Leserbriefe zu „Gespräch zwischen Willy Wimmer und Albrecht Müller“

Ein Artikel von:

Über die weiter zurückliegenden Ursachen des Krieges in der Ukraine sowie des Zerwürfnisses zwischen dem Westen und Russland und über das, was nötig wäre, um den Krieg zu beenden, haben der frühere Parlamentarische Staatssekretär im Verteidigungsministerium, Willy Wimmer (CDU), und der frühere Leiter der Planungsabteilung im Bundeskanzleramt und heutige Herausgeber der NachDenkSeiten, Albrecht Müller (SPD), hier diskutiert. Aufklärung über die Vorgänge sei wichtig, weil „man ohne diese Hintergründe zu falschen Schlüssen über den in der Ukraine geführten Krieg kommt und schon deshalb kein Ende findet“. Danke für die interessanten Leserbriefe. Hier sind sie. Zusammengestellt von Christian Reimann.


1. Leserbrief

Hallo,

im Grossen und Ganzen bin ich mit den beiden einer Meinung – aber – warum wird immer behauptet, „alle“ Deutschen rennen in die falsche Richtung? Schaut auf die Spaziergänge und die Demos! Nicht nur Prominente organisieren und laufen für den Frieden! Unsere Gruppe läuft seit 2020 bei verschiedenen Demos und Spaziergänge mit. Auch jetzt fahren wieder einige nach Berlin, auch wenn wir nicht mit allen Aussagen von Wagenknecht und Schwarzer einverstanden sind. Es geht um den Frieden und um Menschenleben! Bitte traut uns endlich zu, dass wir unser Hirn zum Denken haben. Mir brennt auch noch auf der Seele, ob der Einsatz der russischen Armee tatsächlich völkerrechtswidrig war. Wenn der Donbass als Volksrepublik anerkannt worden ist, handelt es sich um eine erbetene Hilfe. Wer beurteilt das? Der Sieger? Der Westen? Dann noch zum Klimawandel: Ja, den gibt es, aber wir sollten lieber etwas gegen die Umweltzerstörung durch den ganzen Müll tun, als CO2 zu verteufeln. Wer freitags in der Schule war und Biologie gehört hat, weiss auch, dass wir von Photosynthese reden – dringend erforderlich für das Pflanzenwachstum. Auf unserem Planeten war es schon weitaus wärmer, und, wie wir wissen, auch schon viel kälter. Wenn ich dem richtigen Wissenschaftler zugehört habe, gehen wir auf eine kleine Eiszeit zu. Ja, was denn jetzt? Immer, wenn eine Behauptung aufgestellt wird, prüfe ich, ob es irgendwo andere Meinungen oder Erkenntnisse gibt. Und dann bilde ich mir meine Meinung! In der Coronazeit sollten eigentlich viele Menschen gelernt haben, fehlender Diskurs führt zu falschen Erkenntnissen.

Mit freundlichen Grüßen
C. Matus


2. Leserbrief

Sehr geschätzter Herr Müller,

im Dritten Reich waren die Kirchen doch auch Brandbeschleuniger genauso wie heute und warum? Eigentlich ganz einfach: Sie hängen doch am Tropf des Staates bzw. sind finanziell von ihm abhängig, weshalb sie auch dessen Lied singen müssen bzw. wollen.

Die USA stehen doch finanziell mit dem Rücken zur Wand: astronomische Inlands- und Auslandsverschuldung. Weil sie Länder auf der ganzen Welt mit ihren „Werten“ zu beglücken glauben, sollen die gefälligst auch ihre Schulden finanzieren. Deshalb: Je mehr Schulden desto mehr müssen die USA die anderen von diesem „Glück“ überzeugen und wenn es mit Gewalt ist. Schließlich hat man ja auch am Hindukusch die “westlichen Werte” verteidigt.

Bin nicht der Ansicht, dass eine weitere Weltherrschaft der USA anzustreben ist. Wahrscheinlich kann es nur Frieden auf der Welt geben bzw. die Menschheit überleben können, wenn die Weltherrschaft der USA und damit des Dollar als Weltwährung (oder umgekehrt) überwunden werden kann. Überwunden auch das verlogene Gewäsch von den „westlichen Werten“ mit denen so viele Länder schikaniert werden. Multipolar halt wie das jetzt schon so viele sagen. Haben die Chinesen als Vorreiter dieser Idee schon weit entfernte Länder überfallen oder Sanktionen verhängt?

Dank für Ihre Arbeit und Grüsse von
Gabriele Beker


3. Leserbrief

Lieber Herr Müller,

Ihr Gespräch mit Herrn Wimmer habe ich mit großer Aufmerksamkeit verfolgt. Es ist einfach wohltuend, diesen durch und durch stilvollen Gedankenaustausch zweier erfahrender und verantwortungsbewusster Politiker alter Schule zu erleben. Zu einem Punkt hätte ich jedoch gerne nachgefragt, woraus die Hoffnung geschöpft werden soll, dass sich in den USA Kräfte durchsetzen, mir denen wir unsere Ziele (Frieden in Europa) realisieren können (min 21:15).

Herr Wimmer hat ja mit Wolfgang Effenberger das Buch “Die Wiederkehr der Hasardeure” herausgegeben. Darin wird knapp auf die eigentlichen Machtstrukturen der USA eingegangen, ausführlicher bei Ploppa (“Die Macher hinter den Kulissen”). Wer regiert denn nun eigentlich die USA? Die Hand wird, wenn die übereinstimmenden Darstellungen stimmen, vom Council on Foreign Relations geführt. Wer sich in diesem Verein tummelt und welche Interessen dort vertreten werden, ist hinlänglich bekannt.
Solange dieses Gefüge maßgeblichen Einfluss auf die Politik ausüben kann, brauchen wir uns wohl keine Hoffnung auf bessere Zeiten machen. Es stellt sich auch die Frage, wie weit deren Einfluss auf die Machtverhältnisse anderer Länder geht. Wie anders erklärt es sich, was für Figuren hier in Deutschland derzeit politische Schlüsselpositionen inne haben. Und wie erklärt es sich, dass eine Zersetzung der Gesellschaft in Gang gesetzt werden konnte, die kaum noch Hoffnung auf ein baldiges  Wiederzusammenfinden keimen lässt, nicht einmal bei der existenziellen Frage nach Krieg und Frieden. Unsereiner ist nur noch von dem Wunsch beseelt, dass es die paar Jahre noch gehen mag, die einem verbleiben. Trotzdem streiten wir weiter.

Mit freundschaftlichen Grüßen
Björn Ehrlich

Anmerkung A.M.: Leider haben Sie wohl recht.


4. Leserbrief

Lieber Herr Müller,
Lieber Herr Wimmer,

Nach Anschauen Ihres interessanten Interviews und Gesprächs kann ich nur immer wieder eines sagen: Super! Alles richtig!

Aber ich befürchte, dass wir nicht weiterkommen, solange wir menschlich denken, handeln und argumentieren…

Im “Westen” – das sind Washington, sein “Deep State”, die City of London und die NATO in Brüssel – sind keine Menschen an der Macht, sondern Verbrecher, die das gesamte Enforcement von politischem, militärischem, nuklearem und medialem Potential besitzen. Wie können wir immer wieder auf deren “menschliches Verständnis” als Voraussetzung hoffen und unser Überleben von “deren Unverständnis” abhängig machen. Das ist eine Politik der Schwäche! Sie löst nicht das Problem. Alle Diskussion und Artikel bewegen sich auf dieser Sphäre.

Ich bin dagegen der Überzeugung, dass diese “Personen des Westens”, mit dem Psycho-Profil von “Serienkillern” ausgestattet – siehe Ex-Jugoslavien, 911, Syrien, Irak, Afghanistan, den Biowaffenanschlag auf China, “bis zum letzten Ukrainer!” usw. – für die Menschheit nicht mehr verhandelbar sind. Sie werden nur einlenken, wenn sie vor die Alternative eines totalen, nicht mehr entrinnbaren, nuklearen Todes gestellt werden. Daher wäre es richtig, dass Russland und China jetzt – über alle Grenzen und Maßen hinweg – nuklear gegen den Westen total eskalieren! Die “Führung des Westens” wird finanziell und politisch vollständig zusammenbrechen und damit den Amerikanern die Chance auf eine “massive innere politische Säuberung” sowie damit verbunden, auf einen Neuanfang geben. Andernfalls gelangen 8 Mrd. Menschen in die Hände eines absolut verbrecherischen, totalitären Systems weltweit (Great Reset). Entweder geht dieser Planet jetzt hoch mit allem, was darauf lebt, oder diese “Jahrhundert-Gang” wird endgültig liquidiert. Einen dritten Weg gibt es nicht! Ich denke, dass Russland/RF, China, NK, die BRICS+ einen diplomatisch vorsichtigen Weg dabei gehen und nicht mehr vor dieser “West-Gang” einknicken. Deren Ende ist besiegelt – so oder so! Ich befürchte aber, dass wir letzten Endes doch durch einen Atomkrieg gehen, bei dem der “Westen” aufgelöst wird. Mal sehen, was am Ende übrig bleibt.

Beste Grüße
von unserem Leser R.O.

Anmerkung A.M.: Aus meiner Sicht sind Sprache und Argumente dieses Leserbriefs zu martialisch und grob. Wir haben den Leserbrief trotzdem aufgenommen, weil er zum Gesamtbild gehört.


5. Leserbrief

Hallo liebes Team der nachdenkseiten, liebe Leser,

ich verstehe zwar den Wunsch, dass man sich nicht feindschaftlich zu den USA verhalten möchte, aber…. Ist das realistisch?

Es wird einerseits die Frage gestellt, ob die USA anders können (…). Andererseits wird Trump gelobt, dass er irgendwie nicht so wär. Es mag sein, dass wir unter ihm diese Eskalation nicht gesehen hätten, zumindest nicht in der Ukraine, ggü China denke ich aber schon. Ich denke er unterscheidet sich nur in Nuancen von Biden. Man darf nicht vergessen, dass er begann die Sanktionen wegen der Nordstream-Pipeline einzuführen und die 2 % vom BIP für die NATO-Mitgliedschaft zu fordern.

Dass er die gleiche imperialistische Politik geführt hat, wie es die USA immer taten, kann man an diversen Beispielen ablesen, zB der versuchten Installation von Guaido in Venezuela (wobei das auf die CIA zurück gehen soll) oder der Besetzung von 30% des syrischen Staatsgebiets, um ihr Öl zu stehlen.

Auch nicht vergessen: Richard Grenell, der Deutschland wirklich wie eine Kolonie meinte rumschubsen zu müssen.

Das größte Problem sehe ich in der tiefen Durchseuchung der Strukturen (politisch, wirtschaftlich, medial, kulturell etc) in EUropa und im Besonderen in Deutschland durch US-Thinktanks & Co.

Wenn EU-Europa eine eigenständige Politik würde entwickeln wollen, dann müsste es sich in Gänze von den USA scheiden lassen, um die Beziehungen nach einer Pause auf ein neues, selbstbewussteres, eigenständigeres Niveau zu heben. Eine andere Option sehe ich ehrlich gesagt nicht bei einem “Freund” der einen so behandelt, was man im kleineren Umfeld auch als toxisch bezeichnen würde. Die gesamten transatlantischen Strukturen müssten, wenn schon nicht aufgelöst, auf ein derartiges Minimum reduziert werden, dass der Einfluss gen Null tendiert.

Soll ich ehrlich sein? Ich glaube nicht daran. EU-Europa müsste dann nämlich auch noch das eigene Verhalten ändern, welches den USA ja nicht vollends unähnlich ist, Stichwort Kolonialismus und Imperialismus.

Ich denke ein zumindest grundlegender Wandel ist nur noch durch äußere Umstände realistisch, zB neue Realitäten durch neue Mächte, durch eine dann multipolare Weltordnung. Der Westen als Ganzes muss seinen Status verlieren, um umzudenken. Ob er das kann, nach 500 Jahren Kolonialgeschichte? Da hab ich meine Zweifel dran, aber früher oder später wird er es müssen. Diverse Faktoren, wie zB auch die Überalterung der Gesellschaft, sprechen ja ebenso gegen ihn.

Ich denke es wird ein bitterböser Abstiegskampf und halte es von daher für keine so verkehrte Option den Westen zu verlassen.
Es wird aber auch Länder geben, die vll eher nur eine Beobachterposition einnehmen, nur das für sie Nötigste mitmachen. Deutschland sehe ich aber als eine eher sehr schlechte Wahl.

Ich denke eine Lösung könnte sein, wenn einzelne Länder ausscheren (zB in Bezug auf Russland oder China, das vll auch über Drittstaaten) und den Anderen somit aufzeigen, was auch möglich ist, wie es auch gehen kann. Das kann insbesondere dann spannend werden, wenn sich die Krise zuspitzt und somit nach Alternativen zur Führertreue gesucht werden wird, ja muss.

Sorry. Das ist eine eher pessimistische Einschätzung. Ich denke aber auch das kann hilfreich sein. Meine größte Hoffnung liegt nicht mehr in einem möglichen Wandel von innen heraus, sondern durch äußere Umstände.

Viele Grüße,
R.A.


Anmerkung zur Korrespondenz mit den NachDenkSeiten

Die NachDenkSeiten freuen sich über Ihre Zuschriften, am besten in einer angemessenen Länge und mit einem eindeutigen Betreff.

Es gibt die folgenden E-Mail-Adressen:

Weitere Details zu diesem Thema finden Sie in unserer „Gebrauchsanleitung“.

Rubriken:

Leserbriefe

Schlagwörter:

Die NachDenkSeiten sind für eine kritische Meinungsbildung wichtig, das sagen uns sehr, sehr viele - aber sie kosten auch Geld und deshalb bitten wir Sie, liebe Leser, um Ihre Unterstützung.
Herzlichen Dank!