Einleitung
Einleitung
Die NachDenkSeiten geben Gebrauchsanweisungen zum Selberdenken
Würde sich die Politik an den Analysen und Vorschlägen der NachDenkSeiten orientieren, dann sähe es in Deutschland und Europa besser aus. Das klingt arrogant, meinen Sie? Vielleicht haben Sie recht, aber wir sind überzeugt davon, dass eine vernünftige Politik ohne Nachdenken, ohne das Analysieren von Problemen und ihren Ursachen nicht gelingen kann. Aber dieses Analysieren und Nachdenken über alternative Konzepte findet unserer Beobachtung nach kaum noch statt. Teilweise, weil unsere Medienwelt keinen Raum mehr bietet für unvoreingenommene öffentliche Debatten, teilweise, weil bestimmte Interessengruppen mit viel Geld und Einfl uss die Macht haben, dafür zu sorgen, dass ihre interessengesteuerte politische Strategien nicht aufgedeckt oder zumindest hinterfragt werden.
Wir schreiben für Menschen, die sich noch ihre eigenen Gedanken machen. Und davon gibt es zum Glück viele. Die Reaktionen vieler Leser auf unsere Denkanstöße beweisen das. Sie schreiben uns unter anderem, dass sie durch die NachDenkSeiten dazu ermutigt wurden, kritischer mit dem alltäglichen Medieneinerlei und den Zumutungen aus der Politik umzugehen. Sie schreiben uns auch, dass ihnen unsere kritische, aber gleichwohl konstruktive und vielfach auch optimistische Herangehensweise an die herrschende Politik und an die unbestreitbaren Probleme hilft, Zusammenhänge besser zu durchschauen und zu verstehen.
Unsere Internetseite wie auch dieses Buch haben Servicecharakter.
Wir von den NachDenkSeiten wollen helfen, die Dinge besser zu verstehen. Eine intensive Bindung an unsere Leserinnen und Leser und die vielen freundlichen Reaktionen, die uns wiederum ermutigen und ermuntern, zeigen uns, dass die NachDenkSeiten ein wichtiger Begleiter durch das politische, ökonomische und gesellschaftliche Geschehen sind.
Das ist das siebte kritische Jahrbuch, das wir auf der Basis der Texte unserer Internetseite www.nachdenkseiten.de herausgeben.
Nachdenken über Deutschland, dazu wollen wir auch in gedruckter Form anregen. Notwendig ist das. Gerade das Wahljahr 2013 hat bei vielen Menschen ein schales Gefühl hinterlassen. Es ging praktisch um Nichts, obwohl es um Vieles hätte gehen müssen.
Es gab keine wirkliche politische Alternative zum Kurs von Frau Merkel, obwohl unser Land und wir alle diese dringend bräuchten.
In der veröffentlichten Meinung und in den herrschenden Kreisen wird so getan, als ginge es »uns« in Deutschland gut. Wer das nicht von sich sagen kann, bleibt vor der Tür. Im schlimmsten Fall wird ihm oder ihr vorgehalten, er oder sie sei eben selber schuld an seiner/ihrer Lage.
Sie werden in Nachdenken über Deutschland eine große Zahl von Analysen fi nden, die vor Monaten geschrieben wurden und (leider) gleichwohl aktuell geblieben sind. Denn die Probleme sind geblieben.
Sie werden deshalb bei der Lektüre dieses Buches nachvollziehen können, welchen Nutzen der regelmäßige Besuch der NachDenkSeiten haben kann. Zum Beleg haben wir unter anderem Texte zur Kandidatur Peer Steinbrücks als »Kanzlerkandidat« der SPD in das Buch aufgenommen. NachDenkSeiten-Leser konnten schon bei seiner innerhalb der Führungsriege ausgekungelten Ausrufung im September 2012 wissen, wohin die Reise geht.
Nicht nur für das Funktionieren unserer Demokratie, sondern auch für eine bessere Wirtschaft und für mehr soziale Gerechtigkeit wäre eine »wirkliche Alternative« zum neoliberalen Einheitskartell notwendig gewesen.
Die Qualität politischer Entscheidungen hängt eng mit dem kritischen Verstand der Entscheidungsträger, der Medien und der Bürger eines Landes zusammen. Das Nachdenken und kritische Hinterfragen durch möglichst viele Menschen ist daher das Salz in der Suppe einer lebendigen Demokratie. Es verbessert den Geschmack.
Es verbessert das Ergebnis.
Von unseren Sorgen können wir aber auch in diesem Vorwort nicht schweigen. Wir fürchten, dass die Zahl der Kritischen und Aufmüpfi gen kleiner statt größer wird – weil viele unter dem Druck schlechter wirtschaftlicher Verhältnisse stehen und weil andere beim Genießen ihres Wohlstandes sich nicht stören lassen wollen. Zu viele Menschen werden müde. Das verstehen wir, können und wollen es aber nicht hinnehmen. Unsere Gesellschaft braucht eine kritische Gegenöffentlichkeit zur großen Einheitspartei der Abwiegler und Beschöniger. Deshalb erscheint auch dieses Jahr ein neues NachDenkSeiten-Jahrbuch. Deshalb bitten wir Sie, das Buch in Ihrem Freundeskreis herumzureichen oder zu verschenken – wenn es Ihnen persönlich geholfen hat, die Welt um uns herum besser zu verstehen.
Wir bedanken uns bei jenen vielen Menschen, die zum Gemeinschaftswerk der NachDenkSeiten täglich mit Rat und Tat beitragen und auch Beiträge zuliefern. Dankbar sind wir auch Jens Berger, der einige interessante Texte zu unserem Buch beigesteuert hat.
Albrecht Müller und Wolfgang Lieb