Leserbriefe zu „Bitte nicht die Krankheiten gegeneinander aufrechnen“
In diesem Beitrag macht Tobias Riegel auf den „Teufelskreis aus gegenseitigen Aufrechnungen von ´unberechtigten´ Intensivbehandlungen“ aufmerksam. Die „Idee eines halbwegs solidarischen Gesundheitssystems“ drohe „in seinen Fundamenten“ geschädigt zu werden, wenn einerseits Nichtgeimpfte zum Verzicht auf Intensivbehandlungen bzw. zur Kostenübernahme aufgefordert würden und andererseits darauf hingewiesen werde, dass dann z.B. Raucher und Raser „ebenfalls“ das Recht auf Behandlung „verwirkt“ hätten. Die „Sündenbock-Strategie“, dass Ungeimpfte für Klinikengpässe verantwortlich seien, sei erfolgreich, lenke aber vom politischen Versagen ab. Abschließend wird hinterfragt, ob die gesamte Impf-Debatte der Ablenkung diene. Verdeckt werde so u.a. die „Installierung von langfristigen Überwachungs-Praktiken“ und die geplante „unsoziale Steuerpolitik“. Danke für die interessanten Leserbriefe. Hier nun eine Auswahl. Zusammengestellt von Christian Reimann.
1. Leserbrief
Sehr geehrter Riegel,
das Tempo des Verfalls moralisch-ethischer Werte entsetzt. Es ist einfach unfaßbar, wie schnell in Anbetracht der wirklich bitteren Erfahrungen der deutschen Geschichte große Teile der Politik, aber auch des einfachen Volkes bereit sind, die Ursachen ihrer Probleme bestimmten Teilen dieses Volkes zuzuschieben. Es steht m.E. aktuell die Frage in Raum, wann der bisher noch fiktive Satz “Die Ungeimpften sind die Ursache unseres Unglücks” furchtbare Realität sein wird. Wenn die Entwicklung so weiter geht wahrscheinlich schon bald.
Mit freundlichen Grüßen
Jürgen Keller
2. Leserbrief
Sehr geehrter Herr Riegel,
vielen Dank für Ihren Artikel und vorweg, natürlich haben Sie Recht.
Allerdings fällt es beispielsweise mir (53 J. und freiwillig ungeimpft) mitterweile sehr schwer bei diesem einseitigen medialen Trommelfeuer ruhig und sachlich zu bleiben. Die Mainstream- und Konzernmedien bleiben ja schließlich auch nicht ruhig und sachlich; Sie haben es in Ihrem Artikel ausgeführt.
Volker Pispers hat es schon “vor Corona” sehr treffend auf den Punkt gebracht: Das Einzige, was an diesem Journalismus noch kritisch ist, ist der Geisteszustand. Dem ist, wie wir täglich erleben dürfen, nichts hinzuzufügen.
Die Damen und Herren der Politik erfinden täglich neue Schikanen für alle, die den desinfizierten und vorgegebenen Weg nicht beschreiten möchten. Dabei haben alle Damen und Herren in Regierungsverantwortung einen Eid abgelegt, unseren Nutzen zu mehren und Schaden von uns abzuwenden – oder galt das nur für Geimpfte? Sarkasmus aus.
Ab Montag haben sich Kino, Restaurant, Sport etc. für mich eh erledigt, dank 2G.
Ich bin mit solchen Vergleichen sehr vorsichtig, kann mich aber nicht gegen diesen Gedanken wehren, dass wir das in unserer Geschichte schon hatten: Die Ausgrenzung von Menschen, die als schädlich für die Gesellschaft dargestellt wurden. Sie haben es in Ihrem Artikel beschrieben, vereinzelt wird bereits die medizinische Versorgung Ungeimpfter in Frage gestellt. Was stimmt mit diesen Menschen nicht und was kommt als nächstes?
Ich habe kein Problem damit, täglich meine Gesundheit nachzuweisen. Zwischenzeitlich habe ich mich schon fast daran gewöhnt. Woran ich mich aber nicht gewöhnen werde, ist als Aussätziger behandelt zu werden, weil ich das “Impfangebot” dankend abgelehnt habe. Im Nachhinein betrachtet ist es ja nun auch kein Angebot sondern schlicht Erpressung.
Es grüßt Sie herzlich
Stefan Wolff
3. Leserbrief
Sehr geehrtes Nachdenkseiten-Team,
als Reaktion auf die Forderung, Ungeimpfte nicht (oder nur auf eigene Kosten) medizinisch zu behandeln, wurde verschiedentlich darauf hingewiesen, dass man gemäß dieser Logik gerade so gut auch andere “Risiko-Gruppen” (wie Raucher, Extremsportler etc.) von (kostenlosen) medizinischen Behandlungen ausschließen könne. Tobias Riegel kritisiert diese Art von Argumenten in seinem Artikel “Bitte nicht die Krankheiten gegeneinander aufrechnen.”
Ich möchte hierzu jedoch anmerken, dass ich die entsprechenden Überlegungen nicht als die ernsthafte Forderung verstanden habe, bestimmte Risiko-Gruppen zu benachteiligen, sondern im Sinne der “Reductio ad absurdum”: Man zeigt auf, dass dann, wenn die Prämissen (“Denkvoraussetzungen”) des anderen akzeptieren würden, sich daraus absurde Schlussfolgerungen ergeben müssten (welche vermutlich auch der andere selbst nicht akzeptieren möchte). Daraus wird dann klar, dass die entsprechenden Prämissen zurückzuweisen sind. Eine solche Argumentation ist durchaus legitim, sofern sie als solche erkennbar ist, und in der Tat verwendet Herr Riegel sie ja selbst in seinem Artikel.
Ich muss aber hinzufügen, dass ich auf derartige Gedankengänge bisher nur in Artikeln von doch eher seriösen Internet-Seiten gestoßen bin, und nicht in privaten Diskussionen. Jedoch würde ich vermuten, dass die meisten Leute hier im Sinne einer Reductio ad absurdum argumentieren.
Mit besten Grüßen
Justus R.
4. Leserbrief
Sehr geehrte Damen und Herren,
wen Impf-Befürworter und Impfeuphoriker einem Nichtgeimpften nahelegen, auf ein Behandlung im Krankenhaus zu verzichten oder gar durch die sogenannten „Qualitätsmedien“ Forderungen ausgesprochen werden, wie:
„Höhere Krankenkassenbeiträge, Beteiligung an den Behandlungskosten, Verzicht auf Behandlung, Impfpflicht.“
oder von einem Mitglied des Ethikrats (dessen Institution in ihrer Eigenschaft sich mir gegenüber nicht erschließt) der Bundesregierung Aussagen getätigt werden :
“Wer partout das Impfen verweigern will, der sollte, bitte schön, auch ständig ein Dokument bei sich tragen mit der Aufschrift: ‘Ich will nicht geimpft werden. Ich will den Schutz vor der Krankheit anderen überlassen. Ich will, wenn ich krank werde, mein Intensivbett und mein Beatmungsgerät anderen überlassen’“
dann ist meine Antwort darauf:
„Die Geimpften fordern von den Nichtgeimpften ständig Solidarität ein. Wer beweist denn von den Impfbefürwortern Solidarität mir gegenüber, wenn ich oder meine Kindern an den durch die gentechnische Impfbrühe entstehenden Spät- und Langzeitfolgen von jetzt auf gleich aus einem gesunden Leben (als gesunder Mensch) – durch eine neuartige, nicht genügend getestet – gentechnische Injektion eine Schwerstbehinderung erleide oder versterbe?
Für alle Impfeuphoriker, die sich („ wie die Schweine durch das Dorf“) durch die von der Pharmalobby gekauften Politiker in die Impfarena geschickt worden sind, sollten dann den Nichtgeimpften dankbar sein, da diese in der Solidargemeinschaft, Ihren Geldbeitrag genauso einbringen wie die Geimpften und damit ihre Solidarität gegenüber den Geimpften beweisen, wenn diese dann an den durch die gentechnische MRNA-Injektion entstandehen/entstehenden Spät- und Langzeitfolgen in jahrelanger Behandlung/Krankenhausbehandlung stehen oder Schwerstbehinderungen erleiden, die eine Vollzeitpflege in einem Pflegeheim nach sich zieht.“
Mit freundlichen Grüßen
Regina Peske
5. Leserbrief
Lieber Tobias Riegel,
ich halte Sie für einen scharfsinnig denkenden, intelligenten Menschen. Sie nehmen viele himmelschreiende und auch etwas weniger in der Diskussion stehende Widersprüche in der Argumentation aufs Korn, allerdings kann ich Ihnen bei Ihrer Tendenz in diesen Überlegungen nicht zustimmen. Zumindest was den im Betreff angesprochenen Beitrag betrifft. Hier, meine ich, kommt deutlich zum Vorschein, was Ihr Ausgangspunkt ist für den Versuch, Argumente zu bewerten. Im Folgenden versuche ich, das zu begründen:
Vorausschicken möchte ich, dass ich sehr wohl für eine solidarische Krankenversicherung bin und auch für eine Aufnahme in Krankenhäuser auch von Menschen, die mit ihrer Gesundheit nicht so pfleglich umgehen, wie es allgemein geboten scheint (und ich versuche, zu leben).
D.h., ich bin auch dafür, dass Nicht-Geimpfte im Krankenhaus behandelt werden. Allerdings hat das einige besondere Schwierigkeit: Die Nicht-Geimpften sind ansteckend und zwar so stark, dass die 4. Welle von Corona (Covid 19) sich hauptsächlich zumindest bisher auf sie konzentriert. Meiner Information nach zwischen 60 und 90 %. Auch die schweren Fälle sind im Wesentlichen aus dieser Gruppe resultierend. Nun liegen ja im Krankenhaus auch andere, noch nicht angesteckte Patienten mit anderen Beschwerden. Außerdem gibt es viel Personal, hoffentlich baldmöglichst alle geimpft, das Verbindungen zwischen Infizierten und Nicht-Infizierten herstellt, sodass die letztere Gruppe dadurch einem höheren Risiko der Ansteckung ausgesetzt ist. Deshalb erscheint mir auch das Verlangen von “einige(n) Stimmen von nicht geimpften Bürgern” doch nicht so unplausibel, dass sie, und ich füge das möglichst hinzu: möglichst “auf Behandlungen im Krankenhaus verzichten sollen”. Das wäre dann keine Frage des Rechts, sondern dem Versuch, unabhängig vom Recht Vernunft walten zu lassen und die Krankenhäuser von unnötigen Ansteckungsherden zu entlasten.
Dies kann man auch nicht kontern mit anderen Gruppen, die dann auch ihr Recht auf Krankenhaus verlieren sollten wie Raucher, Extremsportler, Alkoholiker, Raser, Übergewichtige usw. Sie sind alle nicht ansteckend und können im Krankenhaus ohne diese Gefahr für andere behandelt werden. Ich bin allerdings auch nicht der Ansicht, dass den Nichtgeimpften die Intensivbehandlung verweigert werden soll. Nur stellt das die Krankenhäuser im Moment von der Anzahl und auch von der Ansteckungsproblematik her vor große Probleme.
In dieser Hinsicht stimme ich mit Ihrer Kritik überein, dass diese Problematik unter anderem durch die schlechte Bezahlung und die immer schlechter werdenden stressigen Arbeitsbedingungen nicht nur für Pflege und Reinigung in den Krankenhäusern in den letzten Jahren und noch immer während der Krise verursacht wird. Nur hilft der Hinweis darauf in der jetzigen Situation wenig.
Meine Frage an Sie wäre, ob Sie sich schon vor der Coronakrise je dafür eingesetzt haben, journalistisch meine ich, dass Geringverdiener nicht nur im Pflegebereich besseren Lohn bekommen sollten. Üblicherweise ist man doch mit kleinen Abwandlungen eigentlich schon damit einverstanden, dass es Berufe gibt, in denen man einfach nicht so viel verdienen kann, warum auch immer. Man erklärt sich doch, vielleicht unbewusst und auch selbstbewusst, mit der bestehenden Lohnhierarchie einverstanden.
Noch zum Schluss möchte ich doch bemerken, dass zumindest einige dieser anderen angeführten Gruppen für das, was sie an krankmachendem Verhalten an den Tag legen, auch bisher schon bestraft werden, manchmal weniger, manchmal mehr. Ich denke da an Raucher (Extra-Steuern, Ausgrenzung aus Esslokalen), Alkoholiker (ebenfalls Steuern, bei Alkohol am Steuer harte Strafen), Raser (Führerscheinentzug und empfindliche Geldstrafen, auch für Bundestagsabgeordnete). Es ist also durchaus üblich,in unserer “freien” Gesellschaft, einige Freie zu bestrafen bzw. an den Geldbeutel zu gehen. Viele, nicht alle dieser Dinge, halte ich für durchaus vernünftig. Daraus alleine eine Spaltung der Gesellschaft zu zimmern, ist dann doch aber ein großer abstrakter Hammer, den Sie da auspacken.
Das Ganze lässt sich auch nicht retten dadurch, dass man diese Impfungen für unsicher erklärt, sowohl was die Wirksamkeit als auch die Dauer dieser betrifft sowie auch der Nebenwirkungen und der noch unbekannten Spätfolgen. Erwiesenermaßen schützen sie zumindest für ein halbes Jahr brauchbar vor schweren Verläufen und damit auch für die bessere Handhabbarkeit auch für ein verbessertes Gesundheitssystem.
Sollten Sie nun daraus schließen, dass ich keine Kritik am Gesundheitssystem habe bzw. auch am Umgang der Politik mit dieser Pandemie, so liegen Sie damit falsch. Ich denke, man kann es sich doch nicht so einfach machen und die “Spaltung” nur auf der Seite der “Vernünftigen” sehen. Toleranz gegenüber den um ihre Gesundheit Besorgten ist auch von denen, die sich nicht impfen lassen wollen, dringend gefordert. Und da sehe ich Sie eher auf dieser Seite.
Mit freundlichen Grüßen
H.-M. Of
6. Leserbrief
Lieber Tobias Riegel und lieber Jens Berger,
vielen Dank für den Artikel “Bitte nicht die Krankheiten gegeneinander aufrechnen” von gestern und “Intensivstationen – schon wieder eine Katastrophe mit Ansage” von heute!
Die Gefahr, die Sie, Tobias Riegel, in Ihrem Artikel beschreiben, sehe ich genau so und wir dürfen uns als Gesellschaft auf eine solche Diskussion nicht einlassen!
Mal wieder: wehret den Anfängen!
Ihr Artikel, Jens Berger, zu den Intensivbetten ist wieder sehr gut recherchiert und zeigt die – wahre – Katastrophe genau auf!
zum “P.S.”: Ich bin selbst Krankenschwester und Ihre Frau spricht mir aus der Seele! Grüßen Sie sie herzlich von mir!
Beste Grüße und macht weiter so!!
Susanne Heuser
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