Leserbriefe zu „Der grüne Sarrazin“
Jens Berger weist hier darauf hin, dass es anlässlich der Empfehlung des damaligen Berliner Finanzsenators Thilo Sarrazin, wegen steigender Energiepreise einfach die Heizung runterzudrehen und sich einen dicken Pullover anzuziehen, einen Aufschrei gegeben habe. Im aktuellen Wirtschaftskrieg gegen Russland reagiere Bundeswirtschaftsminister Habeck, „wie es sich nicht einmal ein Satiriker hätte ausdenken können“, und lasse z.B. prüfen, ob eine Herabsetzung der Mindesttemperatur in den Wohnungen umsetzbar sei. Abschließend wird auf Alternativen hingewiesen: „Man könnte Nord Stream 2 öffnen und halb Europa mit überschüssigem Gas versorgen. Die Grünen könnten dann eifrig das Klima retten und selbst ärmere Menschen müssten nicht frieren, die Industrie könnte zu wettbewerbsfähigen Preisen produzieren und das Inflationsgespenst wäre vom Hof gejagt. Nur die Idee mit dem „Russland ruinieren“ müsste man dann wohl aufgeben“. Wir danken für die hierzu erhaltenen E-Mails. Es folgen nun die Leserbriefe. Zusammengestellt von Christian Reimann.
1. Leserbrief
Sehr geehrtes Nachdenkseiten-Team,
es bleibt mir ein ewig Rätsel: Wie kann es sein, dass sich die gesamte politische Elite dieses Landes, allen voran die Grünen, derart einseitig von transatlantischer Gesinnung bestimmen lässt? Allein die ganz simple Weisheit, die man bereits Kindern vermittelt, man solle immer alle Seiten bedenken, müsste sie diese Einseitigkeit erkennen und relativieren lassen. Doch sie tun es nicht, obwohl sie damit unser Land an die Wand fahren. Warum? Sind sie wirklich so vernagelt, dass sie an all das glauben und gar nicht wahrnehmen, wie manipuliert sie sind? Werden sie, wie auch immer subtil, erpresst? Oder gar, wie auch immer subtil, gekauft?
Im Fall von „vernagelt“ bleibt nur die Frage: Wie können hierzulande derart tumbe Menschen an politische Macht gelangen? Im Fall von „erpresst“ oder „gekauft“ stellt sich die Frage: Was denkt sich etwa der „grüne Sarrazin“, wenn er abends für sich allein das von ihm angerichtete Desaster und seine Doppelbödigkeit überdenkt? Oder wenn Frau Baerbock, die sich vor ihrer Wahl für Assange stark machte und sich nun wegduckt, an die Auslieferung Assanges denkt? Hier ist die Doppelbödigkeit offensichtlich, sie müsste eigentlich Beklemmungen bekommen.
Oder ist es einfach nur Wohlstandsverwahrlosung, die aus dem „gut beheizten Home Office im Eigenheim“, wie Jens Berger schreibt, hervorquillt, sich über die Realität ergießt, sie verschwinden lässt, sodass die tatsächlichen politischen Notwendigkeiten gar nicht mehr erkannt werden – von unserer politischen Elite?
Fragen über Fragen …
Dr. Petra Braitling
2. Leserbrief
Lieber Herr Berger,
die Antwort auf die Frage, die Sie im letzten Satz Ihres wie immer brillianten Artikels gestellt haben, würde mich in der Tat sehr interessieren. “Nur die Idee mit dem „Russland ruinieren“ müsste man dann wohl aufgeben. Aber was würden dann unsere lieben Freunde aus Washington sagen?”
Ja, was würden sie wohl sagen, unsere “lieben Freunde und Verbündeten”? Würden Sie Deutschland bombardieren, um einen regime change herbeizuführen? Vielleicht zu diesem Zweck die Königstreuen in Bayern mit Geld und Waffen versorgen, um eine Sezession Bayerns zu unterstützen? Werden sie uns mit Sanktionen belegen? (kein Öl und kein Gas aus den USA, vielleicht – um Himmels willen! – auch keine Kampfflugzeuge mehr – was machen wir dann mit den 100 Mrd. Sondervermögen?).
Aufgrund der immer noch gültigen “Feindstaatenklausel” könnten sie ja auch jederzeit in Deutschland einmarschieren, brauchen sie aber nicht, sie sind ja ohnehin schon hier.
Vermutlich würden aber nur die derzeit regierenden Einflussagenten gegen andere ausgetauscht. Ersatz steht ja bereit – z. B. der Blackrock-Merz von der CDU…
Wenns nicht zum Weinen wäre, könnte man lachen…
Es grüßt Sie Ihr treuer Leser
H.K.
3. Leserbrief
Sehr geehrtes NDS-Team,
ich habe seit über einem halben Jahr ein Baugerüst incl. Spritzschutz vor der Wohnung. Dadurch ist es dunkel und kalt, weil keine Sonne reinkommt. Leider stellt mein Vermieter Anfang Mai die Heizung aus, so dass ich zu den Eisheiligen wirklich nur 16 – 18 Grad in der Wohnung hatte. Ein dicker Pullover war da sehr hilfreich. Nur die Hausarbeit wollte mir mit dicken Handschuhen einfach nicht gelingen. Da half nur noch sehr viel spülen, um die Hände wieder aufzuwärmen. Gibt es eigentlich schon Pläne, wie heiß das warme Wasser in Zukunft sein darf? Oder müssen wir uns auch noch auf Eisbaden einstellen? Gesund soll es ja sein.
Mit freundlichen Grüßen
Natascha Hübner
4. Leserbrief
Sehr geehrter Herr Berger,
das Thema Absenkung der Mindesttemperatur in Heizungsanlagen erregt mich sehr. Warum? Weil ich es bereits kenne.
Mein Vermieter hat unsere Heizungsanlage bereits vor Jahren auf 20 Grad im Winter gedrosselt. Grund dafür ist ein günstiger Energiepass für das Haus. Darin ist der Gas- bzw. Energieverbrauch je Quadratmeter vermerkt. Wenn durch die Drosselung weniger verbraucht wird, dann gilt das wenig isolierte Haus als energiesparend und die Wohnungen lassen sich so besser vermieten.
Praktisch bedeutet das, dass man im Winter in der Wohnung häufig friert und kalte Füße hat. Man traut sich kaum zu Lüften, da es ewig dauert, bis die Ausgangstemperatur wieder erreicht ist. Die Heizkörper werden am Tag nur ca. 48 Grad warm. Selbst wenn diese 24 Stunden voll geöffnet sind, wird es nicht wärmer. Mag es für das Schlafzimmer, Küche und Flur noch eine akzeptable Temperatur ein, so hört im Bad oder im Wohnzimmer der Spaß auf. Auch wenn ich bereit bin, für eine wärmere Wohnung mehr zu zahlen – es ist praktisch nicht möglich.
Wir hatten vor Jahren im Winter mal einen Heizungsausfall über mehrere Tage. Ich kann Ihnen versichern, 16-17 Grad sind wirklich unangenehm.
Aber vielleicht ziehe ich in so einem Fall einfach ins Büro, wenn dort besser geheizt wird. Eine Isomatte habe ich noch vom Camping übrig. Mancher Nachbar wird sicherlich ein offenes Feuer in der Wohnung machen – kein beruhigender Gedanke.
Grüße
Peter Fischer
5. Leserbrief
Moin.
Aber was würden dann unsere lieben Freunde aus Washington sagen?
Alles läuft bestens. Wir liefern die Waffen, so daß die Ukraine noch lange gegen Rußland Krieg führen kann. Und Ihr in Europa erhaltet dafür die Flüchtlinge. Wir wollen sie nicht. Deshalb nehmen wir auch nur 100.000. Und nur dann, wenn sie einen finanziellen Bürgen stellen.
Ihr seht: Alles läuft bestens.
MfG
Helmut Specht
6. Leserbrief
Lieber Jens Berger,
dem ” Spiegel ” das Wort zu reden, halte ich für deplatziert.
2008 war die Hochzeit der Diffamierungen gegen Sarrazin, dessen erste drei Bücher ich gelesen habe.
Man mag von Sarrazin und seinen inhaltlichen ” Überspitzungen ” halten was man will; in der Nachbetrachtung lag er und liegt er m.E. inhaltlich oft richtig, wenn auch z.T. Seine Formulierungen auch aktuell noch grenzwertig erscheinen.
Grundsätzlich hätte ich mich beim Lesen dieses Artikel vor drei Jahren noch bei meinem Kalender vergewissert, dass ich nicht der lieb gewonnenen Finte der NDS, an einem 01.04. e. j. J. abstruses auf den Bildschirm zu bringen, reingefallen sein könnte.
Mir fällt in dem Kontext Ihres Beitrages wieder ein, dass die Redaktion der NDS und wir Leser in in
verschiedensten Debatten rund um Agenda 2010 immer wieder die Vermutung geäußert haben, dass es – leider – wohl noch schlimmer kommen muss, damit die Leute, über die die ” Linken ” reden, auch tatsächlich in die Handlung kommen und sich gegen repressive Maßnahmen wehren.
Aus meiner Sicht ist dieses Thema aktueller denn je, denn nun werden nicht nur die aktuell materiell Schwächsten (blödes Wort) in lebensunwürdige Zustände transferiert, sondern quasi expansiv auch die gesamte Mittelschicht vor die Wahl gestellt da oder dort abzuspecken, was letztlich für viele Menschen einen gravierenden Einschnitt in ihre Lebenssituation bedeuten wird.
Die Klientel der Betroffenen wird sich insofern exorbitant vergrößern.
Ob dieser Umstand auch einen nennenswerten Protest auslösen kann ?
Ich hoffe es sehr, lieber Jens Berger !
Ich hoffe aber auch, dass bei der NDS-Redaktion irgendwann einmal ein Umdenken insofern eintritt, als dass Sie sich rigoros in Ihrer Arbeit von den USA ” als Freunde ” distanzieren.
Albrecht Müller ist da auf einem guten Weg.
Sarkasmus – sofern Sie diesen in Ihrem Schlusssatz zum Ausdruck bringen wollten, hilft nicht mehr weiter, wenn der Wahnsinn solche Auswirkungen auf unser Leben hat.
Wir sind – suchen Sie es sich aus – eine Kolonie und/oder Vasallen der USA !!!!
Vielleicht könnten Sie – die NDS-Redaktion schlechthin – endlich einmal versuchen reflektieren, warum dass heute noch so ist und sein muss !
Klar, dass ist ein heißes Thema, aber wie lange wollen wir noch so weitermachen ?
Um in Ihrem Beitrag zu bleiben:
Bis Decken und körperliche Nähe als Wärmespeicher empfohlen werden ?
Oder, um Klaus Schwab und seine seelischen Ausdünstungen des ” Great Reset ” zu bemühen:
Bis Decken oder Heizdecken, die nicht unser Eigentum sind, geleast werden müssen ?
Freundliche Grüße von
Michael Krater.
7. Leserbrief
Sehr geehrte Redaktion,
es mutet schon etwas seltsam an, ein zutiefst politisches Thema vorrangig auf wirtschaftlich-organisatorischer Ebene zu behandeln. Das unausgesprochene Eingangsversäumnis, nicht nur der deutschen Politik, besteht nun einmal in der kritiklosen Übernahme der Standpunktes der USA, sich einer diplomatischen Klärung der von Russland empfundenen Bedrohungslage durch die USA und der NATO schlichtweg zu verweigern. Mit Hilfe des bekannten Verweises auf den Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine will die Politik einschließlich weiter Teile der Medienlandschaft in erster Linie von einer Mitschuld, die in der geübten mangelnden kritischen Distanz zu den USA besteht, ablenken. Nicht umsonst verschweigt man der Bevölkerung, dass fast drei Viertel der UNO-Mitgliedsstaaten den USA und ihren engsten Verbündeten eine Unterstützung der Sanktionen versagen. Da lesen sich schon die Worte des Vertreters der Linken etwas eigentümlich. Sie lassen mehr den Geist eines Burgfriedens als den eines souveränen, demokratischen Streiters für die Wahrheit erkennen.
Eine weitere Merkwürdigkeit strahlt diese Veranstaltung ab, nämlich das Unvermögen, woher denn nun die Ersatzmengen an Rohöl und Erdgas kommen sollen, auch zu benennen. Schließlich muss man erst einmal den Rohstoff besitzen, um diesen dann zu transportieren. An dieser Stelle verstummt jedes Mal Herr Dr. Habeck auffallend. Er vertröstet auf zukünftige und langfristige Zusammenarbeit mit Förderländern. Irgendwann einmal, aber das Embargo muss sofort her !
Allen wirtschaftlich-organisatorischen und technischen Aspekten der Vorschläge des Herrn Dr. Habeck sowie der Beraterstäbe seines Ministeriums haftet ein entscheidender Mangel an, sie vermelden weder eine konkrete Machbarkeit noch deren zeitlich exakte Einordnungen.
Wenn sich aktuell Frau Merkel für ihre Entscheidungen mit damaligen Forderungen der Mineralöl- und Gaswirtschaft rechtfertigt, sollte man ein ganz anderes Engagement der Verantwortlichen dieses Wirtschaftszweiges erwarten. Immerhin dürften wohl nicht alle mit Frau Merkel in den Ruhestand gegangen sein. Interessant, wenn auch widersprüchlich, sprach jüngst Frau Merkel auch den Stellenwert der deutschen Wirtschaft in der Welt an. Ein Umstand, den beispielsweise die Funktionäre der Grünen so gar nicht betrachten. Wer am Ende die Zeche bezahlt interessieren weder einen Dr. Habeck, einen Herrn Merz und schon gar nicht eine Frau von der Leyen. Der berühmte kleine Mann auf der Strasse dürfte sich ganz schnell in dieser Rolle wiederfinden.
Nun zur Kernfrage, wie will man denn eigentlich der Ukraine mit diesem Embargo helfen? An Stelle Deutschlands übernehmen China und Indien die Ausfall- bzw. Embargomengen an Energieträger. Russland nimmt also keinerlei Schaden. Hier sägt jemand am Ast, auf dem er sitzt. Worin besteht denn nun die Unterstützung für die Ukraine? Was hat die Ukraine von einem solidarischen Rohöl- und Erdgasembargo Westeuropas?
Direkt nichts. Einzig und allein, die Gewissheit, dass hier eine Staatengemeinschaft existiert, die bereit ist, riesige finanzielle Opfer aus nationalen Steuermitteln für die Ukraine zu erbringen. Gleichzeitig der ungeheure Vorteil für die mächtigen Oligarchen der Ukraine, dass niemand, weder in Westeuropa noch in Übersee, die Verwendung der verschenkten Mittel kontrolliert. Da fehlen einem normalgebildeten und mit einem zertifizierten Schulabschluss gesegneten Mitbürger die Worte. Der Krieg in der Ukraine verkürzt sich deshalb nicht um eine Nanosekunde. Die Forderung kann doch nur lauten, hört auf mit der Embargopolitik und beendet so schnell als möglich den Krieg in der Ukraine, holt die versäumten diplomatischen Klärungen nach, die am Ende ohnehin mit Sicherheit kommen werden.
Wie schrieb E. M. Remarque: “Ich dachte immer, jeder Mensch sei gegen den Krieg, bis ich herausfand, dass es welche gibt, die dafür sind, besonders die, die nicht hingehen müssen”. Wie zum Hohn wird mal wieder der Osten Deutschlands von einer unreifen und ungelehrigen Politikerelite zu ihrer persönlichen Spielwiese missbraucht.
MfG
Manfred Heyn
8. Leserbrief
Sehr geehrter Herr Berger,
haben Sie vielen Dank für Ihre ebenso klaren wie wahren Worte; insbesondere eine Passage aus dem letzten Absatz ist es eigentlich wert, in allen Zeitungen dieses dem Irrsinn verfallenen Landes nachgedruckt zu werden: “Würde Deutschland die selbstmörderische Sanktionspolitik beenden, wäre die Gasversorgung schon morgen gesichert. Man könnte Nord Stream 2 öffnen und halb Europa mit überschüssigem Gas versorgen.”
Allein steht zu befürchten, daß selbst dies nichts fruchten würde. Die politischen Funktionsträger, die Elite zu nennen ein eminenter Kategorienfehler wäre, befinden sich in einer Art geistigem Nirvana und leben in einer Wunschwelt, die Züge von Schilda, Shangri-La und Bullerbü trägt.
Ende März hatte ich den Bundestagsabgeordneten meines Wahlkreises, Sören Bartol (SPD), welcher seit Dezember 2021 auch Staatssekretär ist, angeschrieben und mich bei ihm wegen der gefährdeten Versorgungssicherheit des Landes mit günstiger Energie erkundigt; er ließ durch einen Mitarbeiter zwar antworten, doch fiel diese Antwort sehr oberflächlich und vage aus. Deshalb schrieb ich ihm am vergangenen Wochenende erneut, ohne bislang eine Antwort erhalten zu haben. Meine Email finden Sie hier – vielleicht ist sie für die NachDenkSeiten von Interesse:
“Sehr geehrter Herr Bartol,
nach ereignis- und erkenntnisreichen drei Monaten muß ich auf unsere Korrespondenz von Ende März zur Energiepolitik des Landes und deren Implikationen für die Versorgungssicherheit und das wirtschaftliche Wohlergehen von Bürgern und Unternehmen zurückkommen.
Sie hatten in Ihrer Antwort auf meine Frage nach der Versorgungssicherheit mit günstiger Energie auf das Bundeswirtschaftsministerium verwiesen, nach dem ein großer Teil des aus russischen Quellen stammenden Erdgases „durch Flüssiggas-Lieferungen bereits ersetzt worden“ sei. Gehe ich recht in der Annahme, daß sich das Ministerium dabei auf den vermeintlichen Flüssiggas-Deal bezog, den der mehr dilettierende als amtierende Wirtschaftsminister durch einen tiefen Bückling vor dem katarischen Ölprinzen an Land gezogen zu haben glaubte? Selbst wenn dies nicht einer der zahlreichen Blütenträume aus dem grünen Bullerbü gewesen wäre – schließlich haben die Verhandlungen bis dato zu keinem greifbaren Ergebnis geführt -, würde ein solches Abkommen wegen des deutlich höheren Preises von Flüssiggas mitnichten zur Versorgungssicherheit des Landes mit dringend benötigter günstiger Energie beitragen. Habeck, in seinem früheren Leben ein bestenfalls drittklassiger Kinderbuchautor, entpuppt sich nicht nur in diesem Fall als Felix Krull der deutschen Wirtschaftspolitik, nämlich als umtriebiger Hochstapler.
Als ob die Kalamitäten auf dem Gassektor nicht vollauf genügen würden, wurde zügig ein weiterer Unsicherheitsherd eröffnet: Von Seiten der Staaten der EU wurde allen Ernstes ein sogenanntes „Ölembargo“ verhängt, welches den Import von Erdöl russischen Ursprungs, welches mit Tankschiffen geliefert wird, verbietet; laut Zeitungsmeldungen hat sich die Bundesregierung angeblich verpflichtet, auch auf den Import von russischem Erdöl via Pipeline zu verzichten. Was soll dieses völlig unsinnige Manöver? Der Effekt wird sein (und in Anfängen ist dies schon zu beobachten), daß sich die globalen Handelsströme des äußerst nachgefragten Rohstoffes Erdöl lediglich verschieben. So kauft derzeit nach einem Bericht des Wall Street Journals etwa Indien große Mengen russisches Erdöl und raffiniert es, um das veredelte Öl dann mit großer Gewinnmarge an die USA und die EU-Staaten weiterzuverkaufen.
Die unlängst von Ihrem Chef, dem Weltökonomen Scholz, getätigte Aussage, „Das Ölembargo wird Russland hart treffen“, ist nicht mehr als das sprichwörtliche Pfeifen im Wald. Die gegenüber Rußland verfolgte Politik ist ein Schuß in den Ofen, ein riesiges Eigentor: „Die Sanktions- und Embargopolitik der westlichen Mächte gegen Russland hat bislang zwar die Energiepreise in Rekordhöhen getrieben, die russischen Exporteinnahmen jedoch nicht, wie eigentlich gewünscht, verringert, sondern sie gesteigert.“ (link)
Gravierend negativ zu Buche schlagen die offensichtlich vorzüglich durchdachten „Sanktionen“ stattdessen in den Staaten der EU: Die Inflation befindet sich mit 8,1% auf einem seit vierzig Jahren nicht mehr erreichten Niveau, die ohnehin kaum gestiegenen bzw. stagnierten Reallöhne sinken, während die Energiekosten durch die Decke gehen, Habeck einen „dramatischen Anstieg der Heizkosten“ im kommenden Herbst erwartet und der Lebensstandard der Bürger und die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen zurückgehen. Die vollmundige Ankündigung der – um erneut aus Thomas Manns Figurenrepertoire zu schöpfen – Karoline Stöhr im Außenministerium von Ende Februar: „Das wird Russland ruinieren” zeigt vor dem Hintergrund der tatsächlichen Entwicklung, daß es sich bei Baerbock um eine ungebildete Politik-Praktikantin handelt, die nicht von ungefähr bereits Mühe hatte, einen fehlerfreien Lebenslauf unfallfrei zustande zu bekommen.
Wenn nicht schleunigst Schluß gemacht wird mit dieser völlig nutzlosen Sanktionspolitik, droht der amerikanische Ökonom Michael Hudson mit seiner Prognose recht zu behalten: „Europe has committed economic suicide“. Und dann wird sich die nur allzu berechtigte Frage, die ein Arbeiter anläßlich eines Besuches von Habeck in der ostdeutschen Raffinerie Schwedt dem „Wirtschaftsminister“ stellte, in voller Schärfe an die gesamte Bundesregierung, deren Mitglied Sie im Übrigen sind, richten: „Sind Sie sicher, dass Sie deutsche Interessen vertreten?
Mit freundlichen Grüßen,
Frank Graf
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