Ein aktueller Leserbrief zur Empörung, zum Abscheu und zur Entrüstung wegen der Hinrichtungen und der Scheinprozesse im Iran – zum Beispiel hier und hier. Die Empörung ist berechtigt, aber man sollte sich an die eigenen Taten erinnern und an die eigene Nase fassen. Weiter zum Leserbrief. A.M.
Jetzt zu den Ewig Guten:
Am 1 April 2022 waren in den USA 2414 Menschen in der Todeszelle ( death row ) in Erwartung ihrer Hinrichtung.
Nach meinem Wissen wurden in den USA bis 2005 auch Minderjährige hingerichtet.
Zum Thema Scheinprozess: ich kann mich nicht erinnern, dass die Insassen von Guantanamo einen Prozess bekommen haben.
Über die Hinrichtungen per Drohne durch die USA spreche ich jetzt nicht viel, die fallen in den USA unter den Spruch: we bring them to justice. – Eine bemerkenswerte Form der Justiz.
Da gibt es ja auch Saudi Arabien.
Ich glaube mich zu erinnern, dass am 12 März 2022 an einem Tag dort 81 Menschen hingerichtet wurden. (Richtig erinnert.)
Vergessen wir nicht den Fall Kashoggi.
Da gibt es noch etwas:
7 Januar 2015 der Anschlag auf Charlie Hebdo. 12 Menschen kamen zu Tode, ganz zurecht Empörung, Verurteilung, Abscheu.
Da wurde der Satz je suis Charlie geboren (ich/wir sind alle Charlie Hebdo).
Und wie war das am 24 April 1999?
Da hat die NATO das Hauptgebäude des Serbischen Radio und Fernsehen RTS bombardiert. 16 Menschen starben.
Keine Empörung, Verurteilung, Abscheu. Kein je suis RTS.
Nein sogar helle Begeisterung.
Und als Abschluss, wie ist es in Israel mit den inhaftierten Palästinensern, auch Minderjärige? Prozess? Scheinprozess?
Im Herz von Europa dem Tempel der Demokratie, der Schweiz.
Rechstaatliche demokratische Justiz? Wer sich damit beschäftigen will, dem rate ich, sich einmal zu vertiefen in das Thema Strafbefehl in der Schweiz – Strafe ohne Prozess, ohne Richter.
Natürlich haben die Ewig Guten eine starke Waffe zur Hand, um Ausführungen wie die oben zu neutralisieren:
Da kommt dann die Beschuldigung: Sie verteidigen die Schlechten, Sie heulen mit dem Feind.
Zack weg ist die Glaubwürdigkeit.
Mit freundlichem Gruß
Patrick Janssens
Belgien