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NachDenkSeiten – Die kritische Website
Titel: Hinweise des Tages
Datum: 14. April 2008 um 9:25 Uhr
Rubrik: Hinweise des Tages
Verantwortlich: Wolfgang Lieb
(KR/WL)
Vorbemerkung: Dieser Service der NachDenkSeiten soll Ihnen einen schnellen Überblick über interessante Artikel und Sendungen verschiedener Medien verschaffen.
Wir kommentieren, wenn wir das für nötig halten. Selbstverständlich bedeutet die Aufnahme in unsere Übersicht nicht in jedem Fall, dass wir mit allen Aussagen der jeweiligen Texte einverstanden sind.
Wenn Sie diese Übersicht für hilfreich halten, dann weisen Sie doch bitte Ihre Bekannten auf diese Möglichkeit der schnellen Information hin.
Der Vorstoß der Springer-Presse mit Herzog, Miegel und Metzger könnte von der alten machtpolitischen Strategie “Teile und herrsche” getragen sein. Eine Gesellschaft, die sich zunehmend einig darin ist, dass Manager zu viel Geld verdienen und weitgehend einhellig eine weitere Umverteilung von unten nach oben ablehnt, kann von den Profiteuren der gegenwärtigen Politik als Bedrohung wahrgenommen werden. Neben dem Aufrechterhalten und Stabilisieren des Rechts-links-Gegensatzes mag auch ein “Generationenkrieg” als probates Mittel dafür angesehen werden, Zwietracht und Uneinigkeit in der Gesellschaft zu schüren, um so in der Machtausübung ungestört zu bleiben. Mit diesem Prinzip gelang es schon vielen Herrschern, ihre Position und Macht zu stabilisieren.
Quelle: ngo-online
Dort ZDF Mediathek Das Geschäft der Gierigen
Anmerkung: Dankenswerterweise spricht Stegner einmal offen aus, was täglich passiert und worüber sonst stets geschwiegen wird.
Kommentar AM: An dieser Meldung finde ich interessant zu sehen, wie die neoliberalen, reaktionären Medien arbeiten. Sie haben offensichtlich vereinbart, dass Oskar Lafontaine das Etikett „Populist“ angeheftet werden soll. Generell ist alles Populismus, was dem neoliberalen Glaubensbekenntnis widerspricht. Daraus entstehen dann solche absurden Einlassungen wie jene, die Wiederverstaatlichung der Telekom und der Post seien populistische Forderungen.
Man kann dagegen alles mögliche sagen, aber dass es populär sei, die Telekom wieder zu verstaatlichen, dafür gibt es nach meiner Kenntnis keinen Anhaltspunkt. Im Gegenteil: Die Propaganda, die Privatisierung der Telekom habe uns niedrigere Telefongebühren beschert und alle profitierten davon, ist sehr wirksam. Nur wenige Leute wissen, welche Opfer sie als Steuerzahler und als Beitragszahler für die Rentenversicherung für diese Privatisierung gebracht haben und immer noch bringen: weil die Lasten der Frühpensionierung von beamteten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern auf den Steuerzahler abgewälzt worden sind, weil viele Angestellten und Arbeiter zulasten der Rentenversicherung frühverrentet worden sind.
Immer wieder übrigens, wenn ich einen solchen Text im Spiegel lese, frage ich mich, wie die Intelligenz eines solchen Medienorgans so schnell und nachhaltig verfallen kann, wie wir das beim Spiegel und seinen Randprodukten beobachten können.
Karl Brenke, Arbeitsmarktexperte DIW:
„Unsere Untersuchung hat gezeigt, dass Bedürftigkeit trotz Vollzeitbeschäftigung in Deutschland kein Massenphänomen ist. Und die Zahl derer, die unter Löhne fallen, die weniger als 7,50 € ausmachen, und die trotzdem auf ALG II angewiesen sind, ist gewiss nicht so groß, dass sie Forderungen rechtfertigen würden wie die Einführung eines gesetzlichen Mindestlohnes in Deutschland.“
Quelle: Kontraste rbb
Anmerkung eines NDS-Lesers: Ein kurzer Hinweis zu einem mehr als verdummenden Beitrag in der ARD-Sendung Kontraste. Da durfte das natürlich völlig neutrale, wissenschaftliche DIW seine Kampagne gegen den Mindestlohn mit verdrehten und falschen Zahlen im ÖR verbreiten. Im Prinzip versuchte man zu verdeutlichen, dass nur ein geringer Teil der Hartz-Aufstocker (eine halbe Million) überhaupt Vollzeit arbeiten würde. Diese Zahl so allein als Grundlage für einen nicht notwendigen Mindestlohn zu verwenden, beweist schon einmal den reinen Manipulationsversuch. Selbst wenn die Zahl der Vollzeit-Aufstocker stimmen sollte, so sind in diesem Land eben nicht nur die Hartz-“Aufstocker” von der notwendigen Einführung von Mindestlöhnen betroffen. Aufstocken können eben auch nur jene Personen, die alle Bedingungen für den ALG-II-Antrag mitbringen – in ihrer “Bedarfsgemeinschaft” also kein anrechenbares Vermögen besitzen, was bei vielen nicht der Fall ist. Und nicht jeder, der einen Anspruch auf ALG-II hätte, nutzt ihn auch, weil viele sich die Schmach des Gangs zum Jobcenter ersparen. Das fällt den Redakteuren von Kontraste aber nicht ein. Einfach ohne Gegenrecherche bei den Gewerkschaften ungefiltert den Unsinn des Arbeitgebernahem DIW als Wahrheit präsentieren… im Blog wird zum Glück heftig protestiert!
Anmerkung WL: Kontraste hat eben nicht „mal ganz genau nachrechnen lassen“, sondern ausschließlich und einseitig dem DIW nachgeplappert; niemand anderes kam zu Wort. Völlig außer Acht bleibt, dass ohne Mindestlohn die Branchen und Betriebe, die Niedrigstlöhne bezahlen, durch die Möglichkeit aufzustocken staatlich subventioniert werden. Wenn die Beschäftigten dagegen Vollzeit arbeiten und einen Mindestlohn verdienen, dann sind sie auch sozialversicherungspflichtig beschäftigt. Sie haben eine andere Absicherung und unterstützen gleichzeitig die Gesellschaft. Und darüber hinaus sind die Rechenergebnisse des DIW allenfalls ein Argument dafür, dass ein Niedriglohn von 7,50 Euro eher zu niedrig als zu hoch ist. Gegen das Prinzip eines Mindestlohns sprechen sie nicht.
Je nach Bedarf können ganze Unterrichtseinheiten oder einzelne Arbeitsblätter heruntergeladen werden. Jede Unterrichtseinheit enthält ein gesondertes Blatt mit einer Beschreibung der geplanten Durchführung der Schulstunden und dem benötigten Zeitrahmen. Die Arbeitsblätter sind so konzipiert, dass sie sich zum direkten Einsatz im Unterricht eignen. Jedes Arbeitsblatt enthält zusätzlich ein Blatt mit Lösungshinweisen für Lehrer.
Quelle 1: „Wirtschaft und Schule“ (INSM)
Anmerkung Martin Betzwieser: Flexibilisierung des Arbeitsmarktes, Maßnahmen gegen Arbeitslosigkeit, Sozialversicherung, Rentenversicherung und Demographie einschließlich der üblichen Pilz- und Tannengrafiken bis 2050, Staatsquote usw. Schon bei oberflächlichem Durchblättern der Arbeitsblätter ist zu ahnen, was da angerichtet wird. Haupt- und Berufsschüler/innen, die von einer Ausbildungsvergütung (€ 580,00) ihren Rentenversicherungsbeitrag berechnen sollen, werden schon früh neoliberal beeinflusst, und so entsteht der Nährboden für die nächsten Kampagnen von BILD & Co.
Oder auch:
Jugend in eigener Sache – Fit in die berufliche Zukunft
Für den Berufseinstieg gewappnet zu sein, bedeutet weit mehr, als gute Schulnoten zu haben. Neben fachlichen Qualifikationen spielen persönliche Kompetenzen und Einstellungen in der heutigen Arbeitswelt eine immer größere Rolle. Die gemeinnützige Aktion »Jugend in eigener Sache« erleichtert mit vielfältigen Angeboten den Weg von der Schulbank in die Arbeitswelt.
Anmerkung Martin Betzwieser: „… Einstellungen in der heutigen Arbeitswelt …“ Aha. Gehirnwäsche für junge Menschen hinter der gemmeinnützigen Tarnkappe. Sponsoren sind u.A. die Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft und die Deutsche Bank.
Quelle 2: „Wirtschaft und Schule“ (INSM)
Quelle 3: Jugend in eigener Sache
Siehe dazu auch:
Konservativ
Das ist der GAU, und er kommt mit Ansage: American Airlines und andere US-Fluggesellschaften haben bei der Sicherheit geschlampt, und die Aufsichtsbehörde hat beide Augen zugedrückt.
Quelle: FR
Anmerkung Orlando Pascheit: Vielleicht sollte man sich in Erinnerung rufen, dass die Deregulierung der US-Luftfahrt 1978 stilbildend für die wirtschaftspolitische Diskussion in der Bundesrepublik wirkte, die 1992 schließlich in Maßnahmen mündete, welche die Regulierung sehr unterschiedlicher Bereiche wie z.B. der Verkehrsmärkte, der Energiewirtschaft, des technischen Prüfwesen, der Flugsicherung, der Bundesbahn und der Bundespost faktisch aufhoben. – Der Zustand der zivilen US- Luftfahrt kann auch als Menetekel gedeutet werden.
Anmerkung: Gegenwärtig geht Sachsen von einem Soll-Haushalt von knapp über 16 Mrd. Euro (Steuereinnahmen 8 Mrd.) für 2008 aus. Sollte im schlimmsten Fall Sachsen mit 2,75 Mrd. Euro haften, käme dem Land die relativ zu den meisten anderen Bundesländern günstige Schuldenquote bzw. Verschuldung pro Kopf zu Gute. Bei einer zusätzlichen Erhöhung der Pro-Kopf-Verschuldung um ca. 700 Euro würde Sachsen bundesweit hinter Bayern und Baden-Württemberg stehen. Auf eine zusätzliche Bankrotterklärung liefe es allerdings hinaus, wenn die verantwortlichen Politiker inklusive Opposition mit einem rigiden Sparkurs reagieren würden. Eine Lösung über langfristige Schuldverschreibungen würde zumindest den finanzpolitischen Schaden geringer halten – das Vertrauen in die Politik ist sowieso hin.
Dazu:
Wer dem Volk den Reis stiehlt
Der Preis für das Grundnahrungsmittel ist auf Rekordniveau. Politiker in Entwicklungsländern werden nervös. Die philippinische Präsidentin drohte sogar damit, Spekulanten ins Gefängnis zu werfen. Aber es könnte noch schlimmer kommen. Jetzt wird auch Saatgut knapp.
Quelle: FTD
Dazu:
Die globale Hunger-Krise
Katastrophale Folgen der steigenden Lebensmittelpreise befürchtet der Internationale Währungsfonds – sogar die Demokratie ist demnach in Gefahr. In Deutschland zehren explodierende Lebensmittelpreise die Lohnsteigerungen auf, weltweit treiben sie Millionen Menschen in den Hunger und schüren soziale und politische Spannungen.
Quelle: FR
Anmerkung Orlando Pascheit: Eher am Rande wird in der allgemeinen Berichterstattung die Rolle der Spekulation bei den steigenden Rohstoffpreisen, insbesondere bei Lebensmitteln erwähnt. Wenn aber, wie vielfach berichtet, die starke Nachfrage nach Brennstoffen und Mineralölerzeugnissen, nach Fleisch (und Futtermitteln) und Getreide in den Schwellenländern in Verbindung mit einer schrumpfenden globalen Anbaufläche ausschlaggebend sein sollte, müsste der Preisanstieg eigentlich über eine längere Zeit und viel kontinuierlicher ablaufen.
Wenn aber allein in der Bundesrepublik im Vergleich zum Vorjahr Getreide, Saaten und Futtermittel 52 Prozent teurer wurden, Milch, Milcherzeugnisse, Eier, Speiseöle und Nahrungsfette immerhin um 23,5 zulegten, der Großhandelspreis für feste Brennstoffe und Mineralölerzeugnisse um 18,8 Prozent stieg, dann sind das ganz beachtliche Preissprünge, welche nicht durch eine stetig steigende Nachfrage erklärt werden können. Hinzukommt, dass es bei einzelnen Nahrungsmitteln zwar zu regelrechten Preisexplosionen kam, diese aber häufig ebenso schnell abgebaut wurden. – So dramatisch, wie die Preisentwicklung von Zucker, Orangensaftkonzentrat, Kakao und Weizen in den letzten Jahren, z.Z. von Mais und Reis an den globalen Rohstoffmärkten ablief, können sich Angebot und Nachfrage gar nicht verändern.
Es spricht viel dafür, dass immer mehr professionelle Spekulanten parallel zum Verfall der Aktien auf den Rohstoffsektor ausweichen. D.h. nicht die Nachfrage, sondern die Wetten an den Warenterminbörsen bestimmen die Preise der Lebensmittel – mir den entsprechenden Symptomen Herdentrieb, Entstehung und Platzen von Blasen, Ausweichen zum nächsten Rohstoff. Leider hat man dazu auf der IWF-Tagung außer unverbindlichen Klagen und Solidaritätsappellen nichts gehört. Soll die Welt jetzt auf ein Anziehen der Aktienkurse hoffen?
Anmerkung: Für NachDenkSeiten-Leser nichts Neues. Ein Detail allerdings ist interessant:
„Die Wähler … begreifen allmählich, dass die Ungleichheit nicht vom Markt, sondern von der Politik gemacht ist. Das zeigt sich etwa am Beispiel der USA. Seit 1945 sind unter demokratischen Regierungen die Einkommen der ärmeren Hälfte der Bevölkerung im Schnitt um 2,4 Prozent pro Jahr gestiegen, unter den Republikanern jedoch nur um 0,8 Prozent.“
(….)
Fazit der Manager: Solche journalistischen „Fehlgriffe und Versäumnisse“ sollten “an so prominenter Stelle“ im Fernsehen nicht passieren.
Quelle: Bild am Sonntag vom 13.4.2008
Kommentar AM:
Was von diesem Kreis zu halten ist, siehe „Managerkreis der Ebertstiftung – ein Brückenkopf der neoliberalen Bewegung im “linken” Lager“
Siehe auch:
40 Jahre 68: Beilage der FR
Siehe auch:
Hauptadresse: http://www.nachdenkseiten.de/
Artikel-Adresse: http://www.nachdenkseiten.de/?p=3145