Interview mit einem, der auszog, den öffentlich-rechtlichen Rundfunk zu reformieren
Jimmy C. Gerum, ein Filmproduzent aus Bayern, verantwortlich für das Kino-Abenteuer-Drama SO WEIT DIE FÜSSE TRAGEN (2001), bei seiner Erstausstrahlung in der ARD einer der erfolgreichsten Filme des Jahres 2003, legt sich aus dieser Perspektive in gewisser Weise mit seinem früheren Arbeitgeber an. Er möchte ARD und ZDF an ihre Pflicht zu einer ausgewogenen Berichterstattung erinnern. Es folgt ein Interview mit Herrn Gerum. Albrecht Müller.
Herr Gerum, dass die Öffentlich-Rechtlichen versagen, ist unser täglich Brot, sauer aufstoßendes Brot. Wie und warum hat es bei Ihnen geklickt, wie kommen Sie auf die Idee, dass ARD und ZDF ihre Pflichten gegenüber den Gebührenzahlern verletzen?
Ich könnte darauf antworten, dass die NACHDENKSEITEN die Schuld dafür tragen.
Denn die NACHDENKSEITEN sind eines der Portale, das aus mir einen mündigen und politisch aufgeklärten Bürger gemacht haben. Hannah Arendt meinte einst, was nützt uns die Meinungsfreiheit, wenn uns der Zugang zu dem nötigen Wissen fehlt, eine fundierte Meinung zu einem Thema zu bilden. Ganz konkret haben mich die NACHDENKSEITEN mit dem Autor David Talbot bekannt gemacht, dessen Werk “Das Schachbrett des Teufels” die Hintergründe des Mordes an J.F. Kennedy sehr plausibel behandelt.
Am meisten geteilt wurde von mir Ihr Artikel über den Council on Foreign Relations, über dessen undemokratische Gepflogenheiten DER SPIEGEL von 1975 noch ungestraft berichten durfte.
Ein besonderer Augenöffner für mich war auch Ihr Bericht über das Buch “Im Spinnennetz der Geheimdienste” von Patrick Baab, das die Hintergründe der Morde an Olof Palme und Uwe Barschel faktenreich untersucht.
Ich begann mich damals zu fragen, warum ich als 50-jähriger Bürger noch nie von diesen Zusammenhängen gehört hatte.
Mein Leben als Filmproduzent in der Unterhaltungsindustrie war geprägt von einer konsumorientierten Wohlstandsbetäubung, unter der viele Bürger leiden.
Trotzdem saugte ich seit den 80er Jahren jede ARD/ZDF-Doku zum Thema Kennedy ein, das mich schon immer interessierte. Meine Eltern kauften sich am 22. November 1963 ihren ersten Fernseher und freuten sich auf den ersten Fernsehabend ihres Lebens in den eigenen vier Wänden. Doch aus den bekannten Gründen lief den ganzen Abend keine einzige Sendung außer der US-Berichterstattung. Das war immer wieder Gesprächsthema in unserer Familie.
Durch die NACHDENKSEITEN erkannte ich, dass ich mein Leben lang durch den öffentlichen Rundfunk auf die falsche Fährte gelockt worden war. Nicht einmal zum 50. Todestag 2013 gab es eine Aufklärung in unseren Leitmedien, dass L.H. Oswald als Täter ausgeschlossen werden kann. Das war mein erster Schock.
Das tut uns leid, wir entschuldigen uns, dass wir Sie aufgeweckt haben.
Sehr witzig. Als Freiberufler hatte ich das Privileg, immer wieder Zeit für umfangreiche Recherchen aufbringen zu können, in den neuen unabhängigen Internet-Medien, national wie international, deren journalistische Qualitäten mich immer wieder überrascht haben.
Es ärgerte mich von Jahr zu Jahr mehr, dass weder meine Freunde noch der Durchschnittsbürger sich mit diesen politischen Zusammenhängen befassen wollten.
Schuld daran trägt die Deutungshoheit des öffentlichen Rundfunks, der bestimmen kann, welche gesteuerte Kampagne gerade durch das Dorf getrieben wird.
Besonders ärgerlich wird das, wenn sich die Leitmedien dadurch an politischen Fehlentwicklungen mitschuldig machen. Denn die mangelnde historische Aufarbeitung trägt zu falschen Entscheidungen der Bürger an der Wahlurne bei, ebenso wie sie zu falschen Entscheidungen bei der jüngeren Politiker-Generation führt.
Warum glauben Sie, dass Sie an diesen Verhältnissen etwas ändern können?
Ich weiß, dass wir es mit verkrusteten Institutionen zu tun haben, die teils überheblich, teils betriebsblind diese Strukturen über Jahrzehnte nicht infrage gestellt haben. Die gesteuerte Verengung des Diskurses hat Methode, egal ob es um Auslandseinsätze der Bundeswehr geht oder um internationale Handelsabkommen oder aktuell um die Bevormundung der Bürger in der Corona-Krise.
Ich denke, dass die Corona-Krise das Bewusstsein in der Bevölkerung geschärft hat, dass die Diskursverengung unserer Demokratie schadet. Es gibt sachliche Gründe dafür, die Risikogruppen zu schützen, aber es reicht nur ein wenig Recherche aus, um zu erkennen, dass ein Großteil der Maßnahmendiskussion in den Leitmedien nicht gesundheitliche Interessen, sondern politische Interessen im Fokus hat.
Wie wollen Sie sich Gehör verschaffen für Ihre fundamentale Kritik am öffentlichen Rundfunk?
Ich habe eine Website gegründet, die die wesentlichen Verfehlungen des öffentlichen Rundfunks dokumentiert, vor allem die drei gesetzlich verankerten Säulen Pluralismus, Ausgewogenheit und Staatsferne werden kontinuierlich schwer verletzt.
Daher gründete ich das Aktionsbündnis Leuchtturm ARD, das die Bürger darüber aufklärt, dass wir unsere Rundfunkgebühren so lange zurückhalten dürfen, bis der öffentliche Rundfunk einlenkt und seinem gesetzlichen Auftrag endlich Folge leistet.
Unsere Welt funktioniert leider vielfach über Geld. Und dieses Geld entziehen wir dem ÖRR in unserem Protestjahr 2022. Damit wollen wir die Verantwortlichen für diese untragbaren Zustände unter Druck setzen.
Herr Gerum, wir wünschen Ihnen einen fruchtbaren Dialog mit den Rundfunkanstalten. Vielen Dank für dieses Gespräch.
Mehr Informationen: LeuchtturmARD.de