Leserbriefe zu „Die Schilderung von Gräueltaten ist ein bewährtes Rezept zur Stärkung eines Feindbildes“

Ein Artikel von:

Albrecht Müller hinterfragt hier die Berichterstattung von ARD und ZDF über Kriegsverbrechen und Gräueltaten, die russische Soldaten in der Ukraine begangen haben sollen. Die „Regieanweisung für diese Art der Meinungsbildung“ sei über 100 Jahre alt und stamme von der Creel-Commission, die 1917 vom US-Präsidenten Wilson gegründet worden sei. Gearbeitet werde mit den Propagandamethoden der wiederholten Darstellung von Gräueltaten und der Vermittlung der Gewissheit des Sieges. Bestritten werde nicht, dass von russischer Seite Kriegsverbrechen begangen würden. Interessant sei, dass Journalistinnen und Journalisten keine Hemmungen hätten, die von vor langer Zeit entwickelten Methoden zu übernehmen. Für die interessanten und aktuellen Zuschriften bedanken wir uns. Es folgen nun die Leserbriefe, die Christian Reimann für Sie zusammengestellt hat.


1. Leserbrief

Sehr geschätzter Albrecht Müller,

vielen Dank für diesen kurzen Artikel mit dem wichtigen Hinweis auf die Creel Commission und deren propagandistische Machenschaften – die sich meines Erachtens (m.E.) anscheinend im “kollektiven Westen” (und hier m.E. insbesondere in den USA, Deutschland sowie in England) einer ungebrochenen Beliebtheit erfreuen!

Diese glorreiche menschliche Erfindung der “Gräuelpropaganda”, welche ja offensichtlich aus den USA (bzw. aus der deutschen Nazizeit) stammt, sollen gezielt “tiefe menschliche Gefühle (in der eigenen Bevölkerung – Anm. von mir) ansprechen” und durch “ständige Wiederholungen” (wodurch auch die größten Lügen zu Wahrheiten werden – ganz im Sinne von Göbbels) erreichen das der “Feind” (zunächst i.d.R. nur der Feind der Regierenden) innerhalb der eigenen Bevölkerung nicht mehr als Mensch, sondern als unmenschliche „Bestie“ (Untermensch, Ungeziefer, etc.) gesehen und damit auch bei so vielen Menschen wie möglich in der eigenen Bevölkerung als Feind gesehen/wahrgenommen wird. Diese gezielte Manipulation der eigenen Bevölkerung hat m.E. insbesondere zwei wichtige Effekte für die Regierenden – nämlich das so die eigene Bevölkerung mehrheitlich zum (erzwungenen) Mittäter gemacht wird und  – wichtiger für die Regierenden – der Krieg (dessen Ziele i.d.R. nie humanistische sind, diese sind i.d.R. nur vorgeschoben) kann nun mit (oft schweigender) Zustimmung der eigenen Bevölkerungsmehrheit (ohne die es nicht gehen würde) skrupellos fortgesetzt werden.

Kritisch möchte ich zu Ihrem Artikel jedoch anmerken, dass m.E. aufgrund Ihrer “vorsichtigen” Formulierungen m.E. leicht der Eindruck entstehen kann, dass viele der westlichen Erzählungen über die Ereignisse des Konflikts in der Ukraine von vielen Menschen als korrekt angesehen werden können – und damit die eigentliche Propaganda nicht mehr als solche erscheint!

Was meine ich damit genau? Am aufgezeigten Beispiel von ARD und ZDF erlaube ich mir die Frage “Ist das alles?”! Ein gesund wirkender junger Mann erzählt das er zwei Drähte halten musste durch die Strom geflossen ist, welcher durch russische Soldaten auf archaisch anmutende Weise erzeugt wurde?! Warum wurden die Hände des jungen Mannes nicht gezeigt, die ja Spuren der Mißhandlung aufzeigen müssten?!
Oder ein “Matratzenlager”, in welchem ukrainische Menschen/Polizisten festgehalten wurden und die Striche an die Wände kritzelten?!
Oder die Aussage von Selenski, dass Leichen gefunden wurden die auf russische Gewalttaten hindeuten und er den Vergleich zu Butscha anführt?!

Im Gegenzug möchte ich auf tatsächliche und nachweisliche Gräueltaten der ukrainischen Armee hinweisen, mit denen sich ukrainische Soldaten oft per Video selbst schmücken (Sozial-Media ist anscheinend voll damit)! Insbesondere auf die Tatsache, dass russischen Gefangenen vor laufender Kamera bei lebendigem Leib in die Knie geschossen wird und ihnen dann beim verbluten zugeschaut wird (hab ich selbst gesehen).

Abschließend möchte ich auf einen diesbezüglich aktuellen Artikel aus dem Anti-Spiegel hinweisen “Gebiet Charkow – Mit Aufnäher der Waffen-SS: Selensky besucht Isium”.

Herzliche Grüße
Andreas Rommel


2. Leserbrief

Sehr geehrte NDS Redaktion,

Der Artikel beschreibt kurz aber genau eine der Propaganda Methoden, allerdings ist die verborgene Methode noch viel gefährlicher.

Dabei werden Metaphern, Worte, die bestimmte Frames hervorrufen, benutzt.
Es folgen Beispiele, um dies zu verdeutlichen:

Russen begehen Kriegsverbrechen in Kharkiv, oder man kann schreiben Kharkiv zweites Butscha.
Kharkiv von Russen schwer beschossen oder Kharkiv bebt im russischen Bombenhagel.
Viele Russen gehen ins Ausland oder, Tsunami von russischen Oligarchen in der Türkei.
Mit Worten wie zweites Butscha, Bombenhagel, Tsunami werden mit den davon hervorgerufenen Gedanken die Meinung von Menschen gesteuert.

Ich möchte das einmal an einem harmlosen Beispiel demonstrieren:

Wenn ich jemand sage, sie dürfen auf keinen Fall an einen Hund denken, mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit denkt die Person trotzdem an einen Hund.

Die oben genannten Mechanismen kommen auch in einer Talkshow zum Tragen:
Fiktives Beispiel:

Sahra Wagenknecht sitzt in einer Talkshow, ein Politiker sagt ihr: Sie unterstützen Putin.
Wenn sie antworten sollte: Nein, ich unterstütze Putin nicht, hat sie in den Gehirnen der Zuhörer bereits verloren.
Wenn sie antwortet: Nein ich unterstütze die Wiederherstellung des Friedens, sieht es für sie viel besser aus.

Die mit Beispielen hier von mir gezeigten Mechanismen könnte man als die verborgenen oder “advanced” Propagandamethoden bezeichnen, sie sind aber den Basismethoden der Propaganda, wie die im Artikel beschriebene Dämonisierung des Feindes voll ebenbürtig.

Mit freundlichem Gruß
Patrick Janssens


3. Leserbrief

Sehr geehrter Herr Müller,

natürlich gibt es im Krieg immer Gräueltaten und jede der Kriegsparteien beschuldigt den Gegner, solche Taten zu begehen. Es ist allerdings sehr irritierend, dass unsere Mainstream-Medien immer nur die Berichte der ukrainischen Seite über (angebliche oder tatsächliche) Massaker und Folterungen an der Zivilbevölkerung durch russische Soldaten wiedergeben, möglichst noch von einem ernst-empörten Blick und einem Stoßseufzer begleitet. Dabei gibt es durchaus auch ernstzunehmende Hinweise auf schwere Kriegsverbrechen in den nun “befreiten” Gebieten (und auch anderswo) durch die ukrainische Armee und ukrainische Sicherheitskräfte. Ukrainische Militärangehörige sprechen ganz offen von “Folterungen” in der Zivilbevölkerung, was nichts anderes heißt, als harte Verhöre und Durchsuchen von Handys/PCs nach eventuellen russischen Kontakten. Sollten irgendwelche Verbindungen gefunden werden, so droht den betroffenen Menschen zumindest eine lange Haftstrafe.

Da die hiesigen Medien dies schlicht und ergreifend verschweigen, verweise ich auf diesen Artikel von Thomas Röper und die dort verlinkten weiteren Artikel.

Mit freundlichen Grüßen
Jochen Dietermann


4. Leserbrief

Lieber Herr Albrecht Müller,

ich bin Ihnen sehr dankbar für diesen Beitrag. Die Methode des Feindbildaufbaues scheint erfolgreich zu sein, denn viele in meinem persönlichen Umfeld glauben inzwischen, dass es nur die Russen sind, die so brutal vorgehen. Dabei müssten ja gerade auch die Überfallenen ein Motiv für Brutalität haben. Rein psychologisch gesehen müsste man dafür auch Verständnis haben und die öffentlich-rechtlichen Sender dürften sich nicht davor scheuen, auch eine berechtigte Härte der Angegriffenen zu zeigen. Genau das macht das Fernsehen aber nicht und macht sich damit erst recht verdächtig den Konflikt einseitig darzustellen. Viele vergleichen den Russenhass gern auch mit dem Franzosenhass der Deutschen vor dem Ersten Weltkrieg. Dieser war aber schon weit vorher vorhanden, weil die Überfälle durch den Sonnenkönig und Napoleon bereits eine Abneigung gegen unser Nachbarland Frankreich erzeugten. Man brauchte kein Fernsehen für Stimmungsmache, weil ein bestimmtes Negativbild der Deutschen über die Franzosen schon die vorausgegangene Geschichte erledigte. Mit dem deutsch-französischen Krieg durch Bismarck wurde jetzt umgekehrt ein Feindbild gegen die Deutschen aufgebaut. Das war eine natürliche Sache und man brauchte auch dafür kein Fernsehen, was es damals auch noch nicht gab. Ganz anders sieht das mit Russland aus. Es wurde dreimal von westlicher Seite überfallen, aber mir ist nicht bekannt, dass sich daraus wirklich ein Feindbild auf Seiten der Russen entwickelte. Mein Vater und dessen Bruder haben sich seltsamerweise immer positiv über russische Soldaten geäußert, obwohl sie selbst an der Front im Zweiten Weltkrieg in Russland kämpften. Da spürte man keine Grausamkeiten der Russen, obwohl sie ja auch hier zum dritten Mal die Überfallenen waren. Wer so sehr in Russland das Reich des Bösen sieht, der sollte auch bedenken, dass es keine russischen Bomben (genau so wenig wie französische) gab, welche deutsche Großstädte in Schutt und Asche legten. Wer heute bei Jahrestagen an solche  Kriegsverbrechen z.B. in Dresden durch Demos erinnert, wird von unserem Fernsehen gern als rechts bezeichnet, obwohl derjenige das nicht ist, sondern das Recht oder vielleicht sogar die Pflicht hat auch an die Verbrechen der Briten und Amerikaner zu erinnern. Bei der ganzen Berichterstattung im Fernsehen fehlt es also an Ausgewogenheit zwischen westlichen und russischen Untaten. Sicherlich geht es dabei auch um den amerikanischen und britischen Einfluss, dem sich unser Fernsehen ausgesetzt fühlt. Ich werde auch in der Wasgauhalle sein und gespannt sein, ob denn Oskar Lafontaine eine Möglichkeit sieht, wie dieser Einfluss reduziert oder gar eingestellt werden kann. Das Problem bei uns ist aber, dass die Politik die Macht längst an die Öffent-Rechtlichen abgegeben hat. Im Jahre 2014 hat noch Katja Kipping den Einfluss der Medien bei der Maidanberichterstattung kritisiert. Kritik kommt nun nur noch von der AfD und zu Recht, was die Russlandberichterstattung angeht. Noch vor einiger Zeit kritisierte Janine Wissler die NATO. Das hat das Fernsehen mittlerweile ihr auch erfolgreich ausgetrieben. So unterstützt Frau Wissler jetzt die NATO-Befürworter und nimmt  ganz aktuell Stellung gegen Sahra Wagenknecht in einem Interview bei Phoenix. Sahra Wagenknecht ist aber eine der wenigen bei den Linken, die sich noch für eine Entspannung mit Russland einsetzt. Es müsste eine Bewegung geben, wo sich all diejenigen wiederfinden könnten, die gegen diesen kriminellen Feindbildaufbau der etablierten Parteien (CDU/CSU, FDP, Grüne und SPD) und der Medien vorgehen wollen. Es darf da niemand ausgegrenzt werden, gerade auch nicht die Vertreter der AfD oder anderer rechts verordneter Gruppen, welche ja bei einer Demo in Leipzig nach Sahra riefen. Aufgrund ihres zeitweise russlandfreundlichen Verhaltens könnte ich mir auch noch Wolfgang Kubicki, Michael Kretschmer und Manuela Schwesig in einer solchen Bewegung vorstellen. Ja, die Revolution ist fällig, aber sie sollte nicht gewaltsam sein, es sollte niemand ins Gefängnis kommen, aber die Macht der einseitigen Darstellung von Sachverhalten sollte beendet werden. Es muss dabei aber irgendjemand eine Führung übernehmen. Ich sehe Sahra Wagenknecht dabei geeignet.
 
Mit freundlichem Gruß
Harald Pfleger


5. Leserbrief

Schönen guten Tag Herr Müller,

ergänzend zu den Analysen Ihres Artikels möchte ich Sie auf das Buch “Falsehood in wartime” (1928) von Arthur Ponsonby hinweisen und insbesondere auf die Reduktion der in diesem Buch beschriebenen Kriegspropaganda durch Anne Morelli auf 10 Techniken, die in praktisch jedem Krieg angewandt werden:

  1. “We don’t want war”. (Wir wollen den Krieg nicht)
  2. “The opposing side is solely responsible for the war”. (Die Verantwortung für den Krieg trägt allein die Gegenseite)
  3. “The enemy has the face of the devil”. (Der Feind hat teuflische Züge)
  4. “It is a noble cause that we defend and not particular interests”. (Wir verteidigen edle, uneigennützige Ziele)
  5. “The enemy knowingly causes atrocities; we make mistakes but involuntarily”. (Der Feind begeht vorsätzlich Kriegsverbrechen; wir machen höchstens aus Versehen Fehler)
  6. “The enemy uses unauthorized weapons”. (Der Feind kämpft mit illegalen Waffen/Mitteln)
  7. “We suffer very few losses, the enemy’s losses are enormous”. (Wir haben kaum Verluste, der Gegner hat große Verluste)
  8. “Artists and intellectuals support our cause”. (Künstler und Intellektuelle unterstützen unsere Sache)
  9. “Our cause has a sacred character”. (Unsere Sache hat einen heiligen Character)
  10. “Those who question the propaganda are traitors”. (Wer unsere Version der Geschehnisse in Zweifel zieht, ist ein Verräter)

Siehe z.B. auch en.wikipedia.org/wiki/Falsehood_in_War-Time

Schöne Grüße,
Andreas Wiegenstein


Anmerkung zur Korrespondenz mit den NachDenkSeiten

Die NachDenkSeiten freuen sich über Ihre Zuschriften, am besten in einer angemessenen Länge und mit einem eindeutigen Betreff.

Es gibt die folgenden E-Mail-Adressen:

Weitere Details zu diesem Thema finden Sie in unserer „Gebrauchsanleitung“.

Rubriken:

Leserbriefe

Schlagwörter:

Die NachDenkSeiten sind für eine kritische Meinungsbildung wichtig, das sagen uns sehr, sehr viele - aber sie kosten auch Geld und deshalb bitten wir Sie, liebe Leser, um Ihre Unterstützung.
Herzlichen Dank!