Lesermails zur Entwicklung des deutschen Kabaretts (Teil II.)
Wie bereits am Montag angekündigt, erfolgt hiermit die Veröffentlichung des zweiten Teils Ihrer Leserzuschriften zum Thema Kabarett in Deutschland, zusammengestellt von Steffen Kiesling. Diese Veröffentlichung reicht bis zur Leserpost-Nummer 210 (!). Unsere geschätzte Leserschaft darf sich auf sehr ausführliche Beiträge, interessante Links und sogar Musiktipps zum Thema freuen. Da in der Zwischenzeit noch eine große Anzahl an Zuschriften bei uns eingegangen ist und wir diese ebenfalls veröffentlichen möchten, haben wir uns entschieden, noch einen dritten Teil folgen zu lassen. Damit schließen wir dann die Dokumentation der Lesermeinungen zur Entwicklung des deutschen Kabaretts ab. Bitte also keine Mails mehr schicken. Und zum Schluss noch einmal herzlichen Dank für die vielen interessanten Meinungsäußerungen. Ihr Albrecht Müller.
81. Leserbrief
Liebes NachDenkSeiten-Team,
Ich bin ein Fan der satirischen Comedy. Leider kann man das nicht mehr anschauen. Völlige Gleichschaltung. Es wirkt einfach nur noch dümmlich und arrogant.
Mit freundlichen Grüßen, Renate Jakob
82. Leserbrief
Liebes NDS-Team, lieber Albrecht Müller,
gleich vorab: Sorry, aber kurz geht es leider aus meiner Sicht nicht. Ich könnte natürlich alle von Albrecht Müller gestellten Fragen mit „Ja“ beantworten. Trotzdem traue ich mich, meine ausführlicheren Gedanken zur Anpassung des Kabaretts zu senden. Vielleicht ist ja was Bedenkenswertes dabei.
Viele Grüße, Wolf-Günther Gerlach
- Mit dem Privatfernsehen kam der Trend auf, Comedy und Kabarett zusammenzuführen. Das hat – vergleichbar mit der Unterhaltung im ÖRR – zu einer Angleichung geführt. Manche Künstler verstanden es zwar, Politik auch einem neuen, weniger „hochintellektuellen“ Publikum zu erschließen. Meist wurde aber das klassische Kabarett „flacher“. Hier fehlt mittlerweile sogar der Nachwuchs mit Ausbildung.
- Im Gegenzug hat das Internet eine Reihe von Slammern und Bloggern in alle Kanäle gespült, die sich ihre Fangemeinde mit spezifischen Themen erarbeiteten (Migration, Gendergerechtigkeit, Umwelt, Erziehung). Hier bemüht man sich, möglichst politisch korrekt auf der richtigen – sehr oft staatstragenden – Seite zu stehen. Das Jugendangebot von „funk“ liefert viel Anschauungsmaterial, schließlich nahm hier die Karriere u. a. von Browser Ballett, Dr. Mai („Mailab“) oder Moritz Neumeier Fahrt auf. Oft hat das nicht einmal was mit Kabarett zu tun, ist nur eine Reihung von persönlichen Statements. Die Social-Media-Blase aus Politik, Journaille sowie den Böhmermanns, Lobos und Bosettis dieser Welt verhilft dem Ganzen zu einer scheinbaren Relevanz, von der die Kabarettisten früherer Jahre nur geträumt haben.
- Währenddessen haben diese „alten Haudegen“ wie Schramm und Pispers (resigniert?) das Handtuch geworfen. Die übrigen scheinen dagegen entdeckt zu haben, dass man besser an Sendezeit kommt, wenn man sich an die neuen Spielregeln hält. Die eigene Relevanz nimmt auch deshalb zu, weil man sich als „Kabarettist“ heute nicht mehr an den Mächtigen abarbeiten muss. Die waren noch nie aus dem Sattel zu heben. Wer sich dagegen über Aluhüte lustig macht, auf Wagenknecht oder Schwarzer eindrischt, „Querdenker“ vorführt – der kann sogar das Verbot einer Demo erreichen.
- Zumindest der Beifall der Politprominenz ist einem sicher, wenn man öffentlich verkündet, dass man hier ja alles sagen dürfe (siehe Schafroth beim Nockherberg), und wem’s nicht passe, der könne ja das Land verlassen. (Erinnerte mich an die Geh‘-doch-rüber-Sprüche aus den 70ern.)
- Kabarettisten gehen mit Politikern zusammen auf Tour, Redaktionsleitungen schielen auf Quote und den Fernsehrat, der Latte Macchiato wird beim gleichen Italiener geschlürft, bei dem sich die übrige Blase (siehe oben) trifft. So lässt es sich doch leben, oder?
83. Leserbrief
Liebes NDS-Team, lieber Albrecht Müller,
Auch wir waren vollkommen entsetzt und geschockt von den Mitternachtsspitzen vom 04.03. Sicherlich gilt auch hier das Motto:“ Wessen Brot ich ess‘, dessen Lied ich sing.“ Ein weiterer Grund der umgedrehten Kabarettisten ist unserer Meinung nach, dass wir sie überschätzt haben, wenn sie Politiker wie Lauterbach, Merkel oder Lindner oder Skandale der Politik durch den Kakao ziehen. Diese Art von Satire und Kabarett ist unbedenklich, hat „Hofnarrenfunktion“ und ist für die Herrschenden ungefährlich, bleibt folgenlos und ist systemerhaltend.
In einer elementaren Frage wie Krieg oder Frieden zeigen viele Vertreter dieses Genres ihre wahren Gedanken und Geisteshaltung. Aber waren nicht der Umgang und die Programme der Kabarettisten über Corona die Blaupause für diese Entwicklung? Auch hier haben sich viele Künstler und Musiker zum Büttel der Pharmaindustrie, Regierung und Medien gemacht.
Die Hetze gegen die Ungeimpften ist zu vergleichen mit der Hetze gegen die Menschen, die sich für Diplomatie und eine politische und friedliche Lösung des Ukrainekrieges einsetzen. Vielleicht folgen viele der Kulturschaffenden auch dem Reflex, sich in absoluten Krisenzeiten um die Herrschenden zu scharren, deren Narrativ zu übernehmen, keine eigenen Gedanken zu haben und damit zur großen Masse zu gehören.
Der amerikanische Liedermacher und Friedensaktivist Tom Paxton schrieb in einem Song: „Ist die Flagge des Krieges erstmal entrollt, passt der menschliche Geist in einen Gewehrlauf.“ Sehr erfreulich ist, dass der Einfluss und die Reichweite der NachDenkSeiten und anderer alternativer Medien wachsen.
Solidarische Grüße, Erich und Gudrun Leinweber
84. Leserbrief
Der Hofnarr kennt den König am besten. Es ist sein Handwerkszeug, die Schwachstellen des Königs zu kennen, sie ihm zu spiegeln, Applaus und Achtung vom Hofstaat dafür zu erhalten. Er sorgt sich in der Regel nicht um sein Auskommen, sitzt er doch nah bei der Tafel und trinkt guten Wein. Doch der König wird langsam verrückt. Erst lässt er seinen Oberquacksalber Karl das Volk mit Eisenhutauszügen gegen die Pest behandeln. Dann schaut er zu, wie der verbündete Kaiser seine Wälder niederbrennt, und anstatt sich zu wehren, ordnet er an, dass sein Volk frieren möge, um Holz zu sparen. Und das Gesetz, dass die Söhne seiner Bauern zwingen wird, dessen Brandschatzungen in benachbarten Königreichen zu unterstützen, ist auch schon vorbereitet.
Einem solchen König kann man keinen Spiegel mehr vorhalten. Das weiß der Hofnarr. Sonst sitzt man ganz schnell bei den Bauern in der Stube und muss diese dünne saure Plürre trinken, die eher Essig denn Wein ist.
Und da ist noch etwas anderes: Der Instinkt warnt den Hofnarr. Eine neue Macht wird stark. Sie stellt die Weisheit des Königs in Frage. Will der Hofnarr bei der Tafel bleiben, darf er den König nicht weiter schwächen. Wer weiß, ob diese neue Macht noch über seine Witzchen lachen mag?!
Steffen Lachmann
85. Leserbrief
Sehr geehrter Herr Müller,
auch ich empfinde den Zeitpunkt für die Auseinandersetzung mit dem Thema als überreif. Es spricht sehr für die NachDenkSeiten, dass Sie sich dieses Themas angenommen haben. Genau wie Sie empfinde ich die verlinkten Videos als beispielhaft für widerliche Liebedienerei, schlimme Demagogie und unzumutbare Verunglimpfung Andersdenkender.
Was mir aber besonderen Schmerz bereitet, ist die im Beitrag gleichfalls anzutreffende völlige Unschärfe bei der Benutzung des Begriffs „rechts“. Wenn Sie mit rechts rechtsextrem meinen, dann muss das auch so beziffert werden. Wir sollten hier nicht die gleichen Fehler machen wie im Staatsfunk und ganze Gruppen als unmoralisch weil rechts abstempeln. Die rechte Weltanschauung ist auf den Erhalt des Erhaltenswerten ausgerichtet:
- Rechte Anschauungen sind Teil des zugelassenen und notwendigen Meinungsspektrums. Gesellschaften mit ausschließlich linken Anschauungen sind nicht überlebensfähig. Immer gehört ein konservatives Korrektiv dazu, die gesellschaftliche Entwicklung vor unrealistischen Zukunftsentwürfen zu bewahren.
- Rechte Anschauungen aus dem Diskurs zu verbannen, kann zwar einem Teil der Wählerschaft als genehm erscheinen, ist aber nicht hilfreich für die Lösungsfindung der anliegenden Probleme. Außerdem ist ein Verbannen bzw. ein Schlechtmachen rechter Anschauungen sicheres Anzeichen für antidemokratische Bestrebungen.
Und das Problem nimmt in unserem Land noch eine andere Dimension an durch die schmerzhaften Wandlungen, die die CDU seit ca. 2004 vollzogen hat, um sich dem linken Wählerspektrum anzubiedern. Sie tun mit Ihrer Zuweisung den vielen von der CDU in die Wüste geschickten Wählern/Sympathisanten Unrecht. Noch 2004 waren Positionen der CDU selbstverständlich, derer man sich im Laufe der Anbiederung an Links-Grün konsequent entledigte. Sind diese Positionen dann automatisch undemokratisch oder sonstwie zu beanstanden, nur weil die CDU-Oberen es plötzlich im Kopf bekommen haben?
Auch heute noch vertritt ein beträchtlicher Teil unseres Staatsvolks „rechte“ Ansichten und hat dennoch und gerade deshalb dasselbe Recht, gehört und als Wähler anerkannt zu werden wie alle anderen auch.
Ich bitte Sie inständig um freundliche Beachtung meiner Einwendung.
Ihr geneigter Leser, Kurt-L. Schornsheim
86. Leserbrief
Es gibt sie noch, unangepasste Kabarettisten. Ich denke neben einigen anderen an Lisa Fitz und Uwe Steimle, über die die NachDenkSeiten vor einiger Zeit berichteten.
Ich sehe aber auch, wie sich deren Auftrittsmöglichkeiten geändert haben, wie ihnen bei der Anmietung von Sälen Steine in den Weg gelegt wurden und immer noch werden. Kabarettisten sind Künstler, die mit ihren Auftritten, mit ihrer Vermarktung auch Geld verdienen, um sich und ihre Familien zu ernähren und zu versorgen.
Und Einnahmeausfälle, gerade jetzt nach den langen Corona-Einschränkungen kann nicht jeder verkraften, und mancher wird deshalb versuchen, den Weg des geringsten Widerstandes zu gehen. Nur nicht anecken. Sie orientieren sich am Mainstream. Man mag sie deswegen verurteilen und tadeln, aber leicht haben sie es nicht. Vielleicht schämen sie sich sogar selbst. Aber das Hemd scheint einigen tatsächlich näher zu sein als die Jacke.
Mir bleibt nur die Möglichkeit, die Künstler zu Auftritten zu besuchen, die mir das bieten, was ich erwarte. Es muss dabei nicht immer der bekannte Name sein. Von den anderen werde ich mich, so leid es mir tut, zukünftig nicht mehr bespaßen bzw. zum Nachdenken anregen lassen. Ich finde es erschreckend und schlimm, dass das freie Wort bei uns heute schon wieder zu Auftrittsverboten führen kann.
Hochachtung empfinde ich für die Künstler, die ihrer Linie treu bleiben und sich nicht verbiegen lassen.
Viele Grüße, Udo Hellmann
87. Leserbrief
Mich wundert die Anpassung des heutigen Kabaretts ohnehin nicht. Außer der Münchner Lach- und Schießgesellschaft, den Wühlmäusen und dem Kommödchen gibt es fast nur noch Kommerzkabarett bzw. Krawall-Comedy!
Nach Dieter Hildebrandt gibt es hier nicht mehr viel, und was die ZDF Anstalt betrifft als einen der wenigen Lichtblicke (u.a. Mitternachtsspitzen), hat hier Putin leider einen unwiederbringlichen Schaden angerichtet!
Uwe Schwinn
Anmerkung A.M.: Ja, der Putin!
88. Leserbrief
Sehr geehrtes NDS-Team,
die Erklärung ist ganz einfach der Umstand, dass die betreffenden Kabarettisten bzw. Satiriker nicht informiert sind über wichtige geopolitische Umstände und insbesondere über das Wesen der NATO sowie auch über die legitimen Sicherheitsinteressen Russlands. Und damit gehören sie nicht in die Oberliga der Kabarettisten bzw. Satiriker, denn informiert sollten sie in der Branche schon sein.
Diese bedauerliche Entwicklung zeigt andererseits aber auch die außerordentlich hohe Qualität der laufenden Indoktrinations- und Desinformationskampagnen.
Mit freundlichen Grüßen, D.H.
89. Leserbrief
Sehr geehrter Herr Müller, sehr geehrte Redaktion,
Ich freue mich, dass Sie dieses Thema aufnehmen. Schon seit Anfang 2020 habe ich bemerkt, dass meine heißgeliebten Kabarettisten, die ich überwiegend gemocht habe, und die ich auch live fast nie ausgelassen habe, auf einmal alle die Hosen voll hatten, um es einmal salopp zu sagen.
Waren sie alle auf einmal verhalten, wenn es um die Themen des Alltags und des Entzugs von Menschenrechten ging, so wurden mit der Länge der Corona-Krise die Beiträge immer langweiliger. Leere Säle und per Videokonferenz zugeschaltete Teilnehmer machten die Sache nicht einfacher.
Am Ende des Corona-Wahnsinns angekommen, habe ich mir als Erstes die Jahresrückschau von Urban Priol 2021 angesehen und war entsetzt, was ich sah und hörte: Herr Priol, sonst immer vorne vor, hatte offenbar Kreide gefressen. Es war kaum auszuhalten, wie er sich dem Mainstream anbiederte. Nach einer halben Stunde habe ich ausgemacht – es war nicht zum Aushalten, nur zum Ausschalten! Langweiligstes Kabarett ohne Biss und Sinn.
Gut, der Nächste war Dieter Nuhr, immer mein Favorit bei den Kabarettisten, da er kein Thema ausließ. Sein Jahresrückblick 2021 war schon eine Nummer besser, allerdings als Herr Nuhr dreimal erwähnte, geimpft zu sein, fragte ich mich, bei welchem Teil des Publikums er sich anbiedern wollte? Ist doch seine Privatsache, ich will ja auch nicht wissen, ob er noch zeugungsfähig ist oder einen Schlaganfall hatte. Auch hier habe ich mir die letzten zehn Minuten gespart.
Was ist los mit den Damen und Herren? Gibt es nur noch wenige wie Lisa Fitz oder Uwe Steimle, die Klartext reden, und haben die anderen so viel Angst vor dem Shitstorm (gab‘s ja früher auch), dass sie die Knackpunkte auslassen.
Ich jedenfalls lasse jetzt diese Kabarettisten aus – die wahre Realsatire der Regierenden ist für mich schon genug Kabarett.
Viele Grüße, Ihr Michael Brüggemann
90. Leserbrief
Sehr geehrter Herr Müller,
meine Antwort in Kurzform:
- Einige der Kabarettisten sehen in Wagenknecht eine echte Gefahr, die es abzuwehren gilt. Folgt man dem Bild von Wagenknecht als manipulative Populistin, die rechts blinkt, ergeben die Anschuldigung ihr gegenüber alle Sinn. Dann hört und liest man nur was man hören und lesen will.
- Aber: Hier schwingt auch viel Furcht mit. Furcht davor, selbst zur Zielscheibe zu werden. Anders lässt sich die katastrophale Anstalt-Folge zum Angriff auf die Ukraine nicht erklären. Effektiv stecken wir in einem Zustand der Selbstzensur, und der mediale Druck wird stetig größer.
PS: Ich hoffe so sehr, dass die kommende Anstalt nicht vollständig umfallen wird und der Friedensinitiative wenigstens etwas Zuspruch geben kann.
Beste Grüße, Martin Blume
91. Leserbrief
Hallo,
ich möchte sie auf eine Aussage von Anka Zink im SWR 2 Forum vom 20.Februar 2023 hinweisen (ab Minute 32:00).
Beste Grüße, L. Mager
92. Leserbrief
Sehr geehrter Herr Müller,
es gibt dazu einen Beitrag von dem von mir sehr geschätzten Georg Schramm, der schon vier Jahre alt ist. Georg Schramm: „Ist die Zeit der Hofnarren vorbei?“ L. Dombrowski
kondoliert M. Sonneborn youtube.com/watch?v=F22hZJLPBeQ .
Es gibt kaum mehr dazu zu sagen. Die meisten Kabarettisten sind aus meiner Sicht mehrheitlich eher wenig komische Comedians. Gründe dafür kann ich nicht nennen, ich vermute, dass hier sehr viel mehr hinter steckt, als man von außen sieht. Vermutungen gehen von Gier bis Existenzangst.
Mit freundlichem Gruß, Georg Hopp
93. Leserbrief
Warum haben sich Kabarett und Satire, von den wenigen Ausnahmen abgesehen, so sehr in der letzten Zeit angepasst und vertreten nun die Sache der Regierung und des Mainstreams und kritisieren bzw. versuchen, diejenigen lächerlich zu machen, die dem Regierungskurs entgegenstehen? Ich stelle hierzu die folgenden Hypothesen zum Diskurs:
- Die Veränderung ist mit den Erfahrungen in der Coronazeit und dann mit der lang ersehnten Regierungsbeteiligung der Grünen assoziiert.
- Es gibt keine wirkliche Opposition mehr.
- Der Diskursraum ist verengt und moralisch in richtig und falsch aufgeteilt, und abweichende Meinungen werden moralisch diskreditiert.
- So wenig, wie sich früher jemand getraut, hat das Wirken von Mutter Theresa zum Anlass von Satire zu machen, so traut sich kaum jemand heute bei unserer beliebten Außenministerin.
- Es kann inzwischen jeden Mutigen treffen, so wie Julian Assange oder Daniele Ganser, KenFM, Wolfgang Wodarg, da geht man auch als Kabarettist lieber auf Nummer sicher.
- Ein Land ohne Satire und Kabarett, ist wie ein Land ohne Opposition! Kein gutes Zeichen.
- Gut, dass es die NDS (noch) gibt! Noch ist Deutschland nicht verloren, aber die Zeiten für Dissidenten werden rauer. Wenn sie nicht aufhören, die westlichen Werte zu hinterfragen und die demokratische Grundordnung zu gefährden, geraten Sie in den Focus (z.B. Gegneranalyse).
- Auch für Satire und Kabarett gilt, es braucht ein Publikum: „Stell Dir vor, niemand geht hin.“
Vielleicht haben Sie die Möglichkeit, Prof. Mausfeld zu einem Pleisweiler Gespräch einzuladen, zum Thema „Einengung des Debattenraums und der Meinungsfreiheit, die Methoden bzw. Psychologie hinter den Kulissen“.
Ihr B. H.
94. Leserbrief
Hallo Nachdenker,
Ich bin der Meinung, solche „Satiriker“ wie Herr Schröder, Welke, Böhmermann, Schlegel und insbesondere Frau Bosetti waren schon immer auf ihrer Schiene unterwegs. Wobei z.B. Frau Bosetti ja keine Satirikerin, sondern nur eine verbitterte und herablassende Kolumnistin ist.
Viel mehr Sorgen bzw. Entsetzen hat bei mir der (ehemalige) brillante Kabarettist Urban Priol hervorgerufen. Ich konnte seiner aktuellen Sendung „Tilt“ leider nicht mehr als zehn Minuten folgen, da die unerträgliche Hetze gegen „DEN PUTIN“ einen massiven Brechreiz bei mir ausgelöst hat. Mir ist es absolut schleierhaft, wie ein vormals freier und kritischer Geist eine derartige „540° Wende“ hinlegen konnte!
Entweder war die Sendung ein sogenannter „Deepfake“, oder hinter der Bühne stand Herr Melnyk und hat seinen Lieben eine Waffe an den Kopf gehalten. Meine einzige Erklärung ist ein eklatanter Mangel an Informationen seinerseits bzw. das permanente Propagandafeuerwerk seitens „unserer“ Quantitätsmedien. Ich bin im Prinzip komplett ratlos (wie ein Fußgänger😉).
Mit solidarischen Grüßen, Ihr Jörg Köhler
P.S.: Schön, dass es Euch gibt! Mich würde interessieren, was ein Herr Pispers oder Herr Schramm zu dem Thema sagen.
95. Leserbrief
Hallo,
Mal wieder so eine Erinnerung aus der DDR :)
Silly, Dein Cabaret ist tot, 1986
Das Lied entstand in einer ähnlichen Stimmung. Kann mich noch an die Gespräche meiner Eltern erinnern. Natürlich, DDR-typisch, nicht plakativ, sondern mehr zwischen den Zeilen. Es gibt aber durchaus noch Sendungen, denen auch medienmüde Hörern noch etwas abgewinnen können. „Satire der Luxe“ vom WDR ist so ein Beispiel.
Schöne Grüße, A. Penndorf
youtube.com/watch?v=Ux75MYVLwxE
Die Dame ohne Unterleib ist doch an Krebs gestorben
Der letzte Clown wurde dir vom Zirkus abgeworben
Dein Dichter macht sein Moos mit herben Fernsehschwänken
Die Garderobiere trinkt Likör, wer kann es ihr verdenken
Dein Carbaret ist tot, Monsieur, na lass mich trotzdem rein
Dein Carbaret tut nicht mehr weh, es geht mir nur ans Portmonee
Dein Carbaret ist tot
Man sendet keine Büttel mehr, die das Gestühl zerschlagen
Im besten Falle geht dir noch Herr Fiskus an den Kragen
Wenn du bei Hofe aufmarschierst, salutier‘n die Wachen
Man räumt dir ein Ventil zu sein, man lässt dich lachen machen
Dein Carbaret ist tot, Monsieur, na lass mich trotzdem rein
Dein Carbaret tut nicht mehr weh, es geht mir nur ans Portmonee
Dein Carbaret ist tot
Nun teilst du Sekt und Salzgebäck zu deinen Liedern aus
Die Räume sind zentralbeheizt, ein Orden steht ins Haus
Du zwinkerst mit dem Auge, bis die Pupille glüht
Du bist um eine Heiterkeit, die traurig macht, berühmt
Dein Carbaret ist tot, Monsieur, na lass mich trotzdem rein
Dein Carbaret tut nicht mehr weh, es geht mir nur ans Portmonee
Dein Carbaret ist tot, Monsieur, na lass mich trotzdem rein
Dein Carbaret tut nicht mehr weh, es geht mir nur ans Portmonee
Dein Carbaret ist tot, Monsieur
Dein Carbaret tut nicht mehr weh, dein Carbaret ist tot, Monsieur
96. Leserbrief
Liebe NDS-Redaktion,
Das Einschwenken eines Teils des Kabaretts auf Regierungslinie ist mir speziell bei Christoph Sieber aufgefallen, nachdem das Format „Mann-Sieber“ im ZDF im Dezember 2020 wegen zu magerer Einschaltquoten abgesetzt wurde. Auf dem vorhandenen Sendeplatz (nach 21:45 Uhr) auch wenig verwunderlich. Wobei man diese Sendung eher nicht als politisches Kabarett, sondern vielmehr als Polit-Satire mit Klamaukeinlagen bezeichnen konnte.
Als Sieber nach dem Abgang von Jürgen Becker bei den „Mitternachtsspitzen“ im WDR übernahm, konnte man beobachten, wie Sieber bei bestimmten Themen unkritisch und auch wahrheitswidrig Positionen der Regierung übernahm. So hier.
(Stichwort Gasspeicher ab 4:25 ; Warum sind sie wohl leer? Gazprom betreibt die Speicher nur. Gas kaufen und dort einlagern müssen andere.) Erklärt hat er‘s nicht.
Als Kontrastprogramm ein Beispiel aus den Mitternachtsspitzen 2014 mit Pispers.
Ich halte Sieber dennoch für einen Kabarettkünstler von besonderem Format, den man durchaus mit Hildebrandt, Schramm oder Pispers in eine Reihe stellen kann. Das erkennt man, wenn man sich seine Soloprogramme anschaut. Es ist deshalb besonders bedauerlich zu sehen, wie ein mit Kabarettpreisen überhäuftes Talent diesen Weg geht.
Ich sehe die Ursache hierfür vor allem in der sich seit Langem vollziehenden Einflussnahme von Politik und Parteien auf die öffentlich-rechtlichen Sendeanstalten und damit die Zerstörung ihrer im Grundgesetz formulierten Aufgabe.
Wer die Zustände im Land so pointiert auf den Punkt bringen kann wie Sieber, weiß das genauso.
Irgendwie schade um den Jungen!
Herzliche Grüße, Jochen Hoffmann
97. Leserbrief
Sehr geehrter Herr Müller,
naja, ob meine Einschätzung jetzt wichtig ist… ich bin überzeugt davon, dass sie richtig ist. Sie lautet so:
Lisa Fitz hat den Druck erfahren und sich nicht gebeugt (und dank Ihnen eine Nische gefunden, danke dafür). Was die Macher der Anstalt mit einer Geschichte an historischen Ausstrahlungen über Rente, Foschepoth, Drohnenkrieg und Ukraine (2014) unter dem gleichen Druck gemacht haben, konnte man mit Corona erahnen und spätestens mit Putin sehen. Ich schau‘s nicht mehr.
Wie das abläuft? Hat jemand das Interview mit Hape Kerkeling bei Maischberger zu seinem Katzenbuch gesehen? Also, es wird so etwas Unschuldiges wie ein Katzenbuch promotet, und statt nach Perser und Karthäuser wird der Autor nach seiner Einschätzung zu Putin, zur Ukraine etc. befragt – das obligate „Putin oben ohne Bild aufm Pferd“ durfte nicht fehlen. Wie bei der Checkliste einer 747… Fehlt ein Haken an der Liste, bleibt der Vogel halt am Boden – naja in diesem Fall die Katze.
Die Redaktionen leiten ihn weiter, den Druck, der von oben kommt (viel weiter oben, und dessen letzten Ursprung fände man vermutlich tief im Westen hinter dem großen Wasser). Nun hängt es von der finanziellen Unabhängigkeit und/oder von der Flexibilität des eigenen Rückgrats ab, ob man sich dem Druck beugt. Wer sich nicht beugt, fliegt halt aus dem publizistischen Meinungskorridor und muss draußen bleiben. Verurteilen kann ich die meisten nicht, jeder ist halt so biegsam, wie seine existenziellen Nöte es zulassen.
Es ist wie überall in unserer Gesellschaft… das Stachelhalsband transatlantischer Gefügigkeit ist eisern festgezurrt. Es ist schwer und sehr schmerzhaft, sich dem zu entziehen. Kabarettisten und Journalisten haben die gleiche Funktion: Verkündung – die einen mit, die anderen ohne Kalauer, die Botschaft ist identisch – warum noch einen Unterschied machen? Um Wahrheit geht es bei beiden schon seit Corona nicht mehr.
Ich schau‘s nicht mehr, es geht mir zu sehr auf das Gemüt. Vor Kurzem bin ich aber dann doch noch einmal bei Extra3 über den 25. Februar 2023 zufällig hängen geblieben, Christian Ehring, über die Friedenskundgebung in Berlin. Ich musste die Beutel vom letzten Flug suchen. Das ist einfach eine unerträgliche Propagandamaschinerie, die man da in Aktion sehen kann. Wie man Menschen, die nichts als Frieden wollen, so diffamieren kann… da fällt es mir sehr schwer, nicht zu verurteilen.
Was ist nur aus unserem Land geworden…
Ein paar Wochen vorher beim Karneval, bei den paar Wagen, die ich gesehen habe, ist mir das richtig bewusst geworden. Karneval, Kabarett und Satire sind doch die Dornenkissen der Mächtigen gewesen. Hier wurde Macht in Frage gestellt und solidarisch mit dem kleinen Mann gegen den Stachel gelöckt.
- Gestern: Impfgegner werden linientreu als Blinddarm, Massenvernichtungswaffen auf zwei Beinen diffamiert.
- Heute: Friedensdemonstranten werden moralisch empört, als Lumpenpazifisten und verirrte Geister beschimpft, die den Schuss nicht gehört haben und sich von Rechten und linken Verführern vom rechten Wege bringen lassen (sofern sie nicht selbst zu den Rattenfängern gehören).
Mediales Synchronschwimmen. In der Fluidforschung nennt man das laminare Strömung… gute Demokratie geht anders, die ist turbulent und chaotisch. Das war einmal, gar nicht so lange her, wenn ich an die Anstalt denke oder an Monitor mit den Beiträgen über die Schüsse auf dem Maidan, die Nazi-Schläger in der Ukraine, der Brand von Odessa, den Kommentar von Herrn Restle zum Morden der ukrainischen Armee im Donbass.
Tja, so schnell kann‘s gehen… hätten wohl all diejenigen, die das beklagen, nicht gedacht. Völlige Umwertung. Ein dunkles Zeitalter, in das wir mit der Zeitenwende geraten.
Und dann denke ich mir wieder – ob nun aus Kabarett oder Journalismus, wenn die Evangelisten dieser unfehlbaren exkathedralen Botschaft so offensichtlich gegen jede Logik, Vernunft und historische Wahrheit argumentieren müssen, und wenn sie diesen faden Schein von Glaubwürdigkeit nur durch den Lärm und Gleichklang ihres nervenzerfetzenden Brusttrommelns erzeugen können…
„…Es geht ihr um die Zerstörung der Demokratie. Wagenknecht ist ihre in Deutschland wohl einflussreichste Feindin…“/RND rnd.de/politik/warum-sahra-wagenknecht-eine-gefahr-fuer-die-demokratie-in-deutschland-ist-X6HYR7QBSNBEXOUXFOLYDU63TI.html)
… dann haben sie wohl selbst gemerkt, dass sie argumentativ am Ende sind.
Macht das Hoffnung?
Vielen Dank für Ihre Standhaftigkeit. In der Existenz von Medien wie den NachDenkSeiten liegt unsere letzte mediale Hoffnung.
Mit herzlichem Gruß, Olaf Cremer
98. Leserbrief
Ich schaue mir die hofnarrenähnlichen Unterhaltungsclowns schon länger nicht mehr an. Unkritische Schenkelklopferei, die mit „witzigen“ Bildern und Kommentaren zur Verfestigung der angesagten bzw. erwünschten Einstellung beitragen sollen bzw. wollen. Meinungspluralismus ade. Das Anpassungsvirus hat mittlerweile auch ehemals durchaus kritische Kabarettisten – neuerdings „Comedians“ genannt – befallen. Unangepasstes Kabarett wird ausgegrenzt, was mir die wesentliche Ursache für die Abkehr der Protagonisten von jeglicher kritischen Reflexion und Stellungnahme zu sein scheint. So jemanden wie z. B. Georg Schramm findet man kaum noch. Deutsches Kabarett, quo vadis?
Viele Grüße, R. S.
99. Leserbrief
Lieber Herr Müller, liebes NDS-Team,
ich habe keine Erklärung zum Zerfall der Satire. Von meiner Seite aus nur zwei lose Beobachtungen:
(1.) Der ÖRR nutzt auch Youtube als Plattform. Seit 2021 wurde dort der „Dislike“-Button de facto abgeschafft.
Das ist sicherlich nur einer von vielen Faktoren. Aber auf einer Youtube-Plattform mit Dislike-Button würde Bosetti ganz sicher keine plumpe Militär-Propaganda betreiben, sondern weiterhin nur über Feminismus und andere belanglose Themen „reden wollen“.
[Der „Dislike“ ist nur noch als Feedback für die Autoren gedacht und nicht mehr als Orientierung für die breite Masse vorgesehen. Mit Browser-Plugin ist die Quote aber immer noch einsehbar.]
(2.) Am 15. März 2022 hatte Max Uthoff bereits einen starken Beitrag zum Krieg in Till Reiners‘ Happy Hour auf 3sat abgeliefert (siehe hier) – im starken Kontrast zu den schwachen Sendungen der Anstalt vom 8. März und 5. April.
Für mich ein weiterer Beweis, dass einige Kabarettisten ihr Herz noch am rechten Fleck haben, aber dem ZDF einige Themen zu heiß sind (die Corona-Politik war vermutlich auch ein solches Tabu-Thema).
Die oben genannte Sendung ist, nebenbei bemerkt, als einzige nicht mehr in der Mediathek abrufbar. Die anderen Sendungen bleiben hingegen für zwei Jahre freigeschaltet.
Liebe Grüße, Michael Müller
100. Leserbrief
Alles gut. Es ist alles gesagt. Schramm Pispers!
Jetzt nennt man es „Kabarett“ aus Franken!
Ich würde gerne 5 EUR freiwillig für AK oder NDS überweisen.
Muss aber den Bildungsauftrag ertragen.
Wolf, Bayern
101. Leserbrief
Lieber Herr Müller,
mein Eindruck ohne Insiderwissen ist, dass die Kabarettisten vielleicht mal auf Kleinkunstbühnen angefangen und selbst geschriebene Programme vorgetragen haben, mit wachsender Prominenz aber einem ständigen Kreativitätsdruck unterliegen und die Texte deshalb von Redaktionen des ÖRR geschrieben werden.
Die Kabarettisten sind vielleicht nur noch bezahlte Schauspieler, die ihre wohl sehr gut bezahlten Jobs nicht verlieren möchten und dem Anpassungsdruck nicht widerstehen können oder wollen.
Herzliche Grüße, Markus Worbs
102. Leserbrief
Hallo Herr Müller & Team
also in Stichwortsätzen:
Die Hochzeit 2010-2012
- ca. 2010-2012 war das Kabarett eine echte Gegenöffentlichkeit. Georg Schramm hat berichtet, wie er in Stuttgart mit ein paar weiteren Worten die Menge zum Sturm auf die Bastille hätte bringen können – S21 Demonstranten auf dem Schloßplatz, er auf der Bühne. Georg Schramm wurde mulmig. Er hat dann auch abgelehnt, als Kandidat zum Bundespräsidenten (!) vorgeschlagen zu werden.
- Zu dieser Zeit war jeder Profi oder jeder, der halbwegs seinen Mund aufmachen konnte, kritisch: Christof Sieber, Pispers sowieso, Schramm, Priol, H.G. Buzko, Rether… etc.
- Auch die Jungen sind fast automatisch mitgerissen worden: Tobias Mann, Kebekus, von Wagner, Uthoff…
Man musste sich schon extra anstrengen, „konservativ” zu sein. Dieter Nuhr… aber selbst DER konnte Superwitze über den Unsinn der Bankenrettung machen.
Griechenlandkrise, Eurokrise, Bankenrettung, Weltwirtschaftskrise. So gesehen war es wirklich eine große Zeit für eine Gegenöffentlichkeit. Die Linke hat nicht sonderlich profitiert. ABER diese Gegenöffentlichkeit konnte vor diesem Totalversagen der neoliberalen Eliten gedeihen. Wie gesagt, selbst Dieter Nuhr hat sich in die Bankenrettungskritik eingereiht.
2012: Doktorarbeit von Uwe Krüger „Meinungsmacht“, 2014 öffentlich in „Der Anstalt“ präsentiert. Damals noch mit einer eher hilflosen Abwehr von Joffe & Co.
Das Feindbild entsteht – der Gamechanger, das neue Kraftfeld, das die Neuausrichtung erzwingt – 2015 ff.
Dann kippt es: PEGIDA entsteht. „Lügenpresse“ als AfD-Schimpfwort. (Ich habe noch LÜGENPACKLÜGENPACK vor dem Stuttgarter Rathaus skandiert!!! Neben uns die MLPD, die Anstifter und alles, was die linke Szene so aufbieten konnte) Aber ab 2015: Medienkritik ist jetzt RECHTS.
Auch die Anstalt muss sich „nach rechts“ abgrenzen, wenn sie die Medien kritisiert.
Neues Feindbild durch Frauke Petri & Co: die AfD. PEGIDA, Neurechts. Vorwurf an alle, die zu kritisch sind: „Antisemit“, „Holocaustleugner“, der Begriff „Verschwörungs-xy“ erlebt neue Konjunkturen. (Vgl. Markus Fiedler, Dirk Pohlmann, die Filme „Zensur I + II“ über das Wikipedia-Profil von Daniele Ganser)
Dieses Feindbild polarisiert.
Der Rückenmarksreflex treibt zur Gegnerschaft zu den an den Pranger gestellten „rechten“ Themen. Kebekus, Böhmermann
Böhmermann & Co. – Etablierung des Staatskabaretts
Der geniale Pufpaff dient als Brücke zum Kabatainement „Kabarett kann auch Spaß machen!!“. Moritz Neumeier und Till Reiners kommen in Rekordgeschwindigkeit im Mainstream an – man muss ihnen nur Plätze in den warmen Nestern verschaffen und mit den warmen Daunen des „Antifaschismus“ auskleiden, ihnen ein einladendes Feindbild vor die Nase setzen – aus jungen, krassen, absolut unkonventionellen Kabarettisten werden Stromlinienstaatsangestellte, die mühelos und kritiklos Falschbehauptungen der Regierung wiederholen.
Jan Böhmermann: „Ich hab Polizei!!“ ein relativ frühes Video – schon mit Gschmäckle. „Du hast gut trainiert – ich hab Polizei“. In der Verkleidung von Ghetto und Coolness kann man den erzkonservativen, spießbürgerlichen, weinerlichen, a***kriechenden Menschen erkennen – der in uns allen steckt. Aber der die eigentliche Existenzberechtigung von Böhmermanns Format ist. Nämlich die Angst aller „Normalos“ vor allem Linken, Progressiven, Staatskritischen etc. zu wecken und wach zu halten.
Rainer Mausfeld lässt grüßen! Da ist die Verfolgung von Regierungskritikern als „Delegitimierer der Demokratie“ nur noch das Sahnehäubchen.
Mit der Ampelregierung ist das Feindbild „Rechts“ staatstragend geworden.
Universalisierung des rechten Feindbildes – die Mehrheit als Eisenspäne im Kraftfeld
Alles, was gegen die Regierung ist, ist „rechts“.
Man muss doch was tun gegen den „russischen Faschismus“. Gegen den „russischen Militarismus“. Gegen die Nazis, die gegen Coronamaßnahmen sind. Oder waren es Reichsbürger? Ist das dasselbe? Egal.
Nicolai Binner macht das einzige Kabarett dazu: „Alles NazisRechtsRechtsHolocausleugnerRechtsRechtsNaziNazi“, „Verfaschoschutz…“
Alles, was gegen die Regierung ist, ist „rechts“. Also muss die Antifa FÜR die Regierung sein und mutiert zur SA – 2020.
Aus Sicht der staatstragenden Kabarettisten befinden diese sich immer noch auf der richtigen Seite. Wie 2010-2012 die Strömung größtenteils das Kabarettprogramm bestimmte, so bestimmt auch heute die Strömung das Kabarettprogramm.
Nur haben heute die offiziellen Stellen wieder die Lufthoheit über die Strömung. Die meisten positionieren sich dazu wie die Eisenspäne im Magnetfeld.
Die Backdoors unserer Psyche
In allem muss man die eindringlichen Warnungen von Rainer Mausfeld (und den vielen Wissenschaftlern, die er zitiert) ernst nehmen und in dem Phänomen wiedererkennen. Es tut weh, wie manipulierbar wir als Menge sind. Es ist aber die wissenschaftlich nachgewiesene Realität (Schnelles Denken, langsames Denken – Kahnemann).
Bis hierher – viele Grüße, Eric Raasch, Stuttgart
103. Leserbrief
Lieber Herr Müller und liebes NachDenkSeiten-Team,
auch mich treibt diese Frage um – spätestens seit der letztjährigen, desaströsen Sendung der „Anstalt“ vom 6. April 2022. Nur kurz zur Erinnerung, diese Sendung war geprägt von niederstem „Putin Bashing“, dem Niveau dieses Formates von früheren Zeiten absolut unwürdig.
Heute noch schaue ich gerne zur Aufrechterhaltung meines Optimismus und meiner Moral immer mal wieder Sendungen von „Die Anstalt“ aus den Jahren 2014 an. Da gibt es in der Tat herausragende Beispiele, nicht nur für politisches Kabarett, sondern auch für Lehrstücke, wie unabhängiger Journalismus funktioniert. Erinnert sei hier an die legendäre „Tafelnummer“, in der die Verstrickungen des damaligen „Zeit“-Mitherausgebers „Im Angesicht des Bösen ist Pazifismus das Gegenteil von Moral – Josef Joffe“ mit diversen amerikanischen Think Tanks u.ä. dargestellt wurde. Diese Sendung hatte ein langwieriges gerichtliches Nachspiel zur Folge, welches aber in der damaligen, medialen Öffentlichkeit, auch damals schon, keine große Aufmerksamkeit finden konnte. Es ging um nichts weniger, als dass Josef Joffe und Jochen Bittner von der Zeit mit ihrer Unterlassungsklage gegen das ZDF und „Die Anstalt“ vor dem Bundesgerichtshof verloren hatten. Im heutigen Sprachgebrauch wäre das eigentlich ein ziemlicher „Wumms“ gewesen. Aber immerhin war damals noch so ein Urteil vom BGH möglich. (Heute würde das sicherlich anders ausfallen).
Nun, ich schweife ab. Was ich eigentlich sagen möchte, ist, wenn ich mir die Sendungen von damals anschaue und noch einmal nachlese, wie die damalige Stimmung in Bezug auf die Ukraine, den „Euro-Maidan“, Russland etc. war, dann wird mir heute klar, dass schon damals der Versuch von Medien und der Politik gemacht wurde, uns auf die Linie „gegen Russland“ und für einen Krieg einzuschwören. Allerdings war damals, meiner Meinung nach, die Zeit noch nicht reif genug. Es gab damals noch zu viel Gegenwehr von öffentlicher, medialer, auch politischer Seite, sodass dieses Unterfangen noch nicht auf eine so breite Zustimmung gestoßen ist, wie es heute passiert. Das erinnert mich fatal an das Szenario mit der „Schweinegrippe Pandemie“ 2009. Auch diese verfing damals noch nicht so, wie es dann ein paar Jahre später mit der Corona Pandemie durchdringend „geklappt“ hat.
Nun kann sich jeder NachDenkSeiten-Leser selbst seine Meinung bilden darüber, was in den letzten acht bis zwölf Jahren passiert sein muss, dass sich seit Corona und nun auch seit dem Ukraine-Krieg das mediale, politische, öffentliche Bild so krass und so einseitig hat einengen lassen, sogar so weit, dass heutzutage keine normalen sachlichen Diskussionen über kontrovers zu diskutierende Themen mehr möglich sind und Menschen mit anderen Meinungen öffentlich an den Pranger gestellt werden (wie im finsteren Mittelalter!). Ich bin der Meinung, da muss gewaltig etwas passiert sein.
Krass ist auch, wie man auch immer wieder auf den NachDenkSeiten lesen kann, wie sehr sich diese mediale und politische „Gleichschaltung“ (ja ich weiß, es ist ein böses Wort, aber mir fällt gerade nichts Passenderes ein) auf Deutschland konzentriert. Anscheinend soll es selbst in Österreich, der Schweiz und anderen europäischen Ländern mehr kontroverse Diskussionen geben. Da stellt sich die Frage, ob unser „guter Freund“ und Verbündeter nicht in besonderem Maße auf uns zählt und baut?!
Ich sage nur, wenn du solche Freunde hast, dann brauchst du keine Feinde mehr.
Jens Biester
104. Leserbrief
Sehr geehrte Redaktion,
der opportunistische Flächenbrand in der Kabarett-Szene ist tatsächlich unglaublich. Letztlich auch Christian Springer im Schlachthof. Der Anpassungsdruck ist enorm, und anscheinend ist Charakterlosigkeit eine Voraussetzung dafür, bei den Öffentlich-Rechtlichen auftreten zu dürfen. Eine atemberaubende Gleichschaltung, die mich sprachlos macht.
Mit freundichen Grüßen, Siegfried Hösch
„Das große Karthago führte drei Kriege. Nach dem Ersten war es noch mächtig. Nach dem Zweiten war es noch bewohnbar. Nach dem Dritten war es nicht mehr aufzufinden.“
Bertolt Brecht
105. Leserbrief
Wertes NachDenkSeiten-Team,
gerne möchte ich Ihre Einladung zur Meinungsäußerung zur Wandlung des Kabaretts annehmen. Dies in der von Ihnen gebotenen Kürze und deswegen auch ohne den gebührenden Dank, zu dem ich aufgrund Ihrer großartigen Arbeit eigentlich verpflichtet wäre.
Auch Kabarettisten leben vom und mit dem System. Da sie vom Aufzeigen von Systemverfehlungen leben, kann man sie zwar als mediale Outlaws bezeichnen, aber da Systemfehler nun mal zum System gehören, leben sie streng genommen trotzdem davon. Zum kabarettistischen Werkzeugkasten gehören sowohl Skalpell als auch Brennglas, Werkzeuge, die sehr wirkungsvoll zum Aufzeigen und Freilegen von Einzelpersonen und -situationen sind, jedoch nicht dafür geeignet sind, das ‚Große Ganze‘ zu fokussieren.
Der Zusammenbruch des Ostblocks hat zwar nicht zum Ende der Geschichte geführt, jedoch zum Ende des Systemkampfes. Ein immer weniger gezügelter Kapitalismus produzierte spätestens seit 9/11 immer größere Krisen, und die außer Kontrolle laufenden Systemkosten treten immer offensichtlicher zu Tage. Kritisierte Personen sind schnell ersetzt, kritisierte Situationen schnell vergessen, ein amoklaufendes System lässt sich nicht schnell ersetzen, und auch die Transformationskosten sind immens.
Dass eine der simpelsten Forderungen, die Forderung nach Frieden, zu einem unsagbaren Ding geworden ist, zeigt, wie sehr sich dieses System, von dem die Kabarettisten immer noch hervorragend leben, gegen die meisten Menschen richtet. Weder Alice Schwarzer noch Sarah Wagenknecht stellen in ihrem Manifest die Systemfrage, jedoch zeigen sie auf, wie ausufernd die Kosten des Systems geworden sind, wenn Frieden keine Option mehr ist.
Die von Ihnen beispielhaft angeführten Kleinkünstler trauen sich nicht, diese Systemkosten aufzuzeigen – aus Angst vor den eigenen Ableitungen, die sie daraus ziehen müssten. Damit halten Menschen wie Alice Schwarzer sowie Sarah Wagenknecht diesen Kabarettisten den Spiegel vor. Diese wiederum schlagen wild um sich und blödeln flache Witze aus dem vermeintlichen Schutz des Enddarms heraus, den Sie eigentlich selbst treten müssten.
Ich hoffe, diese Worte erfüllen noch ihr Verständnis von ‚kurzhalten‘, ansonsten bleibt mir nichts anderes übrig, als Ihnen viel Erfolg und Kraft für Ihre Arbeit zu wünschen.
Hochachtungsvoll, Thomas K.
106. Leserbrief
Sehr geehrter Herr Müller,
ja, Kabarett ist ein sehr wichtiges Thema! Kabarett war bis 2020 das Salz in meiner Lebens-Suppe! Ich fand allerdings vor Corona auch schon etliche Kabarettisten etwas zu links-grünlich, aber es war auszuhalten, schließlich gibt es noch den Humor und einfach auch die andere Meinung! Und man kannte seine Pappenheimer. Ich dachte, nun ja, sie wollen vielen gefallen. Und klar, Kabarett ist von Natur aus eher links als rechts oder konservativ. Aber dann sind sie fast alle öffentlich-rechtlich umgekippt.
Aber als dann auch Dieter Nuhr, den ich bis dahin für recht „mutig“ hielt, am 18. November 2021 in seiner Sendung, die ich am Abend ihrer ersten Ausstrahlung sah, folgendes sagte: “…Die Impfung macht aber krank: Nein! Es ist die Dummheit, die uns grade krank macht. Ja? Selten war Ignoranz so tödlich, aber ich sehe es positiv: Es ist auch evolutionäre Auslese.“, da war für mich das Thema Kabarett erledigt. Ich kann es gar nicht leiden, wenn mich jemand dumm nennt…
Ich verstehe, dass es für viele Kabarettisten eine existentielle Frage ist, mit dem Strom zu schwimmen, und ich verstehe auch den brennenden Wunsch, „dazugehören“ zu wollen: Ich habe das Ausgestoßensein als Ungeimpfte hautnah erlebt, war eine gute Schule, denn es geht ja jetzt unverdrossen weiter mit jedem anderen Thema – Krieg, Umwelt, Wokeness, das wird wohl nicht mehr aufhören.
Mit dem Kabarett ist für mich eine weitere „Institution“ in diesen drei Jahren verschwunden, öffentlich-rechtlicher Rundfunk und Fernsehen, die Kirche, viele Ärzte, mein Chor, es ist nicht viel geblieben. Das kann einen in den Grundfesten erschüttern, das können auch die engsten, im Idealfall gleichgesinnten Familienmitglieder nicht ersetzen. Aber ich bin dabei, Ersatz-Institutionen zu finden, das entsprechende Angebot wird erfreulicherweise immer größer.
Mit freundlichen Grüßen, Hedwig Brengmann-Domogalla
107. Leserbrief
die Frage nach der Angepasstheit des Kabaretts stellt sich nach meiner Meinung nicht erst seit dem Ukrainekrieg. In totalitären oder – wie hier – quasitotalitären Systemen ist regierungskritisches Kabarett schlichtweg nicht mehr möglich. Die Versuche, beim SWR Lisa Fitz die Texte für ihre „Spätschicht“-Auftritte vor Aufführung zu zensieren, sind ein treffendes Beispiel für die Zustände im politischen Kabarett Deutschlands. Das Schicksal Uwe Steimles beim MDR ist da nur ein weiterer Mosaikstein.
Auf die Frage des ehemaligen Kabarettisten aus der „Anstalt“, Georg Schramm, „Warum empört ihr euch nicht?“ hat Lisa Fitz schon 2012 die passende Antwort gegeben:
„Als Deutscher lernt man erst Laufen und Sprechen, dann Stillsitzen und Schweigen.“
Mit besten Grüßen, Olaf Fröbe
108. Leserbrief
Meine Erklärung für das Verhalten der Kabarettisten :
- der Wunsch, dazuzugehören
- der Wunsch, „auf der richtigen (!) Seite“ zu stehen
- der Wunsch, auch weiterhin Geld zu verdienen
- eine gewisse Feigheit, denn mit der Meute beißt es sich leichter
- Angst, zur Minderheit, zu den Geächteten zu gehören
- Angst vor dem Beifall von der „falschen Seite“ und den daraus resultierenden Folgen
- Bequemlichkeit
Alles in allem haben diese Personen einfach den falschen Beruf ergriffen, denn wer den Staat lediglich vertreten möchte, der sollte im Dienste des Staates arbeiten und die Maske des Kabarettisten ablegen.
Mit freundlichen Grüßen, Ulrike Mucker
109. Leserbrief
Sehr geehrter Herr Müller,
ich bin auch kein Psychologe, der man ja fast sein müsste, um Ihre Frage beantworten zu können. Aber zwei Aspekte/Ebenen meine ich, hier identifizieren zu können.
- Ebene: Sorge ums materielle Auskommen
Florian Schröder, Philip Simon, Sarah Bosetti, Jan Böhmermann, Oliver Welke/ Martina Hill/ Fabian Köster (ZDF-heute show), Christian Ehring (ARD-extra3) und auch Christoph Sieber (WDR-Mitternachtsspitzen) sind zum Teil schon seit vielen Jahren feste Bestandteile der öffentlich-rechtlichen Sender. Das bedeutet einen hohen Bekanntheitsgrad (durch hohe Reichweite) und damit auch eine solide materielle Absicherung, die man nicht oder zumindest nicht leichtfertig aufgibt. Und irgendwie kriegt man, fast unterbewusst, mit, welche Ansichten zu Politik und Gesellschaft im Sender quasi die Generallinie darstellen, was gut gelitten ist und auch, was kritisiert und ausgegrenzt wird. Auch solche Dinge wie der Rauswurf des Kabarettisten und Schauspielers Uwe Steimle beim MDR (der, soweit ich mich erinnere, gar nicht groß begründet worden ist) wird den Kollegen nicht entgangen sein und wird seine psychologische Wirkung haben, nämlich in dem Sinn „Achtung, sei vorsichtig, pass auf, was du sagst!“
Ich glaube aber nicht, dass die genannten Künstler sich bei ihrem Spott und ihrer Häme gegen Wagenknecht/ Schwarzer großartig verbiegen mussten, dass sie also eigentlich für die Friedensinitiative der beiden Frauen sind und nur aus Angst, rausgeschmissen zu werden, nun in das andere Horn blasen. Ich nehme ihnen durchaus ab, dass sie der Ukraine Gerechtigkeit und auch Frieden gönnen und dass sie die Initiative dabei als kontraproduktiv betrachten. Was aber fehlt, ist, dass sie ihre Sicht genügend und tiefgründig hinterfragen: Ist es wirklich so, dass Putin-Russland aus purem Imperialismus diesen Krieg angefangen hat? Welche Aspekte aus der Vorgeschichte und zu Hintergründen habe ich evtl. übersehen? Was berichten alternative Medien zu diesem Thema, welche Argumente führen diese an? Wer profitiert möglicherweise von den massiven Waffenlieferungen und überhaupt von dieser wahnsinnigen Hochrüstung usw.? Diese geistige Arbeit bzw. der innere Impuls dazu werden offenbar bei diesen Leuten vollkommen blockiert. Und bei dieser Blockade spielt sicher die oben genannte materielle Sorge um die Zukunft, möglicherweise auch eine gewisse Bequemlichkeit, möglicherweise auch generelle Defizite bei der Bildung des Gewissens („das Hemd sitzt näher als die Hose“) eine große Rolle.
- Ebene: Faktor Zeit
Als zweite Ebene muss ich den Zeitfaktor anführen. Die TV-Kabarettisten müssen ihre Beiträge nicht selten innerhalb weniger Tage abliefern, was ich, auch wenn das alles Profis sind, für sehr knapp halte. Jedenfalls zu knapp für eine wirkliche Generalhinterfragung, und dann soll daraus noch ein TV-reifer Beitrag mit sitzenden Pointen werden – meiner Meinung nach eine glatte Überforderung. Und so kommen halt die angepassten Beiträge zustande. Eine große Menge des TV-Publikums steht ja ebenso noch blind im Propagandanebel wie man selbst. Der Applaus ist also gewiss, und die Programmchefs sind auch zufrieden. Da kommt bei den wenigsten der Gedanke auf, mache ich mich hier eigentlich zur Hure der politischen und wirtschaftlichen Eliten? Kann ich eigentlich noch guten Gewissens in den Spiegel schauen?
Peter Werner
110. Leserbrief
Liebes NDS-Team,
Ich will mal auf die Umfrage bzgl. Anpassung des Kabaretts antworten. Kurzhalten wird schwierig, aber ich versuche es.
Ich beobachte den Niedergang und die Anpassung an die Regierungslinie des Kabaretts schon seit Langem und bin sehr enttäuscht von Sendungen, die ich früher einmal gerne geschaut habe.
Leute mit Rückgrad, Intelligenz und einem guten Humor wie z.B. Dieter Hildebrandt, Volker Pispers, Georg Schramm werden heute schmerzlich vermisst (zumindest von mir). Nur eine Lisa Fitz sticht noch hervor und wirkt wie ein Leuchtturm inmitten eines tosenden Meeres von schlechtem Humor, Peinlichkeit, Diffamierung gegenüber Andersdenkenden und Speichelleckerei gegenüber Herrschenden.
Selbst ein Hofnarr in Zeiten der Inquisition hätte wohl mehr Mut bewiesen als diese Möchtegern-Komiker, die zu allem Übel von den Zwangsgebühren teuer bezahlt werden.
Ich könnte mich jetzt noch mehr in Rage schreiben, aber ich soll mich ja kurzfassen, also belasse ich es mal damit ;)
Mit freundlichen Grüßen und großem Dank für die tolle Arbeit der NDS!
Markus Franke
111. Leserbrief
Hallo NachDenkSeiten-Team,
eigentlich ist der Niedergang des Kabaretts, den wir ja schon seit Corona feststellen können, nicht einfach zu erklären – wo ja auch schon scharenweise aufgeklärte und rational denkende Kabarettisten, die oftmals für viele von uns ja ein Fels in der Brandung waren, plötzlich eine 180-Grad-Wendung vollzogen haben.
Das ließ sich damals für mich schon nicht allein mit der Angst vor dem Virus erklären. Denn diese Menschen waren schon immer kritisch und sehr misstrauisch, wenn es um Erzählungen und „Tatsachen“ der Herrschenden und ihrer Medien ging. Und plötzlich knickten sie scharenweise ein und schlossen sich dem Narrativ an?
Schon da fiel mir auch schon sehr schnell auf, dass die Menschen, selbst solche, die nie ein Blatt vor den Mund genommen hatten, plötzlich Angst hatten, sich komplett gegen das Narrativ des gefährlichen Virus zu stellen. Denn bei jeder Diskussion, wo man versuchte, leicht kritisch zu sein, wurde vorher ausdrücklich betont, „Ich bin kein Corona-Leugner!“, „Ich bin kein Impfgegner!“, „Ich behaupte ja nicht, dass es Corona nicht gibt!“
Das kam mir schon verdächtig vor, weil es das folgende, vielleicht Kritische dann doch etwas entwertet hat. Es schien, als zweifelten die Menschen plötzlich an ihrem Intellekt und wollten sich ein Hintertürchen offenhalten. Es könnte ja doch etwas dran sein…
Das Gleiche ist übrigens jetzt auch beim Ukrainekrieg zu beobachten. Immer muss man extra betonen, dass der Krieg von Putin natürlich ein Angriffskrieg war und man das aufs Schärfste verurteilt.
Aber ist es nicht selbstverständlich und eigentlich nicht notwendig, dass man das immer wieder rauf und runter betet, um ja nicht in die rechte Ecke gestellt zu werden oder gar als Putin-Sympathisant zu gelten? Mittlerweile dürfte doch allgemein bekannt sein, dass die Medien, diverse Prominente und der Mob in den sozialen Netzwerken sowieso auf diese Mittel zurückgreifen, um Menschen anzugreifen und zu diskreditieren.
Unter den Kabarettisten gab es natürlich auch solche, die uns wirklich schwer enttäuscht haben. Da möchte ich hier nur die beiden Macher der Anstalt nennen, wie auch Volker Pispers, der ja auch einen sehr blamablen Abgang hatte. Und die seltsame Wandlung des Urban Priol (siehe sein Jahresrückblick 2022) ist mir auch sehr aufgestoßen.
Für rational denkende Menschen war doch eigentlich schon sehr früh klar, dass das ganze Theater um Corona eine große Verlade war. Und gerade die umgedrehten Kabarettisten verfügten ja auch über eine sehr große Medienkompetenz. Man konnte ihnen ja auch vorher nie ein X für ein U vormachen. Aber plötzlich verhielten sie sich genauso wie der Rest des gehirngewaschenen Volkes.
Mir hat es auch Kopfzerbrechen bereitet, wie derart viele Menschen plötzlich vom Paulus zum Saulus mutierten. Eigentlich konnte die Verdummungspraxis der Medien nicht der Auslöser dafür gewesen sein. Denn die meisten von ihnen (und uns) haben ja einen gewissen Werdegang durchlaufen, der sie erst zum Widerstand gegen die Konventionen geführt hat. Und wer würde, wenn er einmal die Wahrheit erkannt hat, wieder in die Herde der Schlafschafe zurückgehen? Wohl niemand!
Also kann man eigentlich nur vermuten, dass die Menschen einfach Angst um ihren gesellschaftlichen Status, um ihr aufgebautes Lebenswerk, ihre berufliche Karriere, ja um ihre Existenz bekommen haben. Denn es gab ja sehr viele Beispiele, dass man das alles ganz schnell verlieren kann, wenn man seinem Gewissen treu bleibt, weiterhin kritisch denkt – und das auch noch öffentlich formuliert.
Eigentlich ist das mit der mangelnden Zivilcourage heute in Deutschland – und nichts anderes ist das – ein absolutes Trauerspiel.
MfG, Uwe Eden
112. Leserbrief
Guten Morgen Herr Müller,
ich habe Ihnen einen Leserbrief zum oben genannten Thema am 9. März 2023 zukommen lassen (Leserbrief Nr. 76, A.d.R.). Dies jetzt Folgende ist nur eine Info für Sie.
LG, Helmut Ische
Gestern – 9. März 2023 – sagte der Komiker (so nannte er sich selbst) Dieter Nuhr in seiner Sendung „Nuhr im Ersten“ über Sarah Wagenknecht sinngemäß Folgendes:
„Sie will also eine Partei gründen. Sie ist ja angeblich sozialistisch eingestellt. Die Rechten, die mit ihr gemeinsam auf diesem sogenannten Fest des Friedens demonstrierten, sind wohl eher nationalistisch eingestellt.
Was läge da näher, Frau Wagenknecht würde ihr neues Parteienkonstrukt „NATIONALSOZIALISTISCH“ nennen!!!
Das Publikum zeigte sich sehr amüsiert.
Einen Kommentar erspare ich mir, denn ich bin über das mediale Vorgehen in dieser Republik sprachlos.
113. Leserbrief
Mich erinnert das furchtbar an die Sportpalastrede. Das deutsche Volk lässt sich ein drittes Mal zum eigenen Verderb zusammenschweißen. Die Kabarettisten denken ans gehalt-volle Überleben, gegen Ausgrenzung und Feme. Alle mainstream-Medien sind vereinheitlicht, das PEN schweigt und die vielen Nobelpreisträger, von den drei bellizistisch besoffenen Parteien gar nicht zu reden. Und mindestens 4/5 der Bevölkerung sind in Westdeutschland sozialisiert: der Antikommunismus sitzt tief, die politische Bildung ist nicht lebensschützend. Das ist meine Meinung,
Herzliche Grüße
Frank Schubert, Medienwissenschaftler i.R. Uni Potsdam.
114. Leserbrief
Hallo Nachdenkseiten,
Die Grundannahme, die Clowns, die den Pöbel unterhalten sollen, seien jemals kritisch gewesen, ist falsch. Hier greift – wie immer – die fehlende eigenen Außenwahrnehmung des Zuschauers: Da man jene Darsteller als Belustigung akzeptiert hat, ist es nun schwierig, sich einzugestehen, wie angepasst sie schon immer waren, da dies unweigerlich bedeutet, man ist selbst angepasst gewesen – oder ist es immer noch.
Ja, auch ich habe gewisse Formate früher verschlungen, gefeiert und sehr viel geglaubt – Dinge, die ich nun unerträglich ob ihrer Plumpheit, ihrer kindlichen Gut-Böse-Ideologie, ihrer Beleidigung für einen halbwegs moralischen Geist finde, wenn sie mich passiv streifen.
Nebenbei ist dies nicht nur ein Problem der Kunst, sondern der Gesellschaft.
Grüße, Irina Belurov
115. Leserbrief
Sehr geehrte Damen und Herren,
Ihren Eindruck von der angepassten Linie des dt. Kabaretts kann ich voll bestätigen. Neben den Mitternachtsspitzen, die zu Zeiten von J. Becker und W. Schmickler einmal zur Spitze dieses Genres gehörten, ist mir das besonders bei den Kommentaren von O. Welke (HeuteShow) aufgefallen. Sie alle und sicher noch einige andere, die ich nicht im Blick habe, haben den Auftrag des politischen Kabaretts, Kritik an den Herrschenden zu üben, „vergessen“.
Ich erinnere mich in diesem Zusammenhang an Dieter Hildebrandts Vergleich von Staubsauger-, Versicherungs- und Volksvertreter:innen. Es ist leicht (und zudem manchmal auch unangebracht oder geschmacklos wie bei Herrn Böhmermann), sich im noch sicheren Deutschland über ausländische Staatsmänner wie Putin oder Erdogan lustig zu machen, die Führungsfiguren im eigenen Land aber zu verschonen.
Schöne Grüße, Hartmut Brombach
116. Leserbrief
Lieber Albrecht Müller,
wir leben momentan in Deutschland in einer Meinungsdiktatur, die es in diesem Maße nicht einmal bei den „Freunden“ in den USA und Großbritannien gibt. Die sogenannten Leitmedien sind gleichgeschaltet, weil
- die Verlage von eingefleischten Transatlantikern geführt werden und auch durch entsprechende transatlantische Organisationen, NGOs und sogar von Steuergeldern mitfinanziert werden und
- an den Schalthebeln der öffentlich-rechtlichen Anstalten auch überzeugte Transatlantiker und linientreue Parteisoldaten sitzen.
Das ist ein ungeheuerlicher Zustand für eine propagierte Demokratie, einfach massenverdummend und unverschämt. Das ist DDR-Zustand pur.
Von dieser Gleichschaltung sind auch jene Kabarettisten betroffen, die lukrative Aufträge von den öffentlich-rechtlichen Medien erhalten oder deren Standing in der Öffentlichkeit nicht das große Verdienen einbringt. Und bevor sie den Job verlieren und dazu noch geächtet werden, schwenken sie lieber auf die vorgefasste Meinung ihrer Arbeitgeber ein. Ein wenig andere Meinung ist erlaubt, jedoch nicht bei systemrelevanten Ereignissen wie der friedensstiftenden Demonstration von Wagenknecht und Schwarzer in Berlin. Es ist bei den Kabarettisten und Journalisten wie bei den dumpfen Massen, der größte Teil sind Mitläufer bzw. Nachläufer. Nur wenige sind mutig und investigativ, zeigen Charakter und Willensstärke. Aus deren innerer Überzeugung spielt das große Geld keine Rolle. Das liegt in den Genen dieser wenigen.
Ich finde den jetzigen Zustand noch schlimmer als in der DDR, weil da die Kabarettisten in ihren Veranstaltungsstätten noch mehr Meinungsspielraum hatten. Natürlich nicht beim Auftritt im Fernsehen und Radio, aber wir lebten ja auch in einer Diktatur.
Das beste Beispiel für das Einschwenken auf die vorherrschende Meinungsdiktatur war das Auftreten des Herrn Maximilian Schafroth beim Nockherberg 2023. Dieses übliche zugelassene Kritisieren der Parteikasten, verstärkt durch sein dümmliches Lachen, führte letztendlich zum wiederholten Beteuern seiner Meinungsfreiheit. Immer wieder wies er darauf hin, dass er doch alles sagen darf. Daraufhin erhielt er vom Meinungsdiktatur- Publikum stehende Ovationen. Ich war schockiert, wie primitiv durchsichtig dieser Auftritt war. Damit hatte er seinen Auftritt und damit seine lukrative Geldquelle für den Nockherberg 2024 gesichert. Die Sarah Bosetti ist schon immer eine ultralinke Kabarettistin. Alles, was nicht links ist, wird dem rechten Sektor zugerechnet – getreu dem gegenwärtig verordneten staatlichen Meinungstrend. Deren finanzielle Einnahmen sind deshalb auch abgesichert.
Die wenigen Ausnahmen unter den politischen Kabarettisten wie Uwe Steimle oder Dieter Nuhr sind entweder gekündigt oder haben so eine riesige Resonanz bei den Zuschauern, dass eine Programmabsage für die politische Systemrelevanz gefährlich wäre. Was ich sehr bedaure, ist, dass ein so politisches Kabarettisten-Glanzstück wie Volker Pispers sich zurückgezogen hat.
Fazit: Geld und Angst vor Jobverlust verderben den Charakter.
Ihr Peter Raue
117. Leserbrief
Liebe Nachdenkseiten
Gute Idee, diese Umfrage. Ich habe immer gerne die Heute-show oder extra3 angeschaut, aber das ist nicht mehr möglich.
Ich denke, es hat mit der Einschaltquote zu tun, aber das kann nicht die ganze Erklärung sein. Es muss mit der Verengung der gesamten Berichterstattung der Leitmedien zusammenhängen. Die ist wirklich beängstigend, und es besteht wirklich die Gefahr, ins Totalitäre abzugleiten.
Staatliche Zensur ist das eine, aber die Schere im Kopf ist nicht weniger beängstigend. Irgendwann hört man auf, mit Bekannten über diesen Krieg zu reden, da man sofort in eine bestimmte Ecke gestellt wird. Wie damals, als wir gegen den Vietnamkrieg antraten und das einzige Argument, das sie hatten, war „ab nach Moskau“.
Ich habe den Eindruck, heute ist es noch viel schlimmer.
Macht weiter so. Ihr seid fast die Einzigen, die gegen den Strom schwimmen.
Mit vielen solidarischen Grüßen. Enrico Rimoldi
118. Leserbrief
Liebes Nachdenken-Team,
leider funktionierte der Link nicht aber so funktioniert es auch.
Auch ich fand die Scharfzüngigkeit des Christoph Sieber einmal sehr gut. Nach der Coronazeit, in der viele Künstler arbeitslos waren, Shows und Sendungen abgesagt wurden, floss kein Geld in die Familienkassen. Und auch nach Corona läuft die Unterhaltungsbranche mit öffentlichen Veranstaltungen erst wieder langsam an. Wenn die Partner und Familie zu Hause Druck ausüben, doch endlich seine auf die Bühne gebrachte Meinung zu entschärfen, wer kann dann noch widerstehen? Es ist das Geld, das den Druck ausübt. Wenn man sieht, wie es Nena erging, die während der Coronazeit lediglich auf einem draußen stattfindenden Konzert ihren Fans gegenüber äußerte, sie müssten nicht in den eigens abgesteckten „Käfigen“ ausharren, dann weiß man Bescheid. Seit einem unvergleichbaren Shitstorm vonseiten der Presse ist sie, die stets überall Gefeierte, in den Öffentlich-Rechtlichen nicht mehr zu hören oder zu sehen.
Jan-Josef Liefers, der sich ebenfalls kritisch während der Coronazeit gegenüber der Politik äußerte, ist schließlich wieder öffentlich zurückgepaddelt und gab meiner Meinung nach deshalb kein gutes Bild ab. Nicht nur seine Tatortkarriere stand auf dem Spiel, sondern ebenfalls die Karriere seiner Frau. Zufall oder eher ein gezieltes Vorgehen von den Verantwortlichen? Denn kurz nach dem Statement und der Rücknahme des zuvor Gesagten sah man Liefers samt Frau in mehreren Spiel-Shows. Der üble Sünder durfte wieder teilnehmen?
Und so muss es nicht sehr verwundern, dass diejenigen Künstler, die im Rampenlicht stehen, vermutlich lediglich kurzfristige Verträge haben und sich noch selbst versichern müssen, mit dem Strom mitschwimmen. Dazugehören ist besser als aussortiert werden. War das nicht bereits seit dem Beginn des Radios und Fernsehzeitalters schon immer so?
Viele Grüße aus Mecklenburg-Vorpommern, Martina Plischka
119. Leserbrief
Liebe Redaktion der NachDenkSeiten,
nach einigem Nachdenken und der Maßgabe, sich kurz zu halten, komme ich zu folgender Quintessenz:
Die Haltung, die in dem Aufruf von Albrecht Müller beschrieben wird, könnte man so beschreiben: Wenn die AfD sagt: Leute springt bloß nicht von der Brücke, dann muss man gerade von der Brücke springen, denn was die AfD sagt, kann nur schlecht sein, ungeachtet des tatsächlichen sachlichen Gehalts der Aussage (analog gilt dies aktuell für den Krieg in der Ukraine). Das geht so weit, dass wenn 50.000 nicht von der Brücke springen wollen und sich auch nur einer von der AfD zu ihnen gesellt, alle 50.000 diskreditiert sind.
In satirische Worte gefasst, klingt das so: „Damit es mit der Rechtmeinungstreue im Alltag klappt und staatsmediale Beobachter sie gut erkennen können, ist Umsicht nötig: Achten Sie darauf, dass beim Rechtmeinungsvortrag rechts von Ihnen niemand steht, dass Ihre rechten Taschen zu sind und Ihr rechtes Auge abgedeckt (sonst: Rechtsoffenheit! Merksatz: „Mit dem Rechten sieht man schlechter!“). Bei der „Abgrenzung nach rechts“ denken Sie weiterhin daran, dass aus Sicht eines Qualitätsjournalisten, der Ihr Plakat fotografiert, Ihr rechts links und Ihr links rechts ist.“ – Berliner Zeitung vom 6. März 2023.
Dieses im postnationalsozialistischen Zeitalter zur Staatsreligion erhobene Credo gilt auch für Kabarettisten, umso mehr dann, wenn sie über den öffentlich-rechtlichen Rundfunk finanziert werden. Die Nichteinhaltung wird als Ketzerei betrachtet. Diese als alternativlos deklarierte „Haltung“ könnte sich als gefährlicher erweisen als das, was sie zu bekämpfen vorgibt. Einen Vorgeschmack haben wir bereits während der Coronazeit bekommen – doch statt selbstkritischer Reflexion samt Rückkehr zu einer sachlichen Debattenkultur stürzt man sich lieber in den nächsten Glaubenskampf…
Friedliche Grüße, Carmen Rother
120. Leserbrief
Liebes NDS-Team, lieber Herr Müller!
Da steht er nun, unser Narr, und muss auf die Bühne, denn das ist sein selbstgewählter Beruf. Aber was soll er bloß machen?
Es geht um ja Kabarett und nicht um (meist geistfreie) Comedy. Tja, da kommt auch der Narr nicht um den Ukraine-Konflikt drumrum. Also beschäftigt er sich damit und stellt fest, dass der aktuelle Krieg eine Vorgeschichte hat, die mindestens 2014 beginnt. Und da unser Narr die Bücher von Peter Scholl-Latour gelesen hat, weiß er, dass der „Maidan“ auch eine Vorgeschichte hat.
Ihm fällt auf, dass die beteiligten Staaten und „Nicht“-Regierungsorganisationen mehr oder weniger, offen oder intransparent neoliberal sind. Er recherchiert und stellt fest, dass der Neoliberalismus weder „neu“ noch „freiheitlich“ ist, sondern dass dieser Neoliberalismus einen Drachen gebiert, der immer Hunger hat, denn er ist zum stetigen Wachstum verurteilt. Und wie der Drache wächst, steigert sich der Hunger. Um den Hunger immer wieder zu stillen, kommt es zum Problem: Zu viel ist nicht genug! Zwangsläufig fragt sich der Narr, was das alles mit dem Dollar, dem Euro und dem Rubel zu tun hat.
Und woher das viele Geld stammt… Unser Narr hat sich dann die Dokus von Carmen Losmann so oft angeschaut, bis er verstanden hat, dass eine wirklich saukomplizierte Sache wie die Geldschöpfung eigentlich pupseinfach ist – wenn man das alles erst mal kapiert hat! Und wie sich Finanzblasen bilden. Und dass es saukompliziert wird und bleibt, wenn man die unweigerlich eintretenden Folgen dieser unverantwortlichen Praxis wenigstens abzumildern versucht!
Jetzt fragt sich unser Narr, warum diese Zusammenhänge so wenig bekannt sind, und stößt auf unser Bildungssystem. Er vergleicht die Anforderungen seiner Abi-Prüfung aus dem letzten Jahrtausend mit den aktuellen seiner Nichte, und es wundert ihn nichts mehr. In der Hauptschule zu recherchieren, traut er sich nicht, denn er ist unbewaffnet. (Der Gerechtigkeit halber, die Schüler können nichts dafür, sie wurden da hineingeboren, verantwortlich sind die Generationen vor ihnen, das weiß der Narr.)
Der Narr schaut auf unsere Gesellschaft und die Medien, sieht die Zusammenhänge und Widersprüche: Da propagiert man die Unabdingbarkeit der Menschenwürde und schickt gleichzeitig die Menschen wahlweise ins „Dschungelcamp“ oder „Jobcenter“… Die Hauptmieter des abgeschotteten Ponyhofs erklären jedem, dem es schlechter geht, dass das Leben erstens eben kein Ponyhof sei und sie zweitens die umfassende Alleinschuld an ihrem Schicksal hätten… Der Narr sieht, dass jene, die am lautesten verkünden, der Staat müsse sparen und verschlankt werden, am kräftigsten in die staatlichen Fleischtöpfe langen und jeden wegbeißen, der nur mal naschen will… Er hört die Predigten für Toleranz, Vielfalt und Inklusion, aber wenn jemand auch nur Zweifel an der Gender*Innensprache äußert, kommt der Kritiker gnadenlos an den öffentlichen Pranger… Er hört die Friedensaktivisten klagen, es würden zu wenig Waffen ins Kriegsgebiet geliefert… (Auf seinen Vorschlag, doch selbst die Uniform anzuziehen, zeigt man ihm jedoch den Vogel!) Professoren für Politik erklären mit der größten Selbstverständlichkeit die technischen Details der Wirkung von Sprengstoffen an Erdgasleitungen, als wären sie Dozenten für Seeminen an der Unterwasserwaffenschule der Bundesmarine…
Verzweifelt sucht der Narr den Trost im Märchen und gerät an „Des Kaisers neue Kleider“. Es springt ihn an! Sie alle, all diese Akteure, groß und klein, sind doch längst nackt! Und die meisten von ihnen wissen das sogar selbst. Und deshalb versuchen sie, mit cancel culture und shitstorm zu verhindern – ach was – nur noch hinauszuzögern, dass man sie öffentlich und ungestraft als das wahrnimmt, was sie sind: Ebent nackt!
Aber noch läuft das Spiel. Und unser Narr muss sich jetzt entscheiden. Jetzt und nicht hinterher, wenn klar ist, was passiert ist.
Also, Augen zu und mit den Wölfen heulen, und für später auf die Vergesslichkeit der Leute hoffen? Oder dem Fachkräftemangel entgegenwirken und sich sofort um eine Umschulung zum Handwerker bemühen? Oder mit Charakter und Rückgrat auf die Bühne? Und wenn auf den Auftritt der Shitstorm kommt und das Canceling ihn trifft – sich auf die Narrenfreiheit berufen? Aber unser Narr ist doch nicht närrisch. (Eben!)
Viele Grüße, Michael Kunz
121. Leserbrief
Sehr geehrter Herr Müller,
ich betrachte die Entwicklung in der Satire als Teil einer Inszenierung. Primär muss jeder Geld verdienen, sekundär ist die Tragweite nicht so offensichtlich. Diejenigen, die sich nicht benutzen lassen, finde ich hier auf den NDS oder bei anderen freien Medien. Das Problem liegt woanders.
Was sagen mir denn die Satiriker, Nachrichtensprecher und alle die spalten, hetzen, diffamieren? Sie erwarten, dass ich mich mit ihnen beschäftige, ihnen Aufmerksamkeit und Zeit gebe. Die Wahrheit ist: Sie schaffen Narrative und stehlen mir die Zeit und Kraft, mich auf die wirklichen Probleme zu konzentrieren.
Warum werden die Reichen immer Reicher, warum zahlen Beamte nicht in die Rentenkasse ein? Warum werden alle Beiträge in den Mediatheken für uns unsichtbar gemacht? (in meinen Augen eine gesetzlich verordnete Bücherverbrennung) Wovon soll ich abgelenkt werden, warum soll jeder gegen jeden kämpfen?
Meine Idee: Ich soll niemals das Unten und Oben infrage stellen.
Zu der These einer Inszenierung habe ich auf die Schnelle zwei Beiträge gefunden und einen technischen Beitrag aus dem Heise Verlag, der sich mit einem speziellen Linux Kernel befasst, dazu auch einen Kommentar von Tom-Oliver Regenauer. Er sieht ein gesichtsloses Imperium aufziehen, in dem niemand mehr verantwortlich ist und Politiker komplett austauschbar sind.
Ab Minute 32 wird Herr Regenauer deutlich:
Was der Film mit Jim Carrey suggeriert, gilt auch für die mediale Inszenierung von Politik: Nichts ist echt.
28. Januar 2023 von Tom-Oliver Regenauer, hier auf YT vorgelesen mit aufschlussreichen Bildern im Film.
Die Truman Show (Rubikon), Augen Auf Medien-Analyse; Video Translate Projects
youtube.com/watch?v=V-SxMkAkGzk
Harald Norkus
122. Leserbrief
Auch ich sehe so einige unserer Kabarettisten ins Lager der Angepassten abgleiten. Besonders die „Mitternachtsspitzen“, auch von Ihnen erwähnt, waren für mich am vergangenen Samstag kaum noch zu ertragen. Ob Christoph Sieber in seinen Bühnenprogrammen auch so angepasst ist, vermag ich nicht zu sagen. Ich denke, dass im Fall Sieber der WDR hier Vorgaben gemacht hat unter dem Motto „Das darfste, und das darfste nicht.“
Georg Schramm oder
Volker Pispers (beide leider schon lange inaktiv) würden ganz sicher nicht in eine solche Kerbe schlagen.
Freundliche Grüße, Otmar Kranz
123. Leserbrief
Guten Tag Herr Müller,
meine Antwort lautet: Die genannten ‚Kabarettisten und -innen‘ sind geimpft! Entweder mit einem der Corona-Impfstoffe (verschiedenste Nebenwirkungen sind bekannt!), oder sie wurden anderweitig gehirnmanipuliert, z. B. durch ein Alimentierungsabo vom ÖRR…
Beste Grüße, Christel Post
124. Leserbrief
Hallo liebes NachDenkSeiten-Team!
Auf Fox-News (leider die einzige Quelle) hat sich Tucker Carlson über das Phänomen von staatlich geförderten Komikern wie Böhmermann und Kebekus usw. ausgelassen. Leider ohne Quellengabe wird dort behauptet, dass es angeblich einen Etat von 200 Millionen Euro gibt, die für entsprechende Persönlichkeiten in den Medien rausgehauen werden. Nun ist Fox-News quasi eine Art BILD-„Zeitung“ in Fernsehform. Und Quellenangaben habe ich auch keine gefunden.
article.wn.com/view/2023/03/06/tucker_carlson_german_propaganda_puppets/
Vielleicht hilft das bei der Recherche weiter.
Herzliche Grüße, Jens Czoßek
125. Leserbrief
…möglicherweise geht es auch (v.a.?) um die Befürchtung, keine Auftrittsmöglichkeiten mehr zu bekommen, Beispiele für die cancel culture gegen kritische, unbequeme KünstlerInnen gibt es mittlerweile ja leider genug. Nach der Corona-Zwangspause geht es da möglicherweise einfach ums materielle Überleben…
Beste Grüße von C. Ottmar
126. Leserbrief
Sehr geehrter Herr Müller,
die NachDenkSeiten beantworten ja Ihre Anfrage einen Beitrag weiter unten selber:
„Bundesregierung zahlte Hunderttausende Euro an Journalisten von ARD und ZDF“
Seit wir das letzte „Kabarett“, das war „Die Anstalt“ vom Dezember 2021 mit einer abscheulichen und primitiven Werbung für die Gen-Impfbrühe gesehen und uns geekelt haben, steht es für uns fest: Die früher so guten und kritischen Kabarettisten müssen gekauft worden sein. Unserer Meinung nach sogar mit Geld „zugesch…“ worden sein. Jede andere Erklärung ist schwierig, zumindest bei den Kabarettisten, die vorher eben nicht konform und stromlinienförmig waren.
Das verlinkte Video von Sarah Bosetti konnten wir übrigens nicht ganz ertragen, selbst einzelne Auszüge waren unverdaulich.
Mit freundlichen Grüßen, Franz Brandl, Lam
P.S.: die Räuberpistolen der „Qualitätspresse“ inklusive des ÖRR werden immer unglaublicher, es muss sich um Intelligenztests des Volkes handeln. Sonst wäre es doch nicht möglich, nach 9/11 – den Skripals (eine Hammergeschichte!) – Nawalny – noch die Münchhausen-Erzählung der „privat-ukrainischen“ Pipelinesprengung obendrauf zu setzen (Details zur Unglaubwürdigkeit erspare ich mir – das herauszuarbeiten, sind die NachDenkSeiten wesentlich geeigneter). Aber Münchhausens Lügereien waren wenigstens lustig. Die des „Qualitätsjournalismus“ sind es nicht.
127. Leserbrief
Sehr geehrter Herr Müller,
die Beobachtung, dass das Kabarett im TV seinen Namen nicht mehr verdient, habe ich auch gemacht. Eigentlich erwartet man doch satirische Gesellschaftskritik. Spätestens seit dem 24. Februar 2022 ist das aber vorbei. Der „böse Putin“ wurde schon vorher des Öfteren bemüht, was mir in seiner Primitivität immer unangenehm aufstieß. Seit besagtem Datum nahm dies noch einmal Fahrt auf.
Die „Mitternachtsspitzen“ sind seit dem, sicherlich unfreiwilligen, Ausscheiden der alten Besetzung (Ich las irgendwann ein Interview mit Herrn Schmickler, in dem er andeutete, gegangen worden zu sein.) auch kein wirkliches Kabarett mehr. Der stets erhobene Zeigefinger nervt unglaublich. Und jetzt noch das: Sie befeuern den Krieg, indem sie eine dringend erforderliche Friedensdemo verunglimpfen. Zufällig habe ich letztens einen Teil des Auftritts von P. Simon gesehen. Er hetzte regelrecht gegen Frau Wagenknecht und die Friedensdemonstranten. Mir wurde übel, und ich schaltete ab. Ich glaube kaum, dass sich ein Herr Schmickler für solch billige Meinungsmache hergegeben hätte.
Über die Gründe für das regierungskonforme Verhalten der derzeit im TV auftretenden sogenannten Kabarettisten kann man nur spekulieren. Anscheinend werden sie nach einer gewissen Charakterschwäche ausgewählt, d.h. ihre vorgeblichen Ideale sind nicht gefestigter Natur und daher leicht austauschbar, wenn das gewisse Vorteile für sie bringt. Parallel dazu setzt man sie vermutlich dahingehend unter Druck, dass sie nicht mehr auftreten dürfen, sollten sie sich dem vorgegebenen Narrativ nicht unterwerfen. Da die o.g. Vorauslese stattgefunden hat, klappt das. Wer nicht spurt, fliegt raus (s. Steimle).
Somit hat man uns auch noch diese Art des Einmal-tief-durchatmen-Könnens (ehe man an dem ganzen Geifer, dem man tagtäglich ausgesetzt ist, erstickt) genommen. Das ist sehr bitter.
Machen Sie bitte weiter. Sie sind eine der letzten Bastionen, in denen wenigstens die Seele noch Zuflucht findet.
Mit sehr freundlichen Grüßen an Sie und Ihre Mitstreiter, Bettina Stange
128. Leserbrief
Liebe NachDenkSeiten,
um es kurz und schmerzhaft zu formulieren: Das angepasste Kabarett entspringt der neuen Lust am Faschismus. Unter dem Deckmantel des Guten darf man endlich auch als Deutscher gegen „Minderheiten“ hetzen und wird dafür beklatscht und belobigt. Diskriminierend und pöbelnd zeigt das regierungskonforme Kabarett die hasserfüllte Fratze, die es selbst lieber finsteren Stammtischen zuschreibt.
Mit freundlichen Grüßen, Ulf Baukus
129. Leserbrief
Sehr geehrter Herr Müller,
die Anstalt war vor Jahren mal sehenswert, jetzt schon lange nicht mehr. Was sollen die „Künstler“ machen? Sie leben von der Kohle, die der ÖRR ausschüttet. Werden sie zu kritisch, sind sie weg vom Fenster. Mal ganz ehrlich, was meinen Sie, müsste dieser Fäkalkomiker Böhmermann über die Dörfer ziehen, wieviel Zuschauer hätte er, und zu welchem Preis?
Es gibt noch welche, die Kabarett machen. Uwe Steimle sei hier genannt. Der steht aber schon lange nicht mehr auf der Gehaltsliste des MDR. Der große Rest (wie z.B. Welke) bringt mal eine kleine Skurrilität eines Regierungspolitikers, um dann volle Pulle auf die AfD oder auch Frau Wagenknecht zu dreschen. Die Leute sagen „was hast Du denn, der nimmt doch auch die Regierung aufs Korn“ und merken nicht, dass das nur Mittel zum Zweck ist. Mich wundert, dass die gleichen (abgedroschen) Parolen gegen die Corona-Maßnahmenkritiker („da waren Reichsbürger und Rechte unter den Demonstranten“) schon wieder greifen (Für Frieden ist neuerdings rechts). Diesen fanatischen jungen Kriegsfans (die mehrheitlich nicht gedient haben) sei gesagt: Es stört das Massengrab nicht im Mindesten, wenn darin ein Reichsbürger neben einem linksradikalen von der Antifa verrottet. Habe selber keinen Twitter-Account, darum konnte ich nicht antworten. Da postete tatsächlich ein ca. 20-jähriger Jüngling „Sarah Wagenknecht hat Angst vor einem Atomkrieg“ und versuchte, diese Angst (die ich auch habe) ins Lächerliche zu ziehen.
Hätte ich antworten können, ich hätte ihn gefragt, ob er eine Kakerlake ist. Das sind bekanntlich die einzigen Lebewesen, die einen Atomkrieg überleben. Damit wäre dieser „randgebildete“ Jüngling sicherlich schon überfordert.
Mit freundlichen Grüßen, Ralf Binde
130. Leserbrief
Lieber Albrecht Müller!
Ihr Angebot, einige Zeilen zu der Sparte Kabarett zu sagen, nehme ich gern an.
Der Jahresrückblick von Urban Priol bildete bereits Anfang des Jahres den Aufschlag zur Verharmlosung der Aufrüstung in Europa und der Rüstungsexporte in alle Welt. Die Waffenlieferungen der Bundesrepublik ins Ausland und in Kriegsgebiete schienen dem Kabarettisten keine Sorgen zu machen, weil man doch gern an dem Menetekel der Unterfinanzierung der Bundeswehr festhält und den Sprech der Medien übernimmt, dass Milliarden für die Aufrüstung die Lücken im Rüstungshaushalt schließen könnten, um der Ausstattung der Bundeswehr auf die Beine zu helfen. Dass der Rüstungshaushalt der Bundesrepublik seit Jahren ordentlich gepampert wird, spielt dabei kaum eine Rolle. Hauptsache, die Pointe stimmt, dass das Kriegsgerät weitgehend unbrauchbar sei. Weil deutsche Panzer und dann Kriegsgerät auch niemand töten könnten. Der Zweite Weltkrieg, der die deutsche Wehrmacht und deutsche Panzer bis nach Stalingrad trieb, scheint vergessen!
Der Beitrag beim Jahresrückblick von Florian Schröder beim Politischen Aschermittwoch (in Berlin) ließ auch keine Frage offen, wie weit sich der Kabarettist auf die Phrasen der üblichen Medienberichterstattung einließ. Er erntete dafür lebhafte Buh-Rufe und meinte dazu, dass er sich nun mal gern in die Rolle eines Willigen begeben würde. Einer muss es ja machen…
Extra3 mit dem Wahnsinn der Woche und dem Moderator Christian Ehring macht da gleich mit – weil der Wahnsinn gar nicht groß genug sein kann. Ebenso Oliver Welke mit seiner Heute-Show, der kaum eine Sendung ohne die verquirlten Ansichten über eine unnütze Friedensbewegung vergehen lässt!
Ja, und nun auch die Herren Christoph Sieber und Philip Simon, die sich diesem Reigen anschließen. Vielleicht spricht keiner mit ihnen? Sie eilen von Auftritt zu Auftritt, und sie bleiben unter sich? Kein Kontakt zur Realität mehr? Warum sagt ihnen keiner mal, was andere Menschen denken? Sie scheinen mir so hilflos!
Es gibt allerdings Ausnahmen. Ich war unlängst auf einer Kabarettveranstaltung mit Hagen Rether. Und da gab es nicht diese Widerspiegelung der Agenda des Unverstands, aber durchaus Nachdenkliches über Kriege und Fluchtursachen.
Die Konsequenz aus derlei Ungemach in Funk und Fernsehen: einfach abschalten, Freund:innen treffen, viel gute Literatur lesen und öfter mal bei den NachDenkSeiten nachschauen…
Freundlicher Gruß, Jürgen Hagenguth
131. Leserbrief
Liebe Nachdenkseitler und Nachdenkseitlerinnen,
wenn Olaf Scholz damit leben kann, dass er Deutschland an die Wand fährt, dann wird ein luftiger Kabarettist auch damit leben können, dass er einfach sein Publikum wechselt. Er kann sich noch zugutehalten, dass, wenn sein Stil nicht gewollt wird, er das bei leeren Stühlen schon mitbekommt. Ein Kanzler kann sich da wohl besser täuschen. Allerdings hat ein Kanzler auch ein weitaus gesicherteres Einkommen, auch was die Zeit nach seiner Amtsperiode angeht. Er wird von Steuergeldern bezahlt, der Kabarettist von Euros. Und wenn man den Euros hinterherkabarettiert, muss man auch schon mal Kurven machen, im dümmsten Fall sogar eine 180-Grad-Kurve.
Alle anderen gehen in den U. Die machen tatsächlich eine 360-Grad-Kurve und bleiben sich treu – das, was Annalena Baerbock unterbewusst von Putin erwartet.
Halte deinen Kurs, und du wirst wahrgenommen. Eine alte Regel beim Segeln.
Olaf Gärtner
132. Leserbrief
Hallo, liebes Team!
Ich finde es seit einiger Zeit schrecklich, wie sich Kabarettisten verhalten, und diejenigen, die das Friedensmanifest verunglimpfen, sind für mich die wahren Rechtsradikalen im neuen Gewand. Der wahre italienische Antifaschist Ignazio Silone sagte nicht umsonst, dass die neuen Faschisten im antifaschistischen Gewand kommen werden. Wer Waffen liefert, will Krieg, sonst würde er Diplomaten schicken.
Ein weiterer Skandal waren Faschingssitzungen, wo auch die Kriegslüsternheit noch gerechtfertigt wurde. Christoph Sieber und Co. habe ich schon live erlebt vor einigen Jahren, von denen ich schwer enttäuscht bin. Auch CDs von Florian Schroeder habe ich entfernt und
würde nie mehr auf eine Veranstaltung von ihm gehen.
Hoffnungsträger sind Lisa Fitz, Uwe Steimle und natürlich Nicolai Binner.
Viele liebe Grüße aus Crailsheim von Klaus Lang
133. Leserbrief
Liebe Macher der NDS,
bei den meisten Kabarettisten dürfte der Grund für die Anpassung, oder sollte man Anbiederung sagen, vielleicht in einer finanziellen Abhängigkeit liegen. Wer eine eigene regelmäßige Sendung im Fernsehen hat, möchte dieses Privileg sicher nicht riskieren. Es bietet ja eine sichere Einnahmequelle. Und niemand möchte seinen Platz an einem stets gut gefüllten Futtertrog verlieren. Das bedeutet natürlich gleichzeitig, dass die jeweiligen Sender einen Einfluss auf die Beiträge haben. Es ist mir immer wieder aufgefallen, dass die Gäste z.B. bei Nuhr irgendwo in ihren Beiträgen betont haben, sie seien ja geimpft und oft als Ergänzung, es gehe ihnen ja schließlich gut.
Bei Frau Bosetti möchte ich nun kein „Psychogramm“ erstellen, aber bei ihr scheint mir ein tiefsitzender Menschenhass der Grund zu sein, besonders natürlich bei solchen Menschen, die nicht ihre Weltsicht teilen mögen. Bei jemandem wie Frau Bosetti wundert es mich immer, wie vehement sie sich einerseits „gegen Rechts“ positioniert, andererseits aber doch – wie mit ihrem „Wurmfortsatz“-Beitrag – ein von Hass geprägtes, faschistisches Menschenbild vermuten lässt. Gleichzeitig lassen solche Menschen aber bei dem „Paschavergleich“ von Friedrich Merz keinerlei Gnade walten und zeigen ihren hohen Moralanspruch.
Es fällt allerdings auch auf, dass der eine oder andere Kabarettist – wie z.B. Hagen Rether oder Jochen Malmsheimer – kaum oder gar nicht mehr im Fernsehen zu sehen war.
Mit besten Grüßen, Uwe Kuhlmann
134. Leserbrief
Sehr geehrtes NDS-Team,
Sie nehmen mir die Worte aus dem Mund – den ich nicht mehr zubekomme angesichts der elenden Zu-Kreuze-Kriecherei, die jetzt auch noch die erbärmliche Reste-Rampe des deutschen (Fernseh-)Kabaretts ereilt hat. Man starrt mit ungläubigem Entsetzen auf die jämmerliche „Schrank- Nummer“ eines Phillip Simon und wünscht sich sehnlichst die alte Garde von Schramm, Pispers, Freitag & Co. wieder her.
Was ist denn DA passiert? Ich fürchte um die allerletzte Bastion der ,,Anstalt”, ob Uthoff und von Wagner nun auch kapitulieren? Was würde der unvergessene Dieter Hildebrandt wohl zu diesem vorauseilenden Gehorsam der offenbar um ihren Sendeplatz besorgten Medienclowns sagen? Wohl so etwas wie: „Diese ,Kabarettisten‘ machen sich in jede Hose, die man ihnen hin hält“…
Mit wütenden Grüßen, Monika Petrasch
135. Leserbrief
Sehr geehrtes NDS-Team,
Wenn Sie fragen: „Wie kann man erklären, dass Kabarettisten wie Sieber, Bosetti, Philip Simon und andere in das Lager der Angepassten abgleiten?“, vermute ich zweierlei Gründe:
Bei einigen mag gelten: Wes Brot ich ess, des Lied ich sing. Und vor dem Hintergrund der um sich greifenden Cancel Culture und immer mehr Auftrittsverboten (Beispiel erst neulich Uwe Steimle) haben wohl einige Angst um Ihr weiteres Auskommen in einem ganz sicher recht angenehmen – und mit dem regelmäßigen Geld des ÖRR im Rücken auch ganz sicher sehr gut bezahlten – Job.
Bei anderen würde ich aber sogar vermuten, dass sie voll und ganz dahinter stehen, was sie von sich geben. Denn diese Debatte hat doch schon längst religiöse Züge entwickelt, wo nur noch der reine Glaube zählt. Alles andere ist Ketzerei und gehört auf den Scheiterhaufen!
Nachdenkliche Grüße, KK
136. Leserbrief
Sehr geehrter Herr Müller,
leider ist es nicht kurz geworden. Ich glaube einfach dass die Menschen seit den Sechzigerjahren im Überfluss groß geworden sind. Inzwischen ist je nach Geldbeutel fast alles möglich. Weltreisen, Reisen ins All (für die Milliardäre), alle Länder der Erde muss man gesehen haben. Die Einkaufszentren sind voll, die Supermärkte quellen über, und keiner möchte verzichten, kein Journalist, kein Satiriker, kein Politiker und natürlich auch ein Großteil der jungen Menschen nicht. Dass es nicht so weiter gehen kann, wird einem normalen Menschen schon einleuchten, denn die Ressourcen reichen nicht für acht Milliarden Menschen (auf der Erde) auf unserem westlichen Niveau.
Leider tut die Politik nichts Wirksames dagegen. Solange keine Pfandsysteme und Verbote von unnützen Plastetüten und ähnlichen Produkten nicht umgesetzt sind, werden auch Journalisten und Satiriker sich weiter so verhalten, wie der Mainstream es verlangt. Damit jeder weiter (auf Kosten des Klimas) sein gutes Geld verdient und keine Abstriche machen muss.
Herr Habeck macht den Diener bei den Öl- und Gasmulties, und die Journaille und Satiriker erzählen, was der Mainstream erwartet. Es gibt glücklicherweise z.B. aber noch Lisa Fitz, und ich hoffe auch, dass Herr Pispers irgendwann wieder seine Gedanken vorträgt. Man kann auch seine früheren Beiträge anschauen, sie sind auch heute aktuell.
Leider scheint die Mehrheit der Menschen im Westen dem Mainstream alles auch noch zu glauben. Sogar die Partei „Die Linke“ spielt jetzt mit, und leider werden mit der Zeit auch die jungen Menschen überzeugt sein, „die Russen sind schuld“. Keiner in der Politik ist wirklich interessiert, da man die Systemfrage stellen müsste. Obwohl auch Russland jetzt kein sozialistisches Land mehr ist und nur seine Sicherheit als Staat verteidigt, um dem kolonialen Streben des Westens zu entgehen.
Aber ich bin optimistisch, die Erde wird weiter noch eine lange Zeit existieren. Ob die Menschheitsfamilie (nach Daniele Ganser) etwas Sinnvolles dazu beiträgt, kann ich nur hoffen.
Seit einem Jahr informiere ich mich hauptsächlich nur über die NachDenkSeiten, Seniora, Anti-Spiegel und einige weitere Informationsquellen. Die hier schreibenden Autoren sind in meinem Beitrag oben nicht gemeint!
Mit freundlichem Gruß, und bleiben Sie gesund, R. Jaroschinski
137. Leserbrief
Sehr geehrter Herr Müller,
leider ist es tatsächlich so, dass es nicht mehr möglich ist, Kabarett abzuschauen, ohne sich massiv zu ärgern. Man hat das Gefühl, es gibt nur noch eine Meinung, die geäußert werden kann und darf.
Ich vermute mal, die Bevölkerung soll positiv auf das Kriegsgeschehen eingestimmt werden, damit es möglichst wenig Widerstände gegen Entscheidungen gibt, die sich für weite Teile der Bevölkerung negativ auswirken. Dazu gehört auch das Schwarz-Weiß-Denken, das gefördert wird mit klaren Zuschreibungen, wer die Guten sind (Ukraine) und wer die Bösen (Russland), als handle es sich um ein Märchen oder einen Film.
Warum das Kabarett da mitmacht, weiß ich nicht. Druck der Fernsehsender oder Veranstalter? Finanzielle Anreize? Es ist alles möglich.
Mit freundlichen Grüßen, Regina Kneißl
138. Leserbrief
Dass zahlreiche sogenannte Kabarettisten ins Lager des Mainstreams abgeglitten sind, habe ich schon vor mindestens zwei bis drei Jahren bemerkt. Beste Beispiele sind hier für mich die Heute-Show, „Die Anstalt“ und neuerdings auch Urban Priol. Alles Sendungen, die ich mir nie entgehen ließ.
Irgendwann wurde es immer deutlicher und penetranter, wie Oliver Welke vermehrt über Putin und Russland dämliche Bemerkungen fahren ließ. Diese Sendung brauchte ich dann einfach nicht mehr. „Die Anstalt“ mit von Wagner und Uthoff, die einst mit Hintergrundwissen und Ironie geradezu explodierte, wurde handzahm, und selbst bei Urban Priol vermisste ich den „Biss“ bei seiner letzten Sendung Tilt, Der etwas andere Jahresrückblick.
Friedrich Grimm
139. Leserbrief
Hallo Herr Müller,
ich finde die Frage nach den Motiven nicht gerechtfertigt. Man kennt weder die Person noch die Situation und die Hintergründe der Künstler. Wie Christoph Sieber später gesagt hat: „Man kann Putin für eine Arschgeige halten und gleichzeitig den Amerikanern nicht über den Weg trauen.“ Das bedeutet für mich, nur weil der eine Schlimmes tut, ist der andere nicht der Gute. Es ist also verständlich, wenn einige Angst/Sorge davor haben, dass durch die berechtigte Kritik an den USA Deutschland in eine russische Hegemonie fällt und damit der Traum vom souveränen Europa/Deutschland in weite Ferne rückt.
Niemand weiß, ob der jeweilige Darsteller wirklich das meint, was er sagt, oder einfach nur eine Rolle spielt. Mit dieser überspitzten Einseitigkeit der Satiriker darf man nicht sachlich kritisch sein, sondern muss sie satirisch interpretieren. Eine Frau Bosetti beispielsweise, welche jede Kritik an ihr als antifeministische, transphobe Kampagne von antisemitischen rechtsradikalen Corona „nein“ Friedensschwurbler hält, möchte mit dieser Überspitzung zeigen, wie sich ihre Bewegung verrannt hat und sich nun selbst schadet.
Was die Künstler machen, machen die Künstler. Immerhin haben sie erreicht, dass Sie, ich, wir uns Gedanken machen. Dass jedoch der Meinungspluralismus zu einem Lagerkonformismus mutiert ist, das liegt nicht an diesen Künstlern, sondern an der Medienkapitalisierung.
Danke und mit besten Grüßen, Christopher Fröhlich
140. Leserbrief
Sehr geehrte Nachdenkseiten!
Vielen Dank für Ihre unermüdliche Arbeit in Zeiten der Dunkelheit! Hier ist ein Kommentar zum Thema „Kabarett und die Nähe zur Macht“. Ich hoffe, er ist nicht zu lang geworden. Sie können gern kürzen, aber das Budzinski-Zitat ist wichtig.
Viele Grüße, Barbara Streun, Berlin
Kommentar:
Die Crux mit dem aktuellen Kabarett ähnelt dem Dilemma, in dem sich das DDR-Kabarett befand. Heute wie damals bemerken die Verantwortlichen das Problem gar nicht – oder reden es schön. Denn dem Kabarett wohnt per se das Rebellentum inne. Kabarett ist das Ausdrucksmittel der Beherrschten gegen die Herrschenden, zielt von „links unten“ nach „rechts oben“. „Rechtes Kabarett“ gibt es also eigentlich gar nicht, ist ein Widerspruch in sich, sofern man „Links und Rechts“ im klassischen (Wagenknecht‘schen) Sinne definiert.
In der DDR aber stellten die „Linken“, die „Progressiven“ die Regierung. Was also tat das Kabarett? Die DDR war stolz auf ihr Kabarett, dessen Wurzeln sie auf von den Nazis verfolgte „linke“ Künstler zurückführte. Regierungskritik beschränkte sich aber auf harmlosen Humor oder allzu Offensichtliches wie die schlechte Versorgungslage oder diente gar der „Erziehung”. Was die großen, politischen Themen anging, da war es auf Linie und zielte auf den „Klassenfeind“ im Ausland oder unangepasste Minderheiten. Damit es keine unerwünschten Überraschungen gab, mussten neue Texte vor der Premiere genehmigt werden.
Dazu ein Zitat aus Klaus Budziniski „Pfeffer im Getriebe“ (S.278): „Den Argumenten der ‘Westpresse’, das Kabarett in der ‘Zone’ sei zu einem ‘politischen Werkzeug des SED-Staates’ geworden, hielt Krause [Hans Krause, Direktor der „Distel“ 1963] entgegen, „…dass ein Kabarett immer ein Instrument des gesellschaftlichen Fortschrittes sein muss. Den… aber repräsentiert eine Klasse, die in der Deutschen Demokratischen Republik die Leitung des Staates innehat. Das Kabarett ist hier also in der glücklichen Lage, die Interessen des Fortschrittes mit den Interessen des Staates vereint zu sehen.“*
Und, wo stehen wir heute? Offizielle Zensur und „Genehmigung“ von Texten gibt es wohl nicht (oder doch?), aber kritische Stimmen werden „gecancelt“. Die „Klasse“ der einst sich „links unten“ Wähnenden, die für sich beanspruchen, „progressiv“ zu sein, ist nun in der Regierung und beherrscht die Medien – und das Kabarett. Wen sollen sie kritisieren? Sich selbst und ihre Peers? So weise sind sie nicht. Im Gegenteil, sie haben Angst vor Bloßstellung und der Aufdeckung von Lebenslügen. Sie machen sich also mit der Regierung gemein und treten nach „unten“ – und wirken deshalb so arrogant und unlustig. Kabarett „von oben“ funktioniert einfach nicht, es wird Propaganda.
*Klaus Budziniski „Pfeffer im Getriebe“, München, 1982
141. Leserbrief
Hallo liebes NachDenkSeiten-Team,
auch ich bin absolut ratlos und zutiefst enttäuscht vom Zustand des aktuellen politischen Kabaretts. Bei einzelnen Figuren wie z.B. Frau Bosetti kann man aufgrund ihrer Äußerungen schlichtweg mangelnden Intellekt konstatieren. Sie versteht die tatsächlichen Zusammenhänge einfach nicht. Hinzu kommen noch persönliche Animositäten, die sie reichlich hat. Dieter Nuhr und Florian Schroeder waren immer schon devote Maulhuren des Systems, die nicht nach oben, sondern nach unten treten. Da kann man kein gutes Kabarett erwarten.
Aber warum inzwischen selbst jene Kabarettisten, die einmal wirklich einen wachen, kritischen Geist und ein soziales Gewissen hatten und auch durchaus mutig waren, Unbequemes zu sagen, nun so heruntergekommen sind, das kann ich mir nicht erklären. (z.B. Chr. Sieber, C. von Wagner und M. Uthoff aus der Anstalt, Urban Priol, …)
Ich vermute: Die wurden im Corona-Lockdown alle „umgedreht“. Es gab keine Auftritte und somit keine normalen Geldeinnahmen, hinzu kam ein massiver psychischer Druck. In den zwei ersten Corona-Jahren mit dem langen Lockdown wurde von „ganz oben“ ausprobiert und dann durchgezogen, wie man mit kritischen Stimmen umgeht, um diese mundtot zu machen. Ich erinnere da an die Aktionen „allesdichtmachen“ und danach „allesaufdentisch“, wo es regelrechte Hetzkampagnen gegen die Künstler gab und alle, die da noch mutig kritische Ansichten äußerten, massiv denunziert wurden. Da ging es los mit den ganzen nun als normal etablierten Diffamierungen als Querdenker, Schwurbler, Rechtsextremer, etc.
Ich glaube inzwischen, dass damals von der machthabenden Elite erkannt wurde, welche große Chance Corona ist, kritische Stimmen, auch der Kabarettisten und Künstler, entweder mundtot zu machen oder „einzunorden“. Und man hat diese Chance genutzt. Und jetzt sind die ehemals mutigen, kritischen Stimmen angepasst oder sogar ganz umgedreht, denn bei dem noch größeren Meinungsdruck in Sachen Ukrainekrieg können und wollen sie nicht mehr gegen das offizielle Narrativ sprechen, da ist dann vermutlich pure Existenzangst, keine Auftritte mehr zu bekommen und somit keinen Lebensunterhalt mehr sichern zu können.
Das ist feige, aber nachvollziehbar, wenn man sieht, dass das Volk es vollkommen gleichgültig hinnimmt, wenn dann für unangepasste Künstler, selbst Weltstars wie Anna Netrebko oder Roger Waters, Auftrittsverbote gefordert und zum Teil auch bereits durchgesetzt werden. Von einzelnen Solidaritätserklärungen kann man nicht leben.
Ich habe da leider wenig Hoffnung. Vielleicht wächst eine Generation nach, die wieder mutiger sein wird, weil sie materiell unabhängiger von Auftrittseinnahmen ist.
Sehr schade ist, dass die ganz großen Kabarettisten gar nichts sagen. Ich denke da vor allem an Georg Schramm und Volker Pispers. Diese beiden Koryphäen des politischen Kabaretts waren ja schon in den Ruhestand gegangen, haben also eigentlich doch keine materielle Not zu befürchten, dass Auftritte abgesagt würden, aber sie schweigen. Ich vermute, die beiden haben total resigniert. Und das ist dann wirklich deprimierend.
Dabei hat ein Volker Pispers schon vor vielen Jahren zu der Ukraine so viel Durchblick gehabt und in seiner brillanten spöttischen Art die Zusammenhänge erklärt:
Wie sehr bräuchten wir jetzt diesen klugen, mutigen Kopf! Und Georg Schramm fehlt so sehr. Auch er hatte bereits in 2015 mehr Durchblick zum anstehenden Krieg in der Ukraine (Stichwort Mr. Glaser, Financial Warfare, SWIFT).
youtube.com/watch?v=2NCnG2d0-V0
Und insbesondere die gewollte Volksverdummung durch die Medien hat Georg Schramm immer klar erkannt und benannt.
youtube.com/watch?v=MM7XUtLzDs4
Wie sehr er auch heute immer noch recht hat. :-(
Mit besten Grüßen, Norbert Rex
142. Leserbrief
Moin, Herr Müller,
es wird an zwei Dingen liegen:
- Wie in guten Krimis, folge dem Geld. Sorge um weitere Aufträge und Ablehnung durch große Teile des Publikums.
- Folge der permanenten Gehirnwäsche. Beispiel: Vor rund drei Monaten lag die Ablehnung gegen Panzerlieferungen in der Bevölkerung noch bei rund 60 Prozent, sechs Wochen später (durch mediales Trommelfeuer) bei unter 50 Prozent.
Noch etwas macht mich völlig ratlos. Wie kann es angehen, dass Baerbock und Habeck Spitzenwerte in der Beliebtheit einnehmen. Bestimmt auch eine Folge der Gehirnwäsche unserer traurigen Medienlandschaft. Werbung wirkt!
Besten Gruß, Gösta Ahrweiler
143. Leserbrief
Sehr geehrter Herr Müller,
nachstehend zur Umfrage einige Anmerkungen eines noch selber denkenden Bürgers mit 88 Lenzen auf dem Buckel. Alles zu sagen, was es dazu zu sagen gibt, würde den Rahmen sprengen und ist bei den NDS ohnehin in guten Händen.
Volker Pispers, einer der Brillantesten, hat bereits 2018 das Handtuch geworfen. Georg Schramm, der das Bonmot von den Klofrauen der Öffentlichen (Rechtlichen) Anstalten – da gab es die aber inzwischen von den aktuell praktizierenden Damen und Herren in den Schatten gestellte Frau Christiansen noch – prägte, macht wohl aus Altersgründen nicht mehr, wäre aber wohl ohnehin inzwischen aussortiert worden, weil er sich mit Sicherheit nicht hätte gleichschalten lassen. Lisa Fitz wurde wegen kritischer Äußerungen zum sog. Impfen weggebissen. Max Uthoff, der einst die Regime-Kritik in der geschliffensten Wortwahl vortrug, ist ein zahnloser Tiger geworden. Besonders erschüttert und deprimiert war man über einleitende und eigentlich sehr deutliche Worte von Urban Priol bei seinem ersten Wiederauftritt nach dem totalen Corona-Lockdown. Er hatte sinngemäß Folgendes zum Ausdruck gebracht: Wenn man sagt, was sie wollen, dass man sagt, dann hat man auch keine Probleme mehr. Über Oliver Welke und seiner am Beginn noch recht passablen Heute Show kann man inzwischen auch ein Ei schlagen. Ist alles eigentlich bloß noch peinlich. Besonders empörend und widerwärtig fand man, wie Christian Ehring in seinem extra3 sich wiederholt über die Aktionen von Wagenknecht und Schwarzer lustig machte und diese ins Lächerliche zog. Neben vielem gleichartig Erbärmlichen und zum Teil auch wirklich Schlimmen ragte ein, wie man findet, medialer Abschaum heraus. Hier soll einmal von einem auf übelste Weise öffentlich Beleidigten und Beschimpften mit gleicher Münze zurückgezahlt werden. Eine Sarah Bosetti verglich „Ungeimpfte“ mit einem Blinddarm des Volkskörpers, der entfernt werden könne bzw. sollte. Nun wurde diese Dame nicht etwa aus dem Staatsfunk entfernt, geschweige wegen Volksverhetzung (§ 130 StGB) angezeigt, sondern darf weiter moderieren und ihr dümmliches Gelabere in der Regel ablesen; denn zu freier Rede hapert es mental offenbar. Die Macher und Verantwortlichen des ÖRR haben aber zweifelsfrei mit derartig faschistoiden Auswüchsen der bei ihnen oder von ihnen Beschäftigten – und vom Zwangsgebührenzahler finanzierten – keinerlei Probleme.
Werner Finck sagte einst: „Ich stehe hinter jeder Regierung, bei der ich nicht sitzen muß, wenn ich nicht hinter ihr stehe.“ (Noch?) muss bekanntlich heute keiner sitzen. Job, Reputation, Existenzbasis und alles mögliche Lebenswichtige kann man aber wohl, inzwischen auch nachweislich, schon loswerden, und demzufolge haben auch die für Kabarett und Satire Zuständigen zweifelsfrei Angst davor, dergleichen Misshelligkeiten ausgeliefert zu werden.
Es ist ja nicht nur bei Kabarett und Satire, was aktuell so etwas gar nicht mehr ist, der Fall, sondern durchseucht – seit Corona besonders stark ausgeprägt – nahezu den gesamten mainstreammedialen Bereich, und es ergeben sich zwangsläufig Assoziationen zu Hugenberg, Völkischer Beobachter, Reichspropaganda-Ministerium und vielem Gleichartigen aus der deutschen Geschichte. Und ob der Schoß gemäß Arturo Ui nicht bloß fruchtbar noch ist, sondern bereits zu kreißen droht, wäre vielleicht auch mal einen Gedanken wert.
Besonders perfide und bösartig ist natürlich, wenn die Kritiker an den Corona-Maßnahmen und den Waffenlieferungen – sprich de facto Beteiligung am Krieg gegen Russland mit all den damit verbundenen gravierenden Risiken – in einen Topf mit Rechten, sprich AfD geschmissen werden, weil diese auch gegen die Sanktionen und Waffenlieferungen und für Verhandlungen sind. Dreist, wenn deren Programm auch schlimm neoliberal ist, stellen sie doch z. Zt. die einzige wirkliche Opposition im Parlament dar und waren bei Corona die einzigen, welche sich für die Einhaltung der Grundrechte eingesetzt haben. Man selbst bezeichnet das real in der BRD existierende politische System als eine Mehrparteien-Autokratie; denn seit Brandt und Schmidt war jede Regierung, egal in welcher Koloration, schlechter als die vorangegangene und hatte mit Gemeinwohl und den Interessen des Normalbürgers nie etwas am Hut. Die Volksvertreter in dem jedes Mal weiter zum Bierbauch aufgeblähten Selbstbedienungsladen Bundestag vertreten das Volk auf eine Weise, wie ein Zitronenfalter Zitronen faltet. Und man kann Frau Dr. Wagenknecht nur beipflichten, dass wir aktuell die dümmste Regierung der Welt haben.
Mit besten Grüßen, Hartmut Wohler
144. Leserbrief
Sehr geehrter Herr Müller,
ich kann mir den Mechanismus nur mit einem Schwarmverhalten (so wie bei Fischen) erklären, das mittlerweile nicht nur die meisten Presseorgane, sondern auch Satire und politisches Kabarett erfasst hat. Woher dieses Schwarmverhalten kommt … ich vermute durch die kritiklose und ahnungslose Übernahme von Positionen aus einer starken, sogenannten „intellektuell“ geprägten Wir-Gruppe heraus, die in Medien und Politik den Mainstream dominiert. Ich glaube, neudeutsch sagt man heute auch „Blase“ dafür.
Wie sich der Schwarm gebildet hat, und warum der Schwarm heute sehr sehr auffällig in eine Richtung schwimmt – oder die Blase in eine Richtung wabert – ist kompliziert. Das sollte unbedingt untersucht und die Frage sollte unbedingt geklärt werden. Gezielt von einem Subjekt oder einer Institution kann das eigentlich nicht gesteuert sein.
Ich habe das von Sahra Wagenknecht und Alice Schwarzer initiierte Manifest unterschrieben und ebenfalls an dem „Aufstand für Frieden“ am 25. Februar 2023 in Berlin teilgenommen – bin deswegen aus Solingen angereist. Ich war hauptsächlich an der Rede von Erich Vad interessiert, da er den gegenwärtigen Ukraine-Konflikt als Experte aus meiner Sicht am besten beschreiben, bewerten und prognostizieren kann. Ich gehöre weder einer Partei an, ich kenne keine Querdenker, Verschwörungstheoretiker, keine AfD-Mitglieder, bin drei Mal gegen Corona geimpft, also ganz „normal“ 😁.
Die Reaktion der Medien auf das Manifest, die ich in den Tagen nach dem 25.2. vernahm (Tagesschau, FAKT!!!, Lanz, Maischberger, HART ABER FAIR!!!!, HEUTE SHOW!!!!), verursachte einen Schock bei mir. Ich fasse zusammen: Falschmeldungen, Diffamierungen, Beleidigungen, Desinformation, …, wie beim besten Shitstorm in den Sozialen Medien, aber mit Beaufort 12 bitte schön! Schon wenige Stunden nach der Veranstaltung wurde bei Tagesschau-Online wörtlich von der „Wagenknecht-Demo“ berichtet. Was für eine Berichterstattung!!! Unglaublich!!!!!!! Und ich war ja selbst da!!!
Kurz nach der Veranstaltung am 25.2. lief am Berliner Hauptbahnhof einer der Mitarbeiter der Satiresendung „Heute-Show”, Fabian Köster, an mir vorbei. Der wollte wohl im gleichen Zug zurück nach Köln. Ich fragte mich, was macht der hier? Der kann doch eigentlich keinen satirisch motivierten Bericht auf einer Veranstaltung zu einem so ernsten Thema mit wirklich betroffenen Teilnehmern machen. Das war wohl ein Irrtum. Sein Interview mit Alice Schwarzer und die weiteren Interviews mit Teilnehmern, die man dann in der „Heute-Show“ sehen konnte, und die Kommentare dazu von Oliver Welke hatten mit Satire auch wenig zu tun. Die Einlassungen dienten eindeutig der Diffamierung der Veranstalter und Teilnehmer.
Ich hatte schon so eine Vorahnung, aber aufgrund meiner jetzt gemachten Erfahrungen habe ich kein Vertrauen mehr in das öffentlich-rechtliche Pressesystem. Die haben einen AUFTRAG!!! Was andere machen (private Sender, Zeitungen usw.) ist noch verständlich, das sind Firmen, die Geld verdienen müssen. Angebot und Nachfrage sind hier die entscheidenden Faktoren.
Eigentlich müssten Persönlichkeiten mit ausgewiesener Expertise auch einmal eine Petition zur Unterlassung des eindeutigen Fehlverhaltens der öffentlich-rechtlichen Anstalten starten. Weil ich mich nach alternativen Informationsquellen umgesehen habe, bin ich vor zwei Tagen zufällig auf Ihren „NachDenkenSeiten“ gelandet. Das macht Hoffnung.
Viele Grüße und weiterhin gutes Gelingen!
Hubert Kuhn
145. Leserbrief
Sehr geehrter Herr Müller,
gerne möchte ich Ihnen meine Gedanken zur Anpassung des Kabaretts mitteilen:
Diejenigen Protagonisten, die in einer gewissen vertraglichen Abhängigkeit mit den öffentlich-rechtlichen Medienanstalten stehen, bekommen mittlerweile Rahmenbedingungen offeriert, innerhalb derer sie sich zu großen tagesaktuellen Themen äußern dürfen bzw. sollen, sodass es in das Gesamtkonzept der täglichen manipulierten Berichterstattung von ARD Aktuell bzw. ZDF heute passt und dem nicht widerspricht, um letztendlich hierdurch zusätzlich die öffentliche Meinung gezielt in eine gewünschte Richtung zu lenken.
Ob dies auch durch weitere finanzielle Zuwendungen geschieht, liegt im Bereich der Spekulation, wäre aber denkbar. Sicherlich kommt auch noch eine gewisse persönliche Angst hinzu, eventuell Opfer der Cancel Culture zu werden, wenn man sich nicht auf solche Knebelverträge einlässt. Es ist für mich anders nicht zu erklären, dass ehemals sehr progressiv-kritische Sendungen wie die Anstalt, die WDR-Mitternachtsspitzen und in besonderem Maße der WDR 2 Comedy-Podcast derart abgedriftet sind.
Erleichtert wird das Mitwirken natürlich bei denen, die ihren Job schon immer als politische Überzeugungstäter interpretiert und ausgeführt haben. Ich verzichte bewusst auf die Nennung von Namen. Das wir uns überhaupt über so etwas unterhalten müssen, ist schon unfassbar und bedeutet nur für mich nur eines: Die Diktatur ist sehr nah!
Mit freundlichen Grüßen, Thomas Jung
146. Leserbrief
Sehr geehrter Herr Müller,
schon lange hat das deutsche Kabarett keine Künstler vom Schlage eines Dieter Hildebrandt oder Georg Schramm vorzuweisen. Bestenfalls sind es mehr oder weniger unterhaltsame Kunsthandwerker, deren Geschäftsmodell allzu oft im Anwanzen an ein vermeidlich gesundes Volksempfinden zu bestehen scheint. Ein Angebot, das mangels Substanz zunehmend gerne das Lachen über andere, gerne Schwächere – sprich Häme – kultiviert.
Offensichtlich hängt das Privileg, im ÖRR präsent zu sein, seit einem Jahr von gewissen Vorgaben ab, was bei einer Mehrheit ohnehin eher reaktionärer Entertainer so gut wie gar nicht auffällt und bei einigen ein paar augenscheinliche Verrenkungen abverlangt. Im Falle einer kleinen Minderheit, ich denke da zum Beispiel an „die Anstalt”, ist die Fallhöhe freilich immens. Schön ist das nicht. Das deutsche Kabarett im ÖRR ist tot und fristet derzeit eine Art Zombie-Dasein.
Mit freundlichen Grüßen, Robert Frank
147. Leserbrief
Hallo liebes Team,
Sie haben die Antwort selbst gegeben…dazugehören. Das Schlimmste für einen Menschen ist, nicht mehr dazuzugehören! Isoliert zu sein. Wir sind schöpferische, soziale Wesen und brauchen menschliche Resonanz.
Was hier, auf der ganzen Welt (!), an Erschütterung… Trauma… in den letzten drei Jahren allein durch Corona ausgelöst wurde, hat viele viele Bürger zutiefst verängstigt und bisweilen re-traumatisiert, weil es so existenziell bedrohlich war und noch ist. Bewusst ist dies den wenigsten. Mittlerweile ist von der Psychologie schlüssig belegt, dass Kriegserfahrungen, Existenzängste und bisweilen Todesängste nicht selbst erlebt werden müssen, um Schaden anzurichten!
Generationsübergreifende Traumata wirken tief in Folgegenerationen hinein. So sind/ waren schon tausende nur noch im Überlebensmodus… bereits vor Corona… Angst ist bekanntlich kein guter Ratgeber… spielt hier aber wohl die Hauptrolle im Verhalten vieler Menschen… so eben auch bei den Kabarettisten. Sie sind ja auch „nur Menschen“. Verletzte Menschen. Vielen ist diese Sichtweise zu „einfach“, für mich ist es glasklar. Aber das hängt damit zusammen, dass ich mich mit meiner Herkunft und dem, was war /ist oder wird, lange schon auseinandersetze und begriffen habe, dass wir alle sehr empfindsame und sensible Wesen und gar nicht so hart im „Nehmen“ sind. Eben menschlich. Wir wollen gesehen, geliebt und geschützt sein. Und das haben die wenigsten von uns tatsächlich erlebt/erfahren.
Herzliche Grüße und danke für Eure wichtige Arbeit.
Gudrun Kerkeling
148. Leserbrief
Hallo,
diese Entwicklung zur Anpassung des politischen Kabaretts kann man seit einiger Zeit erkennen. Eine der wenigen positiven Ausnahmen ist u.a. Dieter Nuhr. Kritisch kann man u.a. beispielsweise Urban Priol sehen und seinen völlig inkompetenten Auftritt bei „Maischberger“.
facebook.com/search/top?q=urban%20priol
Eine Erklärung, wieso sich ein großer Teil der – im weitesten Sinne – Intellektuellen gegen die neue Friedensbewegung stellt, ist schwer. Plausibel erscheint eine Erklärung im Rahmen der von K. Mannheim vorgeschlagenen „Generationslagerung“, die auf eine andere politische Sozialisation verweist wie vorherige Generationen.
Dass es sich bei der Anpassung nicht nur um reinen „Opportunismus“ handelt, sondern ein „echtes“ politisches Empfinden, kann man beispielsweise bei den Auftritten von M. M. Westernhagen oder H. Schneider erkennen, die auch als „Intellektuelle“ sich tendenziell pro neue Friedensbewegung positioniert haben.
Sofern diese Erklärung zutrifft, wäre es sehr deprimierend, weil eine Veränderung dieser politischen Sichtweise unwahrscheinlich ist. Und so ist es ein Generationskonflikt, der sich abzeichnet. Zudem ist leider zu erwähnen, dass die Arbeiten der „Starnberger“ um v. Weizsäcker in Bezug auf die Folgen von Atomkriegen komplett ausgeblendet werden. Gleichzeitig ist es eine Generation, die eine „gelungene Inszenierung“ von Politik schon für die Politik selbst halten, also Politik, die in ihren zentralen Inhalten schlichtweg entkernt wurde. Sehr deutlich u.a. bei Bosetti zu erkennen.
Es wäre noch viel zu schreiben über die Veränderung der politischen Kultur und den Niedergang des Kabaretts. Dieter Hildebrand würde verständnislos mit dem Kopf schütteln.
Mit freundlichen Grüßen, Thomas Pahnke
PS: Macht weiter so!
149. Leserbrief
Meine Einschätzung zur heutigen Lage, in der sich unsere Gesellschaft befindet: Während der letzten drei Jahre spielten Politik und Medien mit der Angst (und all ihren Facetten) im Menschen ein bitterböses Spiel, wobei die eine, wohl grundlegendste, Angst des „Ausgeschlossen-Seins“ bzw. „Nicht Dazugehörens“ über alle Maßen hinaus gesteigert wurde. Und man sah die statuierten Exempel an jenen, die sich dem Druck entgegenstellten.
Ich vermute, dass viele bis dato kritische Kabarettisten und Kabarettistinnen ihrerseits schlicht und einfach zu große Angst haben, nicht mehr dazuzugehören (bzw. im Umkehrschluss dann zur „schwurbelnden“, rechtsgerichteten Gegenseite gehören würden)… dazuzugehören also zum großen, dahinplätschernden und politisch korrekt ausgerichteten Mainstream, der mittlerweile ja auch schon die eigene Fangemeinde einverleibt hat. So also stößt man ins selbe Horn wie die Politik. Man will ja zu den „Guten“ gehören… und weil nicht sein kann, was nicht sein darf!
Viele liebe Grüße und vielen Dank für die NachDenkSeiten!
Florian
150. Leserbrief
Lieber Herr Müller, Ihren Beitrag vom 8. März 2023 habe ich mit großem Interesse gelesen und möchte dazu sehr gerne Stellung nehmen.
Ergänzend möchte ich Ihrem Beitrag „Die Florian Schroeder Satireshow“ und sein Video „Friedensschwurbler sind die wahren Kriegstreiber“ hinzufügen, in dem er die Herausgeber des Manifests quasi als eine Wiederkehr des Nationalsozialismus einordnet.
youtube.com/watch?v=Uu4IfwZ2Hyo
Die ARD nennt das „Satire pur“ und „Late Night vom Feinsten.”
Oder das „Browser Ballett“, ein Format von ZDFneo, produziert von der Steinberger Silberstein GmbH. Dort wurde Sarah Wagenknechts Rede wie folgt sinnentstellt und umgedeutet:
„Liebe Freundinnen und Freunde, liebe Neonazis und Reichsbürger, ich bin so froh, dass ihr alle hier heute gekommen seid. Unser Manifest für Frieden ist verdammt zynisch, gewissenlos, amoralisch – das ist doch keine Solidarität mit der Ukraine. Genau deshalb sind wir Handlanger Putins. Ich meine, man muss sich das mal vorstellen: Jeden Tag werden es mehr, die das Manifest unterzeichnen, womöglich sogar von Putin bezahlt. Und ich mach gar keinen Hehl daraus: Dieser Mann wird von uns verehrt; Alice Schwarzer und ich fangen jetzt auch an, uns die Schamhaare zu rasieren, um Putin ein Verhandlungsangebot zu unterbreiten. Das gehört, finde ich, dazu. Die Ukraine muss ein russisches Protektorat werden, Putin ist großartig.”
youtube.com/watch?v=RC_-1L_BA9k
Das ZDF schreibt zu der Online-Show: „Das Browser Ballett ist das gesalzene Pflaster für die Wunden einer verwirrten Gesellschaft. Mit viel Chuzpe und Ironie.”
zdf.de/funk/browser-ballett-800
Der ehemalige WDR-Podcaster und Comedian Bastian Bielendorfer nannte Sahra Wagenknecht auf Twitter und einen „menschlich komplett verdorbenen Zellhaufen“. Der Tweet ist inzwischen gelöscht. Bastian Bielendorfer schreibt dazu:
„Twitter hat den Tweet gelöscht. Bedauerlich. Es bleibt die Wahrheit.“
twitter.com/BBielendorfer/status/1631285383882240001?s=20
Meine Meinung in Bezug auf den öffentlichen Rundfunk: Die Landesrundfunkanstalten und ihre Protagonisten nehmen sich – im Deckmäntelchen der Satire – das Recht heraus, eine aggressive und äußerst verletzende Form der Etikettierung zu bedienen. Warum? Weil sie sich dem Wettbewerb nicht stellen müssen. Die Landesrundfunkanstalten bekommen ihr Überlebensgeld via Zwang, sie müssen keine Reputation riskieren und damit den Verlust der Kundschaft befürchten, die einem Medium den Fortbestand sichert.
Mit freundlichen und den besten Grüßen an das Team, G. Ackermann
151. Leserbrief
Hallo,
das ist leider so, ob aus Angst oder Dummheit, die meisten Kabarettisten passen sich an den Mainstream an und helfen beim Hetzen.
Mit freundlichem Gruß, Falk Drewes
152. Leserbrief
Liebe NDS,
reflexartig würde ich erst einmal sagen: „Wes Brot ich ess’, des Lied ich sing.“
Meine Gedanken dazu: Ich denke, dass die „Kabarettisten“ zum einen Druck aus den Redaktionen bekommen – vielleicht auch nur befürchten –, zum anderen kann es aber auch gut sein, dass sie tatsächlich das Narrativ verinnerlicht haben. Letzteres halte ich aber für eher unwahrscheinlich, zumindest bei den „echten“ Kabarettisten. Aber gibt es diese überhaupt noch? Sind Böhmermann, Bosetti & Co. genau genommen nicht einfach bloß „Comedy-Fuzzies“?
Die „Corona“-Zeit hat aber auch gezeigt, wie schnell Abweichler, auch aus Kunst und Kultur, in die rechte Ecke gestellt und deren Existenzen vernichtet werden. Kabarettisten sind am Ende auch nur Menschen. Andererseits haben sie aber meiner Meinung nach auch den Beruf verfehlt, wenn sie vor den Mächtigen einknicken. Ich denke, ein Georg Schramm hätte Mittel und Wege gefunden, den Finger in die Wunde zu legen, auch wenn es durch den Vorhang gesprochen wäre. Aber vielleicht täusche ich mich auch in ihm, denn Volker Pispers war mit seinen Äußerungen zu rechten „Covidioten“ schon eine Enttäuschung.
Sarah Bosetti halte ich für ein „U-Boot“ des Kapitals. Wirklich widerlich, was sie seit „Corona“ „in die Pissrinne der öffentlich-rechtlichen Bedürfnisanstalten“ und in den (a)sozialen Medien entleert hat. Böhmermann genauso. Speichellecker und Kriechernaturen. Bei Sieber ist es eher enttäuschend, aber auch nicht wirklich überraschend. Dennoch schade, denn eigentlich hatte er schon etwas Potenzial. „Die Anstalt“… , brauchen wir nicht drüber reden, denke ich …
Mir ist auch aufgefallen, dass „Kabarettisten“ dieser Couleur Gefallen daran haben, andere Menschen mit abwertenden Titeln zu versehen, so wie Dieter Nuhr, denn es scheint bei den Zuschauern und Zuhörern gut anzukommen. Comedy-Fuzzies halt, mehr sind sie nicht. Das wäre auch eine Analyse Wert – dass es beim Publikum gut ankommt –, und dazu habe ich mir auch bereits so meine Gedanken gemacht. Wenn ihr daran interessiert seid, könnt ihr gerne nachfragen, würde hier aber erstmal zu weit führen, denke ich (*).
Wie auch immer, das Phänomen ist erstaunlich und bemerkenswert, aber im gleichen Maße auch erschreckend. Die letzten Jahre erinnern mich an eine Strophe aus Reinhard Meys “Sei Wachsam”:
Ich hab Sehnsucht nach Leuten, die mich nicht betrügen
Die mir nicht mit jeder Festrede die Hucke voll lügen
Und verschon’ mich mit den falschen Ehrlichen
Die falschen Ehrlichen, die wahren Gefährlichen!
Ich hab′ Sehnsucht nach einem Stück Wahrhaftigkeit
Nach ‘nem bisschen Rückgrat in dieser verkrümmten Zeit
Doch sag die Wahrheit und du hast bald nichts mehr zu Lachen
Sie wer′n dich ruinier’n, exekutier′n und mundtot machen
Erpressen, bestechen, versuchen dich zu kaufen
Wenn du die Wahrheit sagst, lass draußen den Motor laufen
Dann sag’ sie laut und schnell, denn das Sprichwort lehrt:
Wer die Wahrheit sagt, braucht ein verdammt schnelles Pferd!
Genaugenommen der gesamte Liedtext…
Beste Grüße, Carsten Budde
(*) P.S.: Also gut, vielleicht doch noch ausgeführt. Anfang der 80er-Jahre gab es in der ARD eine neue Fernsehserie, ein völlig neues Format: „Dallas“. Der heimliche Held der Serie war J.R. Ewing, ein Arschloch vor dem Herrn. Das ZDF zog ein Jahr später nach mit „Denver Clan“. Das Gleiche in grün. Seitdem sind „Mobbing“ und Intrigen so richtig salonfähig geworden – auch und gerade beim normalen Bürger. Dieses Format hat dann auch Einzug in andere Medieninhalte gefunden. Eigentlich in fast alle, oder? Was denkt ihr darüber?
153. Leserbrief
Sehr geehrter Herr Müller,
hier meine Gedanken zu Ihrer Frage:
„Wie kann man erklären, dass Kabarettisten wie Sieber, Bosetti, Philip Simon und andere in das Lager der Angepassten abgleiten?“
Im Gegensatz zur gern gebrachten Behauptung, dass dies durch einige wenige Strippenzieher im Hintergrund passiert, bin ich der Ansicht, dass dieser Prozess von unten kommt anstatt von oben. Zwar lässt sich die Vereinheitlichung der öffentlich-rechtlichen Berichterstattung und Inhaltsgestaltung durchaus mit der Besetzung des Rundfunkrates in Verbindung bringen, und auch in den privaten Medien findet mit der Konsolidierung der Eigentumsverhältnisse auf immer größere Konzerne ein vergleichbarer, wenn auch anderer Prozess statt, jedoch ist dies als einzige Erklärung mehr als dürftig. Der eigentliche Prozess, der hinter der Vereinheitlichung der Mehrheitsmeinung steht, ist wesentlich subtiler und für jemandem, der sich in der Mehrheitsmeinung bewegt, auch kaum wahrnehmbar.
Das politische wie gesellschaftliche Klima der letzten Jahre ist geprägt von einem Moralismus, wie er in den letzten Jahrzenten nie dagewesen ist. Dieser Moralismus verbreitet sich wie ein Lauffeuer über die sogenannte soziale Ansteckung, im Englischen „social contagion“ (en.wikipedia.org/wiki/Social_contagion), ein Mechanismus, über den Verhalten auf andere Artgenossen praktisch selbsterhaltend propagiert.
Meiner Beobachtung nach hat sich über diesen Mechanismus praktisch jedes „moralische“ bzw. emotional aufgeladene Verhalten der letzten Jahre verbreitet und zur Vereinheitlichung des gesellschaftlichen „Verhaltens“ beigetragen. So können etwa Haltungsjournalisten nicht einfach „tatenlos zusehen“ bzw. berichten, sondern müssen „aktiv werden“ und Ihre Meinung und Auffassung im Artikel kundtun, Klimaaktivisten haben im Anbetracht des Endes der Welt die Moral sowieso für sich gepachtet, und für unsere westlichen Werte ist jedes Mittel heilig. Alle fühlen sich in ihrem Moralismus gut.
Doch Emotionalität frisst Hirn, und die Probleme sehen wir an unkritischer und/oder tendenziöser Berichterstattung und dem darauffolgenden Vertrauensverlust in die Medien, der Missachtung des Rechtsstaates durch Klimaaktivisten, dem Niedermachen und der Verunglimpfung politischer Gegner, einfach, weil es sich gut anfühlt. Dass eine konträre Meinung auch nur ein Ausdruck eines menschlichen Bedürfnisses ist, wird in diesem Rausch der Gefühle gerne vergessen.
Mit freundlichen Grüßen, D. K.
154. Leserbrief
Wes Brot ich ess‘, des Lied ich sing‘.
Wie auch die Liste der über 200 Journalisten, die von der Regierung zur Hofberichterstattung bezahlt wurden, hängen auch diese „Kulturschaffenden“ am Tropf des Staates.
Dr. Wolfram Becker; Aschaffenburg
155. Leserbrief
Liebes NDS-Team,
meine Meinung: (Politisches) Kabarett wurde durch (Stand Up = spontan) Comedians abgelöst. Dieser begrifflichen Gleichsetzung unterliegt auch Tobias Riegel in seinem Artikel. Während Ersteres Recherche (für Fakten) & eine (politische) Haltung erfordert & eine Botschaft transportiert, sind Letztere auf schnelle Lacher (Quote = Reichweite) ausgelegt, wofür man die „Mehrheit“ des Publikums erreichen muss (Oberflächlichkeit); Stichwort: „aalglatt & karrieregeil“ vs. “Ecken & Kanten”. (Eine Entwicklung, die sich seit Jahren auch bei Politikern beobachten lässt.)
Lieben Gruß, Mario Krone
PS: Gesellschaftlich wurde vor über 150 Jahren für die Rechte sozialer Klassen gekämpft, heute für die Rechte jedes einzelnen Individuums (Querdenker mal außen vorgelassen). Unsere abendländischen Vorfahren haben damals unzähligen Afrikanern Schiffsreisen nach Übersee spendiert, heute immerhin noch Individualreisen ins Mittelmeer, wo die meisten von ihnen baden gehen können. Deswegen ist es auch so wichtig, politisch inkorrekte Wörter zu vermeiden. Wenn man jemanden verhungern und sterben lässt, dann soll er es wenigstens in Würde und mit der Gewissheit tun, dass er wertgeschätzt wird!
PPS: Der letzte deutsche Politiker, der vor Frau Baerbock Russland ruinieren wollte, war Österreicher.
156. Leserbrief
Liebes NachDenkSeiten-Team,
ich bin ebenso ratlos wie Sie, was in unserer Gesellschaft, unserem Land und der Welt momentan geschieht. Wahrscheinlich ist genau das der tiefere Sinn dahinter.
Ich möchte aus aktuellem Anlass auf ein sehr interessantes Interview auf eingeSCHENKt.tv hinweisen. Die Darlegungen des nicht nur von mir sehr hoch geschätzten Journalisten Dirk Pohlmann treffen meines Erachtens sämtliche ins Schwarze:
„Dirk Pohlmann: Deutschland ist Kriegspartei gegen Russland!“
youtube.com/watch?v=w3fQJASY_wQ
Das Interview auf acTVism Munich „Ehemaliger Oberst Wilkerson: Ukraine, Nord Stream & der Kalte Krieg mit China“
youtube.com/watch?v=32MXP7Gy5IA
ist ebenfalls äußerst empfehlenswert.
Vielen Dank für Ihre Arbeit sagt Ihnen ein inzwischen treuer Leser, der Ihre Kompetenz leider erst Anfang 2020 entdeckt hat.
Mit freundlichen Grüßen, Gert Friedrich
157. Leserbrief
Sehr geehrter Herr Albrecht Müller,
Vielen Dank für Ihre bemerkenswerte Anregung, zur Situation des deutschen Kabaretts eine Meinung abzugeben. Gerne komme ich dem nach. Besser, man schreibt seine Sicht dazu einmal nieder und lässt andere teilhaben, als dauernd am Frühstückstisch darüber zu lästern und nebenher seine Frau damit zu langweilen.
Wie erklären Sie sich dieses erstaunliche Phänomen?
Man muss nur einmal in ein Wirtshaus gehen, wo eine, sagen wir, aufgeheizte Stimmung aufgrund eines hitzigen Diskurses die Atmosphäre im Raum bestimmt. Wer diese Stimmung mangels Aufmerksamkeit nicht wahrnimmt oder sich innerlich nicht dagegen abgrenzt, wird sie unweigerlich in sich aufnehmen. Er wird die ‚dicke Luft‘ im wahrsten Sinne des Wortes einatmen und sich darin verwickeln. Er wird selbst entsprechende Emotionen entwickeln. Man spürt dann bei sich selbst, obwohl eigentlich unbeteiligt, wie innerlich das Blut zu kochen beginnt, wie plötzlich Aggressionen aufkeimen, wie man schon angespannt die Fäuste ballt und am liebsten dazwischen gehen möchte. Hinzu kommt, dass der Alkohol enthemmt, was bedeutet, dass die Kraft zur Selbstführung, Übersicht und Selbstbeherrschung mit jedem Bier mehr und mehr verloren geht.
Nun befinden sich Deutschland und einige andere Länder in hitziger Stimmung. Die Bevölkerung ist geteilt, gespalten und aufgestachelt. Es gab und gibt kaum mehr Grenzen, wie man die andere Seite, meist sind es die kritischeren Stimmen, behandeln darf. Der öffentliche Raum ist überaus geladen und wird durch die Medien und deren manipulative Propaganda noch mehr aufgeladen. Wer nun eine innere Haltung aufrechterhalten kann und mit seiner Bewusstseinskraft diese ganze emotionale Aufladung erkennt, sie einordnen kann und sich dadurch zu distanzieren weiß, der wird von diesen schlimmen Kräften weniger ergriffen als jener, dem diese Übersicht und Kraft in seiner Persönlichkeit fehlen. Denn er wird sich nicht wehren können. Er wird auch keine Notwendigkeit dazu sehen. Mit ihm gehen gleichsam die Gäule durch, und er findet das gut.
Es nützt auch nicht, wegzuschauen und den spaltenden Themen nur auszuweichen, man muss ja doch atmen, und so saugt man die Kräfte dennoch in sich ein. Wenn man sich so manchen Kabarettisten-Beitrag anschaut, so spürt man förmlich die Untiefen, die fehlende Fähigkeit, das Thema, die Gesamtproblematik genügend zu erfassen. Die Oberflächlichkeit führt meist zuallererst dazu, die Menschen, die ins Visier genommen werden, zu übersehen. Es sind ja Menschen, die einfach mal beschimpft werden, ohne sich mit ihnen je richtig beschäftigt zu haben. Die vollkommen fehlende Beziehung zu ihnen lässt sie wie Freiwild werden, das man einfach mal so ‚abschießen‘ kann. So etwas wie Würde wird den Opfern – so darf man sie dann wohl nennen – genommen.
Solche beziehungslosen Kabarettisten-Beiträge zeichnen sich, wenn man tief in sich hineinhorcht, nicht durch Humor aus, sondern durch leere Witze, sogar durch Grausamkeit. Wirklicher Humor würde sich durch Beziehung, durch Mitfühlen auszeichnen und sogar eine Ahnung von wohlmeinender Unterstützung zum anderen hin vermitteln. Dann könnte man gemeinsam schmunzeln, ohne dass der eine auf Kosten des anderen seine ‚Lacher‘ aberntet.
Diese Gabe des feinen, beziehungsvollen Humors, gegründet auf Menschenliebe, fehlt vielen Kabarettisten und wohl auch vielen Menschen im Allgemeinen.
Liebe Grüße, Franz Stettwieser
158. Leserbrief
Zum Beispiel hat Corona sehr brutal und menschenverachtend gezeigt, dass es nur eine Seite der Medaille zu geben hat. Wer kritisch hinterfragt (z.B. nach der zweiten Seite der Medaille), wird denunziert, beschimpft und sehr oft seiner Existenz beraubt. Da stecken nun viele Kabarettisten in einer Zwickmühle. Rückgrat zeigen bedeutet Auftrittsverbot. Den „rechten Arm zu heben“, sorry, ich meinte „Maske tragen“, heißt „du bist einer von uns“ und darfst am Leben teilhaben.
Das sind die Nährböden, um Diktaturen zu errichten. Oder salopp ausgedrückt: „Niemand hat die Absicht, eine Mauer zu errichten!“ Mir graust vor diesen Entwicklungen, zumal ich (70) mein Leben lang ein Querdenker war, …und nun zur Kenntnis nehmen musste, dass ich eigentlich ein Krimineller bin. Aber gut, dass es noch viele Millionen solcher Menschen gibt!!!
Herzliche Grüße, Hans Matt
P.S.: Deshalb sehe ich es auch als eine Verpflichtung an, die NachDenkSeiten mit Spenden zu unterstützen!
159. Leserbrief
Das Kabarett hat seine DASEINSBERECHTIGUNG VELOREN.
Christian Oelemann
160. Leserbrief
Sehr geehrter Herr Müller,
trotz eines gewissen Altersunterschieds bin ich fast immer einer Meinung mit Ihnen, und seltsamerweise verwenden wir oft ähnliche Begriffe in der Beschreibung.
Auch mir ist das überwiegende ‚Umfallen‘ der Kabarettisten aufgefallen. In den Sinn kommen mir eigentlich nur noch Lisa Fitz und Uwe Steimle von den überregional bekannten Kabarettisten, die sich nicht beugen. Womit wir beim Thema sind. Beugung kann auf vielfältige Weise erzwungen werden. Direkte und indirekte Drohungen, Korruption, Hoffen auf vorauseilenden Gehorsam usw. Der Fall Sieber macht auch mir zu schaffen. Wie haben die Transatlantiker den vermeintlich aufrechten, mutigen und zutiefst menschlichen Künstler Sieber dazu gebracht, auf den westlichen Propaganda-Kurs einzuschwenken?
Meine Vermutung geht in Richtung eines De-facto-Berufsverbots, falls er nicht mitspielt. Eventuell noch eine Erhöhung der Bezüge seiner Fernsehauftritte damit es erst einmal weitergeht und er einen Ausstieg weit vor dem Rentenalter anstreben kann. Übrigens gehe ich von einer Individualbehandlung nicht nur der Kabarettisten aus. Mit geschätzt 30.000 (Pentagon) und mindestens 20.000 (NSA) reinen PR-Beratern, sprich Agenten, die individuelle Dossiers für jeden Einzelnen anlegen, welche locker sämtliche Stasi-Akten in den Schatten stellen, wird dies meiner Meinung durchgeführt. Wem das etwas zu dick aufgetragen erscheint, der sei daran erinnert, welchen Wahnsinn die USA an den Tag legen bei ihren Aktionen, wie z.B. die Snowden Leaks deutlich machten.
Selbst IT Security Experten mit überbordender Phantasie staunten über das tatsächliche Ausmaß der US-Überwachung. Wenn ich das erwähnen darf, wurde mir als IT’ler, der eine Kooperation mit einem weltweit führenden Database Security Researcher einging, von diesem mitgeteilt: „Karsten, ab jetzt bist Du bei einem speziellen kleineren Geheimdienst für Database Security gelistet!“
Beste Grüße, Karsten Aalderks
161. Leserbrief
Sehr geehrte Damen und Herren der NachDenkSeiten,
anbei meine Gedanken zu Ihren vier Fragen im Artikel zur Umfrage:
- Geht es um Aufträge von den großen Medien?
Die Kabarett-Darstellerin Sarah Bosetti hatte mit ihrem berüchtigten „Blinddarm-Vergleich“ die mediale Diffamierungskampagne gegen Menschen ohne Impfung in der ÖRR-Sparte Kleinkunst aufsehenerregend vertreten. Insofern können Aufträge von den großen GEZ-Medien, die auf eine staatliche Agenda zurückgeführt werden könnten, angenommen werden. Andererseits sind die ÖRR-Kabarettisten (männlich wie weiblich) finanziell wohl so weit abhängig vom GEZ-Apparat, dass anscheinend bei denen doch die private Geldfrage die persönliche Gewissensfrage (wenn vorhanden) überwiegt. Zudem sind ebenjene ÖRR-Kleinkünstler (m/w), welche politisch dem modischen transatlantisch-grün-links-liberalen Spektrum einzuordnen sind, auch leidenschaftliche Apologetiker und Verteidiger der radikalen woken Ideologie, welche als aggressive dogmatische Scholastik daherkommt. Ihre Kunst ist somit eine Propaganda regierungs- und wokeness-stützender Narrative, welche in Gestalt der Fernsehunterhaltung dargeboten wird.
- Zeigt sich hier ein Nebeneffekt der Aushöhlung der öffentlich-rechtlichen Sender?
Das systemkonforme Kabarett ist ein Nebenprodukt der absichtlichen Aushöhlung öffentlich-rechtlicher GEZ-Sender. Formal werden „seriöse Berichterstattung“ und „Kabarett-Infotainment“ angeboten, aber Etikett und Inhalt sind bekanntlich im Falle des Lugs und Trugs nun mal nicht deckungsgleich.
- Geht es um den Applaus einer zunehmend angepassten Mehrheit?
Laut dem Psychiater und Psychoanalytiker Hans-Joachim Maaz leben wir einer normopathischen Narzisstengesellschaft, in welcher die Nicht-Narzissten die Minderheit stellen. Demzufolge sind die ÖRR-Kabarettisten (m/w) dem Anschein nach ebenfalls narzisstische Persönlichkeiten, welche ihren „moralischen Narzissmus“ (Begriff des Psychiaters Raphael Bonelli in Bezug auf den Extremismus der Klimakleber) als politisch korrekte Kleinkunst ausleben. Der Applaus der zunehmend angepassten Mehrheit ist folglich der sich selbst lobenden normopathischen Narzisstengesellschaft geschuldet.
- Ist der Wunsch, dazuzugehören, so unglaublich groß, dass das Nachdenken davon blockiert wird?
Die ÖRR-Kabarettisten (m/w) handeln möglicherweise nach dem Motto „Sich lieber mit der angepassten Mehrheit geirrt und die Existenz bewahrt haben, als mit der unangepassten Minderheit recht gehabt und die Existenz verloren haben“. Provokante Gegenfrage: Sind die ÖRR-Kabarettisten (m/w) nicht auch eine Art Negativauslese, wie wir sie beispielsweise in der Politik, in der Wissenschaft oder im Mainstream-Journalismus vorfinden? Ich meine ja, leider, gemessen an ihren Taten und Worten der letzten Jahre.
Helmut Schmidt sagte einmal: „In der Krise beweist sich der Charakter.“ Die ÖRR-Kabarettisten (m/w) haben bisher mit staatsnahen Gratismut-Parolen und Bekenntnissen zur politisch korrekten Haltung zu den gegenwärtigen Krisenthemen „ihr Bestes“ zur Sendezeit gegeben.
Ich hoffe, dass ich mich in Ihrem Verständnis kurzgefasst habe. Und vielen herzlichen Dank für Ihre wertvolle journalistische Arbeit!
Mit besten Grüßen. Michael B.
162. Leserbrief
War seit Anbeginn Zuschauer der „Mitternachtsspitzen“, die letzte Sendung erschütterte mich total. Der Generationswechsel, welcher altersbedingt dort vollzogen wurde, ist der Sendung nicht bekommen. Siebert ist in die Spur Böhmermanns getreten, als „Staatskomiker“. Tschüss WDR!
Siegmar Lorenz
163. Leserbrief
Mehrere Gründe werden es wohl sein: Angst vor einem Shitstorm schlecht informierter und manipulierter Main-Stream-Medien Nutzer. Angst vor Auftrittsabsagen oder Boykott durch Veranstalter oder lokaler Politiker ( Uwe Steimle) HG Butzko sagte mir in einem Pausengespräch auf die Frage warum er nicht mehr auf den NDS zu finden sei, diese seien nach rechts abgedriftet. Volker Pispers oder Georg Schramm wären mal zu befragen, oder was die wohl sagen würden.
Mit freundlichem Gruß, Frank Giesen-Jacobs
164. Leserbrief
Lieber Herr Müller, liebes NDS-Team,
ich sehe das so: Die gängigen Kabarettisten, die mit den öffentlich-rechtlichen Rundfunk- und Fernsehsendern und den Privatsendern verbandelt sind, sind spätestens seit dem sogenannten „Russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine“ keine Kabarettisten mehr. Schon einige Jahre vorher erlebte das deutsche Kabarett einen starken Niedergang, spätestens seit den Corona-Lockdowns. Die „Neue Normalität“ bedeutet, dass man nicht mehr alles sagen kann/darf, da man sonst erhebliche berufliche und/oder private Nachteile riskiert – im schlimmsten Fall bisher Kontosperrung oder Gefängnis.
Das Kabarett hat vorher stets die Obrigkeit verspottet. Dies gilt nicht mehr in diesen trüben Zeiten. Stattdessen sind die Beiträge bestenfalls zur Comedy verkommen, im schlimmsten Fall – und das ist leider die Mehrheit – so beleidigend und unterirdisch, dass man den Witz darin vergeblich sucht. Außerdem sind die jüngeren sogenannten Kabarettsendungen schon gleich als Comedy gestartet, wie Christian Ehrings „extra 3“ oder Jan Böhmermanns „ZDF Magazin Royal“ und dessen Vorgänger „Neo Magazin Royal“. Lange vor dem Stellvertreter-Krieg in der Ukraine wurden diese Formate zunehmend russophober. Die mal sehr renommierte „Anstalt“ wurde schon lange vorher immer flacher und unkritischer.
Dagegen werden die echten Kabarettisten zunehmend unter Vorwänden wie z.B. Putin-Versteher, Rechter, Antisemit, Querdenker als „umstritten“ abgestempelt, was ihnen die Auftrittsmöglichkeiten auf der Bühne erschwert, z.B. Lisa Fitz, Uwe Steimle; stattdessen finden viele Auftritte im Internet statt.
Hoffnung macht mir z.B. die Petition von Sahra Wagenknecht und Alice Schwarzer, die heute oder morgen wohl die 750.000 Unterschriften erreichen wird und die dazugehörige 50.000 Menschen starke Demonstration in Berlin. Die wütenden und völlig unsachlichen bis zutiefst beleidigenden Reaktionen des Mainstreams auf Sahra Wagenknecht und Alice Schwarzer zeigen, dass wir wohl richtig liegen…
Mit herzlichen Grüßen, Iris Ellen Altmann
165. Leserbrief
Guten Tag,
nach der Ausstrahlung der Mitternachtsspitzen war ich so wütend, dass ich eigentlich einen Artikel über den Niedergang des deutschen Kabaretts schreiben und Ihnen, sofern er Ihren Qualitätskriterien entsprochen hätte, überlassen wollte. Ich bin etwas über 40 Jahre alt und verdanke einen Teil meiner politischen Bildung dem Kabarett im Radio und Fernsehen (vor allem im WDR). Daher bin ich besonders entsetzt, nun, da meine linken „Helden“ reihenweise „fallen“. Ich verstehe Kabarett nach wie vor als links. Leider ist mir eine heftige Grippe dazwischengekommen.
Aber zur Umfrage: Ich denke, für die Anpassung gibt es mehrere Gründe.
Wie andere Leser bei Facebook kommentieren: „Wes Brot ich ess’, des Lied ich sing“, oder auch „Erst kommt das Fressen, dann kommt die Moral“ – also wirtschaftliche Gründe dürften seit Anfang 2020 eine Rolle spielen, angesichts abgesagter Touren wegen der Pandemieregeln. Da waren gut honorierte Auftritte oder laufende Reihen im ÖRR-TV schon ein guter Grund, sich selbst zu zensieren. Küchenpsychologisch erklärt dürfte ein weiterer Grund für die Mitläufer in Sachen Pandemie und Ukraine außerdem vielleicht noch der Gruppendruck sein, lt. Medien gibt es ja nur noch einige wenige zulässige Meinungen.
Für die Angriffe auf Wagenknecht gibt es meines Erachtens mehrere Gründe: zum einen ihr Buch „Die Selbstgerechten“, von denen die meisten ihrer jetzigen Kritiker in der Branche sich wohl angesprochen fühlten – die finden wohl, Genderei und Sprechverbote wären „links“ – und das offenbar zu Recht. Und zum zweiten dürfte Wagenknechts Aussage, die Partei Die Grünen wäre die zurzeit gefährlichste Partei im Bundestag, das Fass wohl zum
überlaufen gebracht haben, auch wenn alle Zahlen (Inflation, sinkende Durchschnittslöhne usw.) ihr recht geben (wobei man hier einwenden könnte, das wäre zu viel der Ehre, da die Ampel noch aus SPD und FDP besteht…)
Um ein paar Namen zu nennen: neben Figuren wie Simon und Siebert, Tobias Mann, den beiden aktuellen Anstaltsleitern, Schroeder, der unsäglichen Bosetti (die allerdings nichts mit Kabarett am Hut hat), früher auch Pufpaff und den in letzter Zeit ebenfalls enttäuschenden Priol, Jürgen Becker und sein Texter Dietmar Jacobs und Schmickler gibt es sie noch, die
Leute, die sich nicht verbiegen lassen: Aus dem konservativen Lager Nuhr (ja, von dem gibt es erstaunlicherweise inzwischen den einen oder anderen guten Text) und Eckhart, aus dem – nach meinem Verständnis – eher linken natürlich Anny Hartmann, HG Butzko, Rene Sydow, Hagen Rether, mit Abstrichen auch Arnulf Rating und Simone Solga – von denen einige aus Gründen eben keine oder nur wenige ÖRR-Radio- oder TV-Auftritte bekommen. Lisa Fitz und Uwe Steimle sind der NDS-Leserschaft ja bekannt.
Volker Pispers und Georg Schramm werden schmerzlichst vermisst, ebenso wie die seligen
Matthias Beltz und Dieter Hildebrandt.
Vielen Dank für die unermüdliche Aufklärungsarbeit der NachDenkSeiten!
Michael Hantke
166. Leserbrief
Lieber Herr Müller,
kurz zu meinem Hintergrund: Ich (Jahrgang 1954) interessiere mich seit den 70er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts für das politische Kabarett – Schwerpunkt Dieter Hildebrandts „Scheibenwischer“. Ich habe über die vergangenen Jahrzehnte neben vielen anderen Kabarettsendungen ca. 150 Sendungen des „Scheibenwischers“ aufgezeichnet und hatte diverse von diesen auch mal auf der gängigen US-amerikanischen Plattform, die wir ja alle kennen, veröffentlicht. Bis zu 61 Sendungen waren es im Laufe von gut drei Jahren, die insgesamt fast 700.000 Aufrufe erhielten. Im September des letzten Jahres grätschte dann der von uns allen finanzierte öffentlich-rechtliche „rbb“ dazwischen und sperrte aus „urheberrechtlichen Gründen“ die weitere Verbreitung – sinnigerweise aber nur in Deutschland, Österreich, der Schweiz, Luxemburg und Liechtenstein. Ein Schelm, wer sich bei dieser „Auswahl“ etwas denkt! Ich kann mir denken, dass auch unter Ihren Lesern viele sind, die meinen Kanal schon besucht haben – vielleicht sogar sie selbst. Naja… jedenfalls habe ich daraufhin resigniert und die „Scheibenwischer“-Sendungen gelöscht. Nun sind diese Schätze wie früher auch nur noch in meinem eigenen Bestand, und das bedaure ich zutiefst.
Ich schildere das deshalb so ausführlich, weil ich schon für mich in Anspruch nehme, ein sogenannter Kenner der politischen Kabarett-Szene zu sein. Natürlich habe ich mir seit längerer Zeit Gedanken darüber gemacht, warum sich alles so verändert hat. Aus meiner Sicht begann alles mit der „C-Zeit“ – von dort an wandelten sich die Dinge. Gut, bzw. natürlich nicht gut, erinnere ich mich an eine „Anstalt“, wo man sich über die Frisur von Dr. Wolfgang Wodarg lustig machte, anstatt sich mit inhaltlichen Dingen auseinanderzusetzen. In „meiner“ Anstalt! Ich war echt geschockt damals. Mit den „Mitternachtsspitzen“ setzte sich das fort. Unter anderem entwickelte sich Wilfried Schmickler, der ja damals noch zum Ensemble gehörte, immer mehr zu einem scheinmoralischen Empörungsfanatiker, welcher über die bösen „Querdenker“ herzog. Und so ging es immer weiter – mehr und mehr Beiträge in immer mehr Sendungen waren ein echter Schock für mich. Seit mehreren Jahren schaue ich mir das auch gar nicht mehr an, und wenn mir das jemand vor fünf Jahren prophezeit hätte, hätte ich ihn für komplett verrückt erklärt.
Und was macht das Kabarett jetzt, wo immer mehr die Lügen um die Geschehnisse seit 2020 deutlich werden – was tut sich jetzt? Nix! Wäre es nicht ein gefundenes Fressen für wirkliche Kabarettisten, dieses aufzuarbeiten und vielleicht auch mal einzuräumen, man selbst hätte sich lange Zeit geirrt? Nix da! Und was tut man anstelle dessen? Putin, Putin, Putin… – Sie wissen es ja und haben es hier auch schon einige Male angesprochen. Ich habe mir vor Kurzem die „Anstalt“-Sendung über die Ukraine von 2014 noch einmal angesehen. Ich würde ja gerne mal wissen, was Uthoff und von Wagner heute über diese Sendung sagen würden…
Nur wenige haben sich nicht verbiegen lassen – von den allgemein bekannten in erster Linie Lisa Fitz, Simone Solga, Helmut Schleich und Reiner Kröhnert, aber – jedenfalls teilweise – auch Mathias Richling. Bei vielen anderen muss man sich in der Tat fragen: Was ist da passiert? Was ist z.B. auch aus Urban Priol geworden? Florian Schroeder tut sich beim Bashen ja auch hervor und kommt dabei auch noch höchst arrogant daher. Über Frau Bosetti brauchen wir kein Wort zu verlieren. So manche(r) hat halt auch menschlich offenbart, was man von ihm oder ihr halten darf. Ich wandle mal ein Zitat des großen Henning Venske ab, der hat mal gesagt:
„Sie sind jetzt bis zur Kenntlichkeit entstellt.“
Tja, woran liegt’s nun? Auffällig ist ja, dass das Umschwenken seinerzeit relativ schnell erfolgte. Und der Grund dafür? Intellektuelle Überschätzung? Okay, bei vielen wohl schon. Aber bei einem Konstantin Wecker? Bei einem Volker Pispers (der war seinerzeit zwar nicht mehr aktiv, hatte sich aber entsprechend geäußert)? Kann ich mir nicht vorstellen. Was ist es dann? Anweisungen der Sendeanstalten an die Redaktionen, was die Inhalte angeht? Tja, kann schon sein. Aber wäre so etwas im Laufe der Zeit dann nicht mal an die Öffentlichkeit emporgesickert? Und welcher „echte“ Kabarettist würde sich denn so etwas vorschreiben lassen? Hmm, wieso muss ich gerade jetzt wieder an Dieter Hildebrandt denken…
Nun, vielleicht ist aber alles auch viel profaner, und es würde ein Blick auf diverse Kontoverbindungen genügen. Wir wissen ja alle: Die „C-Zeit“ war besonders auch im kulturellen Bereich finanziell sehr hart. Üble Verschwörungstheorie, ich weiß. Und da wir natürlich auch keine Möglichkeit bekommen werden, entsprechende Blicke zu tätigen, erübrigen sich weitere Spekulationen.
Herzliche Grüße und vielen Dank für die tolle Arbeit an die gesamte Redaktion,
Andreas Lichte
167. Leserbrief
Ich vermute, dieser Teil der Satiriker glaubt, so mehr zustimmende Lacher erzielen zu können. Es ist auch gut für deren Einkommen. Welch eine Verlockung, mit der Verbreitung von Unwahrheiten viel Geld und Anerkennung zu erreichen.
Mit freundlichen Grüßen, Peter Eberhard
168. Leserbrief
Liebes NDS-Team,
seit Herbst 2021 ging das Trommelfeuer der Einheitsmedien los mit Hetze und Unterstellungen an Russland. Mir schlägt diese Propaganda auf den Magen – deshalb verzichte auf Nachrichtensendungen und politische Dokus. Satire-Sendungen waren ein guter Ersatz (z.B. „Mitternachtsspitzen“, die guten Recherchen von „Die Anstalt“, bis hin zur “heute-show”). Diese Sendungen gleiten jedoch immer mehr in Richtung Mainstream-Propaganda ab, sodass sie auch ungenießbar werden – leider! In der Hoffnung, etwas brauchbaren Inhalt zu finden, schaue ich diese Sendungen nur noch in der Mediathek an. Dort habe ich die Möglichkeit, den ungenießbaren Inhalt sofort zu überspielen.
Wieso konnte es zu diesem Qualitätsverlust kommen? Meines Erachtens kommt von den Eigentümern der Medienanstalten (staatliche oder private) der entsprechende Druck. Jeder, der den Sendeplatz nicht verlieren will, hat sich an bestimmte Vorgaben zu halten bzw. diese umzusetzen. Es wird einfach nach dem Kontaktschuldprinzip verfahren (mit gravierenden Folgen):
„(…) Durch diese Kultur des Misstrauens wird systematisch die Meinungsvielfalt untergraben, von der eine demokratische Gesellschaft lebt. Personen, die auf diese Weise abgestempelt werden, müssen um ihr Ansehen und unangenehme Folgen für ihre berufliche Karriere bangen. Aus dieser Angst heraus entwickelt sich zunehmend ein Distanzierungswahn, der die gesamte öffentliche Debatte von der Politik über die Wirtschaft bis hin zu Kunst, Kultur und Medien durchzieht.“
bedeutungonline.de/was-ist-kontaktschuld-bedeutung-definition-erklaerung/
Gut, dass es wenigstens NDS gibt!
Freundliche Grüße, B. Schmitt
169. Leserbrief
Sehr geehrter Herr Müller,
der Verfall des Kabaretts fiel mir auch auf. Die Anstalt ist nur noch kalter Kaffee, leider. Aber warum ist das so? Wir können nur Indizien deuten. Es muss ein Befehl vorliegen. Wes Brot ich ess, des Lied ich sing. Wahrscheinlich scheuen sich viele Kabarettisten, den schwierigen Pfad von Uwe Steimle zu beschreiten. Man bleibt lieber auf dem seichten Weg der materiellen Sicherheit. Rein ökonomisch kann man das ja verstehen, aber passt dann der Beruf dazu? Die Kabarettisten haben‘s nicht leicht.
Viele Grüße, Jürgen Dreher
170. Leserbrief
Geehrte NDS# ler,
nicht nur Wahlen, auch Kabarett und Satire wären verboten, wenn sie etwas verändern würden. Auch Könige und Fürsten hatten ihre Narren. Sofern sie nicht nur Scheinkritik am Herrscher übten, sondern für Aufklärung sorgten, wurden sie „entsorgt“. In den letzten Monaten ist vieles, was schon immer vorhanden war, in aller Deutlichkeit hervorgetreten. Kabarett und Satire waren schon immer, cum grano salis, machterhaltend. Häufige Ausnahme in der BRD war die „Anstalt“.
Warum deren Macher nun auch wie tote Fische nicht mehr gegen, sondern mit dem Strom schwimmen, kann ich mir nur mit ökonomischen Gründen erklären.
Gruß, Michael Kringe
171. Leserbrief
Sehen wir uns mal die kaufmännische Seite an. Wer vom Publikum lebt, muss sich nach ihm richten. Wer konsumiert Kabarett im Saal? Es sind genau die besserverdienenden Leute, die sich zur Elite zählen und von denen wir glauben, dass sie versagt haben. Die freuen sich, bestärkt zu werden.
Stellen sie sich einen Kabarettisten vor, der Wahrheiten erzählt und ausgebuht wird. Er ist doch ein armes Schwein. Florian Schroeder ist das neulich passiert. Er hat es sich damit erklärt, dass wohl Querdenker im Raum waren. Man stelle sich vor, Querdenker bei einem Kabarettisten! Auch Kabarettisten sind selbstverliebt.
Kabarettisten wie Werner Fink haben damals auch davon gelebt, dass sie ihr Publikum hatten. Aber das hat eben anders gedacht als der Mainstream. Also liegt es vielleicht am Publikum.
A. Hellmann
172. Leserbrief
Sehr geehrte Damen und Herren,
Ich denke, da kommen verschiedene Gründe in Betracht.
Zum einen mag es sich bei unbedarften, wenig politisch gebildeten Akteuren durchaus um Überzeugungstäter handeln, die glauben, auf der richtigen Seite zu kämpfen! (Das beständige Diffamierungs-Trommelfeuer aus allen Rohren öffentlich-rechtlicher und privater Medien leistet auch auf dieser Ebene ganze Arbeit.) Viele der heute so genannten „Kabarettisten“ sind ja nicht mehr vergleichbar mit einstigen Schwergewichten der Szene (Bspw. Schramm oder Pispers), sondern bestenfalls politisch überforderte „Comedians“.
Zum anderen greifen auch in diesem Umfeld wirtschaftliche Interessen. Wer regelmäßig in den TV-Medien präsent ist, dem fällt es zumeist auch leichter, auf begleitenden Tourneen große Hallen zu füllen! Abgesehen davon sieht man aktuell am Beispiel eines Uwe Steimle recht gut, dass es dank Cancel-Culture schnell problematisch werden kann, überhaupt Veranstalter und größere Hallen zu finden und auch zu halten, sobald man „ungebührlich“ vom vorgegebenen Kurs abweicht.
In der Geschichte unserer freundlichen Republik war es nie zuvor gefährlicher (in wirtschaftlicher Hinsicht), eine eigene, unangepasste Meinung zu vertreten, da trennt sich auch unter Kabarettisten gerade die Spreu vom Weizen!
MfG, Georg Piorr
173. Leserbrief
Sehr geehrter Herr Müller,
die Anpassung der deutschen Kabarettisten zum Regierungssprecher ist erschreckend. Kein kritischer Ton gegenüber der Politik, im Gegenteil. Das deutsche Kabarett von früher, wie Münchner Lach- und Schiessgesellschaft oder Kommödchen aus DUS waren Klassiker des politischen Kabaretts. Heute nur noch nachplappern von Halbwahrheiten oder sogar Lügen.
Ich hoffe, es kommen wieder bessere Tage.
Mit freundlichen Grüßen, Jörg Schlegel
174. Leserbrief
Liebes NDS-Team,
mir ist mit dem Weggang von Ekkehard Sieker von der Anstalt 2020 aufgefallen, wie sich die Anstalt von Folge zu Folge dem Regierungskurs anpasste – zeitgleich mit den restlichen Kabarett- und Satiresendungen. Die Anstalt hatte ja ein großes Ansehen im Kabarett. Es war also keine große Überraschung, dass viele andere Kabarett- und Satiresendungen mit ihren Kabarettisten das Gleiche machten wie die Anstalt – bis auf den Zyniker Dieter Nuhr, der schon immer auf Regierungskurs war oder zumindest die neoliberale Ideologie in wohlgeformten Worthülsen am Leben hielt.
Diese Anpassung wurde dann mit der Coronakrise endgültig abgeschlossen. Die Kabarettisten, die noch Rückgrat hatten, wurden rausgemobbt bzw. gecancelt.
Dass sich allerdings jetzt auch noch Christoph Sieber unterordnet, erstaunt mich. Denn es ist gar nicht mal so lange her, da hat Sieber in dem Crowdfunding-Dokumentarfilm „Wahlen“ teilgenommen – neben unter anderem Daniele Ganser, Paul Schreyer, Daniela Dahn, Ernst Wolff und anderen, die von den etablierten Medien und deren Konsumenten regelmäßig als Verschwörungstheoretiker bezeichnet werden. Dort hat er den ach so besorgten Bürger gespielt, der sich angeblich um die Demokratie Sorgen machen würde.
Es scheint mir auch so, dass die Planungen, die Kabarett- und Satiresendungen gleichzuschalten, ab der Krimkrise begonnen haben. Gleichzeitig mit den neuen Gesetzen zur Bekämpfung von „Hatespeech“, Fake-News und das massenhafte Auftreten von sogenannten Faktencheckern, die unter anderem vom Steuerzahler finanziert werden.
LG, E
175. Leserbrief
Sehr geehrter Herr Albrecht,
Sie beklagen ausdauernd, d.h. nicht erst seit gestern, Kabarett und Satire würden in heutigen Zeiten ihrem eigentlichen Auftrag (sinngemäß) nicht nachkommen, da sie überwiegend die Meinung der Regierung unterstützen. Haben Sie eine entsprechende Definition von Kabarett und Satire zur Hand, aus der die von Ihnen erwartete/geforderte „Leitlinie“ von Kabarett und Satire hervorgeht? Die gibt es nicht, genau. Gesellschaftskritisch ja, aber regierungskonform: Nein.
Sie benennen einige Hypothesen bezüglich des „Warum“ (Einknicken vor der Regierung, dazugehören wollen etc.), die auf der Hand liegende bzw. naheliegendste benennen Sie hingegen nicht.
Es wird sehr wahrscheinlich so sein, dass das Gros der Kabarettisten und Satiriker Wagenknecht und Schwarzer bzw. deren Anliegen/Haltung tatsächlich kritisch gegenüberstehen. Und tatsächlich auch lächerlich finden, entsprechend machen sie sich über sie lustig. Und dem Regierungskurs deshalb folgen, weil sie diesen tatsächlich eher richtig finden. Den Regierungskurs finden sie also nicht lächerlich, entsprechend machen sie sich nicht über die Regierung lustig.
Ganz einfach also alles und gar nicht so kompliziert, wie Sie es hier – vorgeblich – darzustellen versuchen. Dasselbe galt im Übrigen auch für andere Themen wie z.B. die Coronaschutzmaßnahmen und deren Gegner/Kritiker.
Bernt Kusche
176. Leserbrief
Kurzhinweis
Die Corona(politik) als Einfallstor für diese Kehre von juste-milieu-TV-Satire linksliberaler Prägung in staatstreues Irgendwas heißt für mich: keine ZDF-Anstalt, kein WDR-Becker, kein Priol und diverse andere mehr: was noch im ÖR geht, sind Dieter Nuhr und BR-Schleich. Das war‘s.
H. Heine
177. Leserbrief
Liebes NDS-Team,
Zunächst einmal herzlichen Dank für ihre unermüdlichen Beiträge, die hoffentlich irgendwann mal auch bei der zurzeit wegen Staatstreue tauben deutschen Bevölkerung auf offene Ohren stoßen, wenn diese Ohren nicht mehr durch die ständige Staatspropaganda belegt sind.
Schon direkt mit Beginn der Corona-Maßnahmen fing es an und zieht sich in die Ukraine-Krise: Die sog. Satiriker und Kabarettisten haben ihre Aufgabe und Arbeit eingestellt und verstehen sich bis auf wenige Ausnahmen als Staatssprachrohr. Sehr, sehr traurig.
Bleiben sie bitte am Ball.
Liebe Grüße, Leo Oks
178. Leserbrief
…Geld regiert die Welt. Ich bin tatsächlich der Meinung, dass die Verelendung des Künstlervolks während der Coronazeit dieses noch weiter korrumpiert hat.
VG, Anne Michael
179. Leserbrief
Lieber Her Müller,
warum so viele ins Lager der Angepassten abgleiten? Ich denke, es geht hauptsächlich ums Geld. Wer ein falsches Wort sagt, wird schnell rausgeschmissen. Habe ich zuletzt am Beispiel Uwe Steimle beobachtet. Wenige haben den Charakter standzuhalten, wie Steimle, Lisa und Michael Fitz und sicher auch noch ein paar andere.
In den letzten 30 bis 40 Jahren sind in allen Gesellschaftsbereichen die Jasager, Angepassten nach oben gespült worden. Warum soll das in der Unterhaltungsbranche anders sein? Meine Diagnose zum Zustand der Gesellschaft, nicht speziell des Kabaretts: Orientierungslosigkeit, fehlende geistige Basis. Die innere Leere wird durch Konsumsucht kompensiert. Ob das neoliberale System sich diese bequemen Konsumsklaven züchtet, oder ob die innere Leere das neoliberale System hervorbringt? Ein typisches Henne-Ei-Problem. Nicht zu vergessen wirtschaftliche Not bei vielen Menschen und eine menschenverachtende Arbeitswelt, die den meisten kaum erlaubt, über den nächsten Tag hinaus zu denken.
Übrigens, die Namen der von Ihnen genannten Kabarettisten sind mir durchweg unbekannt. Bis vor etwa zwei Jahren hab ich noch gern „die Anstalt“ gesehen. Urban Priol, den ich sehr geschätzt habe, ist schon vorher von meinem Schirm verschwunden. Georg Schramm und Volker Pispers haben sich verabschiedet, bevor die allgemeine Qualität den Bach runter ging.
Ich habe keine Tagesschau, kein „Heute“, nicht Talkshows, kein „Unterschichtenkabarett“ (frei nach Harald Schmidt). Ich habe die NachDenkSeiten (vermisse in letzter Zeit Beiträge von den Fitzens).
Herzliche Grüße, Rolf Henze
180. Leserbrief
Man kann diese Kabarettisten nur als große Ent-Täuschungen (!) sehen – im positiven Sinne: Man sollte sich generell davon verabschieden, von dieser Art der Unterhaltung – und nichts anderes bieten diese Unterhaltungskünstler – einen Bewusstseinswandel beim Publikum hin zum Besseren zu erwarten. Diejenigen, bei denen das Bewusstsein schon vorhanden ist, werden nur bestätigt, die anderen schauen sowieso nicht hin. Ist schon bei Pispers aufgefallen, übrigens auch ihm selbst, als er noch auftrat, da hat er sich zum Anfang seiner Auftritte stets über sein Publikum in diesem Sinne lustig gemacht.
Wir haben uns in ihnen getäuscht, jetzt sind wir ent-täuscht, gut so!
T. Karsten, Berlin
181. Leserbrief
Liebe Nachdenkseiten,
ich habe mich früher intensiv für Kabarett/Comedy interessiert. Ich beobachtete etwa im November 2020 („Weihnachtslockdown“), dass die letzten kritischen Stimmen wie „Die Anstalt“ (sozusagen geschlossen, um im Bild zu bleiben), auf Linientreue umgeschwenkt sind. Zumindest bei den Themen Corona, Ukraine bleiben sie alle innerhalb des staatlichen Narrativs. Ich meine, aus purer Angst um die „Karriere“ beim Staatsfunk, wenn ich z. B. das Geschehen bei Lisa Fitz betrachte. Bei den Öffentlich-Rechtlichen haben doch etwa Redakteure wie Ole Skambraks (SWR) oder Katrin Seibold (ZDF) gar den Dienst quittiert, weil sie das nicht mehr mitmachen wollten. Schon vor Längerem war von einem „Klima der Angst in den Redaktionen“ die Rede (Pfarrer Fliege).
Entweder wurden die ehemaligen Kabarettisten eingenordet. Wohl eher merken sie aber selbst, dass die Meinungs- und Pressefreiheit (Netzwerkdurchsetzungsgesetz oder Verschärfung der Strafgesetze hinsichtlich Meinungsäußerungen zu russischer Aggression) immer weiter zurückgedrängt wird. Helmut Schleich hat sich in dem Sinne geäußert, dass man auch im Kabarett inzwischen vorsichtig sein müsse; so ist m. E. seine Kritik an unseren „transatlantischen Freunden“ geschickt verpackt bzw. nicht zu direkt.
Herzliche Grüße, Franz Simeth
182. Leserbrief
Sehr geehrter Herr Müller,
ich erkläre mir die Angepasstheit der vielen Kabarettisten damit, dass die meisten während der Corona-Hochzeit ebenfalls die Regierungsmeinung vertreten und verteidigt haben. Mit der Beibehaltung dieser Linie möchten sie verdeutlichen, dass die Regierung damals recht hatte und heute hat. Damit müssen sie heute nicht eingestehen, in der Coronazeit unkritisch gewesen zu sein und Unrecht vertreten zu haben.
Ein weiterer Grund dürfte sein, dass viele Kabarettisten immer schon politisch links-grün orientiert sind. Indem sie nun ideologisch, insbesondere die grünen Regierungsmitglieder, unterstützen und deren offensichtliche Unfähigkeit, Fehler nicht ansprechen, dürften sie das Ziel haben, damit deren Macht erhalten zu wollen. Hauptgrund der Kabarettisten dürfte sein, wie oben, sich nicht eingestehen zu müssen, womöglich politisch falsch orientiert gewesen zu sein.
Auffällig ist auch, dass die größte Anzahl der angepassten Kabarettisten aus den alten Bundesländern stammt. Sie zeigen eine scheinbar blinde Gefolgsamkeit der amerikanischen Regierungspolitik und eine naive – weil wohlstandsverwöhnt, ohne Mangelerfahrung – Sicht in die Zukunft, sozusagen nach dem Motto „Bis jetzt ist ja alles gut gegangen.“
Mit freundlichen Grüßen, Holger Heinze
183. Leserbrief
Liebes Nachdenkseitenteam!
Erstmal herzlichen Dank für Ihre unermüdliche Aufklärungsarbeit! Für mich einer der kleinen Anker, um in diesen verrückten Zeiten nicht durchzudrehen.
Was ist los mit der deutschen Kabarettszene? Diese Frage beschäftigt mich schon seit Längerem. Diese Entwicklung begann schon weit vor Corona, so meine Einschätzung. Man müsste dafür vielleicht ein wenig in die Geschichte schauen, vor allem in die nach dem Zweiten Weltkrieg.
In den Anfangsjahren war in beiden deutschen Staaten das Ensemblekabarett mit Nummernprogrammen noch vorherrschend. In der DDR war das bis zur Wende 1989 immer noch gang und gäbe. In der BRD entwickelte sich das nach und nach in Richtung Solokünstler, was sicherlich mit der hier vorherrschenden Gesellschaftsordnung zu tun hatte. Während im Westteil Deutschlands die Satire eher in Richtung Holzhammermethode verlief, man konnte eigentlich sagen, was man wollte, ob es die Empfänger interessierte, sei dahingestellt. Mit nur wenigen Ausnahmen hatten die Künstler Narrenfreiheit. Wie war es nun im Osten? Wie schon gesagt, Ensemblearbeit.
Hier sah es schon ein wenig anders aus, sich kritisch zu äußern. Es musste genau überlegt sein, um nicht Auftrittsverbot oder Ähnliches zu riskieren. Dabei war man findig und eignete sich eine subtilere Sprache und auch einen selbigen Umgang mit den Behörden an. Ein ähnliches Phänomen finden wir in der Unterhaltungsmusik der DDR. Es hieß für den Kunstinteressierten, zwischen den Zeilen zu lesen. Der Vorteil der Ensemblearbeit bestand darin, dass die Programme zusammen erarbeitet wurden. Da schlugen auch mit Sicherheit Meinungen aufeinander. So inspirierte man sich aber gegenseitig und erschuf so ein gemeinsames Werk. Fazit daraus, Narrenfreiheit gab es so nicht, aber die künstlerische Freiheit war dafür umso größer.
Wie sah es nun im Westen aus? Im Vergleich zur DDR, wo Kabarett größtenteils von Laiengruppen geprägt war und die Profis in festen Ensembles engagiert, hieß es in der BRD, sich damit seinen Lebensunterhalt zu verdienen, was ja per se nicht schlecht ist, aber dazu führte, andere Kollegen als Konkurrenz zu sehen. Die Gefahr der Selbstüberschätzung war dadurch auch gegeben. Keine Kollegen, die einem auf die Finger hauen und einen wieder auf den Boden der Tatsachen bringen. In dem Drang, die Karriereleiter steil aufzusteigen, verliert man den Blick auf das Wesentliche und ist somit anfälliger für Manipulation und Instrumentalisierung.
Nun kommen wir zu einem viel schwierigeren Aspekt, der vielen älteren Kabarettisten bestimmt zu schaffen macht und ihnen schlaflose Nächte bereitet. Das Kabarett im Westen hat sich im gesellschaftlichen Kontext größtenteils „links“ verordnet. Ich setzte mal links bewusst in Anführungszeichen, da wir dieses Rechts-Links-Denken eigentlich überwinden wollen. Das haben uns die letzten Jahre gelehrt.
Damit begann man schon, die Gesellschaft zu spalten, und es wurde auch als Deckmäntelchen verwendet, die Agenda einer Neuen Weltordnung, die uns jetzt überdeutlich offenbart wird, in Gang zu setzten. Ich denke hier nur an die ´68er, Marsch durch die Institutionen, antiautoritäre Erziehung… Alles nur Show, Ablenkung, Manipulation mit dem Ziel, die Gesellschaft zu spalten. Das zu erkennen, ist sehr schmerzhaft und lässt einem das Weltbild zusammenbrechen. Die einen ziehen sich zurück, die anderen fallen in kognitive Dissonanz. Übrig bleiben die, die schon immer unbequem waren, sich nicht instrumentalisieren ließen, im Stande waren, selber zu denken und nicht irgendeiner Ideologie hinterhergerannt sind, nur um einen persönlichen Vorteil zu generieren.
Und wie schaut es mit der ostdeutschen Kabarettszene aus? Da ging es nicht um links oder rechts, sondern darum, denen da oben den Spiegel vorzuhalten und gesellschaftliche Missstände aufzuzeigen. Da sehe ich einen großen Unterschied, der sich bis heute bemerkbar macht. Die alte Kabarettszene ist kaputt und muss von Neuem wieder aufgebaut werden. Es gibt noch ein paar „Dinosaurier“ wie Uwe Steimle, Lisa Fitz und Helmut Schleich, um nur einige wenige von wenigen zu nennen, und einen überschaubaren Anteil frischen Blutes wie zum Beispiel Lisa Eckhart und Nikolai Binner, denen zuzutrauen, wäre diese Aufgabe gemeinsam zu meistern.
Ich glaube, es gebe noch viel dazu zu sagen, würde aber den Rahmen sprengen. Mit Sicherheit gibt es einige Leser, die noch andere interessante Ansätze dafür haben. Das hier Geschriebene ist nur das, was mir persönlich gerade durch den Kopf gegangen ist, und ich hoffe, ich konnte damit einen kleinen Beitrag dazu leisten, den Ursachen des Versagens des deutschen Kabaretts auf den Grund zu gehen.
Wünsche Ihnen allen weiterhin viel Glück und Erfolg für Ihre Arbeit und verabschiede mich mit herzlichen Grüßen aus Berlin,
Ihr Peter Röntgen!
184. Leserbrief
Wer bezahlt diese Staatskabarettisten? Wenn die Politik die Journaille von ARD und ZDF bezahlt und diese dann Kabarettsendungen machen…
Viele Grüße, H. Elsner
185. Leserbrief
Lieber Albrecht Müller,
bei Sarah Bosetti schalte ich schon seit geraumer Zeit spontan weg, da überrascht mich nichts mehr. Sarah Bosetti erscheint mir manchmal wie die sofort nach Geburt getrennte Zwillingsschwester von Annalena Baerbock. Altklug und naseweis gleichzeitig!
Über die letzten Mitternachtsspitzen war ich entsetzt, insbesondere über den Beitrag von Philip Simon, auf den ich bisher große Stücke gegeben hatte. Ich kann mir die unterwürfige Anpassung vieler Kabarettisten nur mit nackter Existenzangst erklären.
Nach den massiv fehlenden Einnahmen aufgrund der Zwangsmaßnahmen wegen SARS-CoV-2 fürchten viele um weitere Auftritte und damit fehlende einnahmen, wenn sie frank und frei ihren Standpunkt beibehalten. Es haben nicht alle das Stehvermögen von Lisa Fitz, Lisa Eckhart und ein paar wenigen anderen. An kritischen Themen sollte es nicht mangeln!
Herzliche Grüße, Horst Wandersleben
186. Leserbrief
Hallo,
ich freue mich über jeden, der für Friedenspolitik eintritt. Meine Meinung ist fast zu 100 Prozent die von Sahra Wagenknecht und ihrem Ehemann.
Leider muss ich feststellen, dass meine eigenen Kinder und 90 Prozent meiner Freunde die Kriegspolitik der Amerikaner vertreten, die eindeutig gegen unsere Sicherheit und gegen unsere wirtschaftlichen Interessen gerichtet ist.
Wie ist das zu erklären: Die Propaganda der Amerikaner beherrscht unsere Medien. Der Wunsch dazuzugehören ist wichtiger als alles andere. Mir den Wölfen heulen. Keiner will ein Außenseiter sein. Das hat unsere ganze Gesellschaft erfasst.
Viele Grüße, Walter Fuchs
187. Leserbrief
Sehr geehrter Herr Müller,
es gibt verschiedene Gründe dafür, warum das Kabarett in Deutschland mehrheitlich einen regierungsfreundlichen Kurs in Sachen des Ukraine-Konflikts an den Tag legt.
Ein Grund ist darin zu suchen, dass die so agierenden Kabarettisten auf die Engagements durch die öffentlich-rechtlichen Sendeanstalten angewiesen sind. Wie heißt es im Volksmund: „Wes Brot ich ess, des Lied ich sing“. Hier wird mit Sicherheit Druck von den verantwortlichen Redakteuren von ARD und ZDF, aber auch den werbebasierten Sendeanstalten aufgebaut, eine entsprechende Darbietung der Ereignisse rund um den Ukraine-Konflikt zu präsentieren. Schon während der Pandemie war zu beobachten, dass ein Großteil des Kabaretts streng auf Regierungskurs lag. Das war im Übrigen der Probelauf für das jetzige Vorgehen im Ukraine-Konflikt.
Das Narrativ hierzulande zum Ukraine-Konflikt lautet verkürzt wie folgt: „Wir im Westen sind die Guten, und Russland mit Putin ist der Böse“. Russland ist der Aggressor und ist völkerrechtswidrig in die Ukraine einmarschiert, und somit sind alle Mittel erlaubt, um Russland in die Schranken zu weisen. Diese moralische Überhöhung, die sinnbildlich durch die Außenministerin Baerbock verkörpert wird, führt dazu, dass jeder, der eine andere Meinung vertritt, zwangläufig in die Defensive gedrängt wird. Er riskiert sogar, als Faschist gebrandmarkt zu werden. Um das zu verhindern, begeben sich viele in das Lager der Regierungsbefürworter, eine Art sicherer Hafen, auch wenn sie tief im Innern ein gewisses Grummeln verspüren. Man nennt dieses Phänomen auch „mit den Wölfen heulen“. So gerät so mancher Kabarettist in den Strudel eines kaum mehr nachzuvollziehenden Bellizismus.
Die Ratio wird ausgeschaltet, eine seriöse Berichterstattung wird durch puren Meinungsjournalismus ersetzt.
Zum Schluss noch ein Beitrag der Volker Pispers „warum Putin der Böse ist – und wir die Guten sind“
youtube.com/watch?v=hylztQ8-pVM
Dieser Beitrag erklärt, wie Machstrukturen funktionieren und welche Einflussagenten – vernehmlich von den USA gesteuert – auch in der deutschen Kulturszene ihre Finger mit im Spiel haben. Wir hier in Deutschland werden systematisch auf ein Kriegsszenario vorbereitet. Von Kriegswirtschaft ist bereits die Rede. Und der nächste Konflikt steht schon vor der Tür: USA-China. Das deutsche Kabarett schwingt sich schon ein auf eine zumindest chinakritische Darbietung ihrer künstlerischen Freiheit.
Herzliche Grüße, W.B.
188. Leserbrief
Ich mach’s ganz kurz… „Wess Brot ich fress, dess Lied ich sing“, altes deutsches Sprichwort.
Ich glaube, hier wird redaktioneller Druck ausgeübt. Ob die betreffenden Personen direkt mit Jobverlust oder der Einstellung des Sendeformates konfrontiert werden, kann ich nicht abschätzen. Wenn man aber aus Angst, gecancelt zu werden (was ja in der Corona-Zeit schon vorgekommen ist), im vorauseilenden Gehorsam (meiner Meinung nach eine typisch deutsche Eigenschaft, siehe auch „Der Untertan“, in dem man viele Parallelen finden kann) Staatskabarett macht, ist das zwar menschlich nachvollziehbar, zeugt aber nicht von Zivilcourage.
Jetzt findet das statt, was man den „Ossis“ nach der Wende zum Vorwurf machte. Man sagte, sie hätten vor der Obrigkeit gebuckelt, sie wären gekrochen und müssten den aufrechten Gang erst einmal erlernen. Ich vermisse diesen aufrechten Gang bei den ehemaligen Belehrenden. War wohl doch nur Schadenfreude und Gerede, denn wenn man ehrlich ist, ist ein staatstreues Leben sehr viel angenehmer, man eckt nicht an, verbaut sich nicht seine Karriere und kommt gut durch die Zeit.
Ich meide mittlerweile solche Sendungen…
Marco Adler
189. Leserbrief
Wess’ Brot ich ess’, des Lied ich sing…
Politik als Geschäftsmodell, Informationsfreiheit als Geschäftsmodell, Kultur als Geschäftsmodell… Wen wunderts? Die Nutznießer dieses Systems, von Caritas bis Rheinmetall, von Welt bis Taz, von der Anstalt bis Siebert, halten den maßgeblichen Entscheidern die Stange, klar, sie hängen ja am andern Ende… Mit der Freiheit eines Selbstversorgers schicke ich euch einen aktuellen Text von mir:
Die Mörder sind über uns
Rachitische Knaben
In Camouflage
Ich seh sie jetzt öfter
Im Regionalzug
Blass, mit Tornister
Auf Achse. Wohin gehts?
Die Front, rückt sie näher?
Kanonen sind hungrig
Im Himmel die Krähen
Rufen. Wer hört sie?
Verstiegen im Dunst
Die Mörder, die Mörder
Die Mörder, seit jeher
Sind
Über uns
Es sind gute Zeiten
Für Panzer, Kanonen
Die Todeskonzerne
Hab’n Hochkonjunktur
Der Tod lässt ekstatisch
Den Aktienkurs tanzen
Da tröpfelt, gewiss doch
Nach unten was durch
Im Himmel die Krähen
Rufen. Wer hört sie?
Verstiegen im Dunst
Die Mörder, die Mörder
Die Mörder, seit jeher
Sind
Über uns
Und wieder folgt jetzt
Die schweigende Mehrheit
Den Herren zur vorerst
Zur letztbesten Schlacht
Und wieder morden
Sie alle, die Braven
Die nicht die Folgen
Des Schweigens bedacht
Im Himmel die Krähen
Rufen. Wer hört sie?
Verstiegen im Dunst
Die Mörder, die Mörder
Die Mörder, seit jeher
Sind
Über uns
Verdammt, soll es wieder
Und wieder geschehen
Kein Staat hat das Recht, uns
Zum Morden zu zwingen
Steht auf und sagt NEIN
Das Leben allein, ist
Grund genug nicht
Ihre Hymnen zu singen
Herzlichen Gruß an euch und danke für den Versuch, die Hintergründe zu erhellen.
Sigi Becker
190. Leserbrief
Sehr geschätztes NDS-Team,
danke für das wichtige „Nebenthema“. Ich habe mein schleichendes Desinteresse an bestimmten Kabarettsendungen schon vor Corona verspürt. Zwar hat „Die Anstalt“ noch immer gute Recherchen geliefert, aber mit der Zuspitzung des Ukrainekrieges noch vor dem 24. Februar 2022 (und mit Corona) verschwanden nach und nach die Mahner des Friedens. Mit Volker Pispers ist wohl der Aufrichtigste von der Bühne abgetreten.
Tja, was könnten die Gründe sein? Verblödung, Geldgier, Existenzsangst oder nur ein einseitiger Geschichtsunterricht? Kabarett ist wichtig für die Seele in diesem trostlosen Gehetze. Deshalb hole ich mir meine Hoffnungsrationen beim Wegscheider oder dem Steimle. Und bei Lisa Fitz. Gern nehme ich auch weitere Empfehlungen entgegen.
Ansonsten ratloses Kopfschütteln.
Martina Lippelt
191. Leserbrief
Sehr geehrter Herr Müller,
Sie schreiben und fragen genau die Punkte an, die mir und auch meiner Frau durch den Kopf gegangen sind, als wir uns die letzten „Mitternachtsspitzen“ angesehen haben. Ich verweise auf meinen gerade geschriebenen Leserbrief an Tobias Riegel zu seinem Beitrag Jämmerliches „Kabarett“: TV-Satiriker schützen die Kriegspolitik. Sieber und Simon schienen wie umgewandelt. Ich habe mich gefragt, ob sie eine Gehirnwäsche bekommen haben.
Ich kann mir diese Einlassungen der Künstler nicht erklären. Man müsste sie mal persönlich danach fragen. Ob man aber eine ehrliche Antwort erhält, darf bezweifelt werden. Insbesondere auch Urban Priol war ja mit seinem letzten Jahresrückblick eine große Enttäuschung. So wurden die Grünen in seinem Programm so gut wie nicht kritisiert, und der Terroranschlag auf die Pipeline wurde erst überhaupt nicht thematisiert. Ich wüsste zu gerne, was Georg Schramm zu Priols Auftritt gesagt hätte. Es scheint so, als ob die Protagonisten Order bekommen hätten, was sie zu sagen haben, welche Meinung verbreitet werden muss.
Mein Eindruck ist, dass schon seit einiger Zeit kein politisches Kabarett mehr im ÖRR-Fernsehen geboten wird. Die Qualität von „Scheibenwischer“ oder der anfänglichen „Anstalt“ ist nicht mehr gewollt. Was dort geboten wird, ist bestenfalls Comedy. Ich vermute, dass auch die Parteimitglieder, die in entsprechenden Gremien des ÖRR sitzen, ihren Anteil daran haben, denn ich glaube schon, dass sich viele der aktuellen Politiker ertappt und beleidigt fühlen, wenn sie oder ihre Klientel demaskiert werden bzw. der deutsche Michel mit zu viel Wissen versorgt wird.
Im NDR gab es die „Intensivstation“, im MDR gab es die „Kanzleramtspforte“, im SWR gab es jetzt aktuell die letzte „Spätschicht“. Für mich ein Hinweis, dass hier bewusst die Entscheidungen und Zusammenhänge, wie Politik gegen die Bevölkerung gemacht wird, nicht öffentlich gemacht werden sollen. Lisa Fitz ist ja ein prominentes Beispiel dafür. Aber auch Uwe Steimle durfte ja seine Erfahrungen machen.
In diesem Sinne. Bleiben Sie gesund und alles Gute für Sie und Ihr Team.
Mit freundlichen Grüßen, Ralf Glahn
192. Leserbrief
Sehr geehrter Herr Müller, sehr geehrte NDS-Redaktion,
die von Ihnen verlinkte Ausgabe der „Mitternachtsspitzen“ vom 8. März scheint im Vergleich zum bisher Gewohnten eher moderat, doch sollte man sich von diesem Eindruck nicht täuschen lassen. Es mag im Folgendem deutlicher werden, wenn ich meine Gedanken zu den Gründen der Anpassung des Kabaretts äußere.
- Repression freier Berufe
Künstler sind wie alle anderen Freiberufler auf ihre Reputation und durch ihre Arbeit an der kollektiven Seele besonders auf die allgemein verbreitete Stimmung angewiesen. Letztere ist jedoch durch umfassende Propaganda kaum noch diskursfähig. Zusätzlich erhöhen drohende Verurteilungen und Kontosperrungen nach § 140 StGB den Druck auf die Kunstschaffenden, und dies, nachdem sie bereits durch die Pandemiepolitik der letzten Jahre zu spüren bekamen, wessen Brot man eigentlich isst. Hinzu kommen Verdrängungsversuche, wie sie gerade Frau Prof. Ulrike Guérot erfährt.
- Es war schon immer so
Das politische Kabarett war spätestens seit den 1970ern von linksliberalen Künstlern geprägt, hat sich mit der Zeit jedoch etwas ausdifferenziert (z.B. Monika Gruber, Dieter Nuhr usw.). Es liegt also nahe, dass solche Künstler für eine Ampelkoalition, d.h. ihre Koalition, auch Stimmung machen. Hinzu kommt spätestens seit den 2010er-Jahren eine neue Opportunität zum Tragen. Diejenigen, die für die Medien arbeiten, sind meist Anhänger der Grünen, und diejenigen, denen die Medien gehören, sind zumeist Förderer der FDP. Und diejenigen, welche Tickets für Kleinkunstabende kaufen, sind i.d.R. in diesem liberal-ökologistischem Milieu verhaftet. Zudem waren einige Protagonisten dieser Szene schon immer unausstehlich. Es erwischte halt immer nur die „Richtigen“. So war Florian Schroeder schon immer ein eingebildeter Schnösel, der gegen arme Menschen, Katholiken und Bayern hetzte sowie gelegentlich was gegen Nazis brachte. Nun sind es eben „Covidioten“ und „Friedenskünstler“. Das Gleiche gilt für extra3 oder die heute-show. Und Sarah Bosetti hat stets nur usergenerierten Content erzeugt, indem sie sich durch rechte, antifeministische usw. Foren und Facebookgruppen trollte. Die dümmsten und peinlichsten Kommentare verarbeitete sie dann zur Kurzprosa, mit der sie sich auf das Ross einer überlegenen Moral schwang. Nun trifft es eben „Coronaleugner“ und „Putinversteher“.
- Nenn mich Schwein und suhl dich im Dreck
Neben dem Tabu des antifaschistischen Konsenses beinhalten die Querfrontvorwürfe auch eine Blindstelle. Im Kern bildet sich die Ampelkoalition um einen liberal-ökologistischen Block. Dieser wird machtpolitisch von der SPD und der CDU/CSU flankiert. Was soll das sein, wenn nicht eine besitzbürgerliche Querfront? Ähnliche Blindstellen finden sich in den Vorwürfen des Antiamerikanismus oder der Ignoranz vor einem angeblichen russischen Imperialismus wieder. Der Kabarettist, der aber von genau diesem Bürgertum lebt, kann kaum anders, als sich anzupassen. Da wird die Opposition schon mal zum Objekt für Ressentiments. Besonders gut lässt sich dies an der Fastenrede von Maximilian Schafroth zum diesjährigen Starkbieranstich auf dem Nockherberg (leicht in der ARD-Mediathek zu finden) nachvollziehen, auf dem es augenscheinlich zum großen Schulterschluss der bayerischen Elite gekommen ist (mein Eindruck). Hierzu muss man wissen, dass die Deutungshoheit am Nockherberg seit 2007, spätestens jedoch 2010 umkämpft war und nun offensichtlich zu Gunsten der regionalen Elite geschlagen wurde.
Die Eliten und ihre Sprachrohre denken also gar nicht erst daran, auf die Opposition zuzugehen. Vielmehr scheint man aus der Coronapolitik gelernt zu haben, indem Begriffe besetzt und Kritiker eingebettet werden. Auf die Coronapeitsche und Kriegshetze folgt nun der Friedenszucker. Frieden bedeutet nicht nur die Abwesenheit von Krieg, sondern auch Ruhe und Ordnung. Aber welche soll das sein? Eine Pax Americana, Russia, Sino, Europae oder Eurasia? Und soll diese global oder erst einmal nur für Europa gelten? Die Eliten wollen die Pax Americana, und sie wollen sie global. Dem halten sie als Gegenpol das Schreckgespenst einer Pax Russia für Europa entgegen. Dieses wird begrifflich mit einer globalen chinesischen Ordnung austauschbar sein.
Mit freundlichen Grüßen, E. A.
193. Leserbrief
Hallo,
Ganz einfach: Die Teilnahme an der Medienmatrix sichert Aufträge und Einkommen…
Freundliche Grüße, R. Sudmann
194. Leserbrief
Sehr geehrter Herr Müller,
ich halte es grob gesagt für Schwäche, und die ist leider Zeitgeist.
Ich denke, dass nun auch jene Leute, die noch lange durchhielten, vor der Entscheidung standen/stehen, ihren Beruf an den Nagel zu hängen, andere Nachteile sind ebenfalls denkbar, oder sie spielen mit. Menschen, die dann lieber ganz aufhören, auf Geld und Anerkennung verzichten, um sich selbst treu zu bleiben, sind sie demnach nicht. Vor solchen habe ich übrigens dann auch keine Achtung mehr, und die kommt auch nicht zurück.
Ist meiner Meinung nach das, was es schon vor über 80 Jahren gab. Wo ein Heinz Rühmann dann doch lieber den Bruchpiloten Quax mimte oder ein Heinrich George im Hitlerjungen Quex aufgetreten ist. Erich Kästner hat lieber auf vieles verzichtet und sich eher „unberühmt“ und geschickt über Wasser gehalten.
Hinzu kommt meiner Ansicht nach, dass man im Westteil all das für unmöglich hielt, wo „ihr System“ doch so gut, so freiheitlich, so demokratisch ist bzw. „immer war“. Und da sind sicher noch viele dieser Überzeugung. Also wurde zu lange diskutiert, appelliert, denen „ganz oben“ Unwissenheit zugutegehalten, geredet, analysiert, während dort schon lange der Grundstein für das gelegt wurde, was jetzt ist. Begann auch schon wesentlich früher. Und jetzt ist es zu spät. „Das System“ hat voll durchgegriffen. Mir hatte es übrigens die Frage beantwortet, wie es damals so weit kommen konnte.
Die Älteren, die Generation auch meiner Eltern, kannten sich mit dem noch gut aus, da hätte es NICHT funktioniert. Aber die sind ja nun schon wirklich fast alle gestorben. Die nach dem Krieg geborene Generation im Westen: größtenteils verwöhnt, verweichlicht, blind und blauäugig, überheblich, auch den Alten gegenüber. Das, was nun zeitlich verzögert, zwei Generation weiter, im Osten stattfindet, teilweise schon eine Generation davor einsetzte.
Es ist nicht immer gut, wenn einem Not und Leid oder materielle Entbehrung im Leben nie begegnet sind. Es geht arg zu Lasten von Stärke.
Mit freundlichen Grüßen, Ruth
195. Leserbrief
Wenn man rechts und links gleichsetzt, bleibt jedem, der da nicht dabei sein möchte, nur die Einheitspartei der Mitte. Und den Kabarettist(innen) nur das entsprechende Publikum.
Denn nur dies besucht die Veranstaltungen und verspricht den filternden Medien Quote. Und dann bietet man das halt an – immer noch besser als Schichtarbeit in der Munitionsfabrik.
Ich empfehle Georg Schramm – bürgerliche Mitte: nicht lustig, aber leider wahr…
Joachim Hoerenz
196. Leserbrief
Sehr geehrte NDS-Redaktion,
ich erkläre mir das Verhalten der Kabarettisten mit der zunehmenden Polarisierung unseres Landes. Diese hat im Verlauf der Coronapandemie erheblich an Fahrt aufgenommen. Sie wird bestimmt durch die mediengemachte Aktivierung von Stereotypen. Im Rahmen meiner Masterarbeit habe ich während der Coronapandemie eine den Diskurs bestimmende Manipulationstechnik ausgemacht, die ich Group Detention-Framing (Gruppenhaft-Framing) nenne. Die NachDenkSeiten haben bereits mehrfach auf diesen Vorgang hingewiesen.
Gemeint ist damit, dass Menschen, die Kritik üben, einer Gruppe zugeschrieben werden, die zuvor mit großem Aufwand von den Medien diffamiert wurde. Wenn nun jemand ungewünschte Kritik übt, wird er als Mitglied dieser Gruppe „geoutet“ und fortan, damals passend zu einer Pandemie, als Aussätziger behandelt. Vor diesen Aussätzigen empfindet der Mainstream einen regelrechten Ekel, und alles wird getan, um möglichst großen Abstand zu ihnen zu halten. Ich glaube tatsächlich, dass dieses Denken durch die Logiken einer Pandemie verstärkt wurde. Bereits dort wurde sichtbar, dass viele Kabarettisten nicht integer genug sind, um sich dagegen zu wehren. Die Angst, den Job zu verlieren oder als Aussätziger behandelt zu werden, ist bei vielen einfach zu groß.
Während in der allgemeinen Bevölkerung eine Schweigespirale, wie Noelle-Neumann sie beschreibt, entsteht, befinden sich die Kabarettisten in einer Empörungsspirale. Es wird sich in Diffamierungen überboten, um bloß nicht zu einem Aussätzigen zu werden. Es ist wie auf dem Schulhof: Wer nicht mitmacht, läuft Gefahr, selbst gemobbt zu werden. Im Gegensatz zu Kindern haben aber einflussreiche Erwachsene die Ressourcen, das Leben von unzähligen Menschen vollständig zu zerstören. Auf mit Worten ausgedrücktem Ekel und Hass folgen, wie sich leider schon beobachten lässt, Taten. Deshalb ist diese Entwicklung brandgefährlich.
Viele Grüße, Felix Genth
197. Leserbrief
Dann sollten die kritischen Bürger Kabarett mit Christoph Sieber, Bosetti, Philipp Simon u.a., die die Kritiker der Regierungslinie diffamieren, meiden und Dieter Nuhr, Dieter Hallervorden, Urban Priol diese o.g. Kabarettisten nicht mehr in ihre Sendungen und Theaterhäuser einladen. Boykott gegen all die Kabarettisten, die das Handeln der Regierung befürworten.
Bosetti war mir schon zur Coronazeit ab 2020 schon viel zu regierungsnah und unkritisch. Was das Beschämende daran ist, ist die Tatsache, dass man die mit der Mainstream-Zwangsgebühr mitbezahlen muss.
Ich guck seit drei Jahren keine Nachrichten mehr von ARD, ZDF u.a. Nur NachDenkSeiten, Rubikon, Weltwoche. Ich habe Manifest für Frieden auch unterstützt. Wagenknecht sollte eine eigene Partei gründen, würde sie sofort wählen. Mein Geld seh ich bei denen keinesfalls gut aufgehoben. Geh lieber Essen dafür. Niemand sollte mehr GEZ-Zwangsteuer entrichten, alle kritischen Bürger ihre Einzugsermächtigungen canceln. Am besten zum 31. März 2023.
Freundliche Grüße, Michael
198. Leserbrief
Liebes NachDenkSeiten-Team,
in Österreich gibt es ein Transparenzportal für die erhaltenen Coronahilfen ab einer festgelegten Höhe. Damit haben sich auch bereits kritische Portale beschäftigt und die Höhe der Förderungen für bestimmte Künstler ihren Aussagen zur Impfung/den Coronamaßnahmen gegenübergestellt:
- youtube.com/watch?app=desktop&v=x112Y05hDak
- her-mit-der-marie.at/funny-money/
- transparenzportal.gv.at/tdb/tp/startpage
Ob das mit Deutschland vergleichbar ist, lässt sich natürlich nur vermuten, da es bei uns keine Transparenz der „Coronahilfen” gibt. Aber ich finde, es ist trotzdem sehr interessant.
Viele Grüße, Anonym (Name der Redaktion bekannt)
199. Leserbrief
Sehr geehrtes NachDenkSeiten-Team!
Wessen Brot ich ess, dessen Lied ich sing! Sehr gut auch zu beobachten bei unseren Staatskirchen, Rundfunkanstalten…
Bitte mal die Einzelgehälter und Verträge der Protagonisten genau ansehen, manche werden ja auch öffentlich, dann sollte es keine Fragen mehr geben. Das Offensichtlichste einer untergehenden Kultur ist die rapide um sich greifende Korruption. Um diese etwas dümmlich zu verschleiern, wird versucht, fast die gesamte Gesellschaft mit „Energiebeihilfen“ etc. zum „Mittäter“ zu machen.
Grüße aus Leipzig, Uwe Schneider
200. Leserbrief
Sehr geehrter Herr Müller,
Nach meiner Meinung verdienen diese Leute nicht die Bezeichnung Kabarettisten. Ich würde sie als Mietmäuler bezeichnen, die nach dem Motto agieren, wessen Brot ich esse, dessen Lied singe ich. In den durch erpresste Beiträge finanzierten Sendeanstalten dürfen sie streng auf Linie die Lügen auf den neuesten Stand der Wahrheit verkaufen. Die Gedanken dieser Leute bzw. Mittäter sind für mein Empfinden Gehirn-Ausscheidungen. Seit über einem Jahr schaue ich in den öffentlichen Medien nichts an und kaufe auch keine Printmedien.
Freundliche Grüße, Hans Kelleter
…der mit allen Parteien seine Probleme hat, aber bei den Grünen schon Hass verspürt…
201. Leserbrief
Lieber Albrecht Müller,
ich habe mich auch gefragt, weshalb das Kabarett derart angepasst und regierungsnah berichtet. Manche Kleinkünstler, die ich vor Kurzem noch auf meiner pazifistischen Seite wähnte, erweisen sich entweder als Sprachrohr der Bellizisten oder geben sich unentschieden, unverbindlich. Ein Grund dafür dürfte marktkonformes Agieren sein: Das Lager der KabarettfreundInnen ist gespalten in ein linkes pazifistisches und in ein pseudolinkes Lager, für das die Bezeichnung „NATO-Linke“ treffend ist. Wer also als Kabarettist in der Kriegsfrage deutlich Position bezieht, muss fürchten, einen Teil des Publikums zu verlieren.
Doch von Kabarettisten, die ihr Metier nicht nur als Geschäft von Angebot und Nachfrage betrachten, sondern es aus Überzeugung und echtem Anliegen betreiben, erwarte ich anderes, und daher ist für mich der Großteil der Kabarettszene eine herbe Enttäuschung. Der Opportunismus verträgt sich allerdings gut mit der grün verdorbenen Heinrich-Böll-Stiftung, die PARTEIvorsitzender Martin Sonneborn, einer der wenigen Aufrechten, vor einigen Monaten in Heinrich-Böller-Stiftung umbenennen wollte. Ein solches Kabarett, das das Lied der Mächtigen und Angepassten singt, braucht niemand.
Wer die konformistischen Beiträge à la Heute-Show und extra3 nicht mehr aushält, sollte mal wieder Karl Kraus lesen. Seit den „letzten Tagen der Menschheit“ hat sich schrecklich wenig geändert, leider. Hätte Kraus ein biblisches Alter erreicht, er könnte heute seiner Mammutkomödie einen weiteren Teil hinzufügen.
Mit herzlichen Grüßen, Udo Bongartz
202. Leserbrief
Guten Abend, oh Sie meine geistigen Unterstützer,
nicht des Wahnsinns zu verfallen.
Ja, es ist traurige Wahrheit geworden: Das politische Kabarett ist tot. Urban Priol brachte noch einmal eine ansehnliche Würze und Schärfe in seine Silvesterauslese, im Rückblick 2022, doch auch diese fiel milder und versöhnlicher aus als zuvor. Ist es jene Resignation, die einsieht, gegen die Polemik der Zeitenwenden kein Argument vorbringen zu können?
Oder ist es gar Zensur, die kritischere Beiträge nicht mehr durchwinkt? Ausschlaggebend jedoch wird der vorangegangene Generationenwechsel in der Kabarettistenszene sein!
Dieter Hildebrandt ist lange tot, Georg Schramm und Volker Pispers sind in den wohlverdienten Ruhestand gegangen, ebenso Jürgen Becker aus Köln, der die „Mitternachtsspitzen“ jahrzehntelang vom Karneval in hochwertige Politikkritik geführt hat, hat sich gleichsam zurückgezogen. Die Übergabe jedoch vollzog, ebenso wie im Frauenkabarett der Ladies Night, eine 180-Grad-Wende.
Ebenso ist eine hin zu Comedy und Slam-Poetry-Neuinterpretation tendierende aufkommende Verflachung und personale Individualisierung zu beobachten, die das sogenannte politische Kabarett karikiert und sie selbst lediglich weiterhin mittels Anbiederung durch Freunde der Zeitenwendenpolemik möglich erscheinen lassen.
Wenn die Realität satirisch die Satire toppt, stirbt sie. Tja, das ist mein trauriger „Befund“ – zu Ihrem Appell, dass wir Leser Ihrer wunderbaren NachDenkSeiten uns doch mal äußern sollen. Vielen Dank dafür und für alles.
mfG, Regina Bernat
203. Leserbrief
Hallo Herr Müller/NachDenkSeiten,
Kabarettisten leben von Auftritten auf irgendwelchen Bühnen oder denen im TV, wobei Letztere den Bekanntheitsgrad und damit potenzielle Kartenkäufe für Erstgenannte steigern. Wer die Prominenz via TV will, liegt besser „auf Linie“, sonst findet er/sie im TV nicht mehr statt. Und damit reduziert sich dann auch für den „normalen“ Kabarettisten die Möglichkeit des Kartenverkaufs für das eigene Programm auf lokalen Bühnen.
Das übliche Kabarettpublikum auf der lokalen Bühne rekrutiert sich aus der akademischen Schicht, oft auch öffentlichem Dienst. Und das sind, wie man dank „Corona“ lernen durfte, diejenigen, die sich am willigsten indoktrinieren lassen. Das kann ich auch direkt in meinem eigenen Bekanntenkreis beobachten: Man liest ausschließlich „Qualitätsmedien“, schaut TV fast ausschließlich ÖRR, und alles davon Abweichende ist entweder furchtbar rrrrechts und/oder Prekariat. Von beidem grenzt man sich scharf und nachdrücklich ab.
Wer sich als Kabarettist da in den Wind stellt, sollte besser schon seine Schäfchen im Trockenen haben, weil die Wahrnehmung der „Künstler“ ist, dass der zu erwartende Gegenwind seine Auftrittsmöglichkeiten austrocknen wird.
Viele Grüße. Karl-Heinz Krämer
PS: Sarah Bosetti hat schon bei „Corona“ Ruhm erlangt durch unsägliche Hetze.#
204. Leserbrief
Lieber Herr Müller,
die Erklärung für den Exitus des Kabaretts – soeben hat es auch die Lach- & Schieß in Schwabing erwischt – ist so einfach wie die Inspektion des Krokodils auf dem Teppich: Das zulässige Witzmaterial ist verbraucht. Es gibt fast nichts mehr, worüber zu scherzen wäre, ohne dass der obwaltende Linksfaschismus in allen Facetten und Ecken über den Rhetor herfiele. Kaum noch ein Thema, das nicht mit Korrektheitsvorbehalten belastet wäre.
Die Katze beißt sich in den Schwanz: Da der Theaterbesuch generell eingebrochen ist (50 Prozent ist das neue „Ausverkauft“), steht den verbliebenen Kabarettisten erheblich weniger freies Geld zur Verfügung. Sie sind vermehrt auf öffentliche Zuschüsse angewiesen, müssen die Zuschussgeber (= Politiker) bei Laune halten und ihre Aggressivitätsreste dahin kanalisieren, wo die Politik zufrieden und für Wahlkampfhilfe empfänglich ist: auf die AfD und alles, was man mit dieser Partei verbinden kann. Das wiederum ist auf die Dauer repetitiv und öde.
Der kabarettistische Notstand hat breitbasig auch den Karneval erfasst. Spitzenbeispiel: Die Aachener Preisverleihung brachte nur noch gekünsteltes Lachen zuwege und war rundherum peinlich.
Und: In einem Religionsstaat gibt es kein Kabarett. Da wir uns auf einen solchen zubewegen (Klimareligion, Kriegsmörderei und Milliardärs-finanzierte Dogmatik als Religionen), ist die Folge absehbar.
Freundliche Grüße, Alexander G. Roklum
205. Leserbrief
Hier ist mir der Postillon aufgefallen. Dauernd antirussische Witze, aber einfache Ziele wie Annalenas Hüpfburg werden geschont.
Martin Löhnertz
206. Leserbrief
Liebes NDS-Team,
die „Mitternachtsspitzen“ war einmal eine meiner Lieblings-Kabarettsendungen. War, nach dem letzten Samstag ist das vorbei. Was sich Philipp Simon und auch Sieber zusammengefaselt haben, war wie ein Schock für mich. Wo soll das hinführen?
Viele Grüße, Dank und Respekt für Eure tolle und wichtige Arbeit!
Karl Kahrmann
207. Leserbrief
Sehr geehrter Herr Müller, sehr geehrtes NachDenkSeiten-Team,
wie kann man erklären, dass Kabarettisten wie Sieber, Bosetti, Philip Simon und andere in das Lager der Angepassten abgleiten?
Zuerst war ich wieder einmal entsetzt, als ich las, dass nun auch Sieber abgeglitten ist. Entsetzt darüber, wie viele Kabarettisten sich in die falsche Richtung bewegen und bewegt haben. Die Sendung „Die Anstalt“ tue ich mir seit dieser unsäglichen Anti-Putin-Darbietung nicht mehr an. Kaum fassbar, dass Max Uthoff so in die falsche Richtung gegangen ist.
Das letzte Mal, dass ich überhaupt Kabarett im Fernsehen mir angetan habe, war Urban Priol und Tilt 2022. Ich habe keine so genauen Erinnerungen mehr an diesen Auftritt, aber ich glaube, mich erinnern zu können, dass Priol nicht dermaßen auf Präsident Putin oder Russland eingehauen hat. Ab und an bei seiner Darbietung kann ich mich erinnern, dass ich von der Couch aus mancher seiner Äußerungen lauthals widersprochen habe. Das war früher bei Priol nicht nötig, zu widersprechen.
Ich tue mir das nicht mehr an. Genauso wie bei den unsäglichen Quassel-Sendungen der Wills, Maischbergers usw. Es ist unerträglich geworden. Das kostet mich zu viel Nerven.
Ein Grund des Angepasst-seins könnte sein, wes Brot ich esse, des Lied ich sing. Was aber keine Rechtfertigung sein kann, andere Menschen wie Sahra Wagenknecht oder Alice Schwarzer wegen des Einsatzes für Frieden und ein Kriegsende in die „Pfanne zu hauen“. Das ist dann schon Niedertracht, wegen des „Brötchengebers“ die Moral und den Anstand am Fernsehstudioeingang abzugeben.
Eine Konsequenz meinerseits ist, dass ich mir keine DVD oder Hör-CD der Vorträge dieser Damen und Herren mehr kaufen werde – nichts, aber auch gar nichts mehr werde ich von denen konsumieren.
Was würde wohl ein Georg Schramm jetzt machen? Ein Dieter Hildebrandt, ein Werner Schneyder, ein Henning Venske usw. Sich hoffentlich nicht von dem angebrochenen Wahn einfangen lassen.
Freundliche Grüße, G. Lange
208. Leserbrief
Liebe Nachdenkseiten,
die „Echokammer“ (besser: die riesige Echohalle) des pseudopolitischen Kabaretts incl. seines Publikums hat inzwischen – nach den bekannten Ausfällen der „Anstalt“ und dem weichgespülten Priol – derart an Umfang gewonnen, dass es rational nicht mehr zu erklären ist, sondern nur noch mit der weithin zu beobachtenden Wesensveränderung der Gespritzten. Prognose: Höllenfahrt des gesunden Menschenverstands. Leider.
Jürgen Meyer
209. Leserbrief
Sehr geehrter Herr Albrecht Müller,
die kürzeste Erklärung für Ihre berechtigte Klage wäre meines Erachtens die, dass wir in einer immer rigideren Plutokratie leben, die immer mehr von uns erpressbar macht. Deren Folge scheint zu sein, dass die Satiriker aus Existenzängsten auf ihre bisher noch in gewissem Maße vorhandene „Narrenfreiheit“ verzichten.
Den Verfechtern dieses Systems liegt wohl die Gier des mehr „haben Wollens“ zugrunde mit der dafür geeigneten Ideologie, die auf dem Recht des Stärkeren basiert. Man nennt es auch Sozialdarwinismus oder Kapitalismus. „Ist es schon Wahnsinn, so hat es doch Methode.“ (Goethes Faust?) Ja, wir scheinen uns mehrheitlich in den Untergang treiben zu lassen.
Hiermit gebe ich Ihnen noch meine Antwort auf die „Extra3“-Satire von Herrn Christian Ehring zur Kenntnis. Darin zitiere ich wiederum eine Schlagzeile einer bei „web.de“ erschienenen „Satire“, in deren Eingangstext ein Einstein nachgesagtes Zitat angeführt wurde. U.a. wurde in dem darauffolgenden Text sogar behauptet, Frau Wagenknecht vertrete nur „1 %“…
„Die Definition von Wahnsinn ist: Immer wieder das Gleiche zu tun und andere Ergebnisse zu erwarten.“ (Albert Einstein)
Ja, und genau diesem Wahnsinn scheinen nicht nur die „uns“ vertretenden Politiker, sondern auch unsere „Leitmedien“ im Ukraine-Krieg verfallen zu sein – wie auch die Autorin dieser „Satire“.
Sie hauen immer in dieselbe Kerbe und heizen die Gewaltspirale und auch die Spaltung innerhalb unserer Gesellschaft weiter an, indem sie bspw. wie jetzt auch wieder diejenigen diffamieren, die etwas Anderes ausprobieren wollen, um dem „circulus vitiosus“ zu entkommen.
Auch die Talkshows der Ö.R.R. werden meines Erachtens dazu genutzt, einzelne Vertreter einer Gegenposition mit den aus meiner Sicht jedoch „dem Wahnsinn Verfallenen“ zu umringen, um sie als Vertreter einer der aus ihrer Sicht „wahnsinnigen“ Minderheit zu diskreditieren. – Aber: „Wer im Glashaus sitzt, sollte nicht mit Steinen werfen.“ Und bekanntlich stirbt die Hoffnung zuletzt.
Mit Dank für Ihre Arbeit und die Ihres Autorenteams und herzlich-solidarischen Grüßen,
Johanna Michel-Brüning
210. Leserbrief
Sehr geehrter Herr Müller, sehr geehrte NachDenkSeiten,
„Wes Brot ich ess, des Lied ich sing“, genau nach diesem Motto handeln doch all die von Ihnen genannten Figuren, werden sie doch schön mit unseren Zwangsgebühren durchgefüttert, und da will man es sich sicherlich nicht mit den gleichgeschalteten Öffis verderben.
Christoph Sieber brachte es schon vor Monaten in den „Mitternachtsspitzen“ fertig, Putin in ähnlich primitiver Weise anzupöbeln wie einst der genauso unsägliche Jan Böhmermann den türkischen Präsidenten Erdogan. Seitdem habe ich mich eigentlich überwiegend von diesen Sendungen (und dazu muss man leider mittlerweile auch die „Anstalt“ mit Max Utthoff und Claus von Wagner zählen) verabschiedet.
Sarah Bosetti fand ich schon immer unerträglich: Unlustig, besserwisserisch und obendrein sterbenslangweilig, für mich eine Karikatur einer Kabarettistin. Da ihre armselige ZDF-Youtube-Kolumne „Bosetti will reden“ heißt, konnte ich es mir nicht verkneifen, sie in der von Ihnen verlinkten Episode auf das für diese Person absolut zutreffende Sprichwort „Reden ist Silber, Schweigen ist Gold“ hinzuweisen.
Zusammengefasst: Diese Leute sind für mich mainstreamkompatible Hofschranzen ohne jedes Rückgrat. Aber da ich auch noch etwas Positives an dieser Stelle erwähnen möchte, kann ich allen NDS-Interessierten nur wärmstens den ehemaligen WDR-Journalisten Friedrich Küppersbusch mit seiner Youtube-Reihe Küppersbusch.TV empfehlen: witzig, scharfzüngig und intellektuell, eine Oase in unserer gleichförmigen Medienwüste!
Schönen Gruß, Jörg Steinau
Anmerkung zur Korrespondenz mit den NachDenkSeiten
Die NachDenkSeiten freuen sich über Ihre Zuschriften, am besten in einer angemessenen Länge und mit einem eindeutigen Betreff.
Es gibt die folgenden E-Mail-Adressen:
- leserbriefe(at)nachdenkseiten.de für Kommentare zum Inhalt von Beiträgen.
- hinweise(at)nachdenkseiten.de wenn Sie Links zu Beiträgen in anderen Medien haben.
- videohinweise(at)nachdenkseiten.de für die Verlinkung von interessanten Videos.
- redaktion(at)nachdenkseiten.de für Organisatorisches und Fragen an die Redaktion.
Weitere Details zu diesem Thema finden Sie in unserer „Gebrauchsanleitung“.