Gestern beschrieben wir das Werben des ZDF für Waffenlieferungen: Dauerpropaganda im ZDF. Kernbotschaft: Aufrüsten! Heute müssen wir auf ein ähnliches Bild bei der Tagesschau hinweisen. Undifferenzierte, unkritische Plädoyers für Waffenlieferungen, geradezu eine einfältige Berufung auf Davos und Bewunderung für den Verteidigungsminister der USA. Kanzler Scholz wird kritisiert, weil er angeblich mit einem Ja für die Lieferung des Leopard 2 zögert. Er wird offensichtlich weichgeklopft, falls das überhaupt nötig ist. Albrecht Müller.
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Gelegentlich schaue ich in den frühen Morgenstunden auf der Webseite der Tagesschau vorbei – nicht in der Hoffnung, eine differenzierte Übersicht über das Geschehen zu erhalten, stattdessen in der Erwartung, einen schnellen Überblick darüber zu gewinnen, was im deutschen Hauptmedium gerade an Stimmung gemacht wird. So auch heute wieder. Um 7 Uhr folgendes Bild:
Aufmacher: ein Foto mit Kanzler Scholz im Kreis von Militärs vor einem Panzer mit einer großen Kanone, vermutlich einem Leopard 2. Darunter die Überschrift:
Kampfpanzer für die Ukraine?
“Leopard”-Lieferung – unter einer Bedingung
Dann im Bericht eingeblendet:
Debatte um “Leopard-2”-Lieferung
Partner hoffen auf Scholz und die Panzer
Stand: 18.01.2023 11:49 Uhr
Dann ein freundlicher Bericht über den neuen Bundesverteidigungsminister Pistorius.
Dann eine Lobeshymne auf den US-amerikanischen Verteidigungsminister Austin:
PORTRÄT
Pentagon-Chef Austin Ex-General mit viel Erfahrung
Stand: 19.01.2023 03:26 Uhr
US-Verteidigungsminister Austin leitet die Treffen der Ukraine-Kontaktgruppe und ist heute zu Gesprächen in Berlin. Mit Militäreinsätzen und Konfliktregionen hat der ehemalige Vier-Sterne-General reichlich Erfahrung.
Von Claudia Sarre, ARD-Studio Washington
Also keine Kritik an den US-Kriegen. Dafür Bewunderung für die Erfahrung des US-Verteidigungsministers in diesen Kriegen.
Dann …
LIVEBLOG
Krieg gegen die Ukraine + USA planen offenbar neue Waffenlieferungen +
Stand: 19.01.2023 06:23 UhrDie USA bereiten nach Berichten zufolge neue umfangreiche Waffenlieferungen an die Ukraine vor – “Abrams”-Panzer sollen nicht darunter sein. Die UN prangern den Rückstand beim Getreideabkommen an. Alle Entwicklungen im Liveblog.
Dann kommt die erste Meldung zu einem anderen, wenn auch verwandten Thema, zum Absturz eines Hubschraubers in der Ukraine. Und dann folgen andere Meldungen.
Das Fazit insgesamt: Es wird Stimmung für Waffenlieferungen und für Krieg gemacht. Der öffentlich-rechtliche Auftrag ist offensichtlich vergessen. Statt Aufklärung: Propaganda.
P.S.: Viele Leser werden vermutlich einwenden, sie würden diese Sendungen gar nicht sehen und viele andere Menschen, vor allem junge Leute würden von ARD und ZDF auch nicht mehr erreicht. Dieser Einwand ist zum Teil richtig. Aber eben nur zum Teil. Die öffentlich-rechtlichen Sender ARD, ZDF und Deutschlandfunk erreichen nicht mehr so viele Menschen wie vor 30 Jahren. Aber sie erreichen immer noch viele und die kommerziellen Sender sind nicht besser. Und was im Internet angeboten wird, macht den Gesamteindruck auch nicht besser.
P.S. 2: Zur Information: Eine Leserbriefsammlung zum gestrigen Bericht über das ZDF folgt. Zusammen mit den Leserbriefen auf diesen Beitrag.
Titelbild: Sharaf Maksumov / Shutterstock