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NachDenkSeiten – Die kritische Website
Titel: Hinweise des Tages
Datum: 6. Juni 2008 um 9:03 Uhr
Rubrik: Hinweise des Tages
Verantwortlich: Wolfgang Lieb
(KR/WL)
Vorbemerkung: Dieser Service der NachDenkSeiten soll Ihnen einen schnellen Überblick über interessante Artikel und Sendungen verschiedener Medien verschaffen.
Wir kommentieren, wenn wir das für nötig halten. Selbstverständlich bedeutet die Aufnahme in unsere Übersicht nicht in jedem Fall, dass wir mit allen Aussagen der jeweiligen Texte einverstanden sind. Wenn Sie diese Übersicht für hilfreich halten, dann weisen Sie doch bitte Ihre Bekannten auf diese Möglichkeit der schnellen Information hin.
Auch die Ausdünnung der Fahrtakte, die Abschaffung des InterRegio und die Ende letzten Jahres erfolgte fünfte Fahrpreiserhöhung binnen vier Jahren lassen nicht erwarten, dass die Wünsche der Fahrgäste und Frachtkunden nach preiswerten, flächendeckenden und eng getakteten Bahnangeboten in absehbarer Zeit erfüllt werden. Weil der Bund als (Noch-)Alleineigentümer von seinen Durchgriffsrechten nicht hinreichend Gebrauch macht, lässt die DB AG die margenschwachen heimischen Schienen hinter sich, während sie im Ausland zu profitableren neuen Ufern aufbricht. Auch der nun vorgelegte Gesetzentwurf verkennt, dass Verkehrsadern die Lebensadern einer Gesellschaft sind, die für niemanden verschlossen sein dürfen. In einem reichen Land wie der Bundesrepublik muss der Staat dafür sorgen, dass auch in der Lüneburger Heide, in der Sächsischen Schweiz und im Bayerischen Wald noch Züge verkehren – auf den Markt ist dort kein Verlass. Von Tim Engartner.
Quelle: Blätter für deutsche und internationale Politik
Derzeit, listet er auf, liefern weltweit 439 Meiler Strom. Fünf Reaktoren weniger als 2002. “Wer von einem Boom der Atomkraft spricht, “kennt die Bauprojekte nicht”, meint auch Lutz Mez, Leiter der Forschungsstelle Umwelttechnologie an der Freien Universität Berlin. “Kernkraftwerke sind die teuersten Energieanlagen, die es gibt. Es gibt kaum noch eine Bank, die diese Projekte finanziert.” Die viel beschworene Renaissance der Atomkraft bestünde derzeit aus Ankündigungen, sagt BUND-Experte Thorben Becker. “Der Knackpunkt ist immer, ob sich dafür auch Investoren finden.”
Quelle: FR
“Arbeitgeber-Präsident Dieter Hundt denkt darüber nach, notfalls mit juristischen Mitteln eine Senkung der Beiträge zur Arbeitslosenversicherung zu erzwingen. Anwälte bereiteten derzeit eine Verfassungsbeschwerde vor, sagte Hundt der “Bild am Sonntag”. Freuen Sie sich, wenn Ihre Sozialversicherungsbeiträge sinken? Von Martin Betzwieser.
Quelle: Readers Edition
Anmerkung WL: Auf diesen Beitrag weisen wir nur deshalb hin, weil er die blanke Demagogie der Springerpresse gegen Arbeitslose dokumentiert. Der Autor hat noch nicht einmal den Unterschied zwischen dem Arbeitslosengeld I und dem durch Hartz IV eingeführten Arbeislosengeld II, nämlich der Sozialhilfe, verstanden.
Siehe dazu:
Bund macht Druck auf Berlins Arbeitslose
Bisher lässt Berlin seinen Langzeitarbeitslosen ein Jahr Frist, um die Wohnkosten zu senken. Künftig sollen Bezieher des Arbeitslosengeldes II nur noch ein halbes Jahr Zeit bekommen, um ihre Miete auf das zugelassene Niveau zu drücken. Als Konsequenz drohen den Betroffenen Zwangsumzüge.
Quelle: Berliner Morgenpost
Während die Zahl der Arbeitslosen in diesem Jahr noch um gut 500.000 auf rund 3,25 Millionen sinken werde, nehme sie 2009 nur noch um knapp 50.000 ab. “Ein Grund dafür ist das Ende der jahrelangen Lohnzurückhaltung”, sagte IfW-Experte Alfred Boss. Für Unternehmen werde es dadurch unattraktiver, neue Stellen zu schaffen. Gleichzeitig habe es die Politik versäumt, den Arbeitsmarkt mit weiteren Reformen widerstandsfähiger für konjunkturell schwächere Zeiten zu machen.
Quelle: SPIEGEL
Anmerkung J.A.: Da helfen nur weitere Lohnsenkungen, um die Konjunktur auf Vordermann zu bringen…
Anmerkung WL: So lässt sich ein Koalitionsvertrag auch aushebeln.
Anmerkung J.A.: Der mit Bilanzierungstricks „ausgeglichene Haushalt“ wird zum Dogma erklärt, weil die Regierung sonst nichts, aber auch gar nichts Positives für die Menschen vorzuweisen hat. Und der SPIEGEL unterschlägt in seiner Aufzählung der Ursachen für die Neuverschuldung („Kindergeld, Renten usw.“) natürlich die letzte Unternehmensteuersenkung, obwohl diese 10 Milliarden jährlich kostet und gar nicht mal so lang her ist. Und die vorletzte Unternehmensteuersenkung…. Die Senkung des Spitzensteuersatzes… und und und. „Schuld“ sind natürlich wieder die „überzogenen Ansprüche an den Sozialstaat“…
«Gerechter» müsse die sächsische Landeshauptstadt werden und brauche dafür «einen ehrlichen Neuanfang», steht da zu lesen. Nur die Information, dass der Mann, der das verspricht, Mitglied der Sozialdemokratischen Partei ist, fehlt – übrigens auch auf seiner Website. Und das ist kein Versehen: Das visuelle Verschweigen der politischen Herkunft gehört zu Lames’ Strategie. «Das ist ein bewusstes Signal an potenzielle Wähler von der Linken, den Grünen und aus dem bürgerlichen Lager», gibt der Kandidat freimütig zu. Deren Stimmen benötige er dringend, um im zweiten Wahlkampf gegen die CDU bestehen zu können. «Allein aus der Kraft der SPD heraus ist das unmöglich.» Bei der letzten Kommunalwahl habe seine Partei nur 11,5 Prozent der Stimmen geholt. Damit ist ein Wechsel in Dresden nicht zu schaffen.
Quelle: Netzeitung
Anmerkung: Für diese präzise Formulierung verdient die Netzeitung ein Lob: „Das Scheitern der Zusammenarbeit mit der Linkspartei in Hessen, die Mitgliederflucht, das Zögern Becks in der Kandidatenfrage für die Bundespräsidenten-Wahl 2009 – all das nervt die Wähler, die Parteimitglieder und nun sogar den Dresdner OB-Kandidaten, der lieber als Person, nicht aber als Sozialdemokrat gewählt werden will.“
Anmerkung: Auch der FAZ-Autor enthält sich nicht ganz der üblichen, gehaltlosen Polemik gegen die Linkspartei. Davon abgesehen ist dies ein erfreulich unaufgeregter und (leider) außergewöhnlich guter Artikel.
Anmerkung WL: Dies ist eine klassische Missachtung der Exekutive gegenüber der Ersten Gewalt, der Legislative. Es ist die Pflicht der Regierung und vor allem ihrer Fachbeamten in den Ausschussberatungen, auf formale Mängel einer Gesetzesvorlage des Parlaments aufmerksam zu machen. Der Behördenapparat der Ministerien ist nicht nur für die Regierung da, sondern er stehr auch in der Pflicht, den Gesetzgeber zu beraten.
In die Sklaverei, wie viele Studentenvertreter orakelt hatten, ist die Mehrheit der Studenten nicht geraten. So ist die Zahl der Studienkredite seit der Einführung von Studiengebühren in sieben Bundesländern auf 230.000 gestiegen, wie die Auskünfte der Banken gegenüber dem CHE zeigen – im vergangenen Jahr wurden über 110.000 Verträge abgeschlossen. Dennoch sind Eltern, die staatliche Förderung Bafög und Nebenjobs weiterhin die wichtigsten Geldquellen.
Quelle: FTD
Anmerkung WL: Der Beitrag zeigt zum einen, dass nur ein relativ kleiner Teil der knapp 2 Millionen Studierenden einen Studienkredit in Anspruch nimmt. Zum anderen betrachten die Autoren ein Studium als eine private Investition in das persönliche „Humankapital“, gerade so als würden Studierende einen Hypothekenkredit für einen Hausbau oder einen Autokauf aufnehmen. Dass Studieren etwas mit Bildung zu tun hat, dass gerade auch eine wissenschaftliche Ausbildung ein öffentliches, gemeinnütziges Gut ist, dessen Förderung ein allgemeines Anliegen ist und eine öffentliche Aufgabe zu sein hat oder dass eine allgemeine Verbesserung der Qualifikation ein wichtiger Faktor der volkswirtschaftlichen Produktivität und keineswegs nur eine private Investition darstellt, das alles wird in dieser Betrachtung völlig vernachlässigt.
PapyRossa Köln 2008, 142 Seiten, EUR 11,90, ISBN 978-3-89438-372-5.
Quelle: Neue Rheinische Zeitung
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