Leserbriefe zu „Der Trick mit der Zeitenwende“

Ein Artikel von:

Im Folgenden veröffentlichen wir die Leserbriefe zu diesem Artikel. Albrecht Müller hatte darauf aufmerksam gemacht, der Begriff Zeitenwende suggeriere, dass etwas ganz Schlimmes und etwas Noch-nicht-Dagewesenes geschehen ist und dass deshalb eine grundlegende Veränderung der Sicherheitspolitik fällig sei. Diese Änderung, so die Suggestion, bedarf keiner Begründung. Die Wende wird in mehrfacher Hinsicht vollzogen: zum einen weg von der Politik der Verständigung und hin zur Politik der Konfrontation, zur „Politik der Stärke“ und zur „Abschreckung“. Zum zweiten wird zugleich transportiert, dass Krieg zu führen auch heute noch oder wieder möglich ist und dass wir zu diesem Zweck – wie auch um abzuschrecken – aufrüsten müssen, statt im Kontext der Friedens- und Entspannungspolitik wie bisher gedacht und versprochen abzurüsten.


1. Leserbrief

Lieber Herr Müller,
 
der Begriff “Zeitenwende” macht mich nicht nur wütend, sondern fuchsteufelswild.

Als um die Mindestrente gestritten wurde hieß es lapidar KEIN GELD da. Es ging damals um einen Betrag in Höhe von 1,4 Mrd. Euro.

Nun wurde durch die Ampel eine Zeitenwende eingeläutet und plötzlich zauberte der ehemalige Hamburger Bürgermeister, sein Name will mir partout nicht einfallen, 100 Mrd. Euro aus dem Ärmel, denn sonst steht morgen der pöse Russe am Rhein.

UUUiiii, woher kommt das viele Geld plötzlich? Das brachte nicht nur mich auf die Palme, sondern auch meinen alten Weggefährten und Mitstreiter für eine gerechte Rente, Felix Schlindwein. Als Rentenberater erlebt er fast täglich mit welchem Geld aus der Rentenkasse Frauen und Männer aus dem Erwerbsleben ausscheiden.

Wir lassen NICHT locker und treten den IG Metall Funktionäre auf die Füsse, umeine Privatisierung der Rente zu stoppen.
 
Freundliche Grüße
 
Helmut Lang
Bruchsal


2. Leserbrief

Sehr geehrter Herr Müller,

Sie geben einen ausführlichen Bericht über das Wort Zeitenwende. Wann aber gab es wirklich in der Geschichte eine Zeitenwende? Die Geschichtswissenschaft hat die Begriffe Epochenwechsel: Altertum – Mittelalter – Neuzeit. Immer hat es mit einem neuen Denken zu tun. Immer gab es aber auch zwischen diesen Epochen große Verwerfungen wie z.B. zwischen Mittelalter und Neuzeit: Pest, Cholera, Dürre, 30-jähriger Krieg. Man sagt nur ein Drittel der deutschen Bevölkerung wäre übriggeblieben. Solche Verwerfungen gab es auch zwischen den anderen Epochen.

Die Zeit heute ist ähnlich. Auch wir haben Kriege (Vietnam, Irak, Libyen, Afghanistan, Ukraine), Klimakatastrophe, Hungersnöte, Krankheiten wie Corona und Aids. Die Zeichen der Zeit stehen auf Veränderung. Aber haben wir schon ein neues Denken? Z.B. ein Leben ohne Krieg als Pazifisten? Wobei die Entspannungspolitik Wandel durch Annäherung ein guter Schritt in diese Richtung war. Ein Leben ohne Kapitalismus? Ein Leben in Achtung vor der Natur und in Achtung vor anderen Völkern? Ein Leben ohne Rationalismus und Transhumanismus?

Fast verzweifelt konnte Heidegger am Ende seines Lebens sagen: Nur ein Gott kann uns noch retten. Eigentlich müsste uns allen klar sein, dass die Menschheit nicht als „Raupe Nimmersatt“ leben kann, sondern nur als „Schmetterling“, also mit einem ganz anderen Denken als bisher. Wäre es also nicht wichtig, zumindest offen dafür zu sein?

Mit freundlichen Grüßen
B. Gregor Dietrich


3. Leserbrief

Liebe NDS-Redaktion,

hier meine Gedanken zum Thema: nachdenkseiten.de/?p=84822

Mich erinnert die Argumentationsweise mit dem zur Manipulation verwendeten Begriff „Zeitenwende“ frappierend an das Anfang des Corona-Jahres 2020 eingeführte Narrativ der neuen Normalität.
Mit ihr wurde begründet, dass nun alles anders sei, weil der neue Feind, das Virus, eine unaussprechliche und nicht in Frage zu stellende Gefahr bedeutete. Das alte, vertrauensselige Leben hatte plötzlich im Konzert der Medien und Politik sein Ablaufdatum verloren, ähnlich einem Produkt im Warenregal eines Discounters.

Nachdem die beiden großen Demonstrationen in Berlin erfolgreich verliefen, begannen Framing und Ausgrenzung gegen alles Andersdenkende. Wer an die neue Normalität nicht genügend glaubte oder sich ihr nicht unterwerfen wollte, wurde mit dem Siegel des Querdenkertums gebrandmarkt, wozu sich die Bezeichnung des Veranstalters anbot. Wie bei einer neuen Religion war es zu einem Tabu geworden, die offiziellen Erklärungen in Frage zu stellen. Der Krieg gegen das Virus und sein Anhängsel, den Menschen, der von diesem bösen Parasiten befreit werden sollte, war eröffnet. So ist auch der Krieg der Ukraine für mich nur eine neue Fortsetzung des Schaustücks, das auf gleiche Methoden zurück greift. Ein neues Zeitalter, eine neue Normalität – wo ist der Unterschied?

Es ist sehr praktisch für politische Manipulatoren, die Regeln eines scheinbaren Gesprächs zu bestimmen. Sie wollen autoritäre Anweisungen demokratisch legitimiert erscheinen lassen, um deren Akzeptanz zu erhöhen. Das geht am Besten durch das TINA-Prinzip, “there is no alternative”. Einmal den Reset-Knopf drücken, den Bewusstseinscomputer neu starten, ist sehr hilfreich. Lässt sich damit doch die scheinbare Diskussion ohne Vorausannahmen neu beginnen. Genau das passiert, wenn man von einer Zeitenwende, einem neuen Zeitalter oder neuer Normalität spricht, man schließt Reflexion und folgend Widerspruch von vorne herein aus.

Aufgestoßen ist mir noch die Rede von der nuklearen Teilhabe. Teilhabe kennt man aus dem Sozialen Bereich, dort auch als als Partizipation oder Inklusion. Teilhabe suggeriert ein positives Recht auf ein wertvolles Gut, von dem man nicht ausgeschlossen werden soll. Im Fall der “nuklearen Teilhabe” handelt es sich allerdings um ein nicht kalkulierbares, dramatisches Risiko und ein alleine auf Abschreckung und Angst gegründete Verballhornung der ursprünglichen Begriffsbedeutung.

Viele Grüße,
Titus v. Kraft


4. Leserbrief

Liebe Nachdenkseiten-Redaktion,

zunächst einmal ein herzlichen Dank für eure Arbeit. Ihr habt mit dazu beigetragen, dass ich meinen kritischen Geist bewahrt habe. Zum Artikel ” Der Trick mit der “Zeitenwende” ” von Albrecht Müller möchte ich die Antwort auf meine Beteiligung an der Mailaktion „Stimmen Sie gegen die nukleare Aufrüstung!“ des SPD-Abgeordneten Timon Gremmels anfügen.

Die Antwort ist ähnlich wie die, die die Leserin Tanja Rupprecht erhalten hat. Anfangs hatte ich sogar gedacht, es gäbe eine standartisierte Antwort der SPD-Abgeordneten an die Protestler.

Mit freundliche Grüßen
Bernd Krumme


5. Leserbrief

Liebe Nachdenkseitenleser,

es ist erschreckend, wie die heutige Politikergeneration seitens des “Wertwestens” indoktriniert ist.

Ohne jegliche Kenntnisse der Geschichte wird nachgeplappert, was im Mainstream erscheint. Und was Mainstreammeinung ist, entspricht dem Wohlgefallen der Herren der USA.

  1. Welche Gefahr geht denn von Russland aus??? Bitte Beweise!!!
    Etwa der Einmarsch in die Ukraine als Beweis? Das ist eine Militäroperation zur Beendigung des in der Ukraine seit 2014 nach dem CIA Regimechange herrschenden Krieges gegen die eigene, vorwiegend russische, Bevölkerung.
    Diese Tatsache wird aber im Mainstream des “Wertewestens” ausgeblendet.
  2. Ca. 800 Militärbasen der USA weltweit, davon ein großer Teil rund um Russland. Militärbudget der USA das 10-fache dessen von Russland.
    Wer bedroht denn nun wen, bitte schön???
  3. Wo sind denn die Proteste bei den völkerrechtwidrigen Kriegen, sorry: “Militäreinsätzen”, des Westens gewesen:
    • Jugoslawien
    • Afganistan
    • Irak
    • Syrien
    • Libyen

    Regimechanges:

    • Iran
    • Chile
    • Guatemala
    • Ukraine 2014
    • und, und, und …

    mit Millionen von dahin geschlachteten Zivilisten???

    Die Interessen des Westens, ja, die sind IMMER legitim – und dafür dürfen ja wohl bitteschön “friedliche Kriege” geführt werden.

    Schaut euch das jetzige Chaos in diesen Ländern doch an !!!

  4. Die grünen Grünschnäbel, aber nicht nur die, was können die denn ansonsten, wenn sie nicht Politik spielen dürfen?

Was die wissen ist: Putin = böse, Westen = gut.

Oder wissen die etwa alle diese Zusammenhänge?

Dann handeln sie vorsätzlich gegen die Interessen und das Wohl des deutschen Volkes, worauf sie bei der Amtsübernahme geschworen haben.

Es ist beschämend, was Deutschland heute für Personal hat, das über die Zukunft entscheidet.

In Mexiko, wo ich seit 30 Jahren lebe, gibt es das Sprichwort:

“Der Teufel ist nicht klug, weil er Teufel ist, sondern er ist klug, weil er alt ist”.

Herzliche Grüße

Ehrhard Meyer


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