Die Erkenntnis zum Jahresende: Nur wer zweifeln gelernt hat, bleibt ein selbst denkender Mensch

Albrecht Müller
Ein Artikel von:

Sie erinnern sich noch an die Debatte über die Krise in Griechenland und in Irland und das Auftreten unserer Bundeskanzlerin. Sie feierte sich als herausragend erfolgreich. Und sie wurde von der Mehrheit der Medien in diesem Sinne gefeiert. Man musste den Eindruck gewinnen, dass überall die Menschen darben, nur hier in Deutschland nicht, und dass die Länder um uns herum alle Probleme mit den Staatsschulden haben, nur wir nicht. – Eine einzige Pressemitteilung des Statistischen Bundesamtes von insgesamt fünf knappen Absätzen zeigt, wie verlogen diese Selbstinszenierung und Fremdinszenierung war. Siehe Anlage 1 – es lohnt sich, diesen Text zu lesen. Albrecht Müller.

Die öffentlichen Schulden steigen vom 1. bis 3. Quartal 2010 um fast 100 Milliarden Euro, beim Bund alleine um 33,1 Milliarden, und davon 28,6 Milliarden zur Finanzmarktstabilisierung. Die Staatsschulden haben sich also alleine schon wegen der Rettung der Banken in diesem kurzen Zeitraum um über 28 Milliarden erhöht. Soll das erfolgreich sein?

Die Medien haben dieses Thema mehrheitlich nicht aufgegriffen. (Siehe Anlage 2) Sie haben zwar über die Meldung des Statistischen Bundesamtes kurz berichtet. Eigentlich hätte man aber erwarten müssen, dass sie wenigstens ein bisschen ihrer Wächterfunktion gerecht werden und den Zusammenhang herstellen zwischen dieser Meldung des Statistischen Bundesamtes und der nur wenige Tage zurückliegenden Auftritte der Bundeskanzlerin und der dabei spürbaren Arroganz gegenüber anderen Völkern. Warum stellen die Medien diese Zusammenhänge nicht dar?
Sie lassen sich auf Public Relations Organe reduzieren.
Das macht die totale Meinungsmache möglich, die totale Manipulation.

Das ist eine bittere Erkenntnis zum Jahresende. Aber sie ist immer noch besser, als sich etwas vormachen zu lassen. Wir möchten Sie dazu ermuntern, ein selbst denkender Mensch zu bleiben.  Die NachDenkSeiten werden Sie dabei unterstützen und begleiten.

Anlage 1:

Pressemitteilung vom 20.12.2010 | 09:36
Statistisches Bundesamt
Öffentliche Schulden steigen vom 1. bis 3. Quartal 2010 um fast 100 Milliarden Euro

WIESBADEN – Die öffentlichen Haushalte waren nach ersten vorläufigen Ergebnissen des Statistischen Bundesamtes (Destatis) am 30. September 2010 mit insgesamt rund 1 791,3 Milliarden Euro verschuldet. Dies entsprach rechnerisch einer Schuldenlast von 21 882 Euro pro Kopf. Gegenüber dem 31. Dezember 2009 hat sich der Schuldenstand um 5,9% beziehungsweise 99,7 Milliarden Euro erhöht. Die Ergebnisse umfassen die Kreditmarktschulden und Kassenkredite und beziehen sich auf die Kernhaushalte des Bundes und der Länder einschließlich ihrer jeweiligen Extrahaushalte sowie die Kernhaushalte der Gemeinden und Gemeindeverbände.

Beim Bund erhöhten sich die Schulden am 30. September 2010 gegenüber dem 31. Dezember 2009 um 3,1% (+ 33,1 Milliarden Euro) auf rund 1 086,9 Milliarden Euro. Hierin sind auch die Schulden vom Sondervermögen Finanzmarktstabilisierungsfonds (28,6 Milliarden Euro) sowie Investitions- und Tilgungsfonds (9,9 Milliarden Euro) enthalten, die zur Bewältigung der Finanzmarktkrise neu gegründet wurden.

Die Länder waren am 30. September 2010 mit etwa 588,1 Milliarden Euro verschuldet, dies entsprach einem Zuwachs von 11,6% (+ 61,4 Milliarden Euro) gegenüber dem 31. Dezember 2009. Die Entwicklung wurde maßgeblich durch die erstmalige Einbeziehung der Ersten Abwicklungsanstalt (42,6 Milliarden Euro), die zur Stützung der WestLB geschaffen wurde, geprägt.

Die Verschuldung der Gemeinden/Gemeindeverbände stieg zum 30. September 2010 um 4,7% (+ 5,2 Milliarden Euro) auf knapp 116,3 Milliarden Euro gegenüber dem 31. Dezember 2009. Darunter hat sich der Anteil an Kassenkrediten, die ursprünglich zur kurzfristigen Überbrückung von Liquiditätsengpässen verwendet werden sollten, auf 34,8% erhöht. Die Schulden der kommunalen Zweckverbände sind dabei nicht enthalten.

Eine zusätzliche Tabelle und eine methodische Kurzbeschreibung bietet die Online-Fassung dieser Pressemitteilung unter www.destatis.de.

Weitere Auskünfte gibt:
Christian Kickner,
Telefon: (0611) 75-4203,
www.destatis.de/kontakt

Wiesbaden – Veröffentlicht von pressrelations

Link zur Pressemitteilung

Anlage 2:

Presse lt. Google 23.12.2010

Staatsschulden pro Kopf bei fast 22 000 Euro
RP ONLINE – ‎20.12.2010‎
Wiesbaden (RP). Die Schulden der öffentlichen Haushalte sind in den ersten neun Monaten des Jahres um fast 100 Milliarden Euro gestiegen. Am 30. (…)

Deutsche Staatsschulden drastisch angestiegen
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WIESBADEN: Trotz steigender Steuereinnahmen sind die deutschen Staatsschulden in diesem Jahr drastisch angestiegen. Nach Angaben des Statistischen (…)

Rekord: Jeder hat fast 22 000 Euro Schulden – Wiesbaden
FOCUS Online – ‎20.12.2010‎
Wiesbaden (dpa) – Rekord bei roten Zahlen: Jeder Bundesbürger steht derzeit statistisch gesehen mit knapp 22 000 Euro in der Kreide. (…)

Staatsschulden steigen – Jeder Deutsche trägt knapp 22.000 Euro
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Berlin (Reuters) – Die teure Bankenrettung und die milliardenschweren Konjunkturpakete lassen die Staatsschulden in diesem Jahr explodieren. (…)

Pro-Kopf-Berechnung: Jeder Deutsche hat fast 22.000 Euro Schulden
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Die höchste Neuverschuldung aller Zeiten hat Folgen. Laut einer neuen Berechnung hat der durchschnittliche Bundesbürger so viel zu schultern wie nie. (…)

Schuldenlast massiv gestiegen
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Wiesbaden – Die Schuldenlast von Bund, Ländern und Kommunen ist innerhalb eines dreiviertel Jahres um fast 100 Milliarden Euro gestiegen. (…)

Rekordwert erreicht Jeder hat 22.000 Euro Schulden
Kölnische Rundschau – ‎20.12.2010‎
Die Schuldenuhr tickt, in diesem Jahr besonders schnell. Auf fast 22 000 Euro Miese kommt jeder Bundesbürger, jedenfalls statistisch. (…)

Steigende Schuldenlast
TV Südbaden – ‎20.12.2010‎
Die Schuldenlast von Bund, Ländern und Kommunen ist innerhalb eines dreiviertel Jahres deutlich gestiegen. Ende September waren die öffentlichen Kassen mit (…)

Öffentliche Schulden bis September um fast 100 Milliarden Euro gestiegen
Nachrichten-Magazin | Internetzeitung | OPEN-REPORT.de – ‎20.12.2010‎
Wiesbaden (dapd). Die Schulden von Bund, Ländern und Gemeinden sind von Januar bis September um fast 100 Milliarden auf gut 1,79 Billionen Euro gestiegen. (…)

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