Was haben Annalena Baerbock und die deutschen Eurovision-Song-Contest-Musiker gemeinsam? Sie werden aus unerklärlichen Gründen im eigenen Land von den Medien gefeiert, aber im Ausland werden sie bestenfalls belächelt und am Ende gibt es keine Punkte. Und es gibt noch eine Gemeinsamkeit: Auf der heimischen Couch laden beide zum größtmöglichen Fremdschämen ein. Irgendwie scheinen die Deutschen kein glückliches Händchen bei der Wahl ihrer Vertreter im Ausland zu haben. Eine Glosse von Jens Berger.
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Unsere von den Medien so enthusiastisch gefeierte Außenministerin Annalena Baerbock hat im Ausland einfach keine Fortune. In China tapste sie in bester Kolonialdamen-Manier gänzlich undiplomatisch von einem Fettnäpfchen ins nächste und wurde dafür von asiatischen Kommentatoren belächelt. Verständlich. „Bigmouth strikes again“. Wer die Chinesen dafür kritisiert, „Russlands Krieg zu unterstützen“ und zeitgleich den Beschluss fasst, schwere Kampfpanzer in die Ukraine zu liefern, ist nicht gerade glaubwürdig. Von ihrem Amtskollegen Qin Gang erntete sie dafür lediglich ein alles und nichts sagendes Lächeln. In China versteht man halt noch etwas von Diplomatie. Dennoch war man froh, als die komische Frau Langnase wieder in ihren Flieger stieg, und hoffte, dass sie sich möglichst lange nicht mehr sehen lässt. „Goodbye Stranger“. Deutschland null Punkte.
Floppte Baerbock in China mit der „neuen deutschen Härte“ (aber zum Glück ohne Row Zero), versuchte sie es in Indien mit Love-and-Peace-Folk. Dabei produzierte sie jedoch vor allem drollige Bilder für die heimischen Wähler – das barfüßige Blumenkind. Allerliebst. Ihre Forderung, kein russisches Öl mehr zu kaufen, kam bei den Gastgebern jedoch nicht so gut an. „Fuck you, I won´t do what you tell me“. Man lächelte die oberste Diplomatin Deutschlands freundlich weg und wären die Inder Christen, hätten wohl auch sie drei Kreuze gemacht, als der Regierungs-Airbus wieder abhob.
Als Annalena Baerbock wenige Wochen später dann schon wieder in Neu-Delhi auftauchte, um ihre Hits beim G-20-Gipfel zu trällern, „vergaß“ man kurzerhand das Protokoll und blieb dem Flugfeld fern … nun ja, zumindest ein indischer Polizist konnte sich nicht schnell genug in Sicherheit bringen und musste zum unfreiwilligen Begrüßungs-Handshake antreten. „Allein, Allein“. Was für ein Kontrast zur fast zeitgleichen Ankunft ihres russischen Amtskollegen Lawrow („From Russia with love“). Germany Zero Points.
Was macht man, wenn die unbeliebte Tante aus Berlin sich zum Besuch ansagt? Richtig, man hat ganz plötzlich wichtige Termine, die sich nicht verschieben lassen oder ist gerade dummerweise auswärts. So geschehen gestern in Brasilien. Präsident Lula da Silva hatte urplötzlich wichtige Termine, Baerbocks Amtskollege Mauro Vieira kam dummerweise ein dringender Termin dazwischen – wahrscheinlich musste er eine Bushaltestelle in Rio einweihen. Zeit für die deutsche Außenministerin, die den undankbaren Brasilianern doch unbedingt die deutsche Sichtweise auf den Ukrainekrieg und die Welt („Wir bilden einen lieben Reigen. Die Freiheit spielt auf allen Geigen“) erklären wollte, hatten beide nicht. Und für eine Pressekonferenz war leider auch keine Zeit. Dafür durfte Baerbock zumindest ein paar Fotos mit der Umweltministerin Marina Silva machen. Das kommt gut an, auch wenn Silva fast nichts zu sagen hat – feministische Außenpolitik halt, Symbole sind vor allem bei der eigenen Wählerschaft wichtig. Allemagne Zero Points.
„We´re on the road to nowhere“. Wäre es nicht so traurig, man könnte herzhaft lachen. Zu Zeiten Hans-Dietrich Genschers war Deutschland noch ein international angesehenes Land, das für sein außenpolitisches Geschick bekannt war. Sogar ein Guido Westerwelle wirkt im Rückblick im Vergleich zu Baerbock wie ein Großdiplomat. Und nein, das hat überhaupt nichts mit dem Geschlecht unserer jetzigen Außenministerin zu tun. Baerbock ist keine Nullnummer, weil sie eine Frau ist. Sie ist eine weibliche Nullnummer. Aber was soll man sagen? Sie wurde ja gewählt; genauso wie die deutschen Teilnehmer des Eurovision Song Contest, die international bestenfalls belächelt werden. Vielleicht ist es ja so, dass wir nicht nur die Musiker, sondern auch die Politiker haben, die wir verdient haben.
Titelbild: Screenshot WDR