Mehr Arbeitsplätze ohne Staat? Für Großbritannien gilt das nicht.
In der deutschen Debatte wird in der Regel so getan, als verdankten die beim Kampf gegen Arbeitslosigkeit erfolgreicheren Länder dies vor allem so genannten Reformen. Da ist es gut und erhellend, wenn man genauer hinschaut. Bei der Financial Times Deutschland läuft gerade eine Serie mit Berichten aus so genannten Modellländern: “Strebercheck: Modellländer im Test”. Wir weisen daraufhin, auch wenn wir nicht alle Analysen der ftd teilen. Außerdem verweisen wir auf den Tagebucheintrag vom 12. 10. – einer Erörterung zum skandinavischen Modell.
Hier ein Auszug aus dem Artikel über Großbritannien:
Der britische Staat investiert auf Pump
Zur Begründung für die gute Entwicklung verweisen britische Regierungsvertreter gern darauf, wie flexibel die Wirtschaft seit den drastischen Reformen Margaret Thatchers geworden ist. Der Kündigungsschutz ist locker, der Arbeitsmarkt kaum reglementiert, die Rente weitgehend privatisiert und das Hochschulwesen marktwirtschaftlicher organisiert als in Deutschland. Der Spitzensteuersatz liegt unter dem deutschen.
Auffällig ist dennoch, dass der britische Staat in den vergangenen Jahren wie kaum ein anderer Geld auf Pump ausgegeben hat – vor allem, um mehr Mittel in die nach Jahren der Thatcher-Kürzungen marode Infrastruktur zu stecken. Der Saldo im Staatsetat wandelte sich nach Daten der Industrieländerorganisation OECD von einem kräftigen Überschuss von 3,8 Prozent im Jahr 2000 in ein Minus von 3,4 Prozent 2004.