Das hätte er sich vielleicht gar nicht träumen lassen, unser Boris, dass er einmal zum Hauptbaumeister des neuen Militarismus in Deutschland avancieren würde. Aber was tut man nicht alles, wenn der derzeitige Boss der Zeitenwende um Hilfe ruft. Und so marschierte er ein ins „Verteidigungsressort“, das inzwischen eigentlich umbenannt gehörte in Kriegsministerium. Von Jürgen Scherer.
Da hilft nämlich das ganze Lügengewebe um den notwendigen Aufbau einer veritablen Verteidigungsfähigkeit unseres Landes nichts, es geht um deutsche Kriegsfähigkeit für die Zukunft, nicht zuletzt gegen diese Macht am anderen Ende der Welt – China.
Früher nannte man das mal „Gelbe Gefahr“. Unsere Freiheit muss schließlich permanent verteidigt werden. Wenn’s schon am Hindukusch nicht geklappt hat, dann wenigstens in Zukunft an der Chinesischen Mauer. Wobei, mit Mauern ist das so eine Sache. Da sollten wir Deutsche eigentlich gebrannte Kinder sein.
Aber aus der Geschichte lernen, das sagt sich so leicht. Für Sozialdemokraten scheint das besonders schwer, sehen wir mal von der rühmlichen Ausnahme Willy Brandt ab. Jene Sozis, die meist das Sagen haben, wenn die Sozis überhaupt dran sind, sind meistens von der konservativen bis reaktionären Riege und haben damit schlicht die falschen Vorbilder wie z.B. die, die den Kriegskrediten im Kaiserreich zugestimmt haben, oder jene, die die 1918er Revolutionäre hintergangen haben, oder den, der sagte, einer müsse der Bluthund werden. Da passt es doch, dass in dieser Traditionslinie der Sozialdemokrat Scholz die verdeckt arbeitende Bellizistin von der CDU abgelöst hat und endlich einen richtigen Mann fürs Militärische an seine Seite berufen hat. Schließlich hat der ja auch „gedient“, wie man heutzutage wieder mit Stolz sagen darf.
Und Boris kam, sah und will siegen. Zunächst einmal auf dem Tanker, der sich noch Verteidigungsministerium nennt. Im Unterschied zu seiner doch eher vorsichtiger agierenden Vorgängerin, die deswegen ja auch von der Vierten Gewalt in unserem Staate einhellig weggemobbt wurde, macht er sich nun mit Verve an die Arbeit: Umbau der Führungsstruktur im VTM, bedingungslose Unterstützung der Ukraine, Charmeoffensive für die Öffentlichkeit im fotogenen oliven Look mit dem Wunderpanzer Leopard II, Treffen mit Selensky und natürlich mit den Ramstein-Cowboys. Das alles solidarisch unterstützt von der superagilen StraZi aus der FDP, von der „vom Völkerrecht kommenden“ und die 360-Grad-Wendung beherrschenden Annalena und nicht zuletzt vom Bundeslandwirtschaftsminister Özdemir, einem Etappenhengst, der sich doch tatsächlich nicht entblödete, als Nichtgedienter eine freiwillige Wehrertüchtigung im Gefechtsfeld Truppenübungsplatz zu absolvieren. Wenn Cannabiskonsum solche Folgen hat, sollte die Legalisierung vielleicht nochmal überlegt werden. Aber evtl. wird ja in trauter Runde im Kanzleramt schon mal ein Jointchen geraucht. Manchmal könnte man glauben, dem sei so, wenn man sich das permanente Kriegsgerassel vor Augen führt.
Auf jeden Fall macht Boris im Rahmen der ausgerufenen Zeitenwende munter seinen Bluthundjob. Vielleicht sollte er gelegentlich mal „Ein Fest für Boris“ lesen, das erste Drama von Thomas Bernhard. Er hat es 1970 geschrieben und da geht es gar nicht gut aus für Boris. Es gibt einfach Traditionslinien, denen man sich verweigern sollte. Berufung hin, Berufung her. Ach, Boris!
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