Startseite - Zurück - Drucken
NachDenkSeiten – Die kritische Website
Titel: Hinweise des Tages (2)
Datum: 27. Juni 2008 um 16:49 Uhr
Rubrik: Hinweise des Tages
Verantwortlich: Albrecht Müller
(KR/AM)
Vorbemerkung: Dieser Service der NachDenkSeiten soll Ihnen einen schnellen Überblick über interessante Artikel und Sendungen verschiedener Medien verschaffen.
Wir kommentieren, wenn wir das für nötig halten. Selbstverständlich bedeutet die Aufnahme in unsere Übersicht nicht in jedem Fall, dass wir mit allen Aussagen der jeweiligen Texte einverstanden sind. Wenn Sie diese Übersicht für hilfreich halten, dann weisen Sie doch bitte Ihre Bekannten auf diese Möglichkeit der schnellen Information hin.
Kommentar AM: Immerhin, ein Journalist schreibt in einer Zeitung, dass es Kampagnenjournalismus gibt. Diese Erkenntnis muss man nutzen, weil wir diesen Kampagnenjournalismus jeden Tag und an anderen Ecken erleben. Gegen die Hartz IV-Empfänger und für die Privatisierung, gegen alles Linke und für Frau Merkel zum Beispiel. Was der Autor im konkreten Beispiel Beck nicht ganz richtig sieht: Es geht nicht nur um die Verfolgung eines Jagdfiebers, es geht auch um die Sache. Es soll einer weggeschossen werden, bei dem man nicht 100%ig sicher ist, dass er auf so flachem Modernisierungskurs liegt wie Steinmeier. Und es soll mit Letzterem einer promoted werden, der gegen Merkel auf jeden Fall verliert.
von Arnim: Der politischen Klasse – das sind voll alimentierte Mandats- und Funktionsträger, die zwar nur zwei Prozent der Parteimitglieder ausmachen, aber in den Parteien das Sagen haben – tut der Verlust von Mitgliedern und der Rückgang der Wahlbeteiligung nicht wirklich weh, denn sie finanzieren sich über die selbst bewilligte staatliche Parteienfinanzierung. Dabei wird oft gar nicht gesehen, dass die Finanzierung der eigentlichen Parteien, also diese 133 Millionen Euro, die sie auch beim Rückgang der Wahlbeteiligung ungeschmälert erhalten, nur ein kleiner Teil ist. Der Betrag wurde vom Verfassungsgericht gedeckelt. In der Folge hat die politische Klasse den staatlichen Geldstrom auf ihre Hilfsorganisationen umgeleitet: auf Parteistiftungen und Parlamentsfraktionen. Auf diese Weise haben die Parteien sich gegen den Rückgang ihrer Mitglieder und der Wahlbeteiligung finanziell immunisiert.
Quelle: WELT
Anmerkung: Thema des Interviews ist von Arnims neues Buch „Deutschlandakte“. Lesen Sie dazu auch die absonderliche Besprechung in der ZEIT:
Ein deutscher Professor
Der Parteienkritiker Hans Herbert von Arnim radikalisiert sich und befördert die Demokratieverachtung.
Quelle: ZEIT
Von Thomas von der Vring, Politologe,
Professor für politische Ökonomie, 1979–1994 Mitglied des Europäischen Parlaments.
Quelle: Friedrich-Ebert-Stiftung [PDF – 832 KB]
Anmerkung KR: Ein Abschnitt erscheint wichtig genug, um ihn ganz zu zitieren:
In der ökonomischen Fachliteratur wird den Lohnkosten in der Regel ein starker negativer Einfluss auf die Entwicklung der Beschäftigung zugesprochen. Der neoklassischen Theorie gilt der negative Einfluss der Lohnhöhe auf die Arbeitsnachfrage als selbstverständlich.
Das ehemalige Mitglied des Sachverständigenrates Horst Siebert unterstellte sogar einen 1-zu minus 1-Zusammenhang. Das würde bedeuten, dass die Unternehmungen jeden bei den Löhnen eingesparten Euro für zusätzliche Beschäftigung ausgeben würden – eine ebenso naive wie unglaubwürdige Annahme. Das Standardlehrbuch »Arbeitsmarktökonomik« von Wolfgang Franz, Mitglied des Sachverständigenrates, erwartet ein Verhältnis von 1 zu minus 0,6, d. h. 1 % Lohnzurückhaltung würde die Gesamtbeschäftigung um 0,6 % erhöhen.Angesichts solcher problematischer Behauptungen über die Wirkung von wirtschaftspolitischen Entscheidungen auf die Entwicklung der Beschäftigung erschien mir eine eingehende aktuelle empirische Überprüfung als dringend geboten. In einer empirischen Untersuchung der deutschen Wirtschaft in den Jahren 1992 bis 20027 habe ich dazu folgendes festgestellt:
- Lohnzurückhaltung fördert die Exportentwicklung deutlich.
- Lohnzurückhaltung schwächt dagegen insbesondere den privaten Konsum.
- Zusätzliche Exporte fördern die Beschäftigung in der Exportwirtschaft.
- Stagnierende Binnennachfrage schwächt die Beschäftigung in der Binnenwirtschaft.
- Beide Entwicklungen sind einander entgegengerichtet.
Die Frage ist, welcher Beschäftigungssaldo sich insgesamt aus einer Lohnzurückhaltung ergibt. Insgesamt ergab sich für die Zeit 1992 bis 2002 eine sehr schwache Förderung der Beschäftigung (in Arbeitnehmerstunden) durch Lohnzurückhaltung: 1 zu 0,14 bis 0,17.
In einer späteren Nachuntersuchung mit gleitendem Stützbereich ergab sich allerdings, dass dieser geringe positive Effekt der Lohnzurückhaltung in Deutschland im Zeitraum 1998 bis 2005 völlig verschwunden ist, und zwar sowohl in der Gesamtwirtschaft als auch in der Industrie. Dahinter steht vermutlich die Tatsache, dass die konkurrierenden Lohnstückkosten in den Industrien Osteuropas und Asiens so gering sind, dass ihnen gegenüber die Höhe deutscher Lohnabschlüsse für den Standortwettbewerb nahezu bedeutungslos geworden ist.
Anmerkung: Einen schnellen Überblick liefert die Tabelle auf Seite 482:„Häufigkeit und Verteilung rechtsextremer Einstellung nach Dimensionen“
Hauptadresse: http://www.nachdenkseiten.de/
Artikel-Adresse: http://www.nachdenkseiten.de/?p=3304