Leserbriefe zu „Willy Brandt wäre für Waffenlieferungen an die Ukraine“

Ein Artikel von:

Albrecht Müller diskutiert hier über das neue Buch von Gunter Hofmann, eine Biografie über Willy Brandt. Beschrieben werde sein Leben von Kindheit und Jugend an. Vieles, was Gunter Hofmann schreibe, sei „interessant und trifft auch aus meiner Sicht die Wirklichkeit“. Dass jedoch eine Biografie über Willy Brandt dazu herhalten müsse, um ihm die Zustimmung zu Waffenlieferungen an die Ukraine anzuheften, lasse tief blicken in den Abgrund der Vorstellungen des Autors über die aktuelle Lage von Krieg und Frieden. Wir danken für die interessanten Zuschriften. Es folgt eine Auswahl der Leserbriefe. Zusammengestellt von Christian Reimann.


1. Leserbrief

Sehr geehrter Herr Müller,

wenn schon Herr  Gunter Hofman an diesen Popanz glaubt,  wie verbreitet muss er dann in der Bevölkerung sein:

“Als dieses Buch begonnen wurde, war an einen Einfall russischer Truppen in die Ukraine und einen imperialistischen Krieg zur Rückeroberung des Besitzstandes aus sowjetischen Zeiten nicht zu denken.“

Deswegen erlaube ich mir,  an meinen entspr. Hinweis vom 22.3. zu erinnern.

MfG
L. Salomons

Liebe Mitarbeiter der Nachdenkseiten,

in der gestrigen Diskussion vertrat Herr Kiesewetter Standpunkte, die sich m.E. lohnen würden, durch Sie oder die Leser hinterfragen zu lassen.

Insbesondere, ob ein Abschuss von Marschflugkörpern aus den US-Raketensilos in Rumänien und Polen auf Moskau ausgeschlossen werden kann und welche tatsächlichen, nachweisbaren Hinweise es gibt, dass die russische Regierung imperialistische Absichten verfolgt. Insbesondere hinsichtlich einer Besetzung des Baltikums oder gar einer Rückkehr zu den Grenzen der früheren Sowjetunion. Gerade letztere ist ja eng verbunden mit dem in der Bevölkerung sogar erstaunlich weit verbreiteten Popanz, Putin wolle auch noch Deutschland erobern.

Auch gegen weitere falsche Behauptungen von Seiten eines der gegenwärtigen Meinungsführers wären entsprechende Argumentationshilfen nützlich.

link zu den Ausschnitten der Sendung.

Mit freundlichen Grüßen

Ihr Leser
Lorenzo Salomons


2. Leserbrief

Lieber Herr Müller,

herzlichen Dank für Ihren ausführlichen Artikel zu der Biografie von Gunter Hofmann. Ich hatte das Gefühl beim lesen, dass es Ihnen eine Herzensangelegenheit ist diesen Kommentar loszuwerden.

Ich kenne Herrn Hofmann nicht, einfach auch aus dem Grund, weil ich als Bürger nicht diese Medien lese, in denen Hofmann publiziert. Biografien über Politiker ob verstorben oder noch lebend sind meistens sehr subjektiv, verherrlichend oder schlicht Personenkult, deswegen lese ich so etwas möglichst nicht. Dass Sie als Zeitzeuge und Mitbetroffener das in diesem Fall anders sehen, finde ich nachvollziehbar und ich bin Ihnen dankbar für Ihre “Richtigstellung” dieser Biografie.

Ich bin Jahrgang 1955, habe als 10 jähriges Kind schon gierig den Spiegel gelesen, wenn mein Vater ihn durch hatte. Ich sage nicht, dass ich immer alles verstanden habe, aber meine geschichtliche und politische Neugier war schon sehr früh geweckt. Als Jugendlicher war ich begeistert von Willy Brandt und verfolgte alles, was ich so aus den Medien wahrgenommen habe und bin mit 16 in die SPD eingetreten. Willy Brandt hatte in mir das Bedürfnis geweckt, im Rahmen meiner Möglichkeiten für ein sozialeres und friedliches Deutschland zu arbeiten.

Ich kann mich noch daran erinnern, als ich in Köln auf der Schildergasse eine Menschenansammlung vor einem Fernsehgeschäft antraf, die die Live-Übertragung des Misstrauensvotum gegen Brandt aus dem Bundestag verfolgten. Es standen bestimmt 30 Leute vor dem Schaufenster des Geschäftes und als das Endergebnis feststand, applaudierten die Leute spontan und ihre Gesichter entspannten sich erfreut. Das war eines der schönsten und prägendsten politischen Erlebnisse für mich.

Für mich brach eine Welt zusammen, als Willy Brandt zurücktrat. Obwohl aktiv als Juso hatte ich nicht die Informationen über Brandts Umfeld, aber es gab Gerüchte. Als ich nach einer Zeit feststellen musste, dass die SPD unter Helmut Schmidt sich von Willy Brandts politischer Arbeit immer mehr entfernte, stürzte für mich die restliche “politische” Welt weiter ein und ich hatte das Gefühl, meine politische Heimat verloren zu haben. Ich führte das damals auf Helmut Schmidt zurück, was ja nicht ganz falsch war.

Viele Jahre später – 2013 – schenkte mir meine Lebensgefährtin Ihr Buch “Brandt Aktuell”, weil sie meine Begeisterung über Willy Brandt mitbekam. Entgegen meiner Abneigung gegenüber Biografien über Politiker “musste ich notgedrungen” das Buch ja dann auch lesen. Meine anfängliche Skepsis verflog aber recht schnell, weil so fast alles, was sie schrieben, mit meinen Wahrnehmungen in Übereinstimmung bringen konnte. Die wichtigste Erkenntnis war aber eine für mich ganz besondere und half mir, meine Enttäuschung über die Entwicklung in der SPD zu überwinden. Ich verstand, dass Willy Brandt und seine Arbeit nicht typisch für die SPD war. Willy Brandt war der Politiker, der er war, trotz – und nicht wegen – der Partei der SPD! Diese Erkenntnis machte mir das Verständnis für die weitere politische Entwicklung wesentlich leichter.

Aus meiner persönlichen Sicht ist die Behauptung, dass Willy Brandt für Waffenlieferungen an die Ukraine wäre, dummes Zeug und erfüllt den Tatbestand der Propaganda. Es bleibt Spekulation, aber mit einem politisch aktiven Willy Brandt wäre Deutschland wahrscheinlich erst gar nicht in die Situation gekommen, in der wir heute stecken. Alleine diese Unterstellung von Gunter Hofmann bestätigt mein “Vorurteil” (?) keine Biografien über Politiker der Neuzeit zu lesen. Ihr Buch wird wohl für mich immer eine Ausnahme bleiben.

Mit den besten Wünschen und Grüßen
Claus Hübner


3. Leserbrief

Als ganz früherer Abonnent der Stuttgarter Zeitung und später der STN, die ja nun ein Brei geworden sind, ist mir Hofmann nie als die große Feder aufgefallen. Jetzt ist er bei der Zeit und treibt im selben Brei. Es ist zu verfassen, was vorgeschrieben wird. Albrecht Müller hat sich große Mühe gegeben, dem Kollegen Hofmann die Ehre zu erweisen. Sein Text allerdings zeigt uns auf, dass es besser ist, das Buch nicht zu kaufen und statt dessen die 35 Euro in einen ordentlichen Kognak zu investieren (da gehört noch ein Bissle drauf). Willy hätte das genau so gesehen.

Dass Wehner ein “Förderer” des großen Willy gewesen sei, beweist die Ferne des Journalisten vom Objekt seines Tuns oder besser Lassens. Müller hat Hofmanns Werk zurecht relativiert und das genügt mir. Ein Zitat des Herbert sollte Hofmann kennen: “Der Herr Bundeskanzler badet gern LAU; so in einem Schaumbad!”

Brandt heute für Waffen an die Ukraine? Undenkbar! Dort badet man nicht im Schaum, sondern im Blut!

Dieter Münch


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