Wenn man sich die Liste der diskutierten potentiellen CDU-Vorsitzenden anschaut, dann kann man sich nur die Augen reiben. Fast durchgehende Basiseigenschaft: die Kandidaten arbeiten im Auftrag anderer, so jedenfalls der gefestigte Eindruck bei Friedrich Merz, Norbert Röttgen, Jens Spahn, Ralph Brinkhaus und Carsten Linnemann. Albrecht Müller.
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Friedrich Merz war bis kurz vor seiner Kandidatur zum CDU-Vorsitzenden herausragender Repräsentant von BlackRock und hat schon viel im Interesse der internationalen Finanzkonzerne geleistet. Siehe dazu diesen Artikel von Jens Berger. Merz hat in seiner Karriere bisher oft große finanzielle Interessen oder seine eigenen Interessen bedient. Eines der ganz großen Probleme unseres Landes, nämlich die Kontrolle des Einflusses, den meist angelsächsische Finanzkonzerne schon auf der Basis geringer Aktienanteile auf die meisten deutschen Unternehmen ausüben, würde von der CDU unter Führung von Friedrich Merz nicht angepackt. Im Gegenteil.
Dass in der CDU überhaupt erwogen wird, ihn zum Vorsitzenden zu machen, und dass Merz angeblich eine große Unterstützung hat, zeigt noch einmal mehr, in welcher traurigen Verfassung diese Partei ist. Die gewonnenen 24,1 % bei der letzten Bundestagswahl sind noch viel zu viel.
Norbert Röttgen ist unentwegt als Atlantiker und Vertreter von US-Interessen unterwegs. Dieses Interview vom 3.6.2021 im Deutschlandfunk zeigt recht gut, wie Norbert Röttgen denkt:
Norbert Röttgen (CDU) zu Russland „Ich bin überhaupt nicht für eine Politik des Wartens“ Der CDU-Außenpolitiker Norbert Röttgen hat sich wegen der Politik von Präsident Putin für Sanktionen gegen Russland ausgesprochen. Im Dlf sagte er: „Wenn wir dem Kremlchef die Aggression und die Unterdrückung und die Ausweitung der Gewalt durchgehen ließen, dann würde das Schule machen.“
Mit einer von Röttgen geführten CDU wäre die notwendige Rückkehr zur Entspannungs- und Vertragspolitik mit Russland nur schwer möglich.
Jens Spahn hat sich als Vertreter der Interessen der Pharmaindustrie bewährt. Von 2006 bis 2010 war Spahn sogar selbst an der Lobbyagentur „Politas“ beteiligt, zu deren Kundenkreis hauptsächlich Unternehmen aus der Medizin- und Pharmaindustrie gehörten. Seine Geschäftspartner waren damals sein ehemaliger Büroleiter und der Pharmalobbyist Max Müller, der heute Cheflobbyist der Bayer AG ist. Seit 2015 ist Spahn Vorsitzender des „Beirats Gesundheit“ der Gesellschaft zum Studium strukturpolitischer Fragen, einer Lobbyorganisation, an der unter anderem der Verband der Privaten Krankenversicherung beteiligt ist. Es wird heute geschätzt, dass Jens Spahn mit seinen privaten Geschäften und Lobbytätigkeiten „Millionen machte“.
Ralph Brinkhaus kommt aus Gütersloh, dort sitzt auch Bertelsmann. Nähe wirkt.
(Brinkhaus r. mit Liz Mohn und Bertelsmann CEO Thomas Rabe, Mitte)
Und hier:
Mit Ralph Brinkhaus an der Spitze würde die CDU nichts in der Medienpolitik unternehmen, was dem Hause Bertelsmann irgendwo und irgendwie wehtun würde. Das wäre aber nötig, um in Deutschland wieder ein bisschen mehr Demokratie zu schaffen. Außerdem wäre von ihm kein Widerstand zu erwarten, wenn es, wie von Bertelsmann betrieben, mit der weiteren Privatisierung bisher öffentlicher Daseinsvorsorge weitergehen soll.
Wirtschaftspolitiker Carsten Linnemann (44) ist Chef der Mittelstandsvereinigung (MIT), eines einflussreichen Verbands in der CDU. Siehe hier.
Lohnabhängig arbeitende Menschen und sozial engagierte Menschen werden in einer CDU, die von einer der genannten Personen geführt wird, keine Unterstützung bekommen. Das gilt bei allen erwähnten Personen auch für das Thema Krieg und Frieden. Darunter ist keiner, dem die Verständigung mit unserem östlichen Nachbarn ein Anliegen wäre.
Titelbild: Brian Logan Photography / Shutterstock