Leserbriefe zu „Unsere famosen Medien – ein neues Beispiel: das Interview des ZDF mit Kissinger“

Ein Artikel von:

Albrecht Müller weist in diesem Artikel auf ein Interview des ZDF mit dem ehemaligen Sicherheitsberater und Außenminister der USA, Kissinger, hin. Unsere etablierten Medien schere es „einen Kehricht“, dass Kissinger „alles andere als ein ehrenwerter Politiker und Mensch“ sei. Hingewiesen wird auf den Putsch in Chile während seiner Amtszeit und sein Bedauern, dass Willy Brandt „kein vorzeitiges, von einer Kehlkopfentzündung verursachtes Ende nahm“. Dem ZDF-heute-Journal-Moderator hätte es „keine besondere Anstrengung gekostet, die oben wiedergegebenen Informationen über Kissinger zu beschaffen und zu berücksichtigen“. Es sei „immer mal wieder“ ein „Bild der totalen Einseitigkeit und das Abbild eines üblen Journalismus“ bei den öffentlich-rechtlichen Medien vorzufinden. Wir danken für die interessanten E-Mails. Hier sind die Leserbriefe, u.a. eine Mail von Willy Wimmer. Zusammengestellt von Christian Reimann.


1. Leserbrief

Sehr geehrter Herr Müller,

selbst die mit Blick auf die USA häufig nicht sonderlich kritische Wikipedia schreibt, ergänzend zu der Auflistung der mit dem Namen Henry Kissingers verbundenen US-Schandtaten (Chile 11.09.1973 [zahlreiche Chilenen sprechen heute von “unserem 9/11”], Unterstützung rechter Militärputsche und Militärdiktaturen nicht nur in Lateinamerika, völkerrechtswidrige Invasion Indonesiens in Osttimor, vor der Bevölkerung verborgen gehaltene Bombardierung Kombodschas in der Endphase des Vietnamkrieges):

de.m.wikipedia.org/wiki/Henry_Kissinger

“Auch unter ehemaligen Mitarbeitern wird Kissinger zumindest im Nachhinein kritisch beurteilt. So sagte beispielsweise Roger Morris über seinen einstigen Chef: „Wenn wir Henry Kissinger nach den gleichen Maßstäben beurteilen, wie wir es mit den anderen Staatschefs und Politikern in anderen Gesellschaften getan haben, z. B. in Deutschland und Japan nach dem Zweiten Weltkrieg, dann wird er sicher irgendwann als Kriegsverbrecher verurteilt werden.””

Mit freundlichen Grüßen
Günter Kieren


2. Leserbrief

Lieber Herr Müller,
 
in der Aufzählung der „Leistungen“ von Kissinger fehlen seine außenpolitischen Tätigkeiten während des Vietnamkriegs Alle die heute Putin und Lawrow wegen des „verbrecherischen Angriffskriegs“ verteufeln, können nicht oft genug mit den Verbrechen des US-Militärs  in beiden Teilen von Vietnam konfrontiert werden. Die Folgen der Entlaubung mit Agent Orange zeigen sich bekanntlich bis heute durch die relativ hohe Anzahl an geschädigten Neugeborenen. Besonders hervorgehoben werden muss, dass die USA bis zum heutigen Tag keinen Cent an Entschädigung gezahlt haben.
 
Mit freundlichen Grüßen
Hans Gößler


3. Leserbrief

Hallo Herr Müller und Redaktion Nachdenkseiten,

das Interview hatte offensichtlich den Sinn und die Absicht, die Tatsache zu begradigen oder zu neutralisieren, dass Herr Kissinger um 2014 herum sich dezidiert skeptisch und kritisch zu Bemühungen geäußert hat, die Ukraine in dieser Weise in NATO und den westlichen Block einzuverleiben, wie es seitdem Tatsache geworden ist und täglich offenbar wird. Neutralisiert werden soll die aktuelle Inanspruchnahme dieses Kissingers durch oppositionelle Kräfte, die der NATO, dem Westen, Deutschland und seinen Ukraine-Blockparteien kritisch gegenüberstehen, Frieden wollen und keine deutsche Hochrüstung und Waffenlieferungen, aber Gas aus Russland und die Ukraine nicht in der NATO.

Kissinger ist Herr seiner jahrzehntelang geschulten Sinne und hat sicherlich einen professionellen Stab, der ein solches Interview für das Einrahmen/Framing freigibt. An geschmeidigen Redakteuren oder Chefredakteuren mangelt es in Deutschland ohnehin nicht. Wenn sie auch nicht ganz schmissig auftreten, so vielleicht „schmiesig“? (Das weibliche Geschlecht darf sich hier gemäß genannter Profession einbezogen fühlen.)

Herr Kissinger hat deutschen Tonangebenden mit dem Interview einen Gefallen getan. Was er von ihrer politischen Intelligenz hält, wollen die vermutlich gar nicht hören. Welchem Herrn er dient, konnte nie bezweifelt werden.

Welchem Herrn die Sozial- und Ökochauvinisten transatlantisch zuarbeiten, auch nicht. Dann ist doch alles wieder gut!

Übrigens ist man ja allenthalben dabei, ganze politische Etappen „aufzuräumen“, wie es dauernd und um 19.10 Uhr im ZDF auch im Gespräch mit Herrn Merz der Fall war in Bezug auf die Etappe Merkel.

Mit freundlichen Grüßen
Bernd Jacoby


4. Leserbrief

Verehrter Herr Müller,

zum Beitrag vom 25. Juli 2022 Unsere famosen Medien – ein neues Beispiel: das Interview des ZDF mit Kissinger

Da im ZDF-Text zum Interview die verlogene Formulierung steht:  Er spielte eine große Rolle in den Friedensverhandlungen während des Vietnam-Kriegs sowie den Friedensbemühungen im Nahen Osten.

hier noch eine mir nötig erscheinende Ergänzung, die Kissingers Rolle im Vietnamkrieg betrifft:

Dazu zitiere ich (kursiv) aus Tim Weiner: CIA. Die ganze Geschichte. S.Fischer-Verlag 2008, S.452/453

Am 2. April 1975, also noch kurz vor dem deutlich absehbaren, für die USA kläglichen Ende des Vietnamkrieges  Ende April 1975 gab CIA-Vertreter Colby zu bedenken:  „ ein möglicherweise viele Leben rettendes Abkommen zur Evakuierung der Hauptstadt  (Saigon) ohne Blutvergießen auszuhandeln?“ 

„Keine Verhandlungen“, erklärte Kissinger – „nicht, solange ich auf diesem Stuhl sitze!“. …

“Wir können nichts retten“, sagte er.

Colby: „Nichts, außer Leben“

Kissinger aber blieb hart. Er werde nicht über ein friedliches Ende des Krieges verhandeln.

(Es gab ja auch -Quelle hab ich nicht zur Hand-  Verhandlungsangebote von vietnamesischer Seite)

Es geht also auch und vor allem auf Kissingers Konto, wenn im letzten Kriegsmonat noch viele amerikanische Soldaten und vietnamesische Soldaten und Zivilisten sterben mussten.  – An den Händen dieses reaktionären, ideologisch bornierten  USA-Machtpolitikers klebt Blut.

Mit besten Grüßen
Steffen Blottner


5. Leserbrief

Lieber Albrecht,

anbei die wenigen Zeilen zu dem ZDF-Gespräch mit Herrn Dr. Kissinger:
 
Bereits vor wenigen Wochen in Davos hatte Herr Dr. Kissinger in klaren und eindeutigen Worten auf die Dimension des Krieges in der Ukraine hingewiesen und Lösungsüberlegungen für die eine Hälfte dieses Krieges aufgezeigt: die Ukraine.

Für die zweite Hälfte, die Auseinandersetzung zwischen Washington und Moskau, konnte man nach Davos auch nur mutmaßen, obwohl Bewegung in der Ukraine hin zu einem Waffenstillstand oder das Ende von Kampfhandlungen Rückschlüsse auf Washington und Moskau zulassen würden. Beide Großmächte haben sich existentiell ineinander verbissen und das schon seit langem.
 
Die westliche Kriegstreiber-Kamarilla fiel erwartungsgemäß über die zum Nachdenken und Umsetzen anregenden Worte und Überlegungen von Herrn Dr. Kissinger her. Wie das gestrige, überlange Interview  im ZDF zeigte, haben die heftigen Angriffe gegen Herrn Dr. Kissinger ihn nicht abgehalten, zu seinen Überlegungen in Davos zu stehen und diese noch zu präzisieren. Wenn er davon spricht, daß die russische Armee jene Gebiete freiräumen müsse, die sie nach dem 24.2.2022 in der Ukraine eingenommen hatte, klärt Herr Dr. Kissinger seine Haltung. Die Krim und die von Moskau vor dem Einmarsch anerkannten unabhängigen Gebietskörperschaften in den tatsächlichen Grenzen in den Regionen Donetzk und Luganzk zählen nicht zu dieser Überlegung, die tatsächlich bestehenden Strukturen zu verändern. Faktisch haben die russischen Streitkräfte größere Gebiets besetzt, als dies Herr Dr. Kissinger deutlich macht. Allerdings fällt seit geraumer Zeit eine nur verhaltene Ausdehnung der von der russischen Armee kontrollierten Gebiete im Donbass und darüber hinaus auf. Das kann man unterschiedlich bewerten. Sollte der Grundkonflikt zwischen Washington und Moskau in diesen Wochen nicht eskalieren, könnten sich hier Verhandlungsergebnisse abzeichnen oder möglich werden.
 
Die erfolgreichen Bemühungen des türkischen Präsidenten Erdogan in Sachen Getreidelieferungen machen deutlich, daß in der weniger spektakulären Kriegslage Verhandlungsergebnisse zur Konflikteindämmung und Konfliktlösung möglich sein könnten, zumal das Getreideabkommen sich ausschließlich auf lösbare zivile Komponenten bezieht. Militärische Überlegungen sind davon nicht berührt, wie BBC am Tage des ZDF-Interviews mit Herrn Dr. Kissinger deutlich gemacht hatte. Herr Dr. Kissinger hat in eindrücklichen Worten darauf aufmerksam gemacht, was möglich zu sein scheint, wenn diese Wochen über das Getreideabkommen hinaus nicht zur Beendigung des Krieges in der Ukraine genutzt werden. Er hat die nukleare Dimension, die sich aus dem derzeitigen Kampfgeschehen abzeichnet, nicht nur deutlich angesprochen. Für ihn wird nach dem Einsatz von Nuklearwaffen die Welt nicht mehr die sein, die wir kennen, sollte sie überhaupt noch existieren. Es ist für die Welt die letzte Chance, die Warnung und Mahnung von Herrn Dr. Kissinger nicht zu überhören.
 
Willy Wimmer


6. Leserbrief

Liebe Nachdenkseiten,

in Bezug auf Kissinger werden eine ganze Reihe von Fakten, insbesondere in Bezug auf Chile, Pinochet und der amerikanischen Verwicklung in diesen Putsch  berichtet, die den Kennern der Materie schon seit Jahren bekannt sind.
Ich will auch nicht kritisieren, dass es durchaus richtig ist, den Fokus immer mal wieder auf diese Vorgänge zu lenken.

Allerdings wird im ZDF-Interview mit Kissinger ausgeblendet, dass selbst dieser in der momentanen Situation eine moderat leicht andere Position vertritt.
Ich zitiere dazu aus der Süddeutschen Zeitung, wo es kürzlich hieß:

“Gerade ist Kissinger in Davos aufgetreten, wo man ihm eigentlich gerne zu Füßen liegt. Aber was der Altvater der US-Diplomatie zu sagen hatte, wird nicht mal dem vergleichsweise jungen Hüpfer Joe Biden schmecken, geschweige denn den Wirtschaftslenkern in den Schweizer Bergen, die plötzlich die politische Moral entdeckt haben. Kissinger riet also der Ukraine, sie müsse Territorium an Russland abtreten, damit ein Friedensschluss möglich werde. Überhaupt warne er vor einer demütigenden Niederlage Russlands, die Europas Stabilität auf lange Zeit gefährden würde.”

Siehe: sueddeutsche.de/meinung/kissinger-russland-ukraine-davos-1.5592015

Derartige Einschätzungen sollten keineswegs dazu führen, sich Illusionen über Kissinger zu machen. Wenn aber selbst dieser mit “allen Wassern gewaschene Stratege” zu einer solchen Einschätzung kommt, ist dieses in der momentanen Situation schon erwähnenswert.

Was aber interessant ist, ist die Tatsache, dass er mit dieser Einschätzung im ZDF-Interview nicht konfrontiert wird und man es offenbar am liebsten hätte, wenn diese Einschätzung “unter den Teppich gekehrt” würde. Nach dem Motto: wir vergessen lieber, was er zu diesem Thema gesagt hat – das könnte in der Bevölkerung zu Verunsicherung führen.

Mit freundlichen Grüßen
Peter Rohleder


7. Leserbrief

Dieses Interview war wieder ein Paradebeispiel für den Zustand unserer öffentlich-rechtlichen Medien.

Da wurde von der Moderation gleich eingangs deutlich gemacht, wohin das Gespräch gelenkt werden soll. Kissinger, der als Diplomat mit „blutrünstigen Machthabern“ zu tun hatte. Natürlich soll der Fernsehzuschauer die entsprechenden Schlüsse ziehen: Putin gehört selbstverständlich in diese Rubrik. Wenn man sich allerdings die lange Liste der von den USA und ihren Verbündeten angezettelten Kriege der letzten Jahrzehnte anschaut, waren die nicht auch das Ergebnis einer blutrünstigen, brutalen Außenpolitik? Wenn man nicht selbst Krieg führte, wie gegen Vietnam, Serbien, Irak Libyen usw. , dann bediente man sich Dritter, wie im ersten Golfkrieg zwischen Iran und Irak oder wie gegenwärtig in der Ukraine. Das ist natürlich viel bequemer, als selbst Soldaten zu schicken. Inszenierte Staatsstreiche und „bunte Revolutionen“ gehören auch zum Portfolio dieser Politik.

Aufgabe eines Journalisten wäre es gewesen, nach Lösungen für diese gefährliche Krise in der Ukraine zu fragen. Immerhin handelt es sich bei Russland um eine Atommacht, was die Dringlichkeit einer diplomatischen Lösung anmahnen sollte. Aber das Ergebnis von möglichen Verhandlungen wird gleich vorweggenommen: Kompletter Rückzug Russlands und Unterwerfung der russischen Ethnie in der Ukraine unter die Kiewer Führung. Das hat natürlich mit Demokratie und Selbstbestimmung nichts zu tun. Die Verlängerung des Krieges durch immer mehr Waffenlieferungen soll ja am Ende dieses gewünschte Ergebnis bringen.

Es geht dem Westen nicht um das Wohl des ukrainischen Volles, denn dann müsste man alles tun, um das Blutvergießen schnellstmöglich zu beenden, sondern im Focus liegen die globalen Interessen der USA und ihrer Verbündeten. Globalisierung wie die USA es verstehen, heißt Weltherrschaft. Herr Kissinger hat sein ganzes Berufsleben  daran mitgearbeitet. Sonst wäre er nie in hohe Ämter gelangt. Diese US- Demokratie ist eine Oligarchendemokratie. Deshalb spielt es auch keine Rolle, wer da gerade oder zukünftig im Weißen Haus den Präsidenten spielen darf. An der Außenpolitik wird sich nichts ändern, es sei denn, das amerikanische Volk wacht irgendwann mal auf aus diesem amerikanischen Albtraum.

Axel Ferchland


8. Leserbrief

Lieber Herr Müller,

da gibt es noch ein weiteres Interview dieses Herren.
Mit der südafrikanischen Außenministerin.

Das war, vom Propagandagehalt, recht ähnlich.
Diese Art von Rundfunkbeitrags finanzierter Propaganda ist unterirdisch.

Ich habe für mich beschlossen diese Art Journalismus nicht mehr zu finanzieren.

Schönen Gruß!
Alexander Langenhagen


9. Leserbrief

Liebe NDS,

Zum Bericht über das Kissinger Gespräch mit dem ZDF Redakteur Schmiese, der sein journalistisches Geschick ja schon bewiesen hat im Gespräch mit der Außenministerin von Südafrika, möchte ich das Kissinger Gespräch mit der Washington Post senden.

Zu Herrn Schmiese  und seiner Karriere  fällt mir nur ein, dass er der lebende Beweis ist   für   den  seltsamen Einfluss, den ein Korrespondentenaufenthalt in Washington bewirkt. Das erste, was verloren geht ist jeder Hauch von kritischer Distanz  zum Berichtsgegenstand,

Mit freundlichen Grüssen B,Isensee


10. Leserbrief

Sehr geehrte Damen und Herren,
 
wenig überraschend das Verhalten und die Aussagen dieses Herrn. Sehr viel Blut Unschuldiger klebt an seinen Händen.  Er gehört eben einer Klasse von Menschen an die der Meinung sind sich alles erlauben und über jeden erheben zu können ohne dafür zur Verantwortung gezogen zu werden. Egal welche Verbrechen da begangen wurden. Eine Kollegin von ihm war ja auch der Meinung, dass ein paar tausend tote Kinder (Hunderttausende) durch Sanktionen im Irak “den Preis wert waren”. Übler und schlimmer kann man seine Menschenverachtung nicht mehr zum Ausdruck bringen. So lange man sich als Herrscher der Welt aufspielen kann, muß man auf niemanden Rücksicht nehmen. Man redet zwar immer sehr gerne über Freiheit, Gerechtigkeit und Demokratie, nähert aber sich durch sein eigenes Verhalten immer schneller einer dystopischen Form der Diktatur, insbesondere des Geldes, an. Herr Kissinger sollte sich mal zu den Millionen, durch sein Verhalten verursachten Opfern bekennen. Nicht nur Lateinamerika, sondern auch Vietnam und Kambodscha gehören zu den von ihm mitzuverantwortenden Schandtaten. Er ist nicht der nette alte Herr. Das weiß er auch. Da kann ihm das ZDF und seine “Journalisten” noch so sehr den Glorienschein umhängen. Es umgibt ihn die Aura des Schwefelgeruchs.
 
Mit freundlichen Grüßen
P. Ehrental


11. Leserbrief

Lieber Albrecht Müller,

Sie sprechen mir aus der Seele. Dieses Interview mit dem Herrn Kissinger ist eine Farce auf höchstem Niveau. Wer die Geschichte seit dem Eintritt dieses Mannes als Berater in die Politik verfolgt hat, weiß, was dieser „wohl berühmteste Ex- Außenminister der Welt“ für Dreck am Stecken hat.

Diesen Mann kann man nicht für voll nehmen, weil

  1. Er hat die Machtansprüche, die Kriege und die Einmischungen der USA in Vietnam und Südamerika mit durchgesetzt und es nie darauf angelegt, eine friedvolle und ordentliche Welt zu schaffen. Erst als der Krieg in Vietnam nicht zu gewinnen war und die Völker der Welt, auch das amerikanische Volk, dagegen protestierten, wurde er zu Verhandlungen gezwungen.
  2. Vor kurzem hat er in Davos noch gesagt, dass die Ukrainer die besetzten Ostgebiete und die Krim den Russen überlassen sollten. Das hat mich damals sehr verwundert.

    Jetzt spricht er das Gegenteil. Russland müsste alle Gebiete, die es nach dem Beginn des Krieges erobert hat, räumen. Er beruft sich auf den Präsidenten der Ukraine. „ Ukrainisches Staatsgebiet aufzugeben, sollte nicht eine der Bedingungen sein, die wir akzeptieren können.“ Den alten Mann hat man wohl zurückgepfiffen.

  3. Seine Aussage, dass die globalisierte Welt durch die Öffnung nach China und durch China geschaffen wurde, ist eine Fata Morgana. Im Gegenteil, die globalisierte Welt ist ein Produkt der neoliberalen Ordnung. Sie basiert auf dem Machtbestreben der amerikanischen Eliten und Konzerne, die in einem neuen Zeitalter des Imperialismus die Interessen der Transnationalen Unternehmen, Banken und Investmentfirmen durchsetzen wollen. Es geht um die Kontrolle des Welthandels, die Beherrschung der politischen Meinungsbildung und Beeinflussung der öffentlichen Meinung unter der der Ägide der USA. Der Historiker Gerald Haines bringt es auf den Punkt: „Nach dem 2. Weltkrieg übernahmen die USA im eigenem Interesse die Verantwortung für das Wohlergehen des kapitalistischen Weltsystems“. Mit dem Zusammenbruch des Sozialismus 1990 ergibt sich daraus praktisch ein Streben nach einer Weltregierung.
  4. Die Zeitgenossen wie Adenauer, Nixon bis hin zu Margaret Thatcher als Staatslenker haben niemals zur Beendigung des Kalten Krieges beigetragen. Das ist pure Lüge. Das haben wir einzig und allein den Außenseitern Willy Brandt und Michail Gorbatschow zu verdanken.
  5. Dem Kissinger müsste bei dem Geschwafel von Demokratie der Atem stocken. Die USA sind als Ganzes ein totalitäres System, egal ob Demokraten oder Republikaner regieren. Mit den Milliarden Spenden aus der Wirtschaft (militärisch industrieller Komplex etc.) und von den Superreichen werden sie immer zu Erfüllungsgehilfen dieser in Minderheit existierenden Eliten degradiert. Das Volk, der Souverän in einer Demokratie, ist denen „scheißegal“.

Auch dieser ZDF- Moderator Wulf Schmiese ist eine Zumutung für alle wahrheitsliebenden Zuhörer. Diese theatralische Anbiederung und diese ängstlich vorgefassten Fragen werden den Anforderungen eines öffentlich rechtlichen Senders nach neutraler Berichterstattung nicht gerecht. Unsere Steuergelder werden in ungeheurem Ausmaß für Volksverdummung verschleudert.

Auch diesen Herrn kann man nicht für voll nehmen, weil

  1. Die Fragestellung, dass Herr Kissinger teils mit blutrünstigen Machthabern verhandelt hat, ist hochgradig schwachsinnig. Weiß der Moderator nicht oder will er es nicht wissen, dass die meisten Toten und das meiste Leid in der Welt mit durch US- Kriege verursacht wurden. Einer der Vertreter dieser Kriegstreiberei war sein Interviewpartner.
  2. Nach einer seiner Fragen wäre eine Verhandlung mit Putin relativ wenig wert, da nach dem Weizen-Deal einen Angriff auf Odessa erfolgte. Dass der Angriff auf die „letzte freie Hafenstadt“ eventuell den mit Kriegsmaterial beladenen Schiffen im Hafen galt, kommt dem Leiter des heute journals nicht in den Sinn. Putin und die Russen werden eben als dumm und aggressiv dargestellt.

Dieses Interview ist ein weiteres Beispiel von verzerrtem, geschichtsvergessenem und primitiven Journalismus. Da kommt mir das Kotzen.

Als ehemaliges Mitglied der SPD habe ich nie verstanden, dass mein Vorbild Helmut Schmidt ein Freund von Kissinger war. Das war für mich das Ende einer langen SPD-Tradition in der Familie. Ob in der ehemaligen DDR oder in der sogenannten demokratischen Bundesrepublik, die Politiker bzw. Eliten waren und sind immer Vasallen ihrer Leitmächte. Nie wurden die groben Verfehlungen der Sowjetunion oder der USA entsprechend angezweifelt und angesprochen. Immer schön im trottligem Gleichschritt. Die Ausnahme von dieser Regel waren solche Ausnahmepolitiker wie Willy Brandt, Egon Bahr etc., denen wir auch die Deutsche Einheit und viele Jahre Frieden zu verdanken haben. Sie ließen sich nicht von solchen Leuten wie Kissinger beirren. An den damaligen Aussagen des Herrn Kissinger über Willy Brandt zeigt sich der überhebliche, intolerante und machtbesessene Charakter desselben.

Wir Ostdeutschen sind, mal abgesehen von Konsum und Reisen, vom Regen in die Traufe gekommen. Und dieser Verblödungs-Run wird nach gegenwärtigem Stand kein Ende nehmen, außer, die „sogenannten Christen“ unter den Politikern besinnen sich auf Jesus und machen der Kriegsberichtserstattung und der Manipulation in den Medien ein Ende. Die Menschen wollen die Wahrheit wissen und eine eigenständige deutsche Politik spüren. Ein wirklich intelligenter und integerer Politiker, der für Frieden, Selbstbestimmung und Ehrlichkeit einsteht, ist momentan in dieser Vasallenrepublik nicht zu erwarten.

Liebe Grüße
Peter Raue


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