Das Verrückte an der politischen Debatte vor der kommenden Bundestagswahl ist unter anderem, dass über zentrale Probleme nicht gesprochen wird. Das beste Beispiel dafür ist der Ausverkauf und die Plünderung deutscher Unternehmen. In der Schröder-Zeit ist unter der beschönigenden Überschrift „Auflösung der Deutschland AG“ der Verkauf deutscher Unternehmen an große angelsächsische und andere Finanzkonzerne mit Propaganda und Steuerbefreiung gefördert worden. 2006 waren schon 6000 Unternehmen, beispielsweise Hugo Boss und Märklin, verkauft und gefleddert. In Merkels Zeit ging das weiter und mit Laschet und dem Gehilfen der internationalen Finanzwirtschaft, Friedrich Merz, würde dieses Treiben forciert. Dass in den vielen Sendungen und Artikeln zur Bundestagswahl über dieses Thema nicht gesprochen wird, passt den dahintersteckenden großen Interessen. Albrecht Müller.
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Das Thema gehört genauso auf den Tisch wie die Beteiligung zum Beispiel des größten Finanzkonzerns BlackRock an jedem DAX-Unternehmen.
Das Thema ist nicht aus nationalistischen Gründen interessant. Hier geht es nicht um Deutsch oder Nicht-Deutsch. Es geht zum Beispiel darum, dass ein paar wenige internationale Finanzkonzerne die Unternehmenspolitik zahlreicher Unternehmen in Deutschland bestimmen können. Es geht zum Beispiel darum, dass der Eigentumswechsel häufig damit verbunden ist, dass die übernommenen Unternehmen zu Sonderdividenden und aktiver Verschuldung gezwungen und damit gefleddert werden. Es geht zum Beispiel darum, dass die neuen Eigentümer soziale Rechte und Leistungen für die dort Beschäftigten zusammenzustreichen versuchen.
Die internationalen Finanzkonzerne versuchen ihren Einfluss auf der Basis geringer Beteiligungen an deutschen Unternehmen übrigens auch dadurch zu verstärken, dass sie an für die Unternehmen strategischen Entscheidungen, die von Kommissionen vorbereitet werden, beteiligt werden wollen. Von einem solchen Fall haben die NachDenkSeiten vor längerem schon berichtet.
Um die Übernahme deutscher Unternehmen vorzubereiten und umzusetzen und um auf die Unternehmenspolitik hier tätiger Unternehmen Einfluss zu nehmen, haben Finanzkonzerne wie zum Beispiel BlackRock ihre Ableger hier bei uns installiert und mit einflussreichen Personen besetzt. In Wikipedia heißt es dazu über Friedrich Merz:
„Von 2016 bis 2020 war Merz Aufsichtsratsvorsitzender und Lobbyist für BlackRock in Deutschland (BlackRock ist der größte Vermögensverwalter der Welt).“
Diesen Posten, aber nicht die Einflussnahme, gab Merz mit der Kandidatur zum CDU-Vorsitz auf. Im Geiste dieses formal beendeten Jobs wird er aber mit großer Sicherheit seine Rolle als wirtschaftspolitischer und finanzpolitischer Teil einer potentiellen Regierung Laschet nutzen. Deshalb ist zu erwarten, dass der Ausverkauf deutscher Unternehmen mit einer Regierung Laschet noch forciert werden würde. Laschet selbst wird Friedrich Merz an diesem attraktiven Geschäft nicht hindern wollen und hindern können. Es gibt auch keinen Anhaltspunkt dafür, dass ihm das Problem bekannt ist und am Herzen liegt. Deshalb müssen wir erwarten, dass neben dem Einfluss der USA, der NATO und der Angelsachsen auf unsere Außen- und Sicherheitspolitik mit Laschet an der Spitze auch noch der Einfluss auf die deutsche Wirtschaft forciert wird. Das sind keine guten Aussichten. Deshalb informieren wir darüber und deshalb bitten wir um Beachtung dieser wirtschaftspolitischen und finanzpolitischen Probleme bei Ihrer Wahlentscheidung.
Die NachDenkSeiten und ihre Autoren machen nicht erst jetzt auf diese wirtschaftspolitisch entscheidende Problematik aufmerksam. Wir haben schon früh und immer wieder gewarnt. Zum Beispiel:
- Werner Rügemer hat als Autor der NachDenkSeiten schon des Öfteren auf die Rolle der internationalen Finanzkonzerne hingewiesen. Hier sein neuester Beitrag von vor 2 Tagen: 14. September 2021 um 11:58 Wenn Friedrich Merz mal dran wäre: Klartext aus früheren Jahren
- Jens Berger hat ein Buch zum Thema veröffentlicht. Ich habe dies Anfang des Jahres besprochen. Siehe hier am 14. Januar 2020 Frühstück mit BlackRock und Co. Im Anhang B finden Sie einen Erläuterungstext zum Buch.
- Ich selbst habe mich ausführlich und kritisch mit dem Thema schon in meinem 2009 erschienenen Buch „Meinungsmache“ beschäftigt. Das einschlägige Kapitel aus diesem Buch ist diesem Text als Anhang A angefügt. Ich empfehle die Lektüre, weil Sie damit schnell erfassen können, in wie vielfältiger Weise wir alle vom Ausverkauf betroffen sind: als Lohnabhängige, die in solchen Unternehmen arbeiten, als Fiskus und Steuerzahler, die im Falle der Übernahme eines Unternehmens durch einen internationalen Finanzkonzerne auf die übliche Besteuerung der realisierten Gewinne verzichten.
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Die deutschen Medien und die politisch Verantwortlichen, auch die jetzt um die Kanzlerschaft konkurrierenden Personen, nehmen die mit dem Ausverkauf verbundenen Probleme nicht wahr. Im Gegenteil. Sie beschwören und überhöhen die transatlantische Gemeinschaft und die Freundschaft mit den USA und übersehen beflissen, dass sich superreiche Personen und Gruppen in den USA freimütig an der Substanz deutscher Unternehmen bereichern. Sie, die vermittelnden Personen in der deutschen Finanzwelt und Politik, übersehen die Probleme auch deshalb gerne, weil sie an diesen Transaktionen unvorstellbar gut verdienen.
Anhang A:
Kapitel 18: Kapitalmarkt als Casinobetrieb und die Plünderung deutscher Unternehmen,
Auszug aus dem 2009 erschienenen Buch:
Anhang B:
Erläuterungstext zum Buch von Jens Berger: Wer schützt die Welt vor den Finanzkonzernen?
Gigantische Finanzkonzerne beherrschen die Welt
BlackRock, Vanguard und State Street – allein die drei größten Finanzkonzerne verwalten Vermögen im Wert von 15 Billionen US-Dollar. Mit Anteilen an fast allen großen Unternehmen und dem Kapital für politisches Lobbying über Partei- und Ländergrenzen hinweg haben sie eine bisher ungekannte Machtfülle. Ihre komplexen Finanz-Algorithmen sind darauf programmiert, ganze Wirtschaftszweige auszuleuchten und gewinnbringend anzuzapfen. Zugriff auf den nächsten Billionen-Euro-Markt sollen die Finanzgiganten mit der geplanten Deregulierung der privaten Altersvorsorge in der EU bekommen. Doch welche Folgen hat es, wenn ganze Industrien von wenigen Finanzinstituten dominiert werden? Bringt die Finanzlobby unser ohnehin schon kaputtgespartes Rentensystem zum Kollaps? Welche Rolle spielen BlackRock-Gründer Larry Fink und sein deutscher Chef-Lobbyist Friedrich Merz? Spiegel-Bestsellerautor Jens Berger wirft ein Schlaglicht auf die heimliche Herrschaft der Finanzeliten und ihre beflissenen Gehilfen in Wirtschaft und Politik – und er zeigt, was jetzt getan werden muss, um das Schlimmste vielleicht noch zu verhindern.
Titelbild: Michael Vi / Shutterstock