Leserbriefe zu „Empörender Umgang mit dem Tag der Befreiung: „Hier weht nur noch die Ukrainefahne““

Ein Artikel von:

Tobias Riegel kommentiert in diesem Beitrag den unwürdigen offiziellen, medialen und juristischen Umgang mit den Feierlichkeiten rund um den Tag der Befreiung von der Nazidiktatur. Der sei skandalös und „als vorläufiger Höhepunkt einer bereits laufenden Kampagne zur Geschichtsumdeutung“ zu interpretieren. Aktuell besonders aufreizend sei die Entscheidung, am Tag der Befreiung das Zeigen der sowjetischen Fahne zu verbieten, als zusätzliche Provokation sei ein ähnliches Verbot für ukrainische Nationalfahnen wieder aufgehoben worden. Zusätzlich müsse „die Geschichte der Ukraine und der NATO mindestens seit 2014 massiv unterdrückt werden, damit die hierzulande dominante und vor doppelten politisch-moralischen Standards strotzende Deutung des russischen Einmarsches von 2022“ nicht auffliege. Danke für die interessanten Leserbriefe. Hier nun eine Auswahl, die Christian Reimann für Sie zusammengestellt hat.


1. Leserbrief

Liebes NDS-Team,

vielen Dank für diesen Artikel. Ich habe mich auch über die Berichterstattung und die Verbannung der russischen Fahne sehr geärgert das als empörend und auch verstörend empfunden. Eine weitere Verengung des Meinungskorridors.

Für mich kam Ihr Artikel dazu gerade recht und möchte mich ausdrücklich dafür bedanken.

Viele Grüße, Krolpot


2. Leserbrief

Sehr geehrter Tobias Riegel,

Sie haben es sehr passend in einem Satz zusammengefasst: Dieses „Gedenken“ ist eine Schande

In der Russischen Föderation ist das Gedenken an den Kampf gegen die Armee Hitler-Deutschlands, der “Große Vaterländischen Krieg” und an die Millionen seine Opfer unter der russischen Bevölkerung, noch sehr lebendig und präsent. Gut so, denn wie sich nun zeigt, hatte der sowjetische Marschall Georgi Schukow wohl recht, als er damals sagte: »Wir haben sie vom Faschismus befreit, das werden sie uns nie verzeihen.«

Ich schäme mich.

Siegfried Seifert


3. Leserbrief

Lieber Herr Riegel,
 
von der antikommunistischen Wahlwerbung der CDU zur Bundestagswahl 1953: ‘Alle Wege des Marxismus führen nach Moskau! Darum CDU’, führt – über die einstige politische Ablehnung und Bekämpfung der Sowjetunion – eben auch ein stetiger Weg zum gegenwärtig massiv verbreiteten Russenhass und Geschichtsrevisionismus, der von politisch reaktionären grünen, roten, gelben oder schwarzen und dummen Kleinbürgern getragen wurde und wird. Die konnten und können einfach gar nicht anders.
 
Freundliche Grüsse
U.R.


4. Leserbrief

Lieber Tobias Riegel,  danke für den Beitrag zum 8.Mai.Geschichtsklitterung ist heute Altagsbestandteil,abgesehen davon,dass in Presse,Funk und TV stur die SowjetArmee als Rote Armee tituliert wird,so ist das Erinnern an den Grund des Vormarsches auf Berlin  im Jahre 1945  aus der Erinnerung verschwunden.Arthur Koestler  ,der sich nun recht deutlich vom seiner Kommunistischen  Zeit abwandt,wird zitiert mit dem Ausspruch zu SowjetArmee  ”  deren Vormarsch mit dem Geruch von Auschwitz in der Nase stattfand über 2000km verbrannter Erde”. Aus der fleissig bemühten deutschen Erinnerungskultur  wurde ebenfalls ausgeblendet,dass  da die Blockade von Leningrad stattfand,die 1MIO Hungeropfer verzeichnete.Einer Offiziere der deutschen Wehrmacht,Ritter von Leeb, wurde 1962  geehrt durch Benennung einer Kaserne in Bayern.Die Ausblendung  der deutschen Kriegsverbrechen in Russland ist nichts Neues.Was neu ist ,ist der neue Zungenschlag  der deutschen Politik ,das wirtschaftlich mächtigste Land in Europa, klingt irgendwie bekannt ,oder?Heute konnte man in den Nachrichtenportalen  erstaunte JungJournalisten betrachten,  die brav ihre Texte aufsagten  zur Moskauer Parade ohne auch nur den Schimmer von Wissen durchscheinen zu lassen.Parallel sprach der Bundeskanzler von neuen Deutschen Selbstverständnis und das klang dann doch beunruhigend.Der “Wir sind wieder wer” Auftritt  sollte die Steuerbürger doch aufhorchen lassen. Es wird kosten,wie die Ansagen zu Militärhilfen ,Aufrüstung und   geopolitische Ansagen  zu Georgien. Wer die Vergangenheit ignoriert und die eigene Stellung überhöht sieht ,wird  unangenehmen Überraschungen für die Steuerbürger bereithalten.  Das Friedensprojekt Europa ist jedenfalls   mit blossem Auge nicht mehr erkennbar.

B.Isensee


5. Leserbrief

Liebe Redaktion,

ich habe auf meiner Seite zum 8. Mai einfach die Statistik der Kriegstoten veröffentlicht, das sagt schon alles.

Delf Schnappauf


6. Leserbrief

Ein unglaublicher Skandal, für den ich mich als deutscher Bürger fremdschäme und  – eigentlich müssten es alle Deutschen – beim russischen Volk entschuldige.

Verschlimmert wird das durch die Tatsache, dass man gemeinsame Sache mit einer Regierung macht, die immer noch offen Nazigrößen verherrlicht. 

Udo Hellmann


7. Leserbrief

Sehr geehrter Herr Riegel,
sehr geehrte Damen und Herren!

Wer die Fahne der Befreier von Auschwitz am Tage ihres Sieges verbietet, ist Antisemit! Vielleicht bringt dieses Argument, den ein oder die andere in der Berliner Regierung, bei der Polizei und am Gericht zur Vernunft.

Viele Grüße
Wolf Göhring


8. Leserbrief

Sehr geehrter Herr Riegel,

haben Sie Dank für Ihre Kommentierung dieses bösartigen Verhaltens.
Mit jeder Widerwärtigkeit, die uns diese Regierung – landauf, landab ermuntert von ihren Helfershelfern und Mitläufern in Medien, Wirtschaft, Kunst, Sport usw. – zumutet, verfestigt sich bei meiner Frau und mir die Erkenntnis: Dies ist nicht mehr unser Land.

Ich bin erschüttert!

JRG


9. Leserbrief

Am Mahnmal der gefallenen Soldaten in Berlin sind russische Fahnen am gestrigen/heutigen Ehrentag verboten , nur ukrainische! Welcher deutsche Propagandist hat das denn verfügt. Hat er gar kein Geschichtsverständnis, kein Geschichtswissen?
Nicht Putin hat die größten Opfer im 2.Weltkrieg zu beweinen. Nein, es ist das russische Volk, das Deutschland hier keinen Dank und Respekt zollt. Wenn man nicht die russische Flagge allein hissen wollte, dann hätte man alle 15 Flaggen der ehemaligen SU hissen müssen!
Ich werde den Russen der gesamten ehemaligen SU am 8./9. Mai immer für ihren Kampf zur Befreiung Deutschlands dankbar sein!

Ich schäme mich für das undankbare Deutschland !

Und dann, welch süffisante Propaganda flimmert heute nach der Parade auf dem Roten Platz über unsere Fernsehsender. Hat Putin keine Panzer und Raketen mehr oder weshalb war die Militärparade so kurz? Und dann keine Kampfjets am Moskauer Himmel ….!
Meine Antwort dazu : Würde man da nach Deutschland sehen, würde man ja nicht einen Panzer sehen – Deutschland hat keine fahrenden mehr. Flugzeuge…? Fliegen nicht mehr! Wo sind sie denn wohl?

Ursula Reisch


10. Leserbrief

Lieber Tobias Riegel, liebe NDS’ler,

Sie haben ja so Recht – es ist beschämend und unwürdig, wie das ‘offizielle’ Deutschland mit seinem leidgeprüften, großen östlichen Nachbarn umgeht. Auch, wenn eine durchgeknallte, US-hörige deutsche Politclownerie sich darin gefällt, Fakten zu negieren und die mühsame, langjährig erarbeitete Friedens- und Vertrauensprozesse mit dem A… umzustoßen, bin ich nicht bereit, diesen Schwachsinn im Sinne der US-Gigantomanie mitzumachen.

Abgesehen vom Fremdschämen ist es eine Mißachtung und Frechheit unserer ‘Volksverräter’, so zu tun, als ob das gesamt Deutsche Volk hinter dieser Dummdreistigkeit und widerwärtigen Geschichtsklitterung steht.

Ich habe seinerzeit, nach Wegfall des Eisernen Vorhangs meine ganze Hoffnung in den Entspannungsprozess und ein friedliches – vielleicht eines Tages auch freundschaftliches Verhältnis zu Russland gesetzt – und dann kommt so eine Clique politischer Knallchargen daher, verkauft sich als demokratisch legitimiert und meint, dem Volk ein U für ein X vormachen zu können. Was für eine verlogene Bande!!!

Wohlgemerkt – ich bin mit den Entscheidungen und Taten eines Wladimir Putin nicht einverstanden, genauso wenig wie mit der ursprünglichen Aggression der USA/NATO und der großmäuligen und unverschämten, permanenten Forderungshaltung der Selensky/Melnyk-Clique, der unsere ‘Star-Politiker’ aber nichts entgegensetzen. Schande über diese Amtseid-Brecher.

Ich würde in dieser ganzen Idiotie gern ein Zeichen setzen. Ich fände es toll, wenn sich eine Möglichkeit böte, unseren russischen Nachbarn zu signalisieren, dass ein Großteil der Deutschen diese Aggression und willkürliche Kriegstreiberei nicht teilt und ablehnt.

Vielleicht findet sich ja in absehbarer Zeit ein Weg und eine ‘kritische Masse’, hier gegenzusteuern, ehe alle Türen zugeschlagen sind – oder schlimmer noch, irgendein politisch/militärischer Vollpfosten auf den finalen Knopf drückt.

Die Hoffnung stirbt zuletzt!

Ulrich Herbst


11. Leserbrief

Lieber Tobias Riegel, liebe NDS-Redaktion,

ich habe grundsätzlich mit sogenannten “Gedenktagen” meine Probleme, werden sie doch aus meiner Sicht von den Politikern zur Steuerung der erwünschten Gesinnung missbraucht. Aber für denkende Menschen, die ein wenig Geschichtsbewusstsein haben ist der Umgang mit dem 8.Mai in Deutschland tatsächlich eine Schande, oder wie Sie lieber Herr Riegel es benennen, ein enormer und peinlicher “Skandal”. Musste erst ein konservativer Politiker wie der damalige Bundespräsident R. von Weizsäcker das deutsche Volk darauf hinweisen, dass das Kriegsende kein Tag der “Niederlage” sondern ein Tag der “Befreiung” war, wurde nach seiner Rede auch nur sehr halbherzig in diesem Sinne an diesen Tag gedacht.

Ich war schon fassungslos, dass sich kein deutscher Politiker zum Tode von Gorbatschow angemessen und würdigend geäußert hat oder zur Beerdigung gefahren ist, ohne den es Deutschland in der jetzigen Form nicht gäbe. Im Zusammenhang mit Frau Merkels Äußerung, dass die Minsker Verträge nur dazu gedacht waren, der Ukraine Zeit zur Aufrüstung zu geben – was ich sehr schäbig und schockierende fand – entdecke ich bei mir als deutscher Bürger und Demokrat bezogen auf unsere aktuelle Bundesregierung erstmalig eine Scham ein Deutscher zu sein.

Arthur Schopenhauer hat einmal gesagt: “Ich lege für den Fall meines Todes das Bekenntniß ab, dass ich die deutsche Nation wegen ihrer überschwenglichen Dummheit verachte, und mich schäme ihr anzugehören.”

Schopenhauer hat dies sicher nicht wegen des Geschichtsrevisionismus in seiner Zeit geäußert, aber mir geht es mittlerweile sehr ähnlich. Wir leben tatsächlich in einer “Zeitenwende”, nur nicht so wie der aktuelle Bundeskanzler dies meint. Es werden nicht nur die Begrifflichkeiten in Deutschland neu definiert, sondern es wird versucht die deutsche Geschichte umzudeuten. Für mich begann spätestens dann der neue Geschichtsrevisionismus in Deutschland, als das Parlament in großer Mehrheit die Schleifung des “Palast der Republik” beschloss. Auf Druck von Frau Merkel und Verbündete baute man das sogenannte Humboldt-Forum, das in seiner Fassade an das Schloss errichten soll, dass in der DDR bewusst abgerissen wurde – obwohl der Abriss teurer als eine Renovierung der Kriegsschäden war. Das Schloss wurde dann nach der “Wende” – wenn auch nur die damalige Fassade – wieder als Humboldt-Forum neu aufgebaut um an die “große deutsche Geschichte” zu erinnern.

In der DDR wurde das Schloss abgerissen, weil das Schloss der Wohnsitz des damaligen Königs der Preussen Friedrich Wilhelm IV war, auf dessen Veranlassung im März 1848 durch preußisches Militär ein Massaker in der Berliner Bevölkerung mit über 500 Toten angeordnet hatte. Das ihm zu Ehren von der Merkel-Regierung das alte Schloss wieder errichtet wurde, betrachte ich heute noch als eine historische deutsche Schande.

Ich weiss überhaupt nicht, wie deutsche Politiker diesen aktuellen “Russenhass” jemals wieder gutmachen wollen und wie jemals ein/e deutsche/r Politiker/in mit Anstand ohne sich für diesen Revisionismus zu schämen mit russischen Staatsvertretern wieder ins Gespräch kommen sollen. Wir als Deutsche haben wahrscheinlich für die nächsten Hundert Jahre bei den Russen es total “verka…” und ich kann dies sogar verstehen. Vielen Dank für diese schwer auszuhaltende Hypothek, Frau Baerbock und Herr Scholz!

Herzlichen Dank für Ihren Beitrag Herr Riegel!

Mit den besten Wünschen und Grüßen an Sie alle!
Claus Hübner


12. Leserbrief

Liebes Team der Nachdenkseiten, liebe Leserinnen und Leser,

uniformes Fahnenmeer in Deutschland. War da nicht was? Dass die deutsche Justiz mit ihrer zweifelhaften Nachkriegsgeschichte Fahnen der Befreier und Bekämpfer des Faschismus verbietet (diese als Vermittlung von Gewalt betrachtet!!)  und dafür Fahnen erlaubt die man seit dem Putsch von 2014 in der Nähe von Bandera, also einem Faschisten, ansiedeln kann, und das zu so einem denkwürdigen Datum…. Es lässt tief blicken. Die Begründung ist auch “klasse”: “Die Prognose der Polizei, dass die Symbole angesichts des fortdauernden Angriffskrieges gegen die Ukraine geeignet seien, Gewaltbereitschaft zu vermitteln, treffe zu. Denn sie könnten im aktuellen Kontext jedenfalls als Sympathiebekundung für die Kriegsführung verstanden werden.”

Soso. Sympathiebekundung. Wenn man das Hochhalten von Fahnen der Befreier als Sympathiebekundung für einen Angriffskrieg interpretieren kann, dann…. ja dann… Sagen wir es so: Mit der Sympathie für einen merkwürdigen Banderakult hat die Justiz hingegen offenbar wenig Probleme.

Und was das angebliche Vermitteln von Gewaltbereitschaft angeht (auch da…. Wo ein Gauck die Gewaltbereitschaft offen zum Ausdruck bringt, sie also nicht erst in irgendetwas rein interpretiert werden muss, weil er offen den Griff zur Waffe propagiert….doppelte Maßstäbe ich hör Dir trapsen, wobei es an der einen Stelle eben auch nur eine Interpretation ist, an der anderen offen ausgesprochen wurde, man also allein von dieser Perspektive her schon nicht beides miteinander vergleichen kann; die Frage ist also von wem hier die Gewalt ausgeht bzw wessen Gewalt hier geschützt wird, werden soll): sehr interessant, was die Anwältin von Daniele Ganser zu der gleichen Begründung sagt, die Daniele Gansers Auftritt in Dortmund untersagen sollte:

Die Stadt hatte mit möglicher Gewaltentfaltung begründen wollen, dass Ganser nicht auftreten dürfe. Der Grund waren wohl Ukrainer, die sich von Gansers Darlegung der Geschichte auf den Schlips getreten fühlen könnten. Da sagte sie – aus der Erinnerung – es ist Aufgabe der Exekutive dafür zu sorgen, dass es zu so einem Gewaltausbruch nicht kommt. Es darf aber nicht als Argument angeführt werden, um das Recht auf freie Meinungsäußerung einzuschränken.

Wie gesagt, ich wiederhole mich: dass das Schwenken einer russischen Fahne Befürwortung von Gewalt bedeutet ist einzig eine INTERPRETATION des Gerichts. Es darf nicht dafür herhalten das Recht auf freie Meinungsbekundung einzuschränken. Ich halte das Gerichtsurteil für vorgeschoben, als Angriff auf das Recht auf freie Meinungsäußerung, zur bereits gängigen Praxis der Einhegung des Meinungskorridors und eines offenen Diskurses.

Damit ist es ein Verstoß gegen das Grundgesetz. 

Viele Grüße,
R.A.


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