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NachDenkSeiten – Die kritische Website
Titel: Hinweise des Tages
Datum: 21. Januar 2009 um 8:57 Uhr
Rubrik: Hinweise des Tages
Verantwortlich: Wolfgang Lieb
(MB/WL)
Heute unter anderem zu folgenden Themen:
Vorbemerkung: Dieser Service der NachDenkSeiten soll Ihnen einen schnellen Überblick über interessante Artikel und Sendungen verschiedener Medien verschaffen.
Wir kommentieren, wenn wir das für nötig halten. Selbstverständlich bedeutet die Aufnahme in unsere Übersicht nicht in jedem Fall, dass wir mit allen Aussagen der jeweiligen Texte einverstanden sind. Wenn Sie diese Übersicht für hilfreich halten, dann weisen Sie doch bitte Ihre Bekannten auf diese Möglichkeit der schnellen Information hin.
Aber die Krise hat uns daran erinnert, dass die Märkte ohne Aufsicht außer Kontrolle geraten können und dass eine Nation ihren Wohlstand nicht mehren kann, wenn sie nur die Wohlhabenden bevorzugt. Der Erfolg unserer Wirtschaft war nie nur von der Größe unseres Bruttosozialprodukts abhängig, sondern von der Teilhabe am Wohlstand; von unserer Fähigkeit, jedem Willigen Chancen zu eröffnen – nicht aus Fürsorge, sondern weil es der sicherste Weg zu unserem gemeinsamen Wohl ist.
Quelle: Spiegel Online
Anmerkung WL: Obama beschwört den Mythos der Gründerväter, den „amerikanischen Traum“, und den Stolz der Amerikaner auf die „mächtigste Nation“. Es ist ein Nationalismus, der sich nicht als solchen versteht, es ist geradezu eine Ersatzreligion mit religiösem Segen (wie man bei den Inaugurationsfeierlichkeiten beobachten konnte).
Er will Amerika „wieder neu errichten“ und will „Führung (in der Welt) einmal mehr übernehmen“. Es ist der an den amerikanischen Puritanismus erinnernde Sendungsglauben der Auserwähltheit und des Erfolgsethos nach innen und außen.
Er will die Nation „auf ein neues Zeitalter vorbereiten“ – nicht gerade ein bescheidenes Ziel.
Der amerikanische Mythos ging historisch leider immer auch einher mit dem Widerspruch zwischen dem Ideal und der Wirklichkeit. Man kann nur hoffen, dass Obama die Wirklichkeit wenigstens ein Stück weit hin zum Ideal verändern kann. Sein Vorgänger Bush hat die Maßstäbe ins Bodenlose sinken lassen, von daher kann es eigentlich nur besser werden.
Man glaube allerdings nicht, dass das Gesellschaftsbild Obamas, dem des europäischen Wohlfahrtsstaates mit seinen sozialen Rechten entspricht. Es ist das amerikanische Bild, dass jeder, der sich anstrengt, gleiche Chance haben soll, aber nicht das Ideal, dass die Gesellschaft auch dazu beitragen muss, dass jeder auch gleiche Chancen hat.
Bei aller Bewunderung, dass ein Angehöriger einer Bevölkerungsgruppe amerikanischer Präsident werden konnte, die noch vor wenigen Jahrzehnten unter unmenschlicher gesellschaftlicher Diskriminierung leiden musste, sollte nicht vergessen werden, dass der Aufstieg eines einzelnen, die amerikanische Gesellschaftsstrukturen noch nicht verändert hat.
Dass nach der Amtseinführung die Börsenkurse an der Wall Street gefallen sind, ist ein Indiz dafür, auf welche Widerstände sich Obama bei seinem „Neuanfang“ einstellen muss.
Ein neuer Präsident ist im Amt, die Hoffnungen von Millionen richten sich auf ihn. Doch die Machtstrukturen in der amerikanischen Gesellschaft und vor allem im politischen System sind geblieben.
Obama geht einen schweren Gang. Er kann nur auf diejenigen bauen, die ihre Begeisterung auf ihn richten. Und er hat große Hoffnungen auf sich gelenkt, umso größer ist die Gefahr von Enttäuschungen.
Siehe auch:
Norman Birnbaum: Seien Sie gegrüßt, Herr Präsident!
Quelle: taz
Dieses Kalkül darf nicht aufgehen. All diejenigen, die anders als Union und FDP für eine gerechtere Verteilung gesellschaftlicher Reichtümer eintreten, für konsequenten Umwelt- und Klimaschutz, für Chancengleichheit durch Bildung, für möglichst friedliche Konfliktlösung, kurz: für die große Bürgertugend der Verantwortung für Mitmenschen und nachfolgende Generationen – sie alle dürfen sich nicht ausgrenzen lassen. Sie alle gehören nicht in die linke Schmuddelecke, denn sie bilden die Mitte einer im besten Sinne bürgerlichen Gesellschaft.
Quelle: FR
Anmerkung H. Jack:
Die Kampagne gegen rot-rot-grün läuft. Ganz im Sinne der CDU/CSU, der FDP und zumindest des rechten Flügels der SPD wird in den Mainstream-Medien Front gegen ein „linkes Bündnis“ gemacht. Ziel ist es natürlich im Endeffekt bei den anstehenden Wahlen jegliche Mehrheit ohne die CDU/CSU oder FDP zu verhindern und besser noch einen Wahlsieg für CDU/CSU und FDP herbeizuführen. Und es könnte aufgehen. Während die Protagonisten im linken Lager als Einzelkämpfer und fast schon zerstrittener Haufen in den Wahlkampf gehen, demonstrieren CDU/CSU und FDP schon vor den Wahlen Einigkeit.
Hessen könnte als Demonstration für ein Scheitern von rot-rot-grün gelten, ohne dabei auf die Hintergründe und Einzelheiten einzugehen.
Übersehen wird dabei sicherlich gerne, dass ausgerechnet die Grünen, trotz Zusammenarbeit (Tolerierung) mit den Linken, Stimmen dazu gewonnen haben.
Befürworter von rot-rot-grün werden in den kommenden Monaten voraussichtlich wenig Möglichkeiten bekommen, sich in den Medien dafür einzusetzen. Die „Wortbruch-Kampagne“ war ein eindrucksvolles Beispiel dafür, wie die Presse mit einem Linksbündnis in Westdeutschland oder auch auf Bundesebene umgeht.
In der SPD hat zumindest der Kurs der Mainstream-Medien gegen ein Linksbündnis, wie das Beispiel Reinhard Schultz wieder zeigt, Wirkung gezeigt.
Die kluge, einfache und relativ preiswerte Lösung präsentiert Willem Buiter, Professor an der London School of Economics und früher Mitglied im Entscheidungsgremium der Bank von England. Sie besteht darin, alle Banken des Landes komplett zu verstaatlichen. Buiter weist darauf hin, dass die bisherigen Teilverstaatlichungen und Kreditspritzen die Banken nicht aus ihrem halbtoten Zustand erwecken konnten und auch künftig nicht werden. Die Komplettübernahme, so Buiter, wäre billig im Vergleich zu den riesigen Beträgen, die nun aufgewendet werden, um sie zu stützen. Am Beispiel Commerzbank wurde uns das vorgeführt. Die Bank wäre für 4 bis 5 Mrd. Euro an der Börse komplett zu kaufen, während sich die Zuschüsse aus Berlin nun auf mehr als 18 Mrd. Euro belaufen.
Quelle: FTD
Siehe dazu auch:
Staat prüft Mehrheitsübernahme der HRE
Im Bankensektor ist in diesen Tagen offenbar alles möglich: Erst steigt der Bund mit 25 Prozent bei der Commerzbank ein, dann über die Deutsche Post indirekt bei der Deutschen Bank. Nun könnte der Staat sogar die Mehrheit an einer großen Privatbank übernehmen: Der Hypo Real Estate geht es offenbar so schlecht, dass der Bund erwägt, mehr als 50 Prozent aufzukaufen. Eine mögliche Beteiligung des Staates am angeschlagenen Immobilienfinanzierer Hypo Real Estate soll größer ausfallen als bei der Commerzbank. „Wenn man diesen Weg wählt, sind 25 Prozent sicher nicht genug“, hieß es gestern in Finanzkreisen. Aus Berlin kamen Signale, dass der Staat die Mehrheit übernehmen könnte.
Quelle: Handelsblatt
Anmerkung Orlando Pascheit: Deutschland hat dann die Wahl. Wie wahrscheinlich ist es in einem Wahljahr, dass Deutschland europäische Hilfspakete schnüren wird? Andererseits, kann Deutschland dabei zuschauen, wie durch den Austritt einiger Länder das Projekt Währungsunion in Frage gestellt wird?
Ergänzung WL: Es gibt Hinweise, dass auch die massiven Hilfen für die Hypo Real Estate vor allem deshalb gewährt wurde, weil deren irische Tochter Depfa sich stark bei der Staatsfinanzierung etwa in Griechenland engagiert hat und ein Konkurs solche Länder in große Schwierigkeiten gebracht hätte.
Dazu auch:
Heiner Flassbeck: »Am Ende muß irgend jemand dafür bezahlen«
Am ökonomischen Desaster vieler EU-Staaten ist Deutschland schuld. Per Lohndumping wurden die anderen niederkonkurriert.
Wenn man der größte Gläubiger der Welt sein will, wird man erleben, daß die Schuldner immer weniger bezahlen können. Und schließlich sitzt man auf einem wunderbaren Guthaben, das aber leider nichts mehr wert ist.
Quelle: Junge Welt
Der US-Wirtschaftsprofessor Nouriel Roubini, einer der ersten Prognostiker des Finanzdesasters, erklärte am Wochenende, dass das unter dem Namen TARP bekannte Hilfspaket der US-Regierung in Höhe von 700 Milliarden zur Rettung der Finanzbranche längst nicht mehr ausreicht.
Selbst US-Notenbankchef Ben Bernanke betonte in der vergangenen Woche bei einem Auftritt in London, dass schon bald »noch mehr staatliche Kapitalspritzen und Garantien notwendig werden«. Der Ort für seinen Kassandraruf war gut gewählt. Die britische Regierung mußte mittlerweile eingestehen, dass das erste, international hochgelobte Rettungspaket für Banken nahezu wirkungslos verpufft ist.
Trotz staatlicher Hilfen in Höhe von Hunderten Milliarden kämpfen heute nicht nur in den USA und in England, sondern auch im Rest Europas wieder zahlreiche Banken akut um ihr Überleben. In einer zweiten Runde werden neue staatliche Hilfspakete geschnürt. Aber der Finanzspielraum der Staaten ist begrenzt; am Ende sind vielleicht die Zockerbanken gerettet und dafür die Staaten pleite.
Quelle: junge Welt
Anmerkung: „Notleidende Banken“, das Unwort des Jahres.
Besonders kritisch sehen die Experten die Schuldenbremse, deren Einführung die Bundesregierung zeitgleich mit der Auflage des zweiten Konjunkturprogramms beschlossen hat.
Mit diesem Instrument könne die Politik nicht mehr stark genug auf konjunkturelle Schwankungen reagieren, so Horn. „Sie zwingt sich im schlimmsten Fall selber, die Krise zu verschärfen.“
Quelle: Böckler impuls [PDF – 105 KB]
Sarrazin: Sicherlich hat sich die Vertrauenskrise erst einmal festgefressen. Aber die Regierung hat mit dem staatlichen Rettungsfonds Soffin auch eine unnötig ängstliche, bürokratische und letztlich nicht voll zufriedenstellende Lösung geschaffen. Der Soffin stellt auf Antrag zeitlich begrenzte Garantien für Emissionen zur Refinanzierung zur Verfügung. Das bringt die Banken in die schwierige Lage, Probleme zugeben zu müssen. Und das Problem der kurzfristigen Liquidität ist auch nicht gelöst.
Quelle: Handelsblatt
Anmerkung WL: Sarrazin wird demnächst als Finanzsenator aus- und zur Bundesbank umsteigen. Er will wohl, dass die Banken Garantien und Geld bekommen, ohne dass sie ihre Probleme zugeben müssen, sie könnten diese dann heimlich an die Bad Bank (also an den Staat) abschieben.
Eher ist wohl die Ursache in Ypsilantis Programm zu suchen, das den Interessen der Energiekonzerne und der Frankfurter Flughafenbetreiberin Fraport AG im Wege stand. Doch die Zeiten sind vorbei, und der kommissarische Ministerpräsident, der am Sonntag von einem knappen Drittel der Wähler wieder ins Amt gewählt wurde, hat die Zeit genutzt, um der Fraport AG nach Kräften bei ihren Ausbauplänen unter die Arme zu greifen.
Derweil ist allerdings beim statistischen Bundesamt zu erfahren, dass der Flugverkehr viel weniger Expandiert, als von der Fraport AG postuliert. Mit 166Millionen Fluggästen gab es 2008 nur ein Plus von 1,2 Prozent. Das war, so die Statistiker, die niedrigste Wachstumsrate der letzten sechs Jahre. Im Luftverkehr mit dem Ausland, der für Frankfurt entscheiden sein dürfte, stieg die Zahl der Fluggäste gar bloß um einen Prozent.
Quelle: Telepolis
Anmerkung R.K.: So sieht übrigens die „stabilste Mehrheit seit Jahren“ (Koch) tatsächlich aus, wenn man sie auf die Gesamtheit der Wahlberechtigten bezieht: CDU 22,7 (37,2); SPD 14,5 (23,7); FDP 9,9 (16,2); Grüne 13,7 (8,3); Linke 3,3 (5,4); Andere 2,3 (3,8); Nichtwähler 39,0 (0,0) Prozent. CDU und FDP sind also noch nicht einmal von einem Drittel der hessischen Wähler gewählt worden.
Siehe zur Wahlbeteiligung auch:
Heribert Prantl: Der Schlaf der Demokratie
Würden die Nichtwähler wie eine Fraktion gerechnet und die Zahl der zu besetzenden Sitze entsprechend sinken, dann wären viele Parlamente nur noch knapp halb so groß. Eine halbierte Volksvertretung ist eine prekäre Volksvertretung. Und eine Demokratie, zu der immer mehr Menschen auf Distanz gehen, ist keine inemurische, sondern eine schlechte Demokratie.
Quelle: SZ
Dazu auch:
Nasskaltes Wetter in Hessen
In Hessen hat die SPD verloren, die CDU nichts gewonnen – wer aber auf Jahre nichts mehr gewinnen kann, wer gestern verloren hat, das war die Demokratie. Schon vor der Wahl, nämlich das ganze Jahr 2008 hindurch, indem man den demokratischen Prozess innerhalb des hessischen Landtages beeinflusste; und erst recht jetzt nach der Wahl, indem man anfängt, Geschichtsklitterung schon in die Gegenwart zu hieven, um die Abstrafung der Sünderin zum Präzedenzfall deutscher Politik zu stilisieren. Alles, nur nicht Wahrheit, ist nun Gebot der Stunde. Man belästigt die Öffentlichkeit mit Ypsilanti-Hetze, man schwingt sich auf, das Wetter zum Stein des fehlenden Anstosses, d.h. zum Grund mangelnden Interesses an der Wahl, zu machen, damit man sich nicht mit wirklichen Problemen befassen muß. Das wesentlichste Problem dieser Tage lautet: Warum interessieren sich Menschen nicht mehr dafür, ihr demokratisches Recht wahrzunehmen? Die Antwort darauf, würde Gestalten wie Koch die existenzielle Grundlage rauben – also wird darüber nicht gesprochen
Quelle: ad sinistram
Anmerkung Orlando Pascheit: Bei den effektiven Bruttoeinkommen je Arbeitnehmer/in werden die Beschäftigten einbezogen, die nicht nach Tarif bezahlt werden.
Nur vier von zehn Bürgern der neuen Bundesländer sehen sich als Gewinner der Vereinigung, mehr als ein Viertel, sehen sich eher als Verlierer (28 Prozent). “Nur 22 Prozent der Befragten verstehen sich als ‘richtige Bundesbürger“. “Rund zwei Drittel der Bürger fühlen sich noch nicht völlig heimisch in der Bundesrepublik – bei deutlichen Unterschieden zwischen den Altersgruppen.” Vorhandene Wünsche nach einer “Restaurierung” von DDR-Verhältnissen (11 Prozent) seien “vorrangig die Folge von sozialen Gegebenheiten wie Arbeitslosigkeit und Niedrigeinkommen”.
Quelle: Volkssolidarität
Nirgends in Presse, Funk oder Fernsehen wurde darüber berichtet. Offenbar will man hier einen weiteren Beitrag zum Verarmen und Vereinzeln der Bevölkerung klammheimlich durchziehen.
Quelle: Karl Weiß
Quelle: spd.de
Die Deutsche Welle gilt als mediale Visitenkarte Deutschlands in der Welt. Der Auslandssender der Bundesrepublik Deutschland wird mit Steuermitteln finanziert und sendet sein Programm weltweit und in verschiedenen Sprachen über Kurzwelle und betreibt ein Nachrichtenportal im Internet, das in 30 verschiedenen Sprachen lokalisiert wird. Für Aufsehen sorgte im letzten Jahr ein vermeintlicher Skandal um die China-Berichterstattung der Deutschen Welle.
Quelle: Telepolis
Frank-Walter Steinmeier in der Plenarsitzung vom 14.Januar 2009:
Wer nach der Schuld fragt, liegt falsch. Es ist ja so: Weder die Ursachen der Finanzmarktkrise noch die Ursachen der Wirtschaftskrise kommen von hier oder sind hausgemacht.
Zitiert aus Bundestagsprotokoll [PDF – 586 KB]
Gefunden von: weissgarnix
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