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NachDenkSeiten – Die kritische Website
Titel: Hinweise des Tages
Datum: 8. August 2008 um 9:25 Uhr
Rubrik: Hinweise des Tages
Verantwortlich: Wolfgang Lieb
(KR/WL)
Heute unter anderem zu folgenden Themen:
Vorbemerkung: Dieser Service der NachDenkSeiten soll Ihnen einen schnellen Überblick über interessante Artikel und Sendungen verschiedener Medien verschaffen.
Wir kommentieren, wenn wir das für nötig halten. Selbstverständlich bedeutet die Aufnahme in unsere Übersicht nicht in jedem Fall, dass wir mit allen Aussagen der jeweiligen Texte einverstanden sind. Wenn Sie diese Übersicht für hilfreich halten, dann weisen Sie doch bitte Ihre Bekannten auf diese Möglichkeit der schnellen Information hin.
Siehe dazu auch:
Blamage mit Hartz IV
Der anhaltende Ansturm auf die Sozialgerichte ist für den Gesetzgeber eine Blamage. Mit Hartz IV wollte die Politik den Sozialstaat vereinfachen und Bürokratie abbauen. Aber das Gegenteil ist eingetreten. In jedem Fall geklärt ist die Frage, ob Hartz IV Arbeit schafft. Bei Anwälten, Richtern und in der Arbeitsmarktverwaltung wirkt die Reform tatsächlich wie ein gigantisches Beschäftigungsprogramm.
Quelle: FR
Anmerkung WL: Massenhafte Klagen gegen Verwaltungsgesetze sind in der Regel ein Zeichen, dass die Gesetze schlecht gemacht sind, dass sie unbestimmt, nicht eindeutig, ja sogar widersprüchlich sind. Das kann man über die mit heißer Nadel genähten Hartz-Gesetze mit Sicherheit sagen. Statt nun die Gesetze zu verbessern, gibt es Pläne, die Klagemöglichkeiten zu beschränken, etwa in dem man die Sozialgerichte durch finanzielle Hürden vor Recht suchenden Hartz-IV-Opfern abzuschirmen versucht.
Anmerkung WL: Weithin unbekannt dürfte Folgendes sein:
Der Regelsatz bestimmt nicht nur die Höhe der Sozialhilfe: Niveau und Struktur von Sozialhilfe als Hilfe zum Lebensunterhalt und Arbeitslosengeld II bzw. Sozialgeld sind im Wesentlichen gleich gestaltet. Gleiches gilt für die bedarfsorientierte Grundsicherung im Alter und bei Erwerbsminderung. Für Leistungsempfänger in Einrichtungen ist der Regelsatz gleichfalls wichtig, da sich der Barbetrag zur persönlichen Verfügung im Form von Taschengeld (§ 35 SGB XII) am Regelsatz orientiert. Darüber hinaus richten sich die Grund- und Kinderfreibeträge in der Einkommensteuer – das steuerlich zu verschonende Existenzminimum – nach dem im Sozialhilferecht anerkannten Mindestbedarf. Weitere Bereiche, in die der Regelsatz allerdings nicht unmittelbar hineinwirkt, sind der Kinderzuschlag (§ 6a Bundeskindergeldgesetz), die Pfändungsfreigrenzen in der Zivilprozessordnung (§§ 850, 850a ff. ZPO) und das Asylbewerberleistungsgesetz. Damit hat fast die gesamte deutsche Wohnbevölkerung direkt oder indirekt etwas mit dem Regelsatz zu tun.
Anmerkung WL: Wir haben stets darauf hingewiesen, dass es vernünftiger und vorsorgender wäre, bei der Arbeitsagentur ein Finanzpolster für Zeiten des konjunkturellen Abschwungs und wieder steigender Arbeitslosigkeit anzulegen. Die Senkung der Arbeitslosenversicherungsbeiträge hatte vor allem den Sinn, die Voraussetzungen dafür zu schaffen, in der Flaute wegen der dann entstehenden Defizite die Leistungen der Arbeitsagentur weiter einzuschränken.
Siehe dazu auch:
Fabelhaft
Was sollten Bürger von ihrem Staat erwarten dürfen? Effizienz im Umgang mit den Steuergeldern, oder ein Programm, das die Gewinne bei Banken, Sparkassen und Fondsgesellschaften fördert? Die Antwort auf diese simple Frage sollte ausreichen, um das Sommertheater in der großen Koalition rasch zu beenden. Finanzminister Peer Steinbrück und die SPD haben recht: Der Plan, den Anteil der Privatanleger an der Finanzierung der Bundesschuld zu erhöhen, ist fabelhaft. Und das aus einem einfachen Grund: Wenn die Bürger direkt beim Bund Anlageprodukte kaufen, können Staat und Anleger sich die Marge teilen, die ansonsten die Bank oder Fondsgesellschaft einsackt. So fallen die Zinskosten für den Bund geringer aus, was bedeutet, dass die Steuerlast sinkt. Und der Clou: Die Anleger, die Geld direkt in Bundestiteln anlegen, erhalten auf lange Sicht auch noch eine höhere Verzinsung als wenn sie den Umweg über die Bank gingen. Rechnet man noch Wettbewerbseffekte hinzu, kann es der Bund mittels halbwegs flotter Produkte sogar schaffen, dass die Kosten für diese Art der Sparanlage in ganz Deutschland sinken. Mehr kann ein Staat kaum tun, der seine Bürger verpflichtet, privat für das Alter vorzusorgen.
Dass die Bankenverbände nun schreien, ist verständlich. Es zeigt nur, dass die Finanzagentur jetzt nach und nach kluge Produkte auf den Markt bringt. Übrigens das erste Mal seit fast 30 Jahren. Aber dass sich die CDU auf die Seite der Lobby schlägt, ist peinlich. Alle Argumente gegen den Plan des Finanzministers laufen ins Leere. Es handelt sich um keine Subvention. Das wäre nur dann der Fall, wenn der Bund Konditionen zahlte, die der Markt nicht hergibt. Doch davon kann keine Rede sein. Der Bund zahlt sogar etwas weniger als der Markt, weil ihm ja Kosten entstehen – und er Steuern sparen will. Nur zahlt er im Mittel immer noch mehr als den Anlegern nach Abzug aller satten Fonds- und Bankgebühren bliebe.
Quelle: FR
Anmerkung KR: Und dennoch gibt es eine bessere Einnahmequelle, die Schulden und Zinsen vermeiden hilft, für deren Nutzung der Staat aber mehr leisten müsste, damit die Bürger dies akzeptieren: Sinnvolle und gerechte Steuern.
Sie fällt zunehmend auf Psychologismen zurück. Die letzte Zinserhöhung begründete sie nicht mit ihrer Wirkung auf die Preise, sondern mit ihrer Wirkung auf die Inflationserwartungen. Die EZB ist die letzte Vertreterin des dogmatischen Monetarismus. Selbst der Internationale Währungsfonds fordert sie inzwischen auf, die überholte ‘monetäre Analyse’ aufzugeben. Hinter diesen wissenschaftlichen Fehlleistungen stecken Interessen: Die EZB sieht ihre Hauptaufgabe darin, die Gewerkschaften zur Lohnzurückhaltung zu drängen.
Quelle: Linkszeitung
Die Außenhandelsbilanz schloss im Juni 2008 mit einem Überschuss von 19,7 Milliarden Euro ab. Im Juni 2007 hatte der Saldo in der Außenhandelsbilanz 16,7 Milliarden Euro betragen. Kalender- und saisonbereinigt lag im Juni 2008 der Außenhandelsbilanzüberschuss bei 18,1 Milliarden Euro.
Zusammen mit den Salden für Dienstleistungen (– 1,7 Milliarden Euro), Erwerbs- und Vermögenseinkommen (+ 3,3 Milliarden Euro), laufende Übertragungen (– 2,2 Milliarden Euro) sowie Ergänzungen zum Außenhandel (– 0,7 Milliarden Euro) schloss – nach vorläufigen Berechnungen der Deutschen Bundesbank – die Leistungsbilanz im Juni 2008 mit einem Überschuss von 18,5 Milliarden Euro ab. Im Juni 2007 hatte die deutsche Leistungsbilanz einen Aktivsaldo von 18,1 Milliarden Euro ausgewiesen.
In die Mitgliedstaaten der Europäischen Union wurden im Juni 2008 Waren im Wert von 56,5 Milliarden Euro versandt und Waren im Wert von 45,5 Milliarden Euro von dort bezogen. Gegenüber Juni 2007 stiegen die Versendungen in die EU-Länder um 5,9% und die Eingänge aus diesen Ländern um 3,8%. In die Länder der Eurozone wurden im Juni 2008 Waren im Wert von 37,2 Milliarden Euro (+ 4,7%) geliefert und Waren im Wert von 31,3 Milliarden Euro (+ 2,4%) aus diesen Ländern bezogen. In die EU-Länder, die nicht der Eurozone angehören, wurden im Juni 2008 Waren im Wert von 19,3 Milliarden Euro (+ 8,4%) geliefert und Waren im Wert von 14,2 Milliarden Euro (+ 6,9%) von dort bezogen.
In die Länder außerhalb der Europäischen Union (Drittländer) wurden im Juni 2008 Waren im Wert von 31,8 Milliarden Euro exportiert und Waren im Wert von 23,1 Milliarden Euro aus diesen Ländern importiert. Gegenüber Juni 2007 stiegen die Exporte in die Drittländer um 11,7% und die Importe von dort um 8,6%.
Quelle: Statistisches Bundesamt
Anmerkung WL: Wieder einmal ein Beleg dafür, wie exportabhängig Deutschland ist. Es ist höchste Zeit, die deutsche Binnenkonjunktur auf der Kaufkraftseite endlich anzukurbeln, damit sie wenigstens einen Teil des zu erwartenden Exportrückgangs auffangen kann.
Besonders profitiert die Bundeswehr von der Verschärfung der Auflagen für unter 25jährige Hartz IV Empfänger. Vor diesem Hintergrund erweist sich der Sozialabbau als Rekrutierungsgehilfe der Bundeswehr. Dies geht mittlerweile soweit, dass die Bundeswehr in zahlreichen Arbeitsämtern bereits ständige Büros unterhält und sogar Berichte vorliegen, dass Hartz IV Empfängern Leistungskürzungen angedroht wurden, sollten sie sich weigern, an einer Rekrutierungsveranstaltung teilzunehmen.
Quelle: Informationsstelle Militarisierung (IMI) [PDF – 660 KB]
Ob Atomforschung, Stilllegung von Reaktoren, Beiträge zu Euratom und IAEO oder die Altlasten der Atomenergie in Ostdeutschland – Steuerzahlerinnen und Steuerzahler seien kräftig dabei, wenn es um die Lasten der Atomindustrie geht. Über 667 Millionen Euro seien im Bundeshaushalt 2008 für die Unterstützung der Atomenergie eingestellt. Zugegeben habe das Wirtschaftsministerium zudem, dass auf den Staat auch in den nächsten Jahren Milliarden Lasten aus der Atomenergienutzung zukommen:
“Dies sind nur einige Posten”, sagt Ulla Lötzer. “Andere Lasten sind noch gar nicht absehbar. Für das Atommülllager ASSE II werden 536 Mio. angegeben, doch keiner weiß, wie teuer die Sanierung des Lagers wirklich wird. Schließlich weiß ja wohl auch keiner, was dort wirklich eingelagert wurde.”
Quelle: Linkszeitung
Anmerkung WL: Die größte Zeitbombe bei den Kosten für die Atomkraft tickt, wenn die Kraftwerke nach der Stillegung sicher eingeschlossen oder rückgebaut werden müssen.
Ich habe damit selbst nach der Stilllegung des winzigen Versuchsreaktors an der damaligen Kernforschungsanlage Jülich bittere Erfahrungen sammeln müssen. Die Kosten für den sicheren Einschluss oder den Rückbau (grüne Wiese) explodierten. Ich kenne nicht mehr den neuesten Stand, aber im Jahre 2003 beliefen sich die geschätzten Kosten für den „sicheren Einschluss“ auf weit über 200 Millionen Euro. Für den Rückbau wurden weitere 300 Millionen Euro angenommen, die, da die Betreibergesellschaft zahlungsunfähig war, vollständig auf Bund und Land zuliefen. Eine halbe Milliarde also, das ist ein Mehrfaches des Betrages, den der Bau dieser relativ kleinen Anlage gekostet hat.
Ganz Ähnlich verlief es nach der Stilllegung des Thorium-Hochtemperator-Reaktors in Hamm-Uentrop. Die Betreibergesellschaft war sofort insolvent und konnte für die Kosten nicht herangezogen werden. Also blieben die Kosten von gleichfalls einer halben Milliarde Euro gleichfalls beim Steuerzahler hängen. Der Rückbau wird noch mindestens 20 Jahre beanspruchen.
ver.di-Bundesvorstandmitglied Uwe Foullong nannte das Abschalten der Sendeberechtigung einen „schwerwiegenden Eingriff“ in das Betriebsverfassungsgesetz. „In einem demokratischen Land kann keine Unternehmensleitung als Zensor bestimmen, was die Beschäftigten lesen“, sagte Foullong. Das ver.di-Vorstandsmitglied forderte die Dresdner Bank auf, die „brutale Verhinderung der Betriebsratsarbeit“ sofort einzustellen.
Quelle: ver.di-Bundesvorstand
Zur Begründung verwies Rische auf die Nachteile privater Berufsunfähigkeitsversicherungen. Viele Angebote seien “versicherungstechnisch heikel und entsprechend teuer”, sagte Rische. Der Präsident der Deutschen Rentenversicherung Bund bezog damit indirekt Stellung zur aktuellen Debatte über die wachsende Armutsgefahr von Erwerbsgeminderten. Fachleute der gesetzlichen Rentenversicherer hatten in jüngster Zeit mehrfach darauf hingewiesen, dass schon jetzt fast die Hälfte der Bezieher der staatlichen Grundsicherung Invalide seien. Dieser Anteil wird nach Ansicht von Experten wegen der Abschläge auf Erwerbsminderungsrenten vor dem 63. Lebensjahr und der geringen Verbreitung privater Berufsunfähigkeitsversicherungen in den kommenden Jahren vermutlich noch zunehmen.
Zugleich verteidigte Rische das umlagefinanzierte Rentensystem in Deutschland als “äußerst flexibel”. Die gesetzliche Rente habe in den vergangenen 50 Jahren viele Anpassungsprozesse mitgemacht. “Diese Fähigkeit, auf gesellschaftliche Veränderungen reagieren zu können, zählt zu den großen Vorteilen des Modells”, so Rische. Allerdings müsse der Gesetzgeber dafür sorgen, dass die Erwerbstätigen auch künftig ausreichend hohe Einkünfte erzielen könnten. Wer von Niedriglohnjobs und staatlichen Lohnzuschüssen leben müsse, “von dem kann man schlichtweg nicht erwarten, dass er fürs Alter vorsorgt”, sagte der ranghöchste Vertreter der Deutschen Rentenversicherung.
Quelle: Ihre Vorsorge
Anmerkung KR: Auch ein sogenanntes “öffentliches Produkt” bringt keinen Nutzen, sondern zusätzliche Verwaltungskosten und Risiken (sofern es sich um eine auf Kapitaldeckung hoffende Variante handelt, siehe dazu auch der folgende Hinweis) mit sich. Hat man Rische zu verstehen gegeben, dass er keinen Klartext reden darf, weil dies politisch unerwünscht ist?
Wir gehen davon aus, dass mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit bis Ende 2008 die Krise der Pensionsfonds die eklatanteste Facette der gegenwärtigen umfassenden weltweiten Krise bieten wird. Dies bedeutet, dass viele Rentner in finanzielle Schwierigkeiten geraten werden. Besonders werden die Rentner in den USA (deren Versicherten 2006 über 45% der globalen Gesamtsumme des Anlagevermögens der Pensionsfonds verfügten) und in Japan (18%) betroffen sein. Aber auch Rentner in einigen EU-Ländern, deren Rentensysteme verstärkt auf dem kapitalfinanzierten System aufbauen, also in Großbritannien (7% der globalen Gesamtsumme des Anlagevermögens der Pensionsfonds), Schweden (1%), Dänemark (1%) und vor allen Dingen in dem Eurozonen-Mitgliedstaat Niederlande (6%) werden nicht das Geld aus den Pensionsfonds erhalten, mit dem sie gerechnet hatten.
Quelle: Global Europe Anticipation Bulletin
Schließlich geht es um viel Geld. Die Bundesbürger besitzen im Schnitt 95 Mio. Lebensversicherungen. Schätzungsweise eine Million Kunden kündigen Jahr für Jahr ihren Vertrag. Häufig verkaufen die Versicherten ihre Police mit hohen Verlusten. Schließlich müssen die Kunden in den ersten Monaten und Jahren des Vertrags zunächst Abschluss und Verwaltungsgebühren berappen, bevor sich auch nur ein Cent Guthaben auf ihrem Vertrag bildet. Eine Analyse der Hamburger Verbraucherschützer von mehr als 400 gekündigten Verträgen ergab, dass der durchschnittliche Verlust der Verbraucher bei rund 3300 Euro und damit bei knapp 70 Prozent lag. Jahr für Jahr dürften sich die Verluste nach Schätzungen der Verbraucherschützerin Castelló auf rund 3,3 Mrd. Euro belaufen.
Quelle: Welt
Anmerkung Martin Betzwieser: Gewinne privatisieren, Verluste sozialisieren – wie üblich. Allerdings haben Langzeitarbeitslose meistens kein steuerpflichtiges Einkommen, von dem die beschriebenen Verluste abgesetzt werden können. Werden sie als „Kunden“ von der örtlichen ARGE genötigt, ihre Lebensversicherungen aufzulösen, haben sie besondere Nachteile.
Anmerkung Orlando Pascheit: Als Gründe für diese Einstellungsänderung nennt Taylor-Gooby die Politik New Labours, aber auch die Erkenntnis, dass „im Zeitalter der Globalisierung eine Regierung vieles nicht mehr kontrollieren kann“. Im Zuge dessen sei Ungleichheit in einer Gesellschaft die logische Folge. „Da sind Engländer immer pragmatischer geworden und fragen nur, wie der Staat Chancen schaffen kann, dass sich mehr am Markt beteiligen.“
Man kann auch sagen, die Leute haben sich den von New Labour geschaffenen Realitäten gefügt. Dass der Staat gegenüber der Globalisierung machtlos sei und dass diese nun einmal ungerecht sei, braucht man nur 10 Jahre lang über alle Medien zu verbreiten, bis alle indoktriniert sind, das sehen wir auch bei uns. Der Satz, „In gewisser Weise ist England unter New Labour viel mehr Richtung Thatcher gegangen als je unter den Konservativen“, lässt sich locker auf Deutschland und die Schröder- Regierung übertragen. Wer, wenn nicht die SPD, konnte weiter gehen, als eine CDU/FDP-Regierung je erträumte.
Dazu auch:
Ruanda, vergessener Hinterhof
Der Völkermord in Ruanda 1994 war für eine gewisse französische Großmachtpolitik in Afrika Höhe- und Endpunkt zugleich. Französische Kolonialnostalgiker betrachteten Afrika als Hinterhof. Daraus entwickelte sich die Strategie, Ruanda zum Vorposten eines von West- und Zentralafrika aus expandierenden französischen Einflussgebiets auszubauen. In Ruanda waren damit Hutu-Kämpfer, die sich gegen die aus dem englischsprachigen Uganda eindringenden ruandischen Exiltutsi stellten, Vorposten eines französischen Weltmachtanspruchs. Für Frankreich mussten sie ihr Land halten, selbst um den Preis der physischen Vernichtung des Gegners.
Quelle: taz
Volker Pispers über Wolfgang Clement
Quelle: wdr
Doch die Realität überholt die Satire:
Gut zwei Stunden nach seiner Entschuldigung attackierte Clement im Interview mit dem ZDF erneut die hessische SPD-Chefin Andrea Ypsilanti: „Ich hätte sie nicht gewählt zur damaligen Zeit mit der Politik, die sie dort vertreten hat – in der Energiepolitik vor allen Dingen“, sagte Clement dem Sender. „Ich kann nicht eine Energiepolitik unterstützen, die ich für irreal halte.“
Siehe ZDF Mediathek, Heute Journal vom 7.8.08: „Clement legt nach“
Siehe zum Thema Clement auch noch:
Grenzen der Meinungsfreiheit
Von Erhard Eppler
Quelle: SZ
Anmerkung WL: Eppler hat mit seinen theoretischen Überlegungen über die Rolle von Parteien durchaus Recht. Diese Betrachtung blendet jedoch aus, dass es Clement gar nicht um Meinungsfreiheit geht. Mit seinem energiepolitisch begründeten Angriff auf Ypsilanti und mit der jetzt von ihm inszenierten Kampagne geht es um etwas ganz anderes: Clement will die SPD zwingen, bedingungslos auf Agenda-Kurs zu bleiben, er will schon gar die Parteiführung darauf festnageln, dass sie sein „Lebenswerk“, die Hartz-Reformen, ohne Einschränkungen unterstützt.
Auf dieses Politikum geht Eppler nicht ein und er kann darauf um der eigenen Glaubwürdigkeit willen auch nicht eingehen, denn er selbst hat sich als „Parteilinker“ auf den Parteitagen für Schröder und die Agenda eingesetzt und damit wesentlich dazu beigetragen, dass Schröder die SPD auf seinen Kurs zwingen konnte.
Auch er muss sich deshalb wie die Parteiführung der SPD einer Zurückweisung clementscher Positionen enthalten und kann nur auf das unsolidarische Verhalten Clements mit dessen Rat, die eigene Partei nicht zu wählen, abstellen.
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