„Wir sind umstellt von Wahnsinnigen“
schreibt mir ein Freund nach Lektüre der einschlägigen Zeitungs-Artikel zum Herbstgutachten der Wirtschaftsinstitute. Mir fällt angesichts der Ignoranz dieser meiner Wissenschaft auch kaum mehr ein als die Feststellung, dass es sich hier um Drogenabhängige handeln muss. Seit Jahren predigen sie uns Lohnzurückhaltung und Sparen beim Staat. So reiten sie unsere Volkswirtschaft immer weiter in die Krise.
Wenn sie dann halbjährlich die Wirkungslosigkeit ihrer Empfehlungen feststellen, dann haben sie keineswegs die Größe zuzugeben, dass ihre Theorie nicht stimmt. Sie fordern einfach mehr vom Gleichen. Das Niveau dieser Wissenschaftselite schwebt knapp über dem Boden.
So sehen es auch Ökonomen jenseits der Grenzen unseres Landes. Ich zitiere – wie schon einmal – den Nobelpreisträger Robert Solow und den Chefökonomen von Goldman Sachs Jim O’Neill:
1. Nobelpreisträger Robert Solow
in der „Wirtschaftswoche“ vom 9.September 2004 auf die Frage nach den Perspektiven für Deutschland:
„Die deutsche Wirtschaft schwächelt nun schon seit einer Dekade. Wenn ich ein Manager wäre, würde ich meine Produktion auch nicht ausweiten, solange die Märkte nicht erkennbar expandieren. Klar, Makropolitik beherrscht vermutlich niemand perfekt. Aber mir scheint offensichtlich: in Deutschland könnte man sie wesentlich besser machen.“
2. Chefökonom von Goldman Sachs Jim O Neill
ZEIT Nr: 35/August 2004:
„Wie schafft Deutschland den Aufschwung? Nur mit einer undogmatischen Wirtschaftspolitik.“
„Deshalb müssen sich die Deutschen so rasch wie möglich von ihrer Exportabhängigkeit befreien und die Binnennachfrage stärken.“
„Weil die Reichen von ihren Einkommen relativ weniger für Konsum ausgeben als die Armen, muss die Fiskalpolitik bei den unteren Einkommensgruppen ansetzen. Dieser Aspekt wird von vielen deutschen Ökonomen und Politikern vernachlässigt.“
„Die Bundesregierung sollte an alle Haushalte Schecks verteilen.“
„Es gibt kein Angstsparen. Es gibt nur eine dramatische Schwäche bei der Einkommensentwicklung.“
ZEIT: „Wer in Deutschland für mehr Nachfrageorientierung plädiert, bekommt zur Antwort: Keynes ist tot.“
O Neill: „Adam Smith ist auch tot. Und wenn die deutschen Ökonomen weiterhin so kategorisch denken, wird auch die deutsche Wirtschaft demnächst tot sein.“
Mein Fazit:
Deutschland leidet nicht unter Reformstau und zu hohen Löhnen, wir leiden unter der Inkompetenz von Wissenschaft und Politik.