Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens, konkret führende Politiker, werden wohl besonders intensiv wahrgenommen, weil diese von den Leitmedien massiv ins Licht der Öffentlichkeit gerückt werden. Diese einflussreichen Personen, man schaue nur auf Trump und Macron, auf Merkel, jetzt auf Biden und Scholz, sind eigentlich vom Volk gewählte Vertreter. Die Medien erledigen ihren Job für diese Alpha-Menschen. Sie präsentieren die mächtigen Politiker so, als täten die Gutes. Der Beifall der Völker hält sich aber in Grenzen angesichts des durchschaubaren Wirkens der genannten Persönlichkeiten, die immer wieder beweisen, dass sie eben nicht Volkes Vertreter sind. Wie wäre es, nähmen Medien solche Menschen in den Blick, die nicht etabliert sind im Gegensatz zu den oben genannten Politikern? Änderte sich damit nach und nach das Personal der politischen Elite und damit die politischen Inhalte? Bei so viel Biden und Macron und Merkel und Scholz usw. hier mal eine Frage: Kennen Sie Bernie Sanders? Dieser Politiker, Senator in den USA, leistet seit Jahren und aktuell mit verzweifeltem Tatendrang enorm wichtige Arbeit in seinem Land. Hier folgt eine Aufzählung von Zitaten Sanders’ und das unweigerlich zu ziehende Fazit: Bernie for President. Und ja, es gibt viele Sanders auf der Welt, allein, die lässt man nicht an die Macht. Von Frank Blenz
Die Frage steht im Raum, warum ein Mann wie Bernie Sanders (Demokratische Partei) nicht US-Präsdident ist, sondern sein Kollege Joe Biden. Es wird wohl daran liegen, weil er solche Sätze sagt:
Unsere Regierung muss für normale Amerikaner arbeiten, nicht für die obersten 1%. Das sollte keine radikale Idee sein.
Wir müssen eine Wirtschaft aufbauen, die für alle Amerikaner arbeitet, nicht nur für Milliardäre und Großkonzerne. Punkt.
Es ist längst an der Zeit, die Gewerkschaftsbewegung in diesem Land wieder aufzubauen.
119. So viele Tage bezahlter Urlaub sind neuen Müttern in Kanada garantiert.
Wissen Sie, wie viele Tage bezahlter Urlaub in den Vereinigten Staaten garantiert sind? Z-E-R-O. Was für eine Schande.
Lass uns das klarstellen. Das Problem ist nicht der Arbeiter, der vor 7 Monaten eine kleine Gehaltserhöhung & einen $1.400 Scheck bekommen hat. Das Problem sind Konzerne, die rekordverdächtige Gewinne machen, während 700 Milliardäre während der Pandemie um 2 Billionen Dollar reicher wurden. Wir brauchen eine Wirtschaft, die für alle funktioniert, nicht für die 1%.
Was wäre, wenn wir anstatt Milliardären zu helfen, ihr Weltraumhobby zu finanzieren, in arbeitende Menschen hier auf der Erde investieren würden?
Die republikanische Idee von Demokratie ist Wählerunterdrückung, extremes Gerrymandering und Milliardäre, die Wahlen kaufen.
Während arbeitende Menschen mit hohen Benzinpreisen an der Zapfsäule zu kämpfen haben, machte Exxon im letzten Quartal 6,8 Milliarden Dollar Profite und Chevron 6,1 Milliarden Dollar. Wir müssen das Profit- und Monopolverhalten der riesigen Ölkonzerne stoppen. Amerikanische Verbraucher verdienen etwas Besseres.
Während die saudische Regierung weiterhin ihren verheerenden Krieg im Jemen führt und ihr eigenes Volk unterdrückt, sollten wir sie nicht mit mehr Waffenverkäufen belohnen.
In den letzten 12 Monaten starben über 100.000 Amerikaner an einer Überdosis von Drogen. Das ist die höchste je in einem einzigen Jahr und ein Anstieg von 30 % gegenüber dem letzten Jahr. Wir durchleben jetzt eine landesweite Krise der Todesfälle der Verzweiflung. Unser Volk ist in Not, und seine Regierung muss reagieren.
Diese Zitate (etwas holprig von der Seite ins Deutsche übersetzt) stammen allesamt von Bernie Sanders’ Facebook-Seite aus den vergangenen Wochen und Monaten.
Während sein Chef, Präsident Biden, mal soeben verkündet, bei der Eröffnung der Winterspiele nicht nach China zu reisen, kämpft Bernie Sanders im Senat dafür, dass die Rüstungsexporte reduziert werden.
LIVE: Die saudische Regierung führt einen verheerenden Krieg im Jemen und unterdrückt ihre eigene Bevölkerung. Wir sollten sie nicht mit noch mehr Kriegswaffen belohnen. Ich bin JETZT im Senat, um einen Waffenverkauf an dieses Regime zu blockieren.
Meine einfache Frage ist, warum um alles in der Welt sollten die Vereinigten Staaten ein Regime, das im Jemen solche Schmerzen verursacht hat, mit mehr Waffen belohnen. Die Antwort ist, wir sollten es nicht tun.
Und Bernie Sanders macht keinen Hehl daraus, wie es um das Land bestellt ist im Würgegriff des Militärisch-Industriellen Komplexes.
Wenn es darum geht, das Leben unseres Volkes zu verbessern, höre ich: “Oh mein Gott, Bernie! Das Defizit! Die Staatsschulden!” Wenn es um Militärausgaben geht: „Das ist ok, kein Problem. ”
Die Heuchelei ist außergewöhnlich.
In Sachen Gerechtigkeit hat Bernie Sanders klare Ansagen parat:
„Lass es mich nochmal sagen. Man kann keine politische Partei sein, die davon spricht, dass die Wohlhabenden ihren gerechten Anteil an Steuern zahlen und dann eine Rechnung bekommen, die Millionären hohe Steuererleichterungen verschafft. Das kannst du nicht machen. Die Heuchelei ist zu stark. Es ist schlechte Politik, es ist schlechte Politik.“
Wenn der Gründer von Starbucks während der Pandemie um fast 2 MILLIARDEN reicher werden kann, ja, dann kann Starbucks es sich leisten, seinen Arbeitern einen Lebenslohn zu zahlen.
Im reichsten Land der Weltgeschichte sollten Mütter das Recht haben, Zeit mit ihren Neugeborenen zu verbringen. Wir müssen JETZT bezahlten Familien- und medizinischen Urlaub erlassen.
Das ist obszön. Letzte Woche wurden 8 Investoren in Pfizer und Moderna um 10 Milliarden Dollar reicher, als sich die Nachrichten über die Omicron-Variante verbreiteten. Es wird Zeit, dass diese Pharmafirmen ihre Impfstoffe mit der Welt teilen und anfangen, ihre Gier zu kontrollieren. Genug ist genug!
Zurück zum Militärischen.
Wenn es um die Bedürfnisse des militärischen Industriekomplexes geht: Kein Problem!
Wenn es um die Bedürfnisse der arbeitenden Menschen geht: Zu teuer.
Mir reichts. Wir müssen unsere Prioritäten richtig stellen.
In der Tat wurde vor kurzem der höchste Verteidigungshaushalt der USA beschlossen, Sanders stimmte dagegen:
Ich stimme mit NEIN über die 778 Milliarden Dollar Verteidigungsausgabenrechnung. Ich bin jetzt LIVE auf dem Boden des Senats und erkläre warum.
Nein. Der Kongress sollte Jeff Bezos kein 10 Milliarden Dollar Almosen für die Weltraumforschung als Teil des Verteidigungsausgabengesetzes zur Verfügung stellen. Unglaublich.
Viele meiner Kollegen sprechen Tag für Tag darüber, wie sehr sie über das Defizit und die Staatsschulden besorgt sind. Sie sagen uns, dass wir einfach nicht genug Geld haben, um Medicare zu erweitern, bezahlten Urlaub in der Familie und im medizinischen Bereich zu garantieren und die Klimakrise zu bekämpfen
Doch morgen wird der US-Senat über einen jährlichen Verteidigungshaushalt abstimmen, der 778 Milliarden Dollar kostet – 37 Milliarden Dollar mehr als Präsident Trumps letztes Verteidigungsbudget und 25 Milliarden Dollar mehr als das, was Präsident Biden gefordert hat.
Ist es nicht seltsam, wie, obwohl wir den längsten Krieg in der Geschichte unserer Nation beenden, die Bedenken über das Defizit und die Staatsschulden unter dem Einfluss des mächtigen militärischen Industriekomplexes dahinzuschmelzen scheinen?
Darüber hinaus ist es wahrscheinlich, dass die Senatsführung dem National Defense Authorization Act das sogenannte „Wettbewerbsfähigkeitsgesetz“ beifügen wird, das 52 Milliarden Dollar an Unternehmensfürsorge beinhaltet, ohne Verpflichtungen, für eine Handvoll extrem profitable Mikrochip-Unternehmen.
Die Kombination dieser Gesetze würde das Preisschild der Rechnung auf über eine Billion Dollar drücken – mit sehr wenig Kontrolle. In der Zwischenzeit haben wir Monat für Monat darüber diskutiert, ob wir es uns leisten können, die Kinder, die Alten, die Kranken, die Armen und die Zukunft unseres Planeten zu schützen.
Wir müssen unsere Prioritäten richtig stellen. Ich werde mit „NEIN“ über das National Defense Authorization Act stimmen.
Der US-Senator Sanders redet voller Leidenschaft, mitunter wütend. Und doch bleibt er stets sachlich, aufgeräumt und in seinen Ausführungen den politischen Kontrahenten achtend.
P.S. Wie der Zustand der USA, den Bernie Sanders hin zu einem besseren Land nicht aufgibt zu erstreben, im normalen Leben wahrgenommen wird, erklärt vielleicht eine persönliche Episode.
Ich habe vor einigen Jahren immer wieder einen Zeitzeugen, einen Freund sprechen können, der für eine längere Lebenszeit in den USA weilte. Er ist ein interessierter, aufgeschlossener Mensch und Beobachter, der mir regelmäßig Beispiele über die enormen Ungleichheiten im Land der unbegrenzten (Un-)Möglichkeiten nannte. Hier Reichtum, der ungeniert gezeigt und exzessiv ausgelebt wird, dort himmelschreiende Armut, Menschen in Massen, die im Dreck der Straße liegen. Und nicht nur das, selbst in der Gesellschaft anerkannte Menschen in guten Jobs können sich nicht mal eine kleine Wohnung leisten, sie schlafen im Auto. Ein weiteres Telefonat nahm mein guter Freund zum Anlass, über den maroden öffentlichen Raum zu sprechen. In Florida (wo er lebte) war eine viel befahrene Brücke zusammengebrochen (es gab auch Tote) – weil diese schlicht über Jahre nicht repariert wurde mangels öffentlicher Mittel. Wir zuckten beide zusammen, wir waren für einen Moment sprachlos. Ich fragte ihn dann, wie es sein kann, ob so etwas den Reichen egal sei oder sie völlig furchtlos seien, könnten sie doch auch Opfer eines Brückeneinbruchs werden. Seine Antwort: „Das ist denen egal, die fliegen mit ihrem Privatjet oder mit dem Hubschrauber darüber hinweg.“
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