Wir kommen wieder auf eine der üblichen „Leistungen“ unserer Medien zurück. Vorweg zunächst noch eine Anmerkung zum Zweck dieser Reihe: Die NachDenkSeiten möchten Sie auf aktuelle Fälle unkritischer und manipulativer „Leistungen“ unserer Medien aufmerksam machen – verbunden mit der Anregung, darüber in Ihrem Umfeld aufzuklären. Der Zweck ist klar: Alle Demokraten haben ein existenzielles Interesse daran, dass diese Art von Medienleistung durchschaut wird. Nun aber zum aktuellen Beispiel: zu Heute des ZDF von gestern Abend, also vom 1. Februar 2023. Hier. Albrecht Müller.
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Schon zu Beginn der Präsentation der Themen der Sendung, bei Minute 0:23, wurde der erste Panzer gezeigt. Darauf thronend der neue Bundesverteidigungsminister. Bei Minute 0:55 wurden die Anhänger des Militärs damit getröstet, dass die Bundeswehr schnell für die abgezogenen Panzer Ersatz bekommen soll. Pistorius werde sich „mit Nachdruck dahinter klemmen“. Der Minister wirbt um Verständnis dafür, dass die für die Ukraine abgezogenen Panzer erst mal fehlen werden. Deutschland sei nur bedingt einsatzbereit.
Bei Minute 2:02 kommt – wie üblich bei diesen Sendungen – ein sogenannter Experte ins Spiel. Im konkreten Fall handelt es sich um Gustav Gressel vom „European Council on Foreign Relations“. Das ist wieder eine dieser für die Öffentlichkeitsarbeit und Medienarbeit gegründeten NGOs. Ich schaue nach, hier ist die Webseite: ecfr.eu:
Der European Council on Foreign Relations (ECFR) ist ein 2007 gegründeter pan-europäischer Think Tank mit Büros in Berlin, London, Paris, Rom, Madrid, Sofia und Warschau.
Ziel des ECFR ist es, europäische Sichtweisen in nationale politische Diskurse einzubringen und Perspektiven für eine gemeinsame europäische Außenpolitik aufzuzeigen. Mit seinen sieben Büros, dem Council mit über 300 europäischen Persönlichkeiten und seinen fünf Forschungsprogrammen engagiert sich der ECFR für die erfolgreiche Weiterentwicklung des europäischen Integrationsprozesses.
Unser Berliner Büro befindet sich mit seinem Standort Unter den Linden im Zentrum des politischen Geschehens der deutschen Hauptstadt und ist das größte der sieben ECFR-Büros. Geleitet wird das Berliner Büro von Jana Puglierin. Auch ECFR-Gründungsdirektor Mark Leonard verbringt einen Teil seiner Arbeitszeit in Berlin. Die deutschen ECFR Council Mitglieder stehen dem Berliner Büro beratend zur Seite.
Bei den Mitgliedern des Council sind die üblichen Verdächtigen versammelt – von Joschka Fischer über Bütikofer bis zu Niels Annen und Norbert Röttgen.
Beim ZDF geht es dann weiter mit den Panzern. Es wird berichtet, dass es längere Zeit dauert, bis die neuen Panzer zur Verfügung stehen. Und es wird ab Minute 2:40 davon berichtet, dass ukrainische Soldaten in niedersächsischen Einrichtungen der Bundeswehr ausgebildet werden – an deutschen Panzern.
Das wird berichtet ohne jegliche kritische Anmerkung, ohne eine Frage danach, ob auch das unser Land weiter in diesen Krieg hineinziehen wird.
Bei Minute 2:57 geht es dann weiter mit einer Ausweitung des Themas: Waffen seien das Eine, was die Ukraine brauche. Das Andere sei die Unterstützung durch die EU. Dann wird davon berichtet, dass Frau Göring-Eckardt gerade in Kiew angekommen ist. Und dass Frau von der Leyen dorthin reisen wird. Das Ganze wird begleitet von Interviews mit der einschlägig bekannten Katrin Eigendorf und dem EU-Korrespondenten Röller. Röller spricht von einem historischen Besuch der Repräsentanten der EU in einem Kriegsgebiet und davon, dass die EU das Angebot für das Training ukrainischer Soldaten auf 30.000 erhöhen wird. Es wird allerdings auch ein bisschen Wasser in den Wein gegossen. Der EU-Beitritt der Ukraine müsse warten, weil noch vieles geklärt werden muss, vor allem die Korruption im Land sei ein Hindernis.
Bei Minute 5:40 wird dann angekündigt, dass es am gleichen Abend noch weitere Sendungen zur Ukraine geben werde und dann geht es über zum nächsten Thema: den Preissteigerungen in Deutschland. Vorweg kann man festhalten, dass dieser Teil genauso manipulativ ist wie die Stücke über den Krieg und die Ukraine. Es wird uns berichtet, die Preise würden weiter steigen, aber nicht so stark wie zuletzt. Und jetzt dürfen Sie mal raten, mit welchen Ziffern diese Aussage untermauert wird: Im Januar 2023 seien die Preise um 8,5 Prozent gestiegen. Im Dezember 2022 seien es noch 9,2 Prozent gewesen. – Jeder einigermaßen in Ökonomie bewanderte Mensch, auch jeder normal denkende Mensch weiß, dass dieser Unterschied auf hohem Niveau auf keinen Fall die Basis der Aussage sein kann, dass die Inflation nicht mehr so stark sei wie zuletzt und dass alles ein bisschen weniger dramatisch ist, was der Kern der Aussage zum Thema war.
Dann wird ab Minute 6:12 noch ein Beitrag über den Kampf gegen die Inflation gebracht. Dabei wird der Eindruck erweckt, man könne die Inflation dadurch bekämpfen, dass man die Industrie subventioniert. Das täten die USA vorbildhaft und wir sollten das auch tun. Offenbar fallen die Gelder für die Subvention vom Himmel!
Unser Vorschlag: Nutzen Sie dieses Stück, um in Ihrem Umfeld über die mangelnde Qualität und die betriebene Manipulation in unseren Medien aufmerksam zu machen. Mit sechseinhalb Minuten Zeitaufwand können Sie die größten Tricks und Schwächen dieser Sendung sichtbar machen. Das ist nicht lang. Machen Sie den Versuch.