Am kommenden Samstag sollen in London 5.000 Menschen zusammenkommen, um zum ersten Mal in der Geschichte Hand an Hand die Houses of Parliament zu umstellen und damit ihre Unterstützung für den politischen Häftling Julian Assange zu demonstrieren. Er sitzt nur wenige Kilometer flussabwärts seit 3½ Jahren isoliert in Haft. Davon und von den Hintergründen handelt auch der Film „Ithaka“, welcher am 13. Oktober in Berlin Deutschlandpremiere hat. Ein Hinweis zu diesen Veranstaltungen von Moritz Müller.
Am 8. Oktober werden sich in London hoffentlich genug Unterstützer zusammenfinden, um für Julian Assanges Freiheit und die Freiheit der Presse zu demonstrieren. Da die Houses of Parliament direkt an den Wassern der Themse gelegen sind und dort kein Zugang für die Öffentlichkeit besteht, soll die Menschenkette über zwei Brücken führen und dazwischen am anderen Ufer der Themse.
Hier einige Auszüge aus dem letzten Rundbrief der Organisatoren (Übersetzung MM):
„Liebe Teilnehmerinnen und Teilnehmer,
vielen Dank für Ihre Zusage, an der Menschenkette am Samstag teilzunehmen. Wir hoffen, dass sich Ihnen noch solche, die sich noch nicht angemeldet haben, anschließen werden. Hier noch einige Hinweise, damit Sie wissen, was Sie erwartet, wenn Sie am Parliament Square, London, GB SW1P, ankommen.
Die Versammlungszeit ist 13.00 Uhr, aber wir erwarten, dass die Teilnehmer ab 12.30 Uhr eintreffen. Unsere Ordner werden Sie an das Ende der Kette führen und Sie bitten, Ihren Platz einzunehmen. Aufgrund des Streiks am 8. Oktober wird es zu Behinderungen im Bahnverkehr kommen. Bitte überprüfen Sie Ihre Reisepläne für diesen Tag und planen Sie entsprechend (nächste U-Bahn: Westminster / Busse: 12, 159, 453).
Ein Team von Stewards wird am U-Bahnhof Westminster sein, um die Teilnehmer zur Kette zu leiten.
Wenn alle angekommen sind und es an der Zeit ist, einander die Hände zu reichen und die Kette zu bilden, werden Megaphonsirenen und Signalhörner das Signal geben. Ein weiteres Signal wird ertönen, um den Protest zu beenden, nachdem Stella Assange und andere vor der Presse ihre Statements abgegeben haben. Der Protest wird beendet, nachdem unser Videoteam die Gelegenheit hatte, die gesamte Kette zu filmen.
Bitte bringen Sie Free-Assange-Transparente mit, tragen Sie Assange-T-Shirts usw.
Und denken Sie daran, dass es noch nicht zu spät ist, weitere Leute zu kontaktieren und diese mitzubringen!
Vielen Dank und wir sehen uns am Samstag.
DEA-Kampagne“
Wer also in London weilt oder es auf die Schnelle noch dorthin schafft, kann hier mitmachen. Wer in London Freunde oder Verwandte hat, kann diese noch auf diese wichtige Veranstaltung aufmerksam machen.
Ob Aktionen wie diese die Regierungen in London, Washington oder Berlin wirklich beeindrucken und zu einem angemessenen Handeln bewegen, steht natürlich in den Sternen. Auch die australische Regierung, die eigentlich für den Australier Assange zuständig ist und in der Opposition noch versprach, sich für Assange einzusetzen, hüllt sich nun in Schweigen.
Das Gleiche gilt auch immer noch für die Minister Baerbock und Habeck. Große, freiheitliche Töne vor der Wahl und nun nichts mehr in dieser Richtung. Ganz im Gegenteil machen diese Minister nun Werbung für die Rüstungsindustrie, Krieg und die USA und kleiden dies in die Verteidigung von Werten, welche sie selbst nicht wirklich leben.
Allerdings hat man, wenn man an der Menschenkette teilnimmt, wenigstens das Gefühl, nicht untätig zu sein, und man trifft Menschen mit ähnlichen Prioritäten. Und man hilft dabei, andere Menschen für diese unsäglichen Vorgänge zu sensibilisieren und ihnen die Augen zu öffnen. Das Gleiche gilt natürlich auch für die in Deutschland stattfindenden Mahnwachen und Demonstrationen.
Wie schon Bob Marley sang:
„Man kann einige Leute manchmal täuschen, aber nicht alle Leute die ganze Zeit“.
Heute Abend soll es in Berlin eine Menschenkette von der Botschaft der USA zur britischen Botschaft geben.
In Berlin wird am 13. Oktober der Film „Ithaka“ im Rahmen des Human Rights Film Festivals Berlin zum ersten Mal in Deutschland gezeigt.
Nachfolgend eine Pressemitteilung zum Film, die auf den Punkt bringt, worum es im Fall Assange geht:
„Sehr geehrte Damen und Herren,
nachdem Ithaka bereits in Australien und Großbritannien sein Debüt feierte, findet die Premiere am 13. Oktober 2022 im Rahmen des Human Rights Film Festivals Berlin auch in Deutschland statt. Gezeigt wurde der Dokumentarfilm außerdem auf dem Sydney Filmfestival 2021, Capricorn Filmfestival 2022, docedge Filmfestival 2022 sowie dem Sheffield Docfest 2022.
Es geht um Verbrechen von Regierungen und einen Mann, der mit seiner Vision von Gerechtigkeit eine Organisation gründete, um genau diese aufzudecken. Dies gelang ihm sehr gut und genau hier fängt die Problematik an. Denn nicht die Verbrecher sitzen aktuell hinter Gittern, sondern der, der die Verbrechen veröffentlichte.
Während der WikiLeaks-Gründer Julian Assange sich derzeit im Londoner Hochsicherheitsgefängnis Belmarsh befindet, ist er zu einem Symbol für ein internationales Armdrücken um die Freiheit des Journalismus, Korruption der Regierung und ungesühnte Kriegsverbrechen geworden.
„Ithaka zeigt, wie weit die reichsten und mächtigsten Nationen in der Geschichte der Welt gehen, um ihre Verbrechen zu verbergen. Ithaka trifft den Kern dessen, wie die Pressefreiheit und unser Recht zu kommunizieren langsam vor unseren Augen abgebaut werden.“ – Gabriel Shipton, Bruder von Julian Assange und Produzent des Dokumentarfilms
„In 20 Jahren Arbeit mit Opfern von Krieg, Gewalt und politischer Verfolgung habe ich noch nie erlebt, dass sich eine Gruppe demokratischer Staaten zusammengetan hat, um eine einzelne Person über einen so langen Zeitraum und mit so wenig Rücksicht auf die Menschenwürde und die Rechtsstaatlichkeit absichtlich zu isolieren, zu dämonisieren und zu misshandeln.“ – ehem. UN-Sonderberichterstatter für Folter, Nils Melzer
Weiterführende Informationen:
- Ithaka Trailer
- Ithaka Webseite
- Aktionsbündnis Free Assange freeAssange.eu
Mit freundlichen Grüßen“
In dieser Mitteilung erscheint Julian Assange als einer der Nominierten für den Sacharow-Preis des Europäischen Parlaments.
Bei drei der anderen Nominierungen wird auf das ukrainische Volk oder die Hingabe des ukrainischen Präsidenten Selensky Bezug genommen und es ist nicht schwer sich auszurechnen, dass auch hier nicht Julian Assange als Preisträger zum Zuge kommen wird. Trotzdem ist es gut zu sehen, dass über vierzig MEP Julian Assange nominiert haben.
Es bleibt zu hoffen, dass sich irgendwie ein Ausweg für Julian Assange findet und er nicht in das Land ausgeliefert wird, dessen Verbrechen er aufgedeckt hat.
Titelbild: Moritz Müller