Israelische Desinformation gegen Israel

Israelische Desinformation gegen Israel

Israelische Desinformation gegen Israel

Ein Artikel von Shir Hever

Im Februar veröffentlichte die investigative Journalismus-Organisation „Forbidden Stories“ ein weiteres Kapitel ihres Projekts „Story Killers“, indem sie ein Netzwerk israelischer Unternehmen enthüllte, die Desinformationsdienste an die Meistbietenden liefern. Zu diesen Diensten, die die Cyberkriegsführung auf eine neue Ebene heben, gehören Rufmordkampagnen, die Verbreitung von Fake News und die Manipulation von Wahlen und Volksabstimmungen. [1] Von Shir Hever.

Dieser Beitrag ist auch als Audio-Podcast verfügbar.

Einige werden sich vielleicht daran erinnern, dass 2018 das Unternehmen Cambridge Analytica mit in einer Reihe von illegalen Kampagnen in Zusammenhang gebracht wurde, bei denen es Massenüberwachung über soziale Medien einsetzte, um Fake News zu verbreiten, politische Kandidaten zu diskreditieren und Wahlergebnisse für seine Kunden zu beeinflussen. Das israelische Unternehmen Archimedes war ein wichtiger Partner von Cambridge Analytica, wurde aber nie zur Rechenschaft gezogen. Archimedes löste sich schnell auf, und gegen seine Mitarbeiter wurde keine Anklage erhoben. [2]

Desinformation als Form der psychologischen Kriegsführung, Propaganda und als Mittel zum Gewinnen von Wahlen ist nicht neu. Was Forbidden Stories jedoch aufgedeckt hat, ist, dass moderne Technologien, einschließlich künstlicher Intelligenz, kombiniert werden, um „Desinformationspakete“ zu erstellen, die mit Gewinn an Verbraucher verkauft werden. Ein Paket ist eine Desinformationskampagne, die das Hacken von Messaging-Diensten wie Telegram und WhatsApp, das Hacken von E-Mails wie Hotmail und Gmail, das Vorhandensein von Agenten vor Ort, die der Kampagne Glaubwürdigkeit verleihen können, indem sie vor Ort ans Telefon gehen oder Orte besuchen, beinhaltet und – was am wichtigsten ist – die Desinformationsunternehmen nutzen künstliche Intelligenz, um Zehntausende von falschen Personen zu schaffen, jede mit einem detaillierten Profil, einem Bild, Konten in sozialen Medien und in anderen Online-Diensten und sogar einer elektronischen Geldbörse mit echtem Geld, um schnell Fake News zu verbreiten und effiziente Rufmordkampagnen durchzuführen. [3]

Die mit Forbidden Stories zusammenarbeitenden Journalistinnen und Journalisten, darunter zwei israelische Undercover-Journalisten, trafen sich mit „Jorge“, dessen richtiger Name Tal Hanan ist. Hanan behauptete, dass die Desinformationspakete für einen Startpreis von nur 6 Millionen Euro erhältlich seien, und prahlte damit, wie er Desinformationskampagnen in Nigeria und anderswo durchgeführt habe. Hanan behauptete, er sei seit 1997 im Desinformationsgeschäft tätig (lange vor der Existenz sozialer Medien und künstlicher Intelligenz) und benötige keine Genehmigung des israelischen Verteidigungsministeriums für den Export dieser Technologie, da sein Unternehmen nicht offiziell registriert sei. Die letztgenannte Behauptung ist natürlich Unsinn. Weiter sagte er, dass er sich gerne in Wahlen in jedem Land der Welt einmischen würde, außer in drei: den USA, Russland und Israel. [4]

Groß angelegte Desinformationskampagne des israelischen Militärs

Am 22. März deckte die israelische Zeitung Haaretz eine groß angelegte Desinformationskampagne auf, die das israelische Militär gegen die israelische Öffentlichkeit führte. Laut der Journalistin Hagar Shezaf wurde die Operation „Gaza bereut“ im Mai 2021 gestartet – während der repressiven Kampagne, die das israelische Militär gegen die Palästinenser im Gazastreifen, im Westjordanland und im Staat Israel führte.[5]

Aus Sorge, die israelische Öffentlichkeit sei blutrünstiger und wolle Rache in größerem Umfang, als strategisch klug oder von der israelischen Regierung erlaubt, erfand das israelische Militär mehr Tod und Zerstörung in Gaza, als tatsächlich stattfanden. Videos von Gebäuden, die von der israelischen Luftwaffe im Gazastreifen in die Luft gesprengt wurden – mit der Schlagzeile „Gaza bereut“ –, wurden in den sozialen Medien über gefälschte Avatare verbreitet, also über Personen, die im wirklichen Leben nicht existieren. Die gefälschten Avatare behaupteten, dass sie die Videos im Auftrag des rechtsextremen und rassistischen israelischen Politikers Itamar Ben-Gvir verbreiten, der zu diesem Zeitpunkt ein frisch gewähltes Mitglied des israelischen Parlaments, der Knesset, war.

Ben-Gvir hatte während des Angriffs das israelische Militär dafür kritisiert, bei der Bombardierung des Gazastreifens „zu weich“ zu sein, aber die vom Militär verbreiteten Fake News ließen es so aussehen, als würde er die Soldaten für ihre Brutalität loben. Mit dieser Fake-News-Kampagne hat das Militär seine Popularität in der israelischen Öffentlichkeit während der Zusammenstöße im Mai 2021 geschützt, aber auch die Popularität von Ben-Gvir gestärkt, der inzwischen zum ersten Minister für nationale Sicherheit in Israel aufgestiegen ist und das Kommando über die Polizei, den Gefängnisdienst und Teile des Militärs hat.[6]

Beamte erklärten gegenüber Hagar Shezaf, dass sie die Desinformationskampagne für einen Fehler halten.[7] Nicht der Gazastreifen bedauert dies, sondern die israelischen Streitkräfte, die ihre Desinformationswaffen gegen die eigene Seite gerichtet haben, was zu einem Aufschwung der rassistischen extremen Rechten in Israel geführt hat. Der Aufstieg der Rechtsextremen spaltet derzeit das Militär in zwei Hälften, wobei die eine Hälfte der Armee Ben-Gvirs Politik unterstützt, während die andere Hälfte anfängt, Befehle zu verweigern oder sich dem Militärdienst zu entziehen.[8]

Diese Geschichte zeigt, wie gefährlich die Desinformationstechnologie sein kann. Das israelische Verteidigungsministerium drückte ein Auge zu, als israelische Unternehmen aus Profitgründen demokratische Wahlen in der ganzen Welt untergruben. Jetzt ist Israels eigene Gesellschaft gespalten, und das politische System wird durch Fake News destabilisiert.[9]

Titelbild: Skorzewiak / Shutterstock


Die NachDenkSeiten sind für eine kritische Meinungsbildung wichtig, das sagen uns sehr, sehr viele - aber sie kosten auch Geld und deshalb bitten wir Sie, liebe Leser, um Ihre Unterstützung.
Herzlichen Dank!