Weniger Arbeit bei vollem Lohnausgleich – Techniker Kasse kritisiert Ärztevergütung
Da wird gegenwärtig heftig über die Erhöhung der Arbeitszeiten der Arbeitnehmer auf 41 oder gar 42 Stunden pro Woche diskutiert – ohne Lohnausgleich selbstredend. Bei den Ärzten läuft das offenbar umgekehrt. Weniger Arbeit bei vollem Honorarausgleich. Das sagt jedenfalls Norbert Klusen, der Vorstandsvorsitzende der Techniker Krankenkasse laut Süddeutscher Zeitung vom 29. März 2004.
Die Gesundheitsreform verlangt von den Patienten einiges ab: Eine Praxisgebühr, Selbstbeteiligung bei den Medikamenten und außerdem fallen etliche Leistungen bei der Zahnbehandlung, bei Sehhilfen oder das Krankengeld aus dem Versicherungsschutz. Das alles, damit die Beiträge zur Krankenversicherung sinken sollen. Bisher wollen allerdings nur neun von dreihundert gesetzlichen Krankenkassen zum 1. April billiger werden – meist nur um 0,2 Prozent. Viele Kassen denken angesichts ihrer Verschuldung eher über Beitragserhöhungen nach und einige haben schon erhöht.
Immer wieder wurde kritisiert, dass mit der Gesundheitsreform überwiegend nur den Patienten in die Tasche gegriffen wurde, die Pharmaindustrie, die Apotheken oder die Ärzte aber weitgehend geschont würden.
Die Ärzte haben laut Norbert Klusen von der TK sogar eher einen Vorteil: „Wenn die Zahl der abgerechneten Punkte sinkt, steigt automatisch der Punktwert der Leistungen“. Nach einem Beitrag in der Süddeutschen Zeitung bekommen die Ärzte auch bei weniger Patienten genau so viel Geld wie vorher. Das hänge mit dem Abrechnungssystem zusammen. Die Krankenkassen zahlten auf der Grundlage ihrer Mitglieder- bzw. Versichertenzahlen Kopfpauschalen an die Kassenärztlichen Vereinigungen und die wiederum verteilten das Geld an die Ärzte weiter. Auch wenn die Fallzahlen zurück gingen, bliebe die Gesamtvergütung unverändert, weil sich die Mitglieder- bzw. Versichertenzahl ja nicht änderten. Durch dieses Honorar-System seien die Ärzte vor Umsatzrückgängen geschützt.