Dies ist der erste Teil eines Gesprächs zwischen dem Eliteforscher Professor Michael Hartmann und Albrecht Müller, dem Herausgeber der NachDenkSeiten. Der 2. Teil folgt am 16. September, der 3. Teil am Montag, den 19. September. Dazwischen veröffentlichen wir am 18. September einen einschlägigen Text von Professor Hartmann zur Erbschaftssteuer in Familienunternehmen.
Dieser Beitrag ist auch als Audio-Podcast verfügbar.
Podcast: Play in new window | Download
Stichworte zum Inhalt des 1. Teils:
Die Einkommensverteilung ist auch im Vergleich zu unseren Nachbarländern ausgesprochen ungerecht. Der sogenannte Gini-Index bildet diesen Zustand und seine Veränderung nur ungenügend ab. Die Verteilung der Einkommen hat sich – genauer gesagt – sie wurde in den letzten Jahrzehnten deutlich verschlechtert. 1999, mit dem Abgang von Lafontaine als Bundesfinanzminister und der neoliberalen Wende der sozialliberalen Koalition sei ein Signal an die Kapitalseite ausgesendet worden: die Regierung ist jetzt bei euch. Es folgten zwei Jahrzehnte weiterer Verschlechterung: das obere Zehntel der Nettoeinkommen stieg über 25 Prozent, das untere Zehntel hat fast 5 Prozent verloren. Zum Skandal ein praktisches Beispiel: Zwei Großaktionäre von BMW beziehen 2022 eine Dividende von über 1,6 Milliarden €*. Gemessen daran erscheint sogar das hohe Gehalt des Vorstandschefs von BMW von knapp 9 Millionen € als gering. Eine wahrlich absurde Einkommensverteilung, das werden viele, die das Video mit Michael Hartmann verfolgen und ihre eigene Wirklichkeit prüfen, so empfinden.
Die Einkommensverteilung ist hierzulande kein öffentliches Thema. Das liege daran, dass auch die Printmedien einen hohen Konzentrationsprozess hinter sich haben und heute nahezu alle in den Händen von sehr reichen Menschen sind. Hinzu kommt, so Michael Hartmann, dass die Welt der Reichen auch den Journalisten verschlossen bleibt. In der jüngeren Generation der Journalisten spiele zudem das Thema Verteilung eine noch geringere Rolle als bei früheren Journalisten.
Es ist faszinierend, wieviel einschlägige Fakten Michael Hartmann präsent hat. Diese sind wichtig für die eigene Meinungsbildung. Machen Sie bitte Ihre Freunde und Bekannten auf das Gespräch mit ihm aufmerksam.
Der zweite Teil des Gesprächs ist hier, der dritte Teil ist hier zu finden.
* Diese Zahl haben wir korrigiert am 17.10.2022. Korrektur-Anmerkung von Michael Hartmann: Leider ist mir im Interview ein Fehler unterlaufen. Bei der Dividende für die Quandt-Erben habe ich die Summe falsch berechnet, weil ich die Dividende von 2018 in Höhe von 1,1 Mrd., die der Berechnung für 2022 zugrunde lag, einer der beiden Personen zugeordnet habe, statt beiden zusammen. Dadurch kam dann die Zahl von fast 3,5 Mrd. zustande. Korrekt muss es aber über 1,6 Mrd. lauten.