Liebe Leser, wir erleben zurzeit etwas Eigenartiges: Das Kabarett und die Satire sind überwiegend auf Regierungskurs eingeschwenkt und sie haben die Aufgabe übernommen, die verbliebenen kritischen Geister zu attackieren – mit Anleihen bei der etablierten herrschenden Meinung. Wenn Sie das ähnlich empfinden, dann würde uns interessieren, wie Sie sich die Verneigung des Kabaretts vor dem Gängigen erklären. Albrecht Müller.
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Tobias Riegel hat am 6. März in diesem Beitrag Jämmerliches „Kabarett“: TV-Satiriker schützen die Kriegspolitik auf die wahrlich ver-rückte Lage hingewiesen. Ich habe mir daraufhin einige Produkte des Kabaretts angeschaut, namentlich die Mitternachtsspitzen vom 4. März und ein Stück von Sarah Bosetti.
Christoph Sieber, den ich mal sehr geschätzt habe, geht gleich zu Beginn bei Minute 0:45 auf die Initiatorinnen der Friedens-Demo in Berlin los; ganz schlimm Philip Simon ab Minute 8:10. Bei Bosetti reicht es, die erste Minute anzuhören, um die Aggression gegen andere kritische Geister wahrzunehmen. Beide Stücke aus den letzten Tagen sind typisch für das Einschwenken dieses Teils des Kabaretts auf den großen Strom der herrschenden Meinung. Wahnsinn.
Sie verwenden im Kampf gegen ihre Kolleginnen und Kollegen die konstruierten Vorwürfe der etablierten Politik und Medien – so zum Beispiel die Behauptung, Linke wie Sahra Wagenknecht würden mit den Rechten zusammenarbeiten. Das ist ja inzwischen so etwas wie die Hauptkampflinie und Hauptparole des Kampfes der etablierten gegen verbliebene kritische Geister.
Wie kann man erklären, dass Kabarettisten wie Sieber, Bosetti, Philip Simon und andere in das Lager der Angepassten abgleiten?
Geht es um Aufträge von den großen Medien? Zeigt sich hier ein Nebeneffekt der Aushöhlung der öffentlich-rechtlichen Sender? Geht es um den Applaus einer zunehmend angepassten Mehrheit? Ist der Wunsch, dazuzugehören, so unglaublich groß, dass das Nachdenken davon blockiert wird?
Wie erklären Sie sich dieses erstaunliche Phänomen?
Wenn Sie sich Gedanken gemacht haben und davon überzeugt sind, dass Ihre Erklärung auch wichtig ist für andere Menschen, dann schicken Sie uns bitte Ihre Einschätzung an die E-Mail-Adresse [email protected]. Bitte kurz halten.
Im Voraus schon vielen Dank für Ihre Mühe und herzliche Grüße
Albrecht Müller
Herausgeber der NachDenkSeiten