von Zauberhand verschwundene Zahl von 16,2 Trillionen (…)
Anmerkung WL: Für solche Zahlen fehlt einem ohnehin das Vorstellungsvermögen, wenn sie aber nur näherungsweise zutreffen, dann kann einem nur schwarz vor Augen werden – oder mir kommen die Geldscheine meines Großvaters aus den frühen zwanziger Jahren des letzten Jahrhunderts in den Sinn, deren Nullen man kaum noch zählen konnte, für die man sich aber, wie mir meine Großmutter sagte, kaum noch ein Brot kaufen konnte.
Werden die Kredite (…) für Finanzspekulationen – sei es im Währungsbereich, sei es auf Rohstoff- oder Immobilienmärkten, sei es in Hedgefonds oder im spekulativen Eigengeschäft der Banken – verwendet, steigt die Produktivität überhaupt nicht. Das ist nämlich reines Kasinospiel, bei dem der Gewinn des erfolgreichen Spielers automatisch den Verlust anderer bedeutet. Oft sogar anderer, die gar keine Spieler sind, sondern etwa die um ihren Arbeitsplatz gebrachten Arbeitnehmer eines Unternehmens, das von Finanzinvestoren mit hoher Verschuldung in Grund und Boden gefahren wird (…)
Wenn es einen großen Schock gibt, wird aus dem kasinomäßigen Nullsummen- sogar ein Negativsummenspiel, bei dem alle verlieren. Und um genau diesen Punkt muss es jetzt bei der Diskussion, wie der Bankensektor zu retten ist, gehen. Wenn wir das für unsere Marktwirtschaft unabdingbare öffentliche Gut eines funktionierenden Kreditwesens mit Steuergeldern am Leben erhalten, müssen wir gleichzeitig das Gift, das dieses öffentliche Gut zerstört, beseitigen. Wie wir das im Einzelnen machen – mit dem direkten Kauf von Bankanteilen durch den Staat, mit einer kompletten Verstaatlichung des Sektors, mit einer großen oder mehreren kleinen Bad Banks – ist eine zweitrangige Frage. Entscheidend ist, dass die Frage, was Banken tun dürfen und was nicht, beantwortet wird, die institutionellen Rahmenbedingungen neu gesetzt werden, bevor die Antwort auf die Frage ‘Bad Bank – ja oder nein?’ gegeben wird. Staatliche Banken kann man auf viele Weisen daran hindern, Unfug zu machen. Es geht aber nicht an, dass die privaten Banken vom Staat entlastet werden und sofort wieder auf die alten Spielwiesen zurückkehren.
Zentral ist …, dass der Staat jetzt Regeln aufstellt, die alle Banker, ob gut oder schlecht, dazu zwingt, sich wie Banker zu verhalten und nicht wie Zocker.
Quelle: ver.di Publik
Anmerkung Orlando Pascheit: Natürlich kann sich der Spiegel nicht enthalten an der Legende zu stricken, dass bestbezahlte Manager sofort abwandern, sobald Kürzungen anstehen. Mit hoher Wahrscheinlichkeit werden solche Erzählungen von Bankern in die Welt gesetzt, die um ihre fetten Boni fürchten. Tatsache ist, dass der globale Finanzsektor derzeit eine signifikante Schrumpfung erfährt. Es tummeln sich an der Wall Street und in der Londoner City Zehntausende von arbeitslosen Bankern. Die stehen bei der Deutschen Bank schon längst Schlange – zumal bankintern englisch gesprochen wird. Desweiteren hat die Deutsche Bank, wie auch andere, gerade beim Investmentbanking, wo die höchsten Boni angefallen sind, komplette Abteilungen geschlossen, und möchte sich auf das Privatkundengeschäft konzentrierten. Das möchten viele, was sollen sie auch sonst machen. Die Konkurrenz wird allerdings von den Sparkassen, den Marktführern im deutschen Privatkundengeschäft, dominiert. D.h. der Verdrängungswettbewerb im Brot-und-Butter-Geschäft wird sich weiter verschärfen. Das Privatkundengeschäft wird damit immer weniger rentabel und die Boni…
Anmerkung K.F.: “Ein Impuls aus dem Inland”. Diese Erkenntnis kommt dem Handelsblatt reichlich spät.
Anmerkung Orlando Pascheit: Fricke spielt auf den Monty Python Sketch “Ministry of silly Walks” an, ein Ministerium für komische Gangarten, das sich in erster Linie mit den verschiedensten Wegen der Fortbewegung zu Fuß beschäftigt und Leute subventioniert, welche diese ausüben, ob hauptberuflich oder als Hobby.
Ob die Parteiführung der Linken um ihren Ruf bangt und deshalb nur mit angezogener Handbremse gegen ein in der Bevölkerung leider recht populäres Irrwitzprojekt vorgeht, muss sich noch zeigen.
Quelle: Junge Welt
Der kumulative Effekt aller Antiterrormaßnahmen, die von den Staaten weltweit seit einigen Jahren in Gang gesetzt wurden, gefährde die in jahrzehntelanger Mühen im letzten Jahrhundert errichtete legale Ordnung, die auf dem Respekt von Menschenrechten beruht, erheblich, postuliert die Studie der Juristen.
Quelle: Telepolis
Dazu:
Kritik am Begriff «Krieg gegen den Terror»
Acht Juristen haben in Genf einen im Auftrag der International Commission of Jurists verfassten Bericht vorgestellt. Darin wird die Aufhebung des Begriffs «Krieg gegen den Terror» gefordert, der vielen Verstössen gegen die Menschenrechte Vorschub geleistet habe.
Quelle: NZZ
Siehe dazu auch:
Nachtrag zu den Hinweisen v. 16.2.2009 Ziffer 7: „Warum der Mülheimer OB-Kandidat Zowislo von Korruption spricht“
Über den dort belasteten Staatssekretär im nordrhein-westfälischen Wirtschaftsministerium Dr. Jens Baganz haben die Mühlheimer Bürgerinitiativen (MBI) eine Pressedokumentation ins Netz gestellt, die auf Wikipedia systematisch entfernt wurde.
Quelle: mbi-mh.de
Im gegenwärtigen Diskurs um Eliten und ihre Ethik eignet sich der gebildete Generalstabsoffizier Stauffenberg, der zunächst den Verheißungen des Regimes vertraut, engagiert mitgemacht hat und erst spät umgekehrt ist, dann aber desto entschiedener zur Tat schritt, offenbar weit besser zum öffentlichen Helden als der spröde, eigensinnige Elser, der unter Beweis stellt, dass man auch in Zeiten, in denen die Stauffenbergs wie Millionen andere Deutsche noch den “Führer” unterstützten, als Tischler mit Volksschulabschluss den destruktiven Charakter des NS-Regimes erkennen und den Entschluss zum Widerstand fassen konnte. “Unglücklich das Land, das Helden nötig hat” (Bertolt Brecht).
Quelle: TAZ
Ganz verstummen wird sie nicht, die “Stimme der Heimat”, wie sich die Westfalenpost (WP) mit einem guten Schuss Nachkriegspathos seit 1946 nennt. Und doch wird man sie in Teilen des Sauer- und Siegerlandes bald nicht mehr hören können: Seit WP-Chefredakteur Bodo Zapp vergangene Woche ausgeplaudert hat, dass die WP 5 ihrer 23 Lokalredaktionen schließen wird, ist die WP-Belegschaft in Aufruhr. Und nicht nur die. Auch beim Schwesterblatt Westfälische Rundschau (WR) grummelt es, scheint doch die Essener WAZ-Gruppe, zu der die Titel gehören, auf ihrem Sparkurs vor allem im Lokalen ordentlich zuzulangen.
Quelle: taz
Volker Pispers verquickte auf WDR2 „Deutschland sucht den Superstar“ mit zu Guttenberg und der HRE:
Die HRE ist 225 Mio. wert, weil wir 100 Mrd. reingebuttert haben. Wir haben diese Bank schon 444-mal bezahlt und uns quasi angeeignet – was gibt`s da noch zu enteignen?
Quelle: wdr 2
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