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NachDenkSeiten – Die kritische Website
Titel: Hinweise des Tages
Datum: 16. Mai 2008 um 9:11 Uhr
Rubrik: Hinweise des Tages
Verantwortlich: Wolfgang Lieb
(KR/WL)
Vorbemerkung: Dieser Service der NachDenkSeiten soll Ihnen einen schnellen Überblick über interessante Artikel und Sendungen verschiedener Medien verschaffen.
Wir kommentieren, wenn wir das für nötig halten. Selbstverständlich bedeutet die Aufnahme in unsere Übersicht nicht in jedem Fall, dass wir mit allen Aussagen der jeweiligen Texte einverstanden sind.
Wenn Sie diese Übersicht für hilfreich halten, dann weisen Sie doch bitte Ihre Bekannten auf diese Möglichkeit der schnellen Information hin.
Volkswirtschaftlich betrachtet ist Glos „Bürgerarbeit“ ein konsequentes Instrument der neoklassischen Angebotspolitik, die in den 80ern als „Thatcherismus“ und „Reaganomics“ zum Siegeszug antrat und zu recht als Ursache für die sozialen Probleme und die zu schwache Binnennachfrage in vielen Ländern angesehen wird. Moderne Volkswirte halten daher vom „Bürgerarbeitsmodell“ auch überhaupt nichts. Wenn SPON in seiner Überschrift schreibt „Ökonomen sind begeistert“, so ist dies schlichtweg eine Lüge – begeistert scheinen lediglich die Forscher am Bonner „IZA-Forschungsinstitut zur Zukunft der Arbeit“ zu sein, auf deren Studie sich Glos stützt. Aber das IZA zeigte sich auch schon von der Idee begeistert, Arbeitslose zu versteigern – ernst kann man diese Begeisterung also kaum nehmen.
Quelle 1: Spiegelfechter
Anmerkung Martin Betzwieser: Das im Artikel erwähnte Institut zur Zukunft der Arbeit (IZA) ist ein Tummelplatz für einschlägige Politiker, Wirtschaftsfunktionäre, Aktivisten der Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft und ein paar gewerktschaftliche Feigenblätter. Wer die Liste der Policy Fellows überfliegt, wird das sozialdarwinistische Gedankengut einschätzen können.
Quelle 2: IZA
Dazu die Satire:
Hartz-IV Hamster
Nachdem Wirtschaftsminister Glos jüngster Vorschlag, die Zwangsarbeit wieder einzuführen, auf große Zustimmung stieß, stellten heute Glos und sein innig verbundener Kollege aus dem Umweltressort Sigmar Gabriel ein bahnbrechendes Konzept vor, mit dem die Regierung einerseits den Endsieg über die Arbeitslosigkeit besiegeln will, um Deutschland immerwährende Vollbeschäftigung zu bringen, und gleichzeitig Deutschlands Energiepolitik nachhaltig revolutionieren wird. Das Konzept trägt den eher sperrigen Namen „Human Assignment Manifesto for Sustainable Transformation of Energy Resources“ – kurz HAMSTER – und wurde von der Bertelsmann-Stiftung entwickelt.
Quelle 3: Spiegelfechter
Nur etwa 25 Prozent der Beschäftigten würden aktiv von ihrem Arbeitgeber über die Vorteile der betrieblichen Altersversorgung informiert, so Göldi. Zudem würden in vielen Unternehmen nur selten Beratungsgepräche zu diesem Vorsorgebereich angeboten. Allerdings lehnten mehr als 35 Prozent der 1.000 befragten Arbeitnehmer eine Pflicht zur betrieblichen Altersvorsorge, wie sie von manchen Experten gefordert wird, “strikt ab”, sagte Göldi.
Quelle: Ihre Vorsorge
Anmerkung Martin Betzwieser: „Ihr unabhängiger Altersvorsorge-Berater – Eine Initiative der Regionalträger der Deutschen Rentenversicherung und der Deutschen Rentenversicherung Knappschaft-Bahn-See“. Dort wird jetzt wohl schon jeder Versicherungsvorstand mit seinen Tips für Betriebe und Beschäftigte zitiert. Arbeitnehmerfinanzierte betriebliche Altersvorsorge ist keine Ergänzung der gesetzlichen Rente, sondern bewirkt deren Minderung. Und von welchen „Experten“ die Pflicht zur betrieblichen Altersvorsorge gefordert wird, können wir uns schon weitgehend denken. Dieses Internetportal wird von Rentenversicherungsbeiträgen finanziert – unglaublich.
Schon ein paar Tage alt, aber es passt dazu …
Betriebliche Altersvorsorge: Unternehmen drohen Milliardenklagen
Millionen Mitarbeiter können von ihren Arbeitgebern Schadenersatz für Verluste bei der Betriebsrente fordern. Wie Arbeitnehmer an ihr Geld kommen.
Sie wollte alles richtig machen. Da die Renten nicht mehr sicher sind, entschloss sich eine Autoverkäuferin aus Rosenheim, selbst etwas für ihre Altersversorgung zu tun. Sie verzichtete monatlich auf 178 Euro ihres Gehalts und vereinbarte mit ihrem Chef, dass dieser das Geld – per Entgeltumwandlung – in eine betriebliche Altersvorsorge investiert.
Knapp drei Jahre später verließ die Verkäuferin das Unternehmen. Im Glauben, bereits eine stattliche Summe fürs Alter zurückgelegt zu haben, erkundigte sie sich, wie sie die Police nach dem Jobwechsel weiterführen kann. Umso erstaunter war sie, zu erfahren, dass von ihren bereits eingezahlten 6230 Euro nur noch 639 Euro übrig waren. Die Assekuranz hatte gut 90 Prozent der Beiträge dafür verwendet, ihre Abschluss- und Verwaltungskosten (insbesondere Provisionen für Versicherungsvertreter) zu begleichen.
Die Arbeitnehmerin wollte sich mit diesem Verlust nicht abfinden. Sie verklagte ihren Chef – und gewann. Die Richter des Münchener Landesarbeitsgerichts befanden: Der Arbeitgeber habe seine Pflicht verletzt, das Geld gewinnbringend für eine Altersvorsorge anzulegen und müsse den Schaden von 5591 Euro ersetzen (Az. 4 Sa 1152/06). „Damit hat das Gericht allen Arbeitgebern die rote Karte gezeigt, die die Altersvorsorge ihrer Mitarbeiter einer Gesellschaft übertragen, die mit unlauteren Methoden Geschäfte macht“, freut sich der Münchener Rechtsanwalt Johannes Fiala, dessen Kanzlei das Urteil erstritten hat. Von dem Richterspruch könnten mehr als 90 Prozent aller Arbeitnehmer profitieren, die die Entgeltumwandlung nutzen, um für ihren Ruhestand vorzusorgen.
Quelle 1: Focus
Nachdenkseiten-Leser/innen war das Problem schon länger bekannt:
Quelle 2: Nachdenkseiten vom 27.04.2007
Quelle 3: Nachdenkseiten vom 02.05.2007
Getragen wurde das Wirtschaftswachstum sowohl von der inländischen Verwendung als auch vom Außenhandel. Vor allem die Bruttoinvestitionen konnten im Vergleich zum vierten Quartal 2007 als auch im Vorjahresvergleich zulegen, in geringerem Umfang aber auch die Konsumausgaben. Vom Außenbeitrag kamen positive Wachstumsimpulse indessen nur im Vorjahresvergleich.
Quelle: Statistisches Bundesamt
Anmerkung WL: Das Statistische Bundesamt wird immer mehr zu einem Propagandaorgan. Da werden im Sinne der gängigen Propaganda lächerlich geringe Wachstumsraten zu Erfolgsmeldungen hochgejubelt. Vgl. die Tabelle in „Was man uns so zumutet, bis der Tag vorüber ist, ist schon beachtlich“
Attac fordert, die Netze der Stromkonzerne in die öffentliche Hand zu überführen und soziale und ökologische Ziele in einem künftigen öffentlichen Netzunternehmen zu verankern. Der angemessene Kaufpreis liege dabei bei null Euro. Der Grund: Die Stromkonzerne fahren durch die Netzentgelte jährlich Monopolgewinne in Milliardenhöhe ein, während sie gleichzeitig dringend notwendige Investitionen in ihre Netze verschleppen. So betrugen die Netzentgelte in 2006 rund 21 Milliarden Euro; in die Infrastruktur investiert wurden 2,4 Milliarden Euro.
Quelle: attac
Lasst 1000 Blumen blühen
Vom 19. bis 30. Mai wird Bonn Gastgeber der 9. Vertragsstaatenkonferenz der Konvention über die biologische Vielfalt sein. Was Umweltminister Sigmar Gabriel als reine »Naturschutzkonferenz« etikettiert, geht aber weit darüber hinaus. Neben dem Artenschutz und der Ausweisung von neuen Schutzzonen wird in Bonn auch über den gerechten Vorteilsausgleich verhandelt. Länder mit großer Artenvielfalt, aber auch die Ursprungsbevölkerungen sollen künftig von der biologischen Vielfalt profitieren. Und last but not least geht es um Geld: Wer soll für den Artenschutz bezahlen?
Karl-Heinz Götze: Erinnerungen an Wolfgang Abendroth
Der Text kreist um die Frage, was 1968 bedeutete, vor allem, was es mir bedeutete, und was es dort bedeutete, wo ich 1968 studierte, in Marburg, einem exzentrischen Zentrum der Studentenbewegung. Davon, wie ich dort hingeriet, warum, was ich damals gelernt habe, von wem und auf welche Weise. Man kann darin Gedanken und Theorien neu besichtigen, die mir damals wichtig waren, darunter auch einige, die mir heute noch wichtig sind. Man findet darin Glücksmomente, die sich nicht festhalten ließen. Sie lachen über Irrtümer, auch über die eigenen, wenn auch längst nicht über alle.
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