Paul Nolte gelegentlich lesen, um die Leere der meinungsführenden Ideologen zu begreifen
Die Frankfurter Rundschau vom 5.11. brachte ein Interview mit dem Historiker Paul Nolte. Ich hatte einmal ein Streitgespräch bei Phoenix mit ihm. Davon und von der Lektüre seines Buches über die „Generation Reform“ weiß ich um das Markenzeichen dieses viel herumgereichten Wissenschaftlers: Ein Wortschwall ohne Inhalt. Ich unterstelle einmal, dass die Frankfurter Rundschau uns Beiträge von ihm zumutet, weil sie uns über dieses zeitgeistige Geschwätz auf dem Laufenden halten will. Zur schnellen Übersicht die ersten zwei Fragen und Antworten:
Eine größere Druckwelle erreicht die politische Klasse
Der Historiker Paul Nolte über Umformungsprozesse der Volksparteien, ostdeutsche Potenziale und das Ende des Begriffs “Leitkultur”
Frankfurter Rundschau: Was in Berlin passiert, scheint für viele Bürger schwer nachvollziehbar und damit akzeptierbar zu sein. Ist dies ein deutlicher Hinweis auf einen Erosionsprozess der Volksparteien?
Paul Nolte: Ein Erosionsprozess nur zum Teil, es ist ein Umformungsprozess, der die politischen Eliten erreicht hat. Im Wahlkampf waren die Schwierigkeiten, in denen Deutschland steckt, Gegenstand der Debatten. Seitdem gibt es größere Druckwelle in Richtung politische Klasse.
Frankfurter Rundschau: Man hat den Volksparteien eine große Integrationskraft zugesprochen, sie sollten den Volkswillen bündeln. Werden die Volksparteien dem Anspruch noch gerecht?
Paul Nolte: Es ist in vieler Hinsicht schwieriger, auch weil die Interessen des Volkes nicht mehr so verlaufen wie früher in der homogenen Gesellschaft der alten Bundesrepublik. Viele Interessen laufen jetzt kreuz und quer, es gibt nicht mehr nur rechts und links, sondern neue Verteilungskonflikte etwa um Arbeit und Steuern. Die daraus folgenden politischen und kulturellen Horizonte der Bürger schlagen auf die Parteien durch. Das zeigt das Wahlergebnis vom 18. September sehr deutlich.