Es gibt immer wieder Artikel und Videos, in denen die westliche Politik in Sachen Ukraine und Russland kritisch hinterfragt wird. Aber ganz selten kommen diese Beiträge ohne die Beschwörung der allgemeinen Empörung über Russlands Krieg in der Ukraine aus. Auch wenn das gar nicht zum Thema gehört, fallen die entsprechenden Worte: „völkerrechtswidriger Überfall“, „menschenverachtender Angriffskrieg“, „Putins Krieg“ usw. Viele dieser Beschwörungen sind keinesfalls korrekt. Sie missachten, dass die Geschichte verkürzt erzählt wird, wenn der Beschuss der Ostukraine durch das ukrainische Militär nach 2014 nicht berücksichtigt wird. Siehe hier. Viele gute Beiträge – auch solche in den NachDenkSeiten – werden so relativiert, aus meiner Sicht oft auch entwertet. Heute ist ein sehr guter Artikel von Heribert Prantl erschienen: „Großmäuligkeit ist kein gutes Rezept gegen den Ukraine-Krieg“. Aber auch dieser gute Journalist kommt ohne die zuvor erwähnten und kritisierten Beschwörungsformeln nicht aus. Zum Beispiel wörtlich: „Die Empörung über Putins Agressionsverbrechen ist ungeheuer wichtig und berechtigt.“ Albrecht Müller.
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Der Begriff „Putins Aggressionsverbrechen“ ist so undifferenziert, dass einem die differenzierte und richtige Analyse des Journalisten Heribert Prantl im Halse steckenbleibt. Klar. Er versucht mit solchen Formulierungen, die Herzen und Ohren von Menschen zu öffnen, die sonst seine Warnungen vor der Energiekrise und den Folgen für unser Land nicht zur Kenntnis nehmen würden. Aber ist das den Preis der Verstärkung von Vorurteilen und Aggressionen gegen Russland wert? Ich bezweifle das und schlage vor, dass wir alle endlich damit aufhören.
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