Hier finden Sie nun das Video und eine Audiofassung des Vortrages. In diesem Vortrag hat Albrecht Müller zunächst auf zwei verschiedene Versionen zum Zusammenleben zwischen den Völkern aufmerksam gemacht: Die erste ist gut beschrieben im Kernsatz der Regierungserklärung von 1969: „Wir wollen ein Volk der guten Nachbarn sein“. Und zuvor schon nach dem Zweiten Weltkrieg quasi als Stoßseufzer formuliert: Nie wieder Krieg. Die zweite Version hält Kriege für die Fortsetzung der Politik mit anderen Mitteln. Wiederbewaffnung, Politik der Stärke, Abschrecken – das waren die Worte und Konzepte dieser Version des Umgangs miteinander. Beide Versionen prägten in einem Auf und Ab die Geschichte unseres Landes nach 1945 bis heute.
Thema des Vortrags: “Wir wollen ein Volk der guten Nachbarn sein. Raus aus der Kriegslogik – zurück zu einer Politik der Vernunft, der Entspannung und gemeinsamer Sicherheit”
Die Veranstalter: paxchristi Heidelberg-Rhein-Neckar in Kooperation mit dem Heidelberger Forum gegen Militarismus und Krieg, den Heidelberger NachDenkSeiten-Gesprächskreisen sowie weiteren kirchlichen Organisationen.
Einleitung: Monika Seehase-Gilles (NachDenkSeiten-Gesprächskreis Heidelberg)
Videomitschnitt: AV-Digital Ekkehard Becker, Heidelberg
Und hier das Audio zum Vortrag:
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1989, nach dem Fall der Mauer und der Konfrontation, sah es so aus, als könnten wir auf der Basis der ersten Version weiterleben. Albrecht Müller hat am Beispiel des Berliner Grundsatzprogramms der SPD beschrieben, wie weit damals die Anwendung der Vorstellung reichte, wir wollten und sollten ein Volk der guten Nachbarn sein. Da war die Rede von „Frieden in gemeinsamer Sicherheit“, von der „Ablösung der Militärbündnisse – auch der NATO – durch eine europäische Friedensordnung“.
Wie kam es dann aber doch zum Abschied von der Vertrags- und Verständigungspolitik gegenüber Russland? Albrecht Müller nannte eine Reihe von Gründen dafür – der wichtigste: die Sorge der Rüstungswirtschaft, nicht mehr genug zu tun zu haben. Und er beschrieb markante Stationen der Wiederbelebung der Konfrontation zwischen Westen und Russland, und er erklärte, wie die Hinwendung zu einer neuen Politik der Konfrontation mit Russland bei 3 wichtigen Pfeilern unserer politischen Willensbildung abgesichert worden ist: bei den Parteien, bei den Medien, bei einzelnen herausragenden Personen.
Die Verantwortlichen in Russland haben den Aufbau der neuen Front an ihrer Westgrenze erstaunlich lange nicht wahrgenommen oder nicht ernst genommen. Noch im September 2001 hat der russische Präsident im Deutschen Bundestag eine ausgesprochen freundliche und freundschaftliche Rede gehalten. Das ist erstaunlich, denn die Zeichen der neuen Konfrontation waren zu dieser Zeit schon deutlich erkennbar.
Dann ging es im Vortrag um die Frage: Was tun? Wenn wir Verständigung und Frieden mit Russland wollen, müssen wir uns aus der Umklammerung und Fremdbestimmung durch westliche, durch US-amerikanische und europäische Partner lösen. Nach dieser grundsätzlichen Anmerkung folgten 15 Antworten auf die Frage „Was tun?“. Und dann stellte Albrecht Müller auch noch die Frage, wer die Neuorientierung leisten könnte. Wenn die Parteien, die früher die maßgebliche Arbeit der Friedenspolitik geleistet haben – SPD, Grüne, FDP – diese Aufgabe wieder leisten würden, dann wäre das gut. Aber das ist nicht absehbar. Deshalb bedarf es einer neuen politischen Kraft.