Was ist das für ein heruntergekommener Journalismus
Zwei Spiegel Online-Meldungen – siehe Anlage – und Sie erkennen die ganze Armseligkeit dieser vorherrschenden Spezies von Journalisten. Eigentlich müsste man annehmen, dass eine solche Wende der Union und der FDP nicht verfängt, weil diese Parteien beim Projekt Atomausstieg absolut unglaubwürdig sind. Sie sind ja die Initiatoren des Ausstiegs aus dem Ausstieg. Aber man kann schon jetzt Gift darauf nehmen, dass die Masche verfängt. Albrecht Müller
Spiegel Online gibt die Linie vor: „Sieg des Merkelismus“, und einen drauf gesetzt: „Der Schachzug bringt die Grünen in Not“.
Das ist die in Kapitel 10 von „Meinungsmache“ erläuterte und hier kurz beschriebene Methode der Meinungsmache, die Botschaft B (= Grüne in Not) zu verkünden, um A (Merkel ist Sieger, sie ist einfach großartig) zu transportieren.
Die Methoden werden verfangen, es sei denn, wir klären auf über den wahren Charakter von SPON und Spiegel. Angesichts der Dominanz und der Kooperation mit BILD, ZDF, Bertelsmann und anderen Medienmachern ist das ein hartes Brot. Aber was bleibt Demokraten angesichts der erkennbaren Kampagnen anderes übrig.
Anlage: Zwei aktuelle Meldungen und Kommentare von SPON:
Anlage 1:
30. Mai 2011, 14:29 Uhr
Atomausstieg
Sieg des Merkelismus
Ein Kommentar von Roland Nelles
Wem nutzt der schnelle Atomausstieg? Schwarz-Gelb zeigt sich handlungsfähig und vollzieht in der Energiepolitik die große Wende. Auch wenn noch etliche Fragen offen sind, hat die Entscheidung bei näherem Hinsehen vor allem für Kanzlerin Merkel viele Vorteile.
(…)
Quelle: SPIEGEL Online
Anlage 2:
30. Mai 2011, 20:07 Uhr
Atomausstieg
Schwarz-Gelb-Rot bringt die Grünen in Not
Von Florian Gathmann, Veit Medick und Philipp Wittrock
Atom ade! Nach ihrem Beschluss zur Energiewende feiert sich die schwarz-gelbe Koalition als neuer Ökomotor, selbst die SPD ist angetan. Der Schachzug könnte die Grünen ausbremsen. Die sind in der Bredouille: mitmachen – oder querstellen?
Berlin – Der Mann redet sich in Rage an diesem Montagmorgen. Gerade hat Horst Seehofer noch schnell zwei Weißwürste verdrückt, jetzt ist der bayerische Ministerpräsident und CSU-Chef auf einem ordentlichen Energielevel angelangt: Um die “Aussöhnung von Ökologie und Ökonomie” geht es nun, um eine “epochale Weichenstellung”, ja sogar einen “neuen Gesellschaftsvertrag”.
Mag Winfried Kretschmann auf dem Papier auch der erste grüne Ministerpräsident der Republik sein, der wahre Ökoregierungschef bin ich – das ist Seehofers Botschaft in der bayerischen Landesvertretung. “So, wir managen jetzt diese Energiewende”, sagt er. “Was soll diese Kleinmütigkeit? Ich möchte nicht pausenlos hören, das geht nicht, jenes geht nicht.”
Es ist der Tag der schwarz-gelben Ökorevolution. Die Regierung, die noch vor wenigen Monaten den Energiekonzernen ein sattes Laufzeitplus für ihre Atomkraftwerke bescherte, feiert sich als Ausstiegs- und Umweltmotor. In einer stundenlangen Nachtsitzung haben sich die Koalitionsspitzen auf ein Papier geeinigt. Der Titel: “Weg zur Energie der Zukunft – sicher, bezahlbar und umweltfreundlich”. Auf geht’s zum Atomstopp.
Wie Seehofer blickt auch Angela Merkel aus müden Augen, als sie mit ihren zuständigen Ministern im Kanzleramt vor die Journalisten tritt. Und wieder fallen große Worte. Die Kanzlerin spricht von einer “Wende hin zum Strom der Zukunft”, nennt diese eine “riesige Chance für kommende Generationen”.
Die Öko-Partei sitzt in der Falle
(…)
Quelle: SPIEGEL Online