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NachDenkSeiten – Die kritische Website
Titel: Hinweise des Tages
Datum: 15. Juli 2008 um 9:41 Uhr
Rubrik: Hinweise des Tages
Verantwortlich: Wolfgang Lieb
Vorbemerkung: Dieser Service der NachDenkSeiten soll Ihnen einen schnellen Überblick über interessante Artikel und Sendungen verschiedener Medien verschaffen.
Wir kommentieren, wenn wir das für nötig halten. Selbstverständlich bedeutet die Aufnahme in unsere Übersicht nicht in jedem Fall, dass wir mit allen Aussagen der jeweiligen Texte einverstanden sind. Wenn Sie diese Übersicht für hilfreich halten, dann weisen Sie doch bitte Ihre Bekannten auf diese Möglichkeit der schnellen Information hin.
Dazu auch:
Freddie Mac hat ersten Härtetest bestanden
Der US-Hypothekenfinanzierer Freddie Mac hat heute Fremdkapital im Umfang von 3 Milliarden Dollar aufgenommen. Die Schuldpapiere wurden im Rahmen einer Auktion erfolgreich im Markt plaziert. Ein Scheitern des Verkaufs der nachrangigen Anleihen wäre fatal gewesen.
Quelle: nzz.ch
Dazu auch noch:
Ein Hilfspaket für die taumelnden Hypotheken-Giganten
Nach dem Zusammenbruch der IndyMac-Bank kommen das amerikanische Finanzministerium und die amerikanische Notenbank den taumelnden Hypotheken-Giganten Fannie Mae und Freddie Mac zur Hilfe. Die Notenbank will den beiden Instituten zusätzliche Kredite zu günstigen Konditionen gewähren, falls die Banken weitere Mittel benötigen sollten, wie am Sonntag nach Krisenberatungen mitgeteilt wurde. Eventuell will die Regierung sogar Anteile der Banken kaufen.
Quelle: FAZ.Net
Anmerkung: Es gilt eben die alte Regel: Privatisierung der Gewinne. Sozialisierung der Verluste.
Anmerkung: Die inzwischen völlig unsinnig gewordene Koppelung des Gaspreises an den Ölpreis verschaffen den Gaslieferanten und/oder den Gasversorgern leistungslose Windfall-Profits. Wo bleibt eigentlich unser Wirtschaftsminister, wo bleiben alle die Experten, die sonst immer das hohe Lied auf die Marktwirtschaft und den Wettbewerb singen?
Dazu:
Preis-Galopp macht Deutschen Angst
Die Deutschen haben Angst vor dem Preisanstieg und sie bemängeln, wie die Politik damit umgeht. Drei Viertel sind laut ARD-DeutschlandTrend generell unzufrieden mit der Regierung.
Quelle: Tagesschau
Zu Paul Nolte, statt einer Anmerkung: Sprachmüll und Paul Nolte gelegentlich lesen, um die Leere der meinungsführenden Ideologen zu begreifen
Anmerkung: Ein auffallend ehrlicher Artikel des Spiegels. Warum tut der Finanzminister eigentlich nichts dagegen, wenn diese Tricksereien alle kennen? Bei Florida-Rolf dauerte es nur wenige Wochen bis die Gesetzeslücke geschlossen wurde. Da ging es aber um die Armen.
Richtig ist …, dass die Heizkosten in voller Höhe übernommen werden, soweit sie angemessen sind. Die Stromkosten werden dagegen nicht voll erstattet, sondern sind im Regelsatz enthalten.
Quelle: Tagesschau
Anmerkung: Übrigens die NachDenkSeiten berichteten schon vor der Tagesschau über den Versprecher oder – sollte man einmal mehr besser sagen – über das falsche Versprechen.
In der gesetzlichen Rentenversicherung fiel das Defizit im ersten Quartal 2008 mit 1,3 Milliarden Euro deutlich geringer aus als im ersten Quartal 2007 mit 2,1 Milliarden Euro. In der gesetzlichen Krankenversicherung dagegen stieg das Defizit von 0,8 auf 1,1 Milliarden Euro. Das Defizit der Bundesagentur für Arbeit stieg von 0,3 auf 1,0 Milliarden Euro, vor allem wegen der Senkung des Beitrages zur Arbeitslosenversicherung von 4,2 auf 3,3 Prozent zum 1. Januar 2008.
Quelle: Tagespiegel
Anmerkung: Diese Defizite in den Sozialkassen hängen ganz unmittelbar damit zusammen, dass die Beiträge (trotz der Zunahme von Beschäftigung) gesunken sind. Das belegt, dass die Löhne der aus der Statistik verschwunden Arbeitslosen so niedrig sind, dass die Sozialkassen ausbluten. Und jetzt sollen die Beiträge für die Arbeitslosenversicherung noch weiter gesenkt werden.
Siehe dazu:
Gesundheitsfonds: Zusatzbeiträge belasten kleine Einkommen und Kassen mit vielen Niedrigverdienern
Ein einkommensunabhängiger Zusatzbeitrag, wie ihn Krankenkassen nach der Einführung des Gesundheitsfonds erheben können, belastet Versicherte mit geringerem Einkommen deutlich stärker als Versicherte mit höherem Verdienst. Die vorgesehene Überforderungsklausel, die den Pauschalbeitrag auf maximal ein Prozent vom beitragspflichtigen Bruttoeinkommen jedes Versicherten begrenzt, kann diese Ungleichheit abmildern. Verhindern kann sie sie nicht. Zu diesem Ergebnis kommt eine von der Hans-Böckler-Stiftung geförderte Untersuchung der Gesundheitsökonomen Prof. Dr. Jürgen Wasem, Prof. Dr. Stefan Greß, Anke Walendzik und Maral Manouguian.
Quelle: Hans-Böckler-Stiftung
Dass die Energie aus den AKW derzeit als preiswerte Alternative dargestellt werden kann, hat einen einfachen Grund: Seit Beginn des Atomzeitalters hat der Staat nicht nur die ökonomischen Risiken der Stromerzeugung mittels Kernspaltung abgedeckt, sondern große Teile des Atomprogramms gleich selbst finanziert. Insbesondere das schmutzige Ende der Atomwirtschaft fällt kaum denen zur Last, die jetzt daran verdienen.
Quelle: Jungle World
Anmerkung: Erst holt man die alten Herren um den jungen Herren bei der SPD die Kastanien aus dem Feuer zu holen. Nachdem man sie wieder richtig aufgebaut hat und sie sich verselbständigen, ist es auch wieder nicht recht.
Anmerkung Orlando Pascheit: Und da werden in Brüssel die geringen Fortschritte Bulgariens beim Kampf gegen Korruption sowie die organisierte Kriminalität beklagt und Sanktionen diskutiert, weil die Justizreform nicht tatkräftig genug vorangetrieben werde.
Hohe Arbeitslosigkeit, sinkende Aktienkurse und massive Schulden. Großbritanniens Problemliste ist lang. Da passt der Hilferuf der Bank of England ins Bild. Die Währungshüter räumten jetzt ein, sie seien nahezu machtlos im Kampf gegen die aktuell auch in Großbritannien hohe Inflation.
Ein Gegensteuern würde starke Zinserhöhungen nötig machen und damit schwere wirtschaftliche Konsequenzen nach sich ziehen, hieß es in dem am Montag in London veröffentlichten Jahresbericht der Zentralbank.
Quelle: Handelsblatt
Anmerkung: Plötzlich bekommt das sonst doch immer als Vorbild vorgehaltene angelsächsische liberale Wirtschaftssystem Schatten. Plötzlich schützt der flexible Arbeitsmarkt nicht mehr vor Arbeitslosigkeit. Plötzlich sind die Finanzinvestoren kein Garant für Wachstum mehr.
Anmerkung Orlando Pascheit: Leider wird die Diskussion um die Beitrittsfähigkeit der Türkei allzu sehr von sicherheitspolitischen Erwägungen oder institutionellen Fragestellungen etwa im Straf- und Gesellschaftsrecht dominiert. Sicherlich nicht unwichtige Fragen, aber es fällt doch auf, wie pauschal in den letzten Jahren über die Möglichkeiten und Risiken (für beide Seiten) des Eintritts in den Europäischen Binnenmarkt diskutiert wurde, ein Binnenmarkt der zudem reichlich globalisiert ist. Die türkische Standort steht dort nicht nur in Konkurrenz zu den osteuropäischen Niedriglohnländern bzw. zum hochindustrialisierten Kern der EU, sondern genauso zu den Volkswirtschaften Südostasiens.
Das vielgelobte Wachstum der letzten Jahre ist ziemlich übertrieben, da es wieder einmal einem statistischem Phänomen geschuldet ist. Meistens wird das Krisenjahr 2001 als Ausgangsbasis verwendet. Bezieht man aber das Jahr 2001 und das schwächere Wachstum im laufenden Jahr mit ein, so liegt das Wachstum der Türkei nicht bei über 7%, sondern bei etwa 4%, dem Durchschnittswert des vergangenen Jahrzehnts. Wir wären dankbar für solche Wachstumsraten, aber für ein Land im Aufholprozeß zu den westlichen Industrienationen ist dies zu wenig. Das Ziel der Regierung Erdogan, bis 2023 – dem hundertsten Jahrestag der Republikgründung – den Sprung unter die zehn führenden Volkswirtschaften zu schaffen, erweist sich nicht nur schwieriger als gedacht, sondern sollte Anlaß geben über eine angemessene Entwicklungsstrategie für das eigene Land nachzudenken. Südkorea oder China, oder noch weiter zurückliegend Japan, haben sich nur allmählich und mit größter Vorsicht der Konkurrenz des Weltmarktes gestellt.
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