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NachDenkSeiten – Die kritische Website
Titel: Hinweise des Tages
Datum: 26. Februar 2008 um 9:07 Uhr
Rubrik: Hinweise des Tages
Verantwortlich: Wolfgang Lieb
(KR/WL)
Vorbemerkung: Dieser Service der NachDenkSeiten soll Ihnen einen schnellen Überblick über interessante Artikel und Sendungen verschiedener Medien verschaffen.
Wir kommentieren, wenn wir das für nötig halten. Selbstverständlich bedeutet die Aufnahme in unsere Übersicht nicht in jedem Fall, dass wir mit allen Aussagen der jeweiligen Texte einverstanden sind.
Wenn Sie diese Übersicht für hilfreich halten, dann weisen Sie doch bitte Ihre Bekannten auf diese Möglichkeit der schnellen Information hin.
Von den fünf Prozent (die die öffentlichen Arbeitgeber anbieten) soll ein Prozent in eine Leistungszulage fließen, die nur einige Beschäftigte kriegen. Die restlichen vier Prozent werden nach und nach, verteilt auf zwei Jahre, gezahlt. Das heißt: Für dieses Jahr bieten die Arbeitgeber 2,5 Prozent und fürs nächste Jahr 0,4 Prozent. Gleichzeitig wollen sie die Arbeitszeit um bis zu eineinhalb Stunden pro Woche verlängern. Das entspricht einer Kürzung des Stundenlohns um satte 3,75 Prozent.“
Quelle: FR
Kommentar: Es wäre ganz schön, wenn Politiker sich weniger daran erinnern würden, wer mit wem nach der Wahl koalieren wollte, sondern sich an ihren wirtschaftspolitischen Versprechen orientieren würden. Man wird sehen, was von den vielen Vorstößen quer durch die Parteien zum Umgang mit Steueroasen übrig bleibt.
Mit einem deutlichen Ergebnis hat sich die Thüringer SPD bei einer Urwahl am Sonntag hinter ihren bisherigen Frontmann Christoph Matschie gestellt. 71,57 Prozent der abstimmenden Parteimitglieder votierten für den 46-Jährigen als Spitzenkandidaten für die Landtagswahl 2009. Herausforderer Richard Dewes, bis 1999 Innenminister und Parteivorsitzender in Thüringen, erhielt nur 26,98 Prozent der Stimmen.
Quelle: taz
„Das Streben nach Macht um nahezu jeden Preis als angebliche Schicksalsfrage der GRÜNEN ist … für die auf grundlegende Veränderung der Gesellschaft zielende Politik der GRÜNEN nicht akzeptabel“, so hieß es auf der Bundesversammlung der GRÜNEN im Jahre 1985. Die grundlegenden Ziele wurden teils erreicht und teils aufgegeben und somit können sich die GRÜNEN endlich dem Streben nach Macht um (fast) jeden Preis widmen. Natürlich sind die GRÜNEN nicht umsonst zu haben, der Preis müsse stimmen und er sei hoch, wie Generalsekretärin Lemke in der gestrigen Elefantenrunde anmerkte, so als handele es sich bei den GRÜNEN um Edelprostituierte. So hoch wird der Preis sicher nicht sein – die beiden wichtigsten Streitpunkte zwischen „Kohle von Beust“ und den GRÜNEN sind die Elbvertiefung und ein geplantes Kohlekraftwerk in Hamburg. Als Kommpromis wird wahrscheinlich die Elbvertiefung durchgewunken, aber die grünen Klimaretter werden den riesigen Erfolg feiern können, das unbeliebte Kohlekraftwerk verhindern gekonnt zu haben. Dieses wird dann halt ein Jahr später außerhalb der Hamburger Stadtgrenzen in Niedersachsen oder Schleswig-Holstein gebaut.
Quelle: Spiegelfechter
Anmerkung: Clevere Union, paralysierte SPD kann man dazu nur sagen.
Und übrigens, achten Sie mal drauf: Heute hat die SPD-Spitze ungefähr das beschlossen, was Kurt Beck angedeutet hat. Kaum einer der journalistischen Kesseltreiber kümmert sich mehr darum. Jetzt muss ja daran gearbeitet werden, die Grünen rumzukriegen.
Siehe dazu auch:
Am Donnerstag, 28.02.2008, soll ab 23:45 Uhr in polylux (ARD) ein Beitrag zum Thema Greenwash laufen. Wer die Sendung verpasst, findet Informationen nach der Sendung unter rbb-online
Anmerkung: Interessant ist, dass der Anteil des privaten Konsums am BIP in den USA bei über 70% liegt. In Deutschland ist der Anteil von 58,2 Prozent im Jahr 1991 auf 56,6 Prozent im Jahre 2006 zurückgegangen. Im UK lag der Anteil immerhin bei 62,1 Prozent. Auch das ein Grund für die schwache Binnennachfrage in Deutschland und für das geringere Wachstum als in den USA.
Quelle: WestLB-Studie Aufsteiger des Jahres, S. 8 [PDF – 512 KB]
Derzeit leben in Deutschland 82,4 Millionen Menschen. 2050 werden es noch 69 bis 74 Millionen sein. Das hat das Statistische Bundesamt in Wiesbaden in seiner jüngsten Bevölkerungsvorausberechnung ermittelt. Die Zahl der 60-Jährigen wird dann mit einer guten Million doppelt so hoch sein wie die Zahl der Neugeborenen. Zum Vergleich: 2005 gab es fast genauso viele Neugeborene wie 60-Jährige.
Das Angstwort lautet Geburtendefizit. Es kommen weniger Baby zur Welt als Menschen sterben – im vergangenen Jahr ein Minus von 144.432. Auch die Zuwanderer stoppten die sinkenden Bevölkerungszahlen im Jahr 2006 nicht. Das Statistische Bundesamt warnt, dass auch eine etwas höhere Kinderzahl je Frau oder eine noch schneller steigende Lebenserwartung den Rückgang der Bevölkerung nicht verhindern können.
Zurzeit werden deutsche Frauen im Durchschnitt knapp 82 Jahre alt, Männer 76. “Die statistische Lebenserwartung in unserer Gesellschaft steigt jedes Jahr um mehr als sechs Wochen”, rechnet Andreas Esche von der Bertelsmann Stiftung vor. Er leitet das Projekt “Demografischer Wandel” und kennt die Rahmenbedingungen.
Quelle: ARD
Anmerkung: “Im demografischen Wandel stecken viele Potenziale. Wir müssen sie nur nutzen. Deshalb habe die Bertelsmann-Stiftung die Aktion “Demografischer Wandel” gestartet”, heißt es erschütternd naiv auf der ARD-Webseite. Tatsächlich handelt es sich um ein weiteres Beispiel dafür, wie die Bertelsmannstiftung ohne demokratisches Mandat Richtlinien für die Politik vorgibt. Sehen Sie sich dort mal die Aktion „Aktion Demographischer Wandel“ an, insbesondere den Demographiemonitor. Unter der Rubrik „Handlungsoptionen“ wird so ziemlich alles empfohlen, was in der deutschen Sozial- und Wirtschaftspolitik in den letzten Jahren falsch gemacht worden ist und großen Schaden angerichtet hat. Zitate:
„Welches sind geeignete Lösungsansätze zur Erreichung dieser angestrebten Zustände?
Durch Zusammenfassung der Ausführungen … ergibt sich, dass Nachhaltigkeit demographischen Wandel durch folgende Einzelmaßnahmen erreicht werden kann:
(Siehe der Text von Stefan Homburg: Soziale Sicherungssystem nachhaltig und effizient gestalten)“
Und Axel Börsch-Supan lässt sich diese Gelegenheit natürlich auch nicht entgehen, Werbung für Produkte der Versicherungswirtschaft zu machen (siehe seine „Lösungsansätze für den demographischen Wandel“):
Gesamtwirtschaftliche Auswirkungen insbesondere auf das Wachstum des BIP hat auch die Finanzierungsart der Sozialversicherung. Das Umlageverfahren in Reinform kommt ohne eine Kapitalreserve aus. Das Kapitaldeckungsverfahren, dessen sich eine vermehrte Eigenvorsorge im Bereich der Renten-, Kranken- und Pflegeversicherung bedient, kann hingegen zu einem erhöhten Kapitalbestand führen, der wiederum das gesamtwirtschaftliche Wachstum fördert. Stand der Forschung ist, dass eine Reduzierung der Umlagefinanzierung langfristig im gleichen Ausmaß zu mehr Altersvorsorgeersparnis führt.
Als Mittel gegen die Demographiepanik empfehlen wir u.a. diesen Artikel von Gerd Bosbach: Demographische Entwicklung – Realität und mediale Aufbereitung und die entsprechende NachDenkSeiten-Sachfragenrubrik.
Zur Aufklärung über den Unsinn, die private Altersvorsorge staatlich zu fördern, gibt es eine weitere Rubrik
Anmerkung WL: Nach der Besprechung, die ich im DLF gehört habe, scheint allerdings nur das Buch von Paul Krugman “Nach Bush” (Campus Verlag) empfehlenswert.
CDU 26,7 (42,6); SPD 21,4 (34,1); Grüne 6,0 (9,6); FDP 2,9 (4,7); Linke 4,0 (6,4); Sonstige 1,6 (2,6); Nichtwähler 37,4 (0,0) Prozent.
Die ganzheitliche Berechnung gibt ein realistischeres Bild von den Verhältnissen der Anteile politischer Orientierungen in der gesamten Wählerschaft und eine gerechtere, weil ehrlichere Bewertung.
Zu guter letzt:
Eine satirische Zusammenfassung der Anne-Will-Talkshow mit dem Thema: Beschimpfung der “LINKEN”, im AnneWill-Blog auch umgangssprachlich “Pakt mit dem Teufel” genannt:
Diese Glosse hat uns einer unserer Leser zur Verfügung gestellt.
Die Teilnehmerrunde war passend zusammengestellt, um alle Aspekte des Themas abzudecken. Und vor allem einer gegen alle. Schade war nur, dass die Herren Westerwelle und Henkel an diesem Abend leider keine Zeit fanden. Dafür war – undercover – mal wieder die INSM in einer Talkshow vertreten. (Herr Stich sprach stellvertretend für den Normalbürger.)
Aus Platzgründen hier nur eine kurze Zusammenfassung der Sendung:
Herr Dohnanyi referierte in seiner typisch uneitlen Art und Weise über sich und seine Vorstellungen, wie er seiner SPD weiter helfen möchte (besser Schwarz-Grün als Rot-Rot). Leider kam er nicht zu Wort, als er erklären wollte, wie seiner Partei seit der Schröder-Regierung etwa 1/3 seiner Wähler und Mitglieder abhanden kam. Was der einfache Sozialdemokrat aus Hessen-Süd von unten aus dem Sofa erzählte, konnte er oben nicht verstehen, da er ja den Herrn Ramelow immer wieder korrigieren musste.
Herr Hintze redete über sein Lieblingsthema – den Kommunismus – und verteilte dazu ein ausführliches Referat. Leider konnte er nichts mehr über Ethik und Moral im Kapitalismus (wahlweise Koffergeschäfte, Stiftungen, jüd. Vermächtnisse, Ehrenwörter) ausführen, da Herr Ramelow mehrmals zu Wort zu kommen versuchte, Herr Hintze aber immer schon vorab die Antwort wusste.
Herr Huber (”die Linken können nicht mit Geld umgehen”) hatte es in dieser Runde am schwersten: Einerseits musste er den Zuschauern erklären, warum der Herr Lafontaine an den Verlusten aus dem öffentlich-rechtlichen Banken-Casino Schuld ist (und das kann man ja wirklich nicht in ein bis zwei Sätzen) und wie er in Bayern durch seine brandneue „Freiheit-statt-Sozialismus“-Kampagne die Zocker-Verluste seiner Bayr. Landesbank unter seinen Teppich kehren will. Außerdem hatte er die Funktion des Co-Redners des Abends, denn er hatte die Aufgabe, alle an den Herrn Ramelow gestellten und nicht gestellten Fragen sofort und vorweg zu beantworten. Herr Ramelow hat dabei einige Male ungebührlich gestört (wohl mangelnde DDR-Kinderstube), als er ein bis zwei Mal versuchte, selbständig eine Antwort zu formulieren.
Herr Trittin hat meistens gelächelt. Meine Vermutung ist, dass er an seine eigene Vergangenheit im „Kommunistischen Bund“ und – wenn er nicht gerade für den Herrn Ramelow antworten musste – wohl an die Gründungsjahre seiner Partei gedacht hat, als alle damals etablierten Parteien incl. den meisten Medien auf seine neue Partei eingedroschen haben (Chaoten, Vaterlandsverräter, unzuverlässig usw.), bis die GRÜNEN ebenfalls eine etablierte Partei wurden und Herr Trittin bei Anne Will beweisen durfte, dass die schärfsten Kritiker der Elche früher selber welche waren.
Herr Stich hat wohltuend wenig gesagt und war sehr höflich. Die Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft hat ihm wohl auf den Weg gegeben, dass sie – trotz allem Streit in dieser Runde – ohnehin die richtigen Weichen in diesem unseren Staat stellt. Vielleicht hat er aber auch nur von seiner Zeit in Österreich geträumt, wo ja ein gerechtes Steuersystem dafür sorgt, dass ein Mittelständler prozentual mehr Steuern bezahlt als die wirklichen “Leistungsträger“, wie er einer ist. Damit könnte man nämlich auch in Deutschland die sonst unvermeidliche Flucht des “scheuen Rehs” Kapital verhindern und gleichzeitig die Bereitschaft unserer “Leistungsträger” zu Charity-Veranstaltungen und zu Spenden für Suppenküchen erhöhen.
Leider konnte er diese Gedanken nicht aussprechen, da Herr Ramelow ununterbrochen über den Sozialismus reden wollte (aber zum Glück… siehe Herrn Huber).
Herrn Ramelow hat uns seine politischen Ansichten (er soll ja der Teufel in der Runde gewesen sein!) leider nicht mitgeteilt, obwohl die Herren Huber, Hintze, Dohnanyi und Trittin ihn immer wieder auf den richtigen Weg führen wollten und Frau Will ihn zwar ständig ins Gespräch bringen wollte, aber die anderen Gesprächsteilnehmer sie ständig daran hinderten.
Ach ja, Frau Anne Will war auch da (und vertrat das weibliche Geschlecht).
Obwohl diese Runde an politischer Kompetenz kaum mehr zu überbieten war, hätten sicherlich vom Sofa aus – statt dem komischen SPD-Mann – noch folgende Leistungsträger “Sinn-volles” beitragen können:
Herr Henkel (Wirtschaft allgemein), H. Raffelhüschen (Versicherungsvertreter, privat) und H. Prof Sinn (Vertreter der wissenschaftlichen Intelligenz in Deutschland). Oder man hätte an Hand von „Evaluationen“ der Bertelsmann-Stiftung deutlich machen können, wie durch Änderungen des Wahlsystems (”soll wirklich jeder wählen dürfen?”) die Erhöhung der “Effizienz” des Standortes Deutschland (”du bist jetzt nicht mehr Deutschland”) und der Demokratie erreicht werden könnte. Die Abschaffung der “Teufel” würde dabei als gemeinsames Ziel formuliert. Der Vorschlag von Herrn Prof. Sinn, die SPD ebenfalls als Teufel zu definieren, wäre sicher abgelehnt worden, weil man der Meinung wäre, dass die “Sozis” derzeit schon im Fegefeuer sind und gute Chancen haben – Zitat Herr Henkel – “ganz zu uns zu gehören” (siehe z.B. den früheren Labour-Chef Herrn Blair, GB). Hierzu könnte auch Herr Clement – weil der ja immer in Eile ist – zumindest telefonisch zugeschaltet werden.
Nach Ende der Sendung ermittelte allerdings ein neuer Deutschland-Trend, dass das deutsche Wahlvolk noch mehr “Teufel” wählen will (die Bertelsmann-Stiftung hat daraufhin sofort – gemeinsam mit dem Springer-Verlag – ein neues Projekt aufgelegt).
Übrigens wird die gesamte Diskussion wegen ihres großen Erfolgs in der Kabarettsendung “Neues aus der Anstalt” ohne Schnitte nochmals gesendet.
3SAT übernimmt dann – wegen des beispielhaft hohen Niveaus der deutschen Talksendungen – die Verbreitung in Österreich und der Schweiz (der Erbprinz in Lichtenstein erhält selbstverständlich persönlich eine Kopie).
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