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NachDenkSeiten – Die kritische Website
Titel: Hinweise des Tages
Datum: 26. Juni 2008 um 9:58 Uhr
Rubrik: Hinweise des Tages
Verantwortlich: Wolfgang Lieb
Vorbemerkung: Dieser Service der NachDenkSeiten soll Ihnen einen schnellen Überblick über interessante Artikel und Sendungen verschiedener Medien verschaffen.
Wir kommentieren, wenn wir das für nötig halten. Selbstverständlich bedeutet die Aufnahme in unsere Übersicht nicht in jedem Fall, dass wir mit allen Aussagen der jeweiligen Texte einverstanden sind. Wenn Sie diese Übersicht für hilfreich halten, dann weisen Sie doch bitte Ihre Bekannten auf diese Möglichkeit der schnellen Information hin.
“Die soziale Realität des Jahres 2008 ist eine völlig andere als die des Jahres 2005”, erklärte Glos weiter. Mehr Arbeitsplätze, verbesserte Einkommenschancen, höhere Transferzahlungen und verstärkte öffentlichen Investitionen in die Infrastruktur hätten sich positiv auf die Lebenssituation vieler ausgewirkt. “38 Prozent der Arbeitslosen, das sind rund zwei Millionen Menschen, haben seit Anfang 2005 einen Weg aus der Bedürftigkeit gefunden.” Das Arbeits- und Sozialministerium hob als “Kernaussage” des Berichts hervor: “Der deutsche Sozialstaat wirkt.” Transfer-Leistungen wie Arbeitslosengeld II, Sozialhilfe, Grundsicherung, Wohngeld und Familienleistungen hätten die Armutsrisikoquote halbiert.
Quelle: FR
Anmerkungen unseres Lesers G.K.:
Quelle: IMK [PDF – 396 KB]
Drei WHO-Berichte zum Zusammenhang zwischen Gesundheitswesen und Wohlstand werden bei der Tallinn-Konferenz diskutiert:
Diese Berichte stehen im Internet auf der Webseite der WHO-Konferenz
Quelle: LINKSZEITUNG
Dass die Versorgung der Bürger mit Wasser eine hoheitliche Aufgabe ist, sagt Sarrazin nicht ausdrücklich – und explizite Kritik an seiner Vorgängerin Annette Fugmann-Heesing (SPD), die die BWB-Privatisierung durchzog und heute vom stellvertretenden CDU-Fraktionschef Frank Steffel als «privatisierungswütig» bezeichnet wird, verkneift sich Sarrazin auch. Doch der Mann mit dem Schnäuzer weiß auch: Die Wasserversorgung funktioniert eben nicht nach marktwirtschaftlichen Gesichtspunkten. Wo kein Wettbewerb, sondern ein Monopol herrscht, sind die Bürger dem Preisdiktat ausgeliefert. Anbieterwechsel ausgeschlossen.
Die Folge: Zahlt der Münchner für einen Kubikmeter Mischwasser aus dem zu 100 Prozent kommunalen Betrieb 3,21 Euro, muss der Berliner dafür 5,09 Euro hinblättern. In keiner anderen Großstadt in Deutschland ist Wasser so teuer wie in der Hauptstadt. Seit 2003 stiegen die Tarife um 26 Prozent. Und den Berlinern stehen weitere Preiserhöhungen ins Haus, wie BWB-Chef Jörg Simon zu Jahresbeginn ankündigte.
Kritiker können ohne Umschweife den Grund dafür benennen: die Privatisierung. Um fast ein Drittel könnten die Wasserkosten niedriger sein, hätten die Berliner einen «nicht-profitorientierten Wasserversorger», meint der «Berliner Wassertisch», eine Bürgerinitiative aus mehreren Gruppen, die sich die Rückabwicklung der Privatisierung auf die Fahnen geschrieben haben – unter dem Motto «Wasser gehört uns allen, Wasser ist ein Menschenrecht».
Dorn im Auge der Kritiker sind vor allem geheime Zusatzverträge, mit denen Berlin den Investoren 28 Jahre lang eine festgelegte Verzinsung garantiert. Das bedeutet: Entweder zahlen die Wasserkunden, um die zugesicherte Rendite zu erreichen, oder der Steuerzahler ist der Dumme, dann muss der Senat nämlich aus dem Landeshaushalt Ausgleichsbeträge zahlen. Die Klausel stieß schon beim Verkauf vor neun Jahren auf Ablehnung – heute umso mehr, als Privatisierungsgegner auf die kräftigen Preisschübe verweisen.
Quelle: Netzeitung
Der Chef des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB), Michael Sommer, hat ostdeutsche Arbeitgeber scharf angegriffen. Viele bekämpften gewerkschaftliche Betätigung massiv und agierten dabei ausgesprochen radikal, sagte Sommer der in Chemnitz erscheinenden “Freien Presse”.
Quelle: Stern-online
Entlastet werden sollen mit dem neuen Verfahren vor allem die Unternehmer: Rund 3,2 Millionen Arbeitgeber sollen von 2010 an schrittweise Daten über Beschäftigungsdauer und Einkommen ihrer mehr als 30 Millionen Mitarbeiter an einen zentralen Datenspeicher senden. Damit sollen sie etwa 85 Millionen Euro einsparen. Kosten trägt der Arbeitnehmer selbst.
Alle Bürger, die ALG I, Wohn- oder Elterngeld bekommen, brauchen damit ab 1. Januar 2012 einen persönlichen digitalen Schlüssel. Dieser kann auf dem Daten-Chip der neuen Personalausweise oder moderner Bankkarten gespeichert werden. Die Kosten für die Signatur müssen die Arbeitnehmer tragen. Sie liegen bei zehn Euro. Die Signatur ist dann drei Jahre lang gültig.
Nach Ansicht der Bundesregierung soll es dabei kein Datenschutzproblem geben. Auf dem digitalen Schlüssel selbst seien nie Daten gespeichert. Verschlüsselte Informationen aus der neuen Datenbank würden erst abgerufen, wenn dies der Mitarbeiter der Behörde und der Antragsteller mit ihren digitalen Schlüsseln genehmigen. “Ohne Zustimmung des Bürgers kann es keinen Zugriff auf seine Daten geben”, versicherte Schauerte.
Quelle: Zeit
Anmerkung: Es fehlt nur noch, dass der Chip implantiert wird. 3,2 Millionen Arbeitgeber liefern Daten über mehr als 30 Millionen Mitarbeiter an einen zentralen Datenspeicher. Warum sollen die Unternehmen nicht ihre Einahmen und Ausgaben, ihre Gewinne oder ihre komplette Bilanz an einen zentralen Datenspeicher liefern, dann könnten sie auch ihre Steuererklärung elektronisch abwickeln und die Finanzbehörden braucht keine aufwändigen Überprüfungen mehr vorzunehmen. Aber nein, das wäre ja ein Verstoß gegen die Unternehmerfreiheit oder zumindest bürokratischer Ballast.
Dazu auch:
Goldmine für Datensammler
Quelle: taz
Anmerkung Orlando Pascheit: Die Ablehnung des neuen Vertrags, in wahrscheinlich vielen Regionen Europas, begründen viele damit, dass kaum eine Verbesserung des politischen Union geschweige denn die Gestaltung eines sozialen Europas ersichtlich war, und fordern verstärkte Bemühungen in diese Richtung. Nur, welche Länder könnten heute die Debatte über ein zukunftfähiges europäisches Modell eröffnen? Ein Blick in die Vergangenheit zeigt, dass selbst unter weitaus günstigeren Bedingungen Europa verfehlt wurde.
Neben dem Sündenfall, die vulgärste Form des Neoliberalismus unter dem Stichwort “moderne Wirtschaftspolitik” in der Deutschland endgültig salonfähig zu machen, wird oft ein anderes großes Versäumnis von Rot/Grün übersehen: die Installierung einer europäischen Wirtschaftspolitik und die Gestaltung eines sozialeren Europas. 1998 bestand ein schmales Zeitfenster in Europa, mit Deutschland (Schröder/Lafontaine) und Frankreich (Jospin/Strauss-Kahn) als mögliche Avantgarde, an die Stelle einer rein negativen europäischen Integration, d.h. auf Deregulierung und Liberalisierung ausgerichteten Politik, einige gemeinschaftsstiftende, positive Elemente zur Seite zu stellen. In den fünfzehn Mitgliedsstaaten der damaligen EU regierten elf sozialdemokratische Regierungschefs und in zwei weiteren waren sie sie auf wichtigen Ministerposten an der Regierung beteiligt. Hoffnung machte der deutsche Finanzminister Lafontaine und sein französischer Kollege Strauss-Kahn, als sie sich für eine stärkere internationale Kontrolle der Kapitalmärkte und eine gemeinsame Finanzpolitik der Europäischen Gemeinschaft stark machten. Aber die Sozialdemokratie war schon längst kontaminiert vom neoliberalen Geist, und Gerhard Schröder machte zunächst Tony Blair seine Aufwartung, bevor er auf seiner Europarundtour allen versicherte, dass er auf europäischer Ebene “business as usual” betreiben würde. Heraus kam eine mehr auf die Wahrung nationaler Interessen beruhende Politik.
Es steht zu befürchten, dass diese eine Chance, auch angesichts einer steigenden Mitgliederzahl, endgültig verpasst wurde. Bestehen doch im neuen Vertrag umfangreiche Ausnahmeregelungen für einzelne Länder und in wichtigen Fragen weiterhin Einstimmigkeit. Angesichts einer andauernden sozioökonomischen Krise dürfte eher die EU unter nationalistischem Getöse zerfallen, als dass die Regierungen Europas gemeinsam den Integrationsprozess in Richtung mehr Staat, mehr Sozialstaatlichkeit bewegen könnten.
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